Auf Tuchfühlung mit Seether
Am Sonntag, 7. Dezember beehrte Seether auf ihrer Tour durch Europa und Russland, die kleine Schüür in Luzern. Die Vorfreude war riesig. Seether brachte ihr geniales sechstes Album Isolate and Medicate im Sommer heraus und manche Songs versprachen, live ein Knaller zu werden. Zudem ist die Mannschaft um ein weiteres Mitglied, Gitarrist Bryan Wickmann wieder mal gewachsen. Die Erwartungen waren also entsprechend hoch.
Prana
Aber vorerst standen noch PRANA auf der Bühne. Wenn die Veranstalter die Zeiten etwas genauer angeschrieben hätten, dann hätten bestimmt auch mehr Konzertbesucher ihren Weg früher in die Schüür gefunden. Wenn auf der Webseite steht 19:00 Uhr Türöffnung und 20:00 Uhr Beginn, dann nehmen wohl die meisten Konzertgänger an, dass man in dieser Zeitspanne eintrudeln soll, um dann um 20:00 Uhr für den Support Act parat zu sein. Doch schon nach wenigen Minuten ging es los. So stand die Grunge Band aus Russland zuerst mal ziemlich verlassen auf der Bühne. Schade!
Die energiegeladene Show von PRANA war nämlich sehenswert. Die Frontsängerin wirbelte auf der Bühne umher, als gäb’s kein Morgen mehr. Ziemlich cool die hübsche Frau, wie sie sich locker lässig auf den Boden legte, in eine perfekte Kerze ging (für alle die Kerzen nur vom Tannenbaum her kennen: Das ist eine Position, bei welcher die Beine gegen die Decke gestreckt werden und man vorzugsweise noch den Allerwertesten vom Boden hebt) und eben in dieser Kerze gekonnt ihre Gitarre weiterspielte. Ziemlich cool auch, dass sie Metalinside Fan zu sein scheint, denn auf ihrem Gitarrengurt war das Logo aufgedruckt. An ihrem Mix aus Grunge und Alternativ Rock konnte man soweit nichts aussetzen, ausser dass gewisse Passagen sich in die Länge zogen. Aber wenn PRANA noch etwas am Gesang und Instrumental feilen und vor allem mehr Abwechslung bringen, dann werden sie bald alles von der Bühne fegen und das mit dem blonden Wirbelwind wohl wortwörtlich.
Seether
Nach einer sehr kurzen Umbaupause war es dann soweit: Seether kamen auf die Bühne und legten entgegen der Erwartung etwas vom neuen Album hören zu können, mit Gasoline und Needles los; zwei Song von ihrem ersten Studioalbum. Das Publikum sang kräftig mit, was auch bitter nötig war, denn der Sound war vorerst noch nicht optimal abgemixt. Die wunderbare Stimme von Shaun Morgan ging leider etwas unter.
Nachdem die Regler ihre richtige Position gefunden hatten, konnte man das Konzert geniessen. Die zweite Gitarre machte im Vergleich zu früheren Konzerten eine Menge aus und Seether zeigten ihre komplette Genialität und Vielfalt als Live Band. Seether rissen das Publikum mit dröhnenden Bässen aus verträumten Melodien und brachten sie wieder zurück zu sanften aber bestimmten Klängen. Das schöne bei Seether ist, dass sie an ihren Konzerten nicht wie ab Platte klingen, sondern ihrer Musik noch viel mehr Charakter schenken. Auch die Songauswahl war eine ausgewogene Mischung an Balladen und schnellen Stücken. Sehr harmonisch; nur insgesamt zeitlich eher zu kurz und ein, zwei Songs mehr vom neuen Album hätten auch nicht geschadet.
Showtechnisch zeigten sich die ganze Band locker und publikumsnah, wie schon lange nicht mehr. Dale Stewart war schon immer derjenige, welcher den Kontakt mit den Fans suchte und verteilte auch an diesem Abend wieder etliche Plektra und Highfives. Aber auch die anderen Bandmitglieder kamen nach vorne, witzelten herum, verteilten grosszügig ihr Equipment an Schlagzeugstöcken und Plektra und sogar Morgan zeigte sich erfreut über ein paar Seifenblasen, welche ihm ins Gesicht gepustet wurden. Ihm schien der Auftritt so zu gefallen, dass er ausgelassen beim Drumsolo hinter den Boxen halbversteckt, aber doch von einigen Zuschauern entdeckt, tanzte. Und am Schluss griff Wickmann sogar noch in die Coverkiste spielte und sang Walk von Pantera ein, was beim Publikum gut ankam.
Ein geniales Konzert, welches es verdient hätte, länger zu sein.