Der Blick nach draussen am frühen Morgen liess nichts Gutes verheissen. Black in Black und dazu noch Regen der wie aus Kübeln vom Himmel stürzte. Wie schon kürzlich bei einem anderen Open Air festgestellt, muss Petrus ein Metaller sein. Kurz vor Mittag riss der Himmel auf, die Sonne zeigte ihr Antlitz, die Luftfeuchtigkeit kletterte nach oben und der Boden trocknete rasch ab.
Gut ausgeschildert gings von Hüttikon Dorf auf den Hüttiker Berg wo ich als erstes von einer Herde schottischen Hochlandrindern bestaunt wurde und nach zwei passierten Misthaufen auf dem Parkplatzgelände des Festivals eintraf. Das wir uns hier auf dem Land befinden, war unschwer durch den Geruch des Bauern-Parfums und die noch frischen Kuhfladen auf der Parkwiese zu erkennen. Im Zickzack-Kurs, man will ja nicht in den ersten Minuten schon dreckbeladene Stiefel haben, ging’s auf direktem Weg zum Festivalgelände. Hätte man auf der kurzen Strecke nicht scharenweise mit Zelt, Schlafsack und was-weiss-ich-was bepackte Metalheads angetroffen, hätte man glatt auf einem Sonntagsspaziergang durch Wald und Wiese sein können.
Aber nix da! Wie aus dem Nichts gab der Wald eine grosse Lichtung preis und den Blick frei, auf das Festival Gelände des Meh Suffs. Umgeben von Wald, in Mitten von Feldern unter stahlblauem Himmel flatterten Fahnen in der Luft, Zelte in allen Farben setzten Farbakzente, die ersten Töne wurden über die Lichtung getragen und der Anblick der Bühnenkuppe liess Freude aufkommen. Jetzt war unmissverständlich klar: Meh Suff! here I am!!
Freitag, 5. September 2014
Final Cut
Kurzes Check In und schon stand ich vor der Bühne um die letzten Songs von Final Cut, dem Opener des Festivals aus dem Aargau zu geniessen. In einer ohrenbetäubenden Lautstärke tönte Thrash Metal der alten Schule mit modernem Einfluss aus den Speaker. Patrick (V) hatte aber anscheinend heute mit der Stimme zu kämpfen und sein Gesang tönte etwas zu gepresst. Aber sonst gibt es an dem Auftritt der Jungs nichts zu meckern. Unterhaltsam wie immer und das Bass-Solo von Raymond, der mich vom spielerischen her jedes Mal an Metallicas Cliff Burton erinnert, fehlte natürlich auch nicht.
Jungle Rot
Mit Jungle Rot aus Kenosha USA ging es nach der Umbaupause, die jedes Mal 30 Minuten betrug, weiter. Absolut geiler Death Metal, tight und präzise gespielt. Der Gesang wurde zwischen dem Bassisten und dem Sänger, der dazu noch die Axt bediente, geteilt. Die Band hatte eine gute Fan-Base und zog einiges Volk mehr vor die Bühne als die Band zuvor. Die ersten Circle Pits entstanden, der erste Festival Besucher verwirklichte was Meh Suff bedeutete und torkelte stockbetrunken Nachmittags um 16.00 Uhr durch die ersten Reihen vor der Bühne. Zudem bearbeitete er mit seiner Lederpeitsche jeden der nur etwas nackte Haut zeigte, was bei dieser Hitze keine Seltenheit war, aufs Feinste. Zum Glück setzt diesem Spinner ein mutiger Metalhead schnell ein Ende.
Crytopsy
Cryptopsy aus Montreal haute punkto Tight und Präzision, in die gleiche Kerbe. Zudem hatten sie ein brutales Tempo drauf, dass für offene Münder sorgte. Seit 1992 sind die Kanadier nun unterwegs und unterhalten mit Technical Death Metal der stark an Metalcore angelehnt ist. Der Gesang kam mehr als Geschrei herüber, verständlich war er schon gar nicht und setzte das gute Spiel der Musiker bei mir um zwei Stufen runter. Die Reaktion des Publikums fiel ebenfalls recht verhalten aus und der Applaus kann mit karg betitelt werden.
