Fr–Sa, 29.–30. August 2014

Wolfzeit Festival

09.10.2014

Nach einer längeren aber staufreien Anfahrt kamen wir gegen 17:00 Uhr in freudiger Erwartung an die Zufahrtstrasse zum Wolfszeit Festival. Da fing der Stau an – und wie! Vor uns stand ein Auto vor dem anderen bis um die nächste Kurve, den Eingang sah man nicht.

Wir dachten uns: Gut, warten wir ein bisschen und imitieren die schon Wartendenden indem wir 1-2 Campingstühle und Bier auspacken.

Die Location war wunderschön. Wiese und Wald soweit man sehen konnte und die Sonne schien. Wir machten es uns also gemütlich und lernten unsere Mitwartenden kennen. Nach dem ersten Bier ging es gerade mal 10 Meter weiter. Also musste noch ein Bier her…

Als es langsam anfing zu dämmern war das Dach unseres Autos bedeckt mit leeren Bierdosen und wir waren endlich an der besagten nächsten Kurve angelangt. Die, denen das Herumsitzen zu langweilig war und die zu Fuss sich einen ersten Eindruck des Festivals gemacht hatten, berichteten, dass sich die Autoschlange vor dem Eingang nach der Kurve noch mehrere hundert Meter hinzog.

Entsprechend angeheitert kamen wir um ca. 22:00 Uhr endlich am Eingang an, konnten unsere Bändchen holen und zum Campingplatz fahren. Dort wurden wir gebeten möglichst nah am nächsten Auto zu parken und unsere Zelte nur direkt vor unserem Parkplatz aufzustellen. Gar nicht so einfach wenn man 3 Zelte dabei hat und diese auch noch im Dunkeln aufbauen muss – für den Pavillon, den wir natürlich auch dabei hatten, war kein Platz mehr. Wohl oder übel musste ich mein Zelt halb unter den Pavillon der Nachbarn stellen und wer gedacht hatte er könne noch die Zeltschnüre richtig spannen, der hatte sich getäuscht.

Zum Glück gab es schon/noch etwas zu essen! Die Helfer in der Küche waren schon fleissig am Kochen und wir waren sehr dankbar.

Nach noch ein paar Bierchen, ein bisschen Headbangen zu verschiedenen Metal Klassikern aus den Boxen und erstem Kennenlernen neuer Metalheads ging ich erschöpft schlafen.

Am nächsten Morgen kroch ich mit leicht flauem Magen und lichtempfindlichen Augen aus meinem Zelt.  Als ich keinen meiner Festivalgefährten auf unserem Camp fand – ich hatte wohl richtig lange geschlafen – machte ich mich allein auf die Suche nach einem Kaffee und etwas Essbarem. Der Frühstücksstand war leider schon geschlossen, so gab es eben Pommes Frites und einen Kaffee vom Cocktailstand.

Da das Festivalgelände noch zu war, beschloss ich, meine Leute zu suchen und den Campingplatz zu inspizieren. Es wurde deutlich, dass viele ihre Zelte im Dunkeln aufgebaut hatten. Die Camps standen, vor Allem im Bereich in dem wir waren, sehr nahe beieinander – aber die Zeltbewohner wirkten entspannt und freuten sich deutlich auf die ersten Konzerte.

Unterwegs traf ich einen Teil meiner Truppe auf der „Erlebnis-Eisenbahn“ die rund ums Gelände fuhr.

Auf dem Festivalgelände angelangt fiel mir als erstes die riesige Schlange vor dem Merchandise Stand auf; diesen würde ich erst später besuchen. In ein paar Minuten sollte der wichtigste Teil des Festivals schliesslich beginnen: die Musik!

Die Eröffnungsband Vermin legte mit lautem Death Metal los und lockte rasch eine ansehnliche Menge vor die Bühne. Vom Stil her wollte Death Metal nicht recht ins Programm passen, aber mit schnellen Gitarrenriffs und lauten Growls wussten Vermin die Stimmung aufzuheizen.

Gegen Ende des Konzerts meldete mein Magen wieder Hunger und ich testete den Grill-Stand auf Vegetarisches aus. Vom Grill gab es für nicht-Fleischesser vorzüglichen Grillkäse und auch sonst gab es eine grosse Auswahl an Gerichten für jeden Geschmack.

Mit meinem Grillkäse und einem Bier machte ich es mir im Gras vor der Bühne bequem und freute mich aufs nächste Konzert.

Vargsheim eröffnete mit ihrem technisch hervorragenden, klassischen Black Metal den Musikstil, der zusammen mit Pagan und Folk das ganze Wochenende durch tragend sein sollte. Doch für die Tageszeit, Nachmittag, war mir Black Metal zu langsam. Ich genoss in der Wiese liegend die Sonne, die immer wieder zwischen den Wolken hervorkam und war gespannt was als nächstes kommen sollte.

