Ich hätte nicht gedacht, dass Prong es schaffen an ihre alten Erfolge anzuknüpfen. Umso entzückter lasse ich mich von der neuen Scheibe motivieren und stelle fest, dass Prong endlich wieder da sind wo sie hingehören.
Ende der 90er Jahre lösten sich Prong nach ausbleibendem kommerziellem Erfolg auf. Niemand hätte gedacht, dass die Jungs aus New York es nochmals schaffen sich aufzurappeln. Das Ende schien besiegelt zu sein. Tommy Victor, das musikalische Gesicht der Band seit eh und je (und übrigens auch der einzige Musiker, welcher noch von der Originalformation stammt) schaffte es jedoch in den frühen 2000er, ein paar Jungs zusammenzutrommeln und ging wieder auf Tour. Trotz vielen Konzerten und der Veröffentlichung eines neuen Albums 2003 (Scorpio Rising), schafften es Prong jedoch bei Weitem nicht die Szene zu beeindrucken und die Band dümpelte mehr oder weniger vor sich hin. Tommy Victor hielt sich dann auch mit diversen anderen Engagements über Wasser, gab jedoch die Vision nie auf. 2012 wurde das letzte Album (Carved in Stone) veröffentlicht, welches aufhorchen liess, aber auch hinter den Erwartungen der Fans zurücklieb.
Nun befinden wir uns im Jahr 2014 und Prong versuchen es nochmals mit „Ruining Lives“. Waren die Alben (und Remix-Alben) aus der Ära 2000-2010 desillusionierend, ist es Prong jetzt jedoch endlich geglückt einen Schritt zurück zu den Wurzeln zu machen und somit auch wieder zur nötigen Power, welche ich so vermisst habe.
„Turnover“ der erste Track der Scheibe knallt ganz gewaltig aus den Boxen. Vollgas bolzen die drei Herren (Tommy Victor: Gesang/Gitarre, Tony Campos: Bass, Alexei Rodriguez: Drums) los. Geniales Riffing und die unverkennbare Stimme von Tommy in seiner gewohnten Manier zeichnen den Track aus. Gesungene Refrains welche an alte Zeiten erinnern, obwohl die Scheibe im Gesamtbild eher Richtung Thrash tendiert und völlig anders produziert und abgemischt wurde als die früheren Alben.
„The Barriers“ lässt die Geschwindigkeitsanzeige nochmals gen oben schnellen. Hier wird es schwierig sich auszuruhen, der Track schreitet mit unvermindertem Tempo vom Anfang bis zum Schluss durch. „Windows Shut“ überzeugt mich vor allem durch die vielen verschiedenen Aspekte welche in diesem Song zu finden sind, mal sphärisch und ruhig dann wieder mit räudigem Gitarrenstakkato und Shouts von Victor. Passt wie die Faust aufs Auge. Der Refrain setzt dem Übersong des Albums die Krone auf.
Die weiteren Songs wie „Remove, Separate Self“ oder „Self Will run Riot“ sind guter Durchschnitt und halten die Qualität. Es gibt ausser „Runining Lives“ keine Überraschungen mehr. Den Titeltrack finde ich persönlich äusserst gefällig, erinnert mich irgendwie an alte Zeiten. Also Augen zu und in Erinnerungen schwelgen. Die weiteren Songs sind nicht gross erwähnenswert, es fällt jedoch auch kein Song völlig zwischen Stühle und Bänke.
Erst kürzlich waren die Herren auch wieder bei uns im Z7 zu Gast. Leider passte aus meiner Sicht die Bandzusammensetzung an diesem Abend nicht unbedingt und der Eindruck von Prong war auch unter diesem Umstand für mich ein wenig zwiegespalten.
Es bleibt also zu hoffen, dass Prong nun an diesen Longplayer anknüpfen können. Die Band existiert immerhin schon seit knapp 30 Jahren und hätte es verdient. Hut ab: Tommy Victor scheint ein Mann zu sein, welcher trotz vielen Höhen und Tiefen kämpft um seinem Ideal von Musik weiterhin Ausdruck zu verleihen. Kämpf also noch ein wenig weiter Tommy!
Fanzit: Nach mehreren erfolglosen Alben endlich wieder ein qualitativ und quantitativ ansprechendes Album der Herren aus New York. Die Zusammenstellung der Songs lässt das alte Gefühl definitiv wieder aufleben und gibt vielen Kritikern eine mächtige Antwort. Solide Songs gepaart mit munterem Riffing und dem unverkennbaren Gesang von Tommy Victor. Aus meiner Sicht ganz klar: Prädikat Empfehlenswert!
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Trackliste
- Turnover
- The Barriers
- Windows Shut
- Remove, Separate Self
- Ruining Lives
- Absence of Light
- The Book of Change
- Self Will run Riot
- Come to Realize
- Chamber of Thought
- Limitations and Validations