1349
Die generell gutklingenden 1349 aus Alveheim, Norwegen nehmen den Faden mit blankem Black Metal auf. Die Black Metal-Klischees setzten die Norweger in Tat um. Mit Corpsepaint bepinselt und dazu noch mit 150er Nails besetzten Armbändern versehen, motivierte der Sänger das nun zahlreich erschienene Publikum zum Mitmachen. Feuerspuckender Sänger, wie ein Herr am Saiteninstrument, der sich als Sensemann präsentierte, trugen zudem zu einem amüsanten Auftritt bei. Der Drummer beeindruckte mit Blastbeats, leider tönte seine Drum nicht selten etwas holzig. 1349 ziehen viel Publikum aber deren Reaktion hätte besser ausfallen dürfen. Nach 50 Minuten und verschmiertem Make up ziehen die Norweger von dannen.
Aborted
Och, Du meine Fresse was ist das?! Aborted aus Belgien warten mit Grindcore der angeblich auch noch Death Metal enthält auf. Nur von dem hab ich nix mitgekriegt. Auch wenn’s die Belgier spielerisch draufhaben, das Gegrunze von Bauer Sutters Schweine ist mir lieber als eine Zeile von Aborteds Shouters Pig Squeals. Also nix wie weg zum Bierstand!
Watain
Die nächste Band brachte mich in Verlegenheit. Soll ich nun eine Band deren Einstellung ich nicht im geringsten Teile und vertrete unterstützen und mich im übelsten Fall noch mit stinkendem Blut besudeln lassen oder soll ich die Flucht ergreifen. Der Wirbel der um Watain gemacht wird ist Pipifax! Ihre abartige Show durften die Schweden aus Uppsala wie an den meisten Orten schon gar nicht auffahren. Und von der „ach so bösen“-Energie war so viel zu spüren, wie vom Sonnenschein der um 21.00 Uhr in unseren Breitengraden nicht mehr vorhanden ist. Nicht mal ihr total abgefucktes Outfit oder der Altar im Hintergrund wirkte Evil. Nee, dies passte zu ihrer Show und wer hätte das gedacht, dass dies je aus meinem Mund kommt: Watain sind wirklich gut. Die Black Metal Fans kommen bei Watain voll auf ihre Kosten und das musikalische Niveau wird ein paar Prozentpunkte nach oben geschraubt. Es soll aber an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass die Norweger immer mehr massentauglich werden und „poppig“ rüberkommen und somit etwas vom bösen Black Metal abdriften. But who cares? Hut ab, ein geiler Auftritt allemal!
Vader
Vader aus Polen können das vorgegebene Niveau halten. Die Polen sind immer eine Macht und lassen auch heute nichts anbrennen. Die liveerfahrenen Profis legen einen absolut sauberen Auftritt auf die Bühne, überzeugen mit 1A Death Metal und wirken überaus spielfreudig. Die Gitarren kamen wuchtig und fett aus den Boxen und der Gesang kam kräftig rüber. Die Stimmung im Publikum war gut und lies die Hände der Metalheads nach jedem Song in die Höhe schnellen. Polens Exportschlager Nummer 1 kann man auch heute wieder einmal mehr gute Arbeit attestieren, was auch die Zugabe-Rufe untermauerten.
Kreator
Kurz bevor es Mitternacht wurde stürmten Mille und seinen Mannen von Kreator die Bühne. Die älteste und bekannteste Thrash Metal Band Deutschlands wurde schon sehnsüchtig erwartet und zog die Metaller aus allen Ecken des Geländes vor die Bühne. Kreator jagte Klassiker und auch neueres Material durch die die Boxen und bewegte mit einer unterhaltsamen und soliden Show. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Müdigkeit mich in der Mitte des Sets überwältigte. Da ich noch einen zweiten Tag vor mir hatte, machte ich mich nach einem tollen ersten Meh Suff! Tag auf den Rückweg.
Sorry Disgorge aus San Diego (USA)! Als letzte Band des ersten Tages setzten sie dem Spuk in den frühen Morgenstunden ein Ende.