Fimbulvet zeigte genau was dieses Festival versprach: Folk/Pagan Metal mit zum Teil etwas dunkleren Elementen. Die deutschen Texte sowie die sympathischen Ansagen des Frontmannes Stephan Gauger kamen beim Publikum gut an. Viele genossen das Konzert gemütlich auf der Wiese sitzend oder liegend – schliesslich war gerade „Festival-Mittagszeit“, ca. 16:30 Uhr.

Bei Nachtblut ging es dann wieder etwas mehr ab. Die Menge vor der Bühne wurde grösser und es wurden Haare geschüttelt. Trotz den ernsten und oft gesellschaftskritischen Texten kamen die Niedersachsen sehr lustig rüber. Mit seinen unterhaltsamen Sprüchen hatte Sänger Askeroth das Publikum vom ersten Moment an auf seiner Seite. Bei der Zugabe konnten sich auch die faulsten Metalheads, die noch im Hintergrund in der Wiese lagen, ein Grinsen nicht verkneifen: „Zum Abschluss spielen wir ausnahmsweise ein Cover einer Band, die ihr bestimmt alle kennt“. Und los ging’s mit einer halb gegrowlten Version von „Alles nur geklaut“ von den Prinzen.

Wolfchant ging wieder in eine ganz andere Richtung. Nach einigen tontechnischen Schwierigkeiten am Anfang legten sie mit voller Power los. Vor der Bühne bildete sich ein Moshpit nach dem anderen und die Haare flogen. Auf dieses Konzert hatte ich mich sehr gefreut und ich stand natürlich mitten in der Menge. Ich hatte die Pagan/Viking Band zuvor nie live gesehen, kannte aber ihre Songs relativ gut und hatte hohe Erwartungen. Technisch fast makellos und stimmlich sehr stark, haben mich die Jungs keine Sekunde enttäuscht. Die sehr melodischen Songs und zum Teil fast sehnsüchtigen Texte wirkten in der Abenddämmerung besonders gut.

Als es richtig dunkel wurde musste ich kurz zum Zelt zurück um einen Pulli zu holen – der Abend war doch empfindlich kühl geworden.

Schon bei der Rückkehr zum Festivalgelände wurde klar, dass Finntroll sehnlichst erwartet wurde. Ich musste Schlange stehen. Vor der Bühne wurde es noch deutlicher, dass die Finnen der Headliner des Abends waren. Die Menge war um ein Vielfaches gewachsen und die Stimmung war erwartungsvoll. Während dem langen Soundcheck kamen immer mehr Rufe wie „noch ein Bier!“ und „noch ein Check!“ aus dem Publikum. Zu zweit hatten wir uns nach vorne gekämpft – erst beim ersten Song fiel uns auf, dass wir mitten im Moshpit standen. Als beim zweiten Song die erste Wall of Death entstand, verzogen wir Ladies uns dann doch etwas nach hinten um ungestört zu headbangen. Die Stimmung hätte nicht besser sein können! Im Moshpit gab es keine einzige Pause und alle paar Songs gab es wieder eine Wall of Death. Die Finnen wissen jedes Mal ein Publikum zu begeistern!

Vom Moshen und Headbangen aufgewärmt fand ich meine ganze Truppe wieder, von denen die ersten schon etwas müder waren und sich langsam in Richtung Campingplatz verzogen – nur um für den Grossteil der Nacht mit den Nachbaren am Camp zu feiern, wie ich am nächsten Morgen erfuhr.

Für Shining stand ich eher am Rande und merkte schnell, dass ich langsam müde war und mir immer kälter wurde. Nach ein paar Songs stellte ich zudem fest, dass der typische Black Metal der Schweden nicht so ganz meinem Musikgeschmack entsprach und ich legte mich ins Zelt wo ich trotz der Kälte sehr schnell und tief einschlief.

Der Samstag begann dann sehr gemütlich. Ausgeschlafen und aufgewärmt – die Sonne hatte irgendwann angefangen mich im Zelt zu kochen – holte ich mir einen Kaffee und gesellte mich zu den Frühstückenden unterm Pavillon der Nachbarn.

Schon bald stand Met und Bier auf dem Tisch – so wie es sich bei einem guten Festival gehört – und wir genossen einen sehr gemütlichen Vormittag/Mittag an der Sonne.

Pünktlich zu Harakiri to the Sky begaben wir uns dann wieder aufs Festivalgelände, um dort den Rest des Tages zu verbringen. Harakiri to the Sky spielten auffallend lange und langsam kamen die Besucher eingetrudelt.

Richtig Stimmung kam aber erst bei Bifröst auf. Mit ihren guten Sprüchen brachten sie sich einige Lacher ein, musikalisch konnten sie mich jedoch nicht überzeugen.

