Wolfen
Schon bei der Ankunft am Z7 Pratteln fällt auf: Es sind sehr wenig Leute da. Da man aber schon von aussen hören konnte, dass das Konzert mit Wolfen angefangen hatte, machte ich mir nicht viel Gedanken darüber. Doch auch als ich zum 2. Song reinkam, war das Z7, das ja doch gut 1’500 Leute fasst, praktisch leer.
Die Sprüche im typischen Kölschen Dialekt von Frontmann Andreas v. Lipinskirüber waren lustig und unterhaltsam. Die fünf Jungs hatten sichtlich grossen Spass auf der Bühne, doch musikalisch konnten sie mich nicht richtig überzeugen. Ich hatte das Gefühl, dass sich trotz 15-jähriger Bandgeschichte, die Köllner noch nicht für einen Musikstil entschieden hat. Ich erkannte Elemente aus dem Rock, die mich an Nickelback erinnerten, Passagen aus der Country Musik, harte und sehr präzise gespielte Gitarrenriffs sowie sehr schöne Growl-Passagen und weniger präzise gesungene Teile. Ich schätze generell Verschmelzungen verschiedener Musikstilen sehr, doch scheint mir, Wolfen hat die richtige Mischung nicht gefunden.
Nitrogods
Nitrogods kam von der ersten Sekunde sehr sympathisch rüber. Frontsänger/Bassist Claus „Oimel“ Larcher, der mich ein bisschen an einen grauhaarigen Samichlaus erinnerte, bewies mit seiner rauen Stimme, dass Rock n’ Roll immer überzeugen kann. Mit einem Drum-Solo auf einer Bierflasche bewiesen die Rocker, dass sie kein Playback spielen.
Mit schönen langen Gitarrensoli von Gitarrist Henny Wolter (ex-Primal Fear) und melodischen Bass-Teilen erinnerten sie immer wieder sehr an Motörhead. Trotz den geschätzten knapp 100 Leuten vor der Bühne machte dieses Konzert grossen Spass.
Heavatar
Als passende Vorbereitung für Grave Digger wurde es mit Heavatar wieder thrashiger auf der Bühne. Die 2012 als neues Projekt des Van-Canto-Gründers, Frontmann Stefan Schmidt gegründete Band brachte viel Melodie und Elemente von klassischer Musik in ihr Spielen. Doch trotz schnellen und präzisen Beats und makellos gespielten Gitarrenriffs, kam der Schwung im immer noch sehr spärlich besuchten Saal nicht richtig an.
Grave Digger
Das Z7 wollte sich auch während dem Bühnenaufbau für Grave Digger nicht füllen. Nichtsdestotrotz stieg meine Vorfreude beim Anblick des Banners und der fünf aufgestellten Särge. Beim Intro Return of the Reaper freute ich mich einfach die legendären Power/Thrash-Metaller in kleiner Runde und von ganz nah auf der Bühne zu sehen. Meine Freude hielt leider nicht lange.
Der Auftritt in eng anliegendem Jeans und Leder mit wehenden Haaren im 80s Style, kam mir schon fast ein bisschen komisch vor und das, obwohl man sich Grave Digger nicht anders vorstellen könnte. Das ganze Konzert durch schien Frontmann Chris Boltendahl vor einer über 1000-köpfigen Menge zu stehen, obwohl geschätzt immer noch keine 200 Fans vor der Bühne standen.
Er beschwerte sich regelmässig, dass wir doch laut mitsingen und nicht flüstern sollten! Wir sangen ohne Ausnahme aus voller Kehle mit – es tat mir fast leid, dass knapp 200 Stimmen nicht so laut waren wie über 1000, und hatte grösste Lust auf die Bühne zu gehen und Chris dies mitzuteilen.
Die Setlist fand ich zwar gut gewählt, es wurde aus der ganzen über 30-Jährigen Bandgeschichte etwas gespielt, doch kam es mir vor als hätten die Songs keinen Zusammenhang. Aufgrund der von mir heiss geliebten Konzeptalben wie Tunes of War oder Excalibur hatte ich eine mehr überlegte Setlist erwartet.
Instrumental waren die Songs makellos gespielt. Mit geschlossenen Augen, den Gesang im Kopf ein bisschen leiser vorstellen, dann konnte man vor dem inneren Auge wie ein Auftritt von Grave Digger sein sollte. Ich hatte bis jetzt nie die Gelegenheit gehabt, die Jungs live zu sehen und hatte aber schon viel Gutes von ihren Auftritten gehört. Ich war enttäuscht! Die ganze Band wirkte müde und so, als wolle sie verzweifelt den grossen Erfolg, den sie bis vor kurzem noch hatten, aufrechterhalten.
Auch die typisch kratzige Stimme von Chris hatte keine fesselnde Wirkung. Er traf nicht immer jeden Ton und war schnell ausser Atem. Das einzig Gute daran: genau dies bewies, dass er offensichtlich live sang.
Das Publikum, das wohl zu 80% aus jahrzehntealten Fans bestand, war wohl im grossen und ganzen zufrieden aber dem Schlussbeifall nach herrschte nicht die grösste Begeisterung und ich sah einige erstaunte Blicke als dann ungefragt drei Zugaben gespielt wurden. Anfangs war ich erstaunt, dass Grave Digger so wenig Leute anziehen konnte – zugegeben, es war Donnerstag, aber GRAVE DIGGER spielte – doch hinterher frage ich mich: Habe ich verpasst, dass die Jungs live nicht mehr so frisch und überzeugend sind wie auch schon? – Schade!
Setliste Grave Digger
- Return of the Reaper (Intro)
- Hell Funeral
- The Round Table (Forever)
- Witch Hunter
- The Dark of the Sun
- Ballad of a Hangman
- Seasons of the Witch
- Lionheart
- Wedding Day
- War God
- Hammer of the Scots
- Tattooed Rider
- Excalibur
- Knights of the Cross
- Rebellion (The Clans Are Marching)
- Highland Farewell *
- Grave Desecrator *
- Heavy Metal Breakdown*
*=Zugaben