Samstag, 6. September 2014
Nach einem deftigen Frühstück, dass bei schönstem Wetter auf der Terrasse …. ja Openair-Tussen tun dies, so die Betitelung eines gewissen Herrn, da ich mein eigenes Bett dem Zelt vorzog, ging es frisch gestärkt nach Hüttikon.
Shot Gun
Kurz vor zwei traf ich auf dem Gelände ein und Shot Gun aus Lichtenstein lag in den letzten Zügen. Die Jungs durften den heutigen Tag eröffnen. Thrash Metal ist bei ihnen angesagt und zieht doch den ein oder anderen Metalhead zu dieser frühen Mittagsstunde vor die Bühne.
Die meisten sitzen aber noch leicht verkatert rum, da man den Namen des Festivals in Tat umgesetzt hatte. Aber nach ein zwei leckeren Bierchen kommen die Hirnzellen langsam in Bewegung und man wird wieder ansprechbar und munter.
Dim Aura
Bei Dim Aura denkt man eher an Mike Shivas neuste Esoterik-Soap als an eine Black Metal Band aus Israel. Mit „we’re from fucking Israel“ legten die Jungs los und unmissverständlich war klar, dass Metal statt Esoterik am Werk ist. Die Saitenmeister im Einheitslook mit blutbesudelten weisen T-Shirts, Corpsepaint und Mähnen, die sogar in mir ein wenig Neid weckten, drückten vom ersten Moment an ab. Der Sänger passte sich dem Look an, zog aber den blutverschmierten nackte Oberkörper in schwarzer Lederjacke verpackt vor. Der Unterhaltungsfaktor war bei Dim Aura garantiert. Ihr Sound war prinzipiell gut abgemischt, tönte stellenweise doomig und schleppend und beinhaltete auch melodiöse Parts und geile Soli. Kurz zusammen gefasst: guter Black Metal. Sogar Motörheads „Orgasmatron“ wurde in einer eigenen thrashigen Version gezockt.
Expenzer
Expenzer (ehem. Pigskin) lassen sich danach feiern. Die Menge vor der Bühne hatte sich nun ein wenig gelichtet, doch die Fans gehen steil ab. Expenzer trumpften mit gutem Sound, coolen Posen, Spielfreude und einem ziemliche geilem Brett. Das Bassdrum setzte sich etwas zu penetrant durch, schien aber niemanden zu stören. Expenzers Schreihals hatte die Menge gut im Griff, kommunizierte mit den Fans und war ständig in Bewegung. Einziges Manko, sein Gesang ging ab und zu unter, da er zu leise abgemischt war.
Blutmond
Blutmond (CH) wartet danach mit Black Metal in eigener Interpretation auf. Melodisch mit gutem Drive und Passagen die partiell an Opeth erinnern. Der Bassist lebte seine Musik sichtlich und drehte voll ab und sorgte damit für Bewegung auf der Bühne, da der Rest eher statisch wirkte. Eine spezielle Note verpasste der Herr am Saxophon, der geile Linien beisteuerte und zum gewissen Etwas der Mucke beitrug. Pustete er nicht gerade in das Sax, griff er zur Klampfe. Der Gesang des Leadsängers und Gitarristen ging mir mit der Zeit auf die Nerven. Sein Blick könnte mit „ich befinde mich in einer anderen Dimension“ interpretiert werden und seine Ansagen waren ziemlich wirr. Das Publikum war nicht gerade euphorisch bei dem Dargebotenen aber der Applaus konnte sich hören lassen.
Oral Fistfuck
Oral Fistfuck aus Winterthur drehten danach das Aggressionspegel um einige Grade hoch. War mir am Tag zuvor bei Aborted der Gesang schon too much und ich zog Bauer Sutters Schweinegegrunze vor, war mir bei Oral Fistfuck der ganze Brutal Death Metal in dieser Extremform zu viel. Sorry Jungs aber das Bierzelt war mir angenehmer.