Black Messiah war eine der Bands, die ich zwar vorher nicht kannte, ich hatte aber mal reingehört, weil ich den Bandnamen cool fand. Was ich auf Youtube fand, hatte mich eher enttäuscht: wieder eine Band, die einfach dem Folk-Trend folgt, dachte ich. Heute wurde ich aber eines besseren belehrt! Mit präzisen Instrumentalteilen, schönen Gitarrensoli, überzeugendem Gesang und hervorragendem Geigenspiel von Sänger Zagan, sowie eingängigen Melodien haben mich die Jungs überzeugt!

Glücklich und hungrig begab ich mich in die Schlange zum Essensstand. Bewaffnet mit einem feinen Kartoffelsalat und einem Bier setzte ich mich in die Wiese um das nächste Konzert zu geniessen.

Leider traf Obscurity nicht ganz meinen Geschmack, obwohl instrumententechnisch nichts gegen sie einzuwenden war.  Mit dem Gesang, der sich für mich eher nach Geschrei als nach Growls anhörte, und der sehr lauten Gitarren/Bass/Drums-Wand konnte ich nicht viel anfangen. Anderen hat das Konzert offensichtlich sehr gefallen und es kam sogar zum Drachenboating mitten in der Menge.

In der Abenddämmerung übernahm Equilibrium die Bühne. Da flogen auch meine Haare wieder mit den vielen anderen durch die Luft. Die Bayern überzeugten mit grosser Bühnenpräsenz, riesiger Spielfreude und natürlich ihren typischen Pagan/Power Metal Songs. Der Abschluss des Konzerts mit Feuer und stimmungsvoller Bühnenbeleuchtung gab einen passenden Übergang zum grossen Headliner des Abends: Ensiferum.

Die Umbau- und Soundcheck-Pause reichte gerade um ein neues Bier zu holen und sich mit der ganzen Truppe einen Platz in der zweiten Reihe zu ergattern.

Ensiferum war für mich das Highlight des Festivals. Die Stimmung kochte, die Haare flogen, es wurde gepogt und getanzt und auf wie vor der Bühne wurde gefeiert was das Zeug hielt! Als eine der wichtigsten Bands des Genres passten die Finnen perfekt ans Wolfszeit Festival. Mit sowohl alten als auch neueren Songs legten sie eine schöne Mischung ihrer Musik auf die Bühne und es war für jeden Folk, Pagan, Viking, Hoompa und Black Metal Fan etwas Passendes dabei.

Für Taake hatte sich die Menge vor der Bühne um mehr als die Hälfte verringert. Musikalisch wie auch technisch sehr geschickt konnten sie sogar mich als nicht sehr grossen Black Metal Fan davon überzeugen, dass Black Metal nicht nur langsame Riffs und schnelle Drums sein muss. Trotzdem konnte ich mich nicht richtig dafür begeistern, wahrscheinlich auch weil ich immer noch im Ensiferum-High war.

Langsam wurde mir wieder ziemlich kalt und ich ging zurück zum Zelt. Es hatte angefangen leicht zu regnen, so zog ich es vor, unterm Pavillon zu sitzen, einen Met zu trinken und mich mit meinen Leuten und Camp Nachbaren zu unterhalten. Leider hörte der Regen die ganze Nacht nicht auf und obwohl ich das Glück hatte, in einem trockenen Zelt aufzuwachen – andere, deren Zelt nicht so wasserfest wie meins war, sind in einer relativ tiefen Pfütze aufgewacht – war es nicht sehr angenehm am Morgen ein triefendes Zelt einzupacken.

Trotzdem: wieder einmal ein gelungenes Festival! Zum ersten Mal habe ich an einem Festival, bis auf die letzte Band der beiden Abende, alle Bands gesehen. Petrus konnte sich zum Glück bis zur letzten Nacht zurückhalten, er hätte aber ruhig die Temperaturen noch ein bisschen hochdrehen können.

An der Organisation des Festivals gibt es nur eines zu kritisieren: den Einlass der Besucher! Ich hoffe für nächstes Jahr wird die Fahrzeugkontrolle etwas besser organisiert, sodass nicht die Hälfte der Besucher ihre Zelte im Dunkeln und mit viel zu wenig Platz aufstellen muss.

Sehr angenehm war natürlich, dass in diesem „Feriendorf“ kaum ToiTois nötig waren. In den Gebäuden gab es genügend Toiletten. Die Duschen waren allerdings etwas überfordert und einer der WC-Bereiche war den ganzen Samstag durch überschwemmt.

Besonders positiv ist mir das Line Up aufgefallen. Jede Band hat meiner Meinung nach zur passenden Tageszeit gespielt, so konnte man die Konzerte richtig gut geniessen und, wie schon gesagt, ist es bei einem Festival dieser Grösse tatsächlich möglich jedes einzelne Konzert zu sehen  – Kompliment!


Wie fandet ihr das Festival?

09.10.2014
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