Am 19.10. hiess es für mich das erste Mal Schandmaul live sehen. Gemocht habe ich ihre Musik schon immer, aktiv hören tue ich sie aber selten. Irgendwo steht eine Best Of CD im Schrank, aber das war’s auch schon. Ich hab jedoch nur Gutes gehört über ihre Liveauftritte, und da ihre Musik erstens eine weit gefächertes Publikum bedient und zweitens sehr lüpfig ist, machte ich mich auf einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend mit Hüpfen und Tanzen in einem gut gefüllten Z7 gefasst. Dass ich mich zumindest was die Anzahl Gäste angeht nicht getäuscht habe, wurde mir sofort klar, als ich mich der Konzertfabrik näherte. So viele Leute habe ich da nach Türöffnung schon lange nicht mehr gesehen. Eigentlich habe ich da auch vor Türöffnung schon länger nicht mehr so viele Leute gesehen. Das Bild im Z7 drin war dasselbe, die Halle war bereits gut gefüllt, und das obwohl erst halb acht war. Nun, Feuerschwanz sind ja auch nicht gerade eine no-name Vorband, das trug sicher seinen Teil bei.
Feuerschwanz
Meines Wissens nach spielten nur Feuerschwanz und Schandmaul, mit einem Beginn um 8 Uhr habe ich also nicht gerechnet. Man kennt das ja, und bei nur zwei Bands… das wird sicher halb 9. Denkste. Pünktlich um 8 Uhr ging das Licht aus, und die Deutschen Met-Metaller enterten die Bühne. Feuerschwanz sind die einzige Band, die ich kenne, die tatsächlich Tänzerinnen mitbringen. Die Miezen, wie sie genannt werden – und entsprechend sind sie auch geschminkt – tun eigentlich nicht viel Anderes als das (männliche) Auge zu erfreuen. In diesem Fall haben sie in der Mitte des Auftritts noch eine kleine Pappburg auf die Bühne gezogen, aber damit hatte es sich dann. (Zumindest was den Teil ihrer Aufgaben angeht, den man als Fan mitkriegt.) Kann man finden, wie man will, mich stört es nicht, und irgendwie passt’s zu des Hauptmanns geilem Haufen (aka Feuerschwanz, für die Uneingeweihten).
Feuerschwanz machten Stimmung, mit erstaunlich vielen neuen Songs, aber natürlich durfte der Klassiker Hurra Hurra Die Pest ist da nicht fehlen. Persönlich hätte ich mir mehr alte Songs erhofft, aber auch die neuen zogen, und daneben unterhielt die Band auch hervorragend mit ihrer Bühnenshow. Die schon erwähnte Pappburg war nämlich die Kulisse vor welcher sich der Prinz abmühte, das Herz eines weiblichen Fans, die auf die Bühne geholt worden war, zu gewinnen. Natürlich ging das nur mit kräftiger (Sing-) Unterstützung des Publikums. Das 40-Minuten-Set der Band mit den dubiosen Texten war meines Erachtens viel zu schnell vorüber, die gebotene Unterhaltung war der Bezeichnung Special Guest durchaus angemessen und auch das restliche Publikum scheint meine Meinung diesbezüglich geteilt zu haben.
Schandmaul
Nach einer ca. halbstündigen Pause legten Schandmaul um zehn nach neun los und hatten das Publikum von Beginn weg fest im Griff. Es wurde tatsächlich getanzt und gehüpft, was das Zeug hielt, was zeigt, dass ich eventuell eine Karriere bei Astro TV anstreben sollte. Der Band war die Spielfreude deutlich anzusehen, und der gute Sound – sowohl bei Schandmaul als auch Feuerschwanz – tat seinen Teil, damit die Songs ihre volle Wirkung entfalten konnten.
Besonders toll fand ich Die Kiste; das war eine Kiste (wer hätt’s gedacht), in der Blätter mit verschiedenen alten Songs waren, und falls ich das richtig verstanden habe, konnte das Publikum dann wählen, resp. sagen, ob es den Song möchte, den Thomas Lindner sich rausgesucht hat. Fand ich eine ganze nette Idee, mal was Anderes. Beim Song Der Teufel Hat Den Schnaps Gemacht bekam die Band Unterstützung vom Hauptmann und dem Prinzen, die den russisch und englisch gesungenen Part übernommen haben, wobei vor allem der Prinz beim Publikum sehr gut ankam. Ich weiss ehrlich gesagt nicht so ganz wieso, vermute aber, dass es etwas mit der Optik zu tun haben muss… kann mir den Begeisterungssturm der Fans sonst weniger erklären. Nicht dass wir uns falsch verstehen, sein Auftritt war sehr gut, aber das war der vom Hauptmann auch… Vielleicht war’s aber auch lediglich eine dieser kleinen, unerklärlichen Sachen, die das Leben lustiger machen. Da alle guten Dinge mal ein Ende finden müssen, und man sich wohl bewusst war, dass alle am Montag wieder arbeiten müssen, beendeten Schandmaul ihr Set, das eine gute Mischung aus alt und neu war, relativ früh um 23:00 Uhr. Hätte gerne noch ein wenig so weitergehen können.
Fanzit
Man kann von Feuerschwanz und Schandmaul halten, was man will, doch die Deutschen lieferten am 19.10. solide Shows, und wissen genau, wie man ein Publikum zu animieren hat. Wem also die Musik gefällt, der dürfte nichts zum meckern gefunden haben, und bestimmt wieder einmal ein Konzert besuchen.
Setlist Feuerschwanz
- Auf‘s Leben
- Zuckerbrot und Peitsche
- Herz im Sturm
- Hurra Hurra Die Pest ist da
- Metnotstand im Märchenland
- Auf Wiederseh’n
- Das niemals endende Gelage
Setliste Schandmaul
- In Deinem Namen
- Teufelsweib
- Auf hoher See
- Mit der Flut
- Hofnarr
- Leb!
- Talisman
- Trafalgar
- Dunkle Stunde
- Mittsommer
- Pakt
- Bunt und nicht braun
- Krieger
- Vogelfrei
- Traumtänzer
- Lichtblick
- Kaspar
- Dein Anblick
- Der Teufel hat den Schnaps gemacht*
*=Zugabe