Asphyx
Bei Asphyx (NL) erreichten meine Ohren dann wieder angenehme Töne. Die Holländer konzentrieren sich auf neues und altes Material. In gut 50 Minuten schiessen Asphyx aus vollen Rohren, verkörpern dabei immer den liebenswerten Metal-Kumpel, der zwar deftige Musik zockt, aber ansonsten ein ganz lieber ist. Martins (V) Ansagen kommen in Deutsch gut an und der extrem laute und drückende Sound bläst die vorderen Reihen regelrecht um. Die Performance der Band ist hundert prozentig lebendig und strotzt nur so vor Spielfreude. Tosendender Applaus war ein Muss nach diesem guten Auftritt der Holländer.
Unleashed
Unleashed knöpfte danach an den Auftritt von Asphyx an. Klassischer Death Metal tönte in gewaltigem Druck aus den Boxen. Die Schweden legen eher Wert auf neueres Material, vergessen aber auch die alten Scheiben nicht. So kommen sowohl Oldschoolfans, wie Fans der neueren eingängigeren und thrashigeren Scheiben voll auf ihre Kosten. Dazu ist Jonny Hedlund einfach zum gerne haben und holt die Fans problemlos auf seine Seite. Der Platz vor der Bühne war wie schon zuvor, sehr gut gefüllt und die Fans zollten dem Treiben von Unleashed mit mächtig viel Applaus und Horns up.
Ensiferum
Die Exoten unter all den Death, Thrash und Black Metal Bands sind am Festival definitiv Ensiferum. Das Viking / Folk Metal oder auch Paganmetal genannt immer noch zuoberst auf der Beliebtheitsliste der Metaller steht, muss ja wohl nicht erwähnt werden. Nach einem bombastischen Intro legten die Landsmänner / -Frau aus dem Land der tausend Seen ohne lang zu fackeln los und hatten die Menge von ersten Augenblick an im Griff. Der optische Auftritt der Band war wie immer gelungen und die einheitlichen Outfits passten perfekt zur Musik. Es herrschte eine riesen Partystimmung auf dem Platz, die Menge sang begeistert mit und die Band hatte sichtlich Freude an ihrem Gig. Gespielt wurde quer durch die Discografie und Ensiferum überzeugte einmal mehr und lies die Pagan-Herzen höher schlagen. Alles in allem ein gelungener Auftritt der sympathischen Finnen.
Satyricon
Nach dieser Exoten-Einlagen ging’s wieder im alten Trott mit Black Metal weiter. Satyricon aus dem hohen Norden, genauer definiert aus Oslo, tauchten kurz vor Mitternacht auf der Bühne los.
So, jetzt wird es für mich etwas schwierig einen objektiven und fairen Bericht zu schreiben. Denn seit den frühen Nachmittagsstunde war meine Überlebenselexier der Marke Hürlimann entflossen, wenn ich mich recht entsinnen kann. Aus diesem Grund breche ich hier meine Konzertreview ab und entschuldige mich bei Satyricon, Amputate und allen die an dieser Stelle noch was erwartet haben. Aber auch Party muss mal sein. 😉
Ein kurzes Nachwort zum Festival gibt es aber noch. Wer auf der Suche nach einem gemütlichen, übersichtlichen Festival ist, dass vor allem den härteren Tönen huldigt, der sollte 2015 das nächste Meh Suff! nicht verpassen.
Das Festival ist in wunderschöner abgelegener Gegend vor oder nach den Toren Zürichs, je nach Anfahrtsweg, gelegen. Mit öffentlichen Verkehrsmittel wie mit dem eigenen Fuhrwerk gut zu erreichen und trumpft mit allem was es für ein gediegenes Festival braucht. Campground direkt am Gelände angeschlossen, Sanitäranlagen vor Ort, Bierzelt, Bar genügend Sitzplätze, Merch-Stand und natürlich mit Möglichkeiten sich den Bauch vollzuschlagen.
Absolut geile Bands aus aller Welt teilen sich die Bühne und sorgen für Unterhaltung und tragen zu einem unvergesslichen Event bei.
Dem Organisationsteam, den Helfern und allen involvierten sei an dieser Stelle ein fettes Dankeschön ausgesprochen.
Meh Suff! 2015 Hell yeah…wir freuen uns!