Helden auf Tour – der Triumphzug der Swedish War Machine geht unaufhaltsam weiter!
Sabaton polarisieren, das ist längstens keine neue Tatsache mehr. Aber irgendwas machen sie dennoch richtig – denn die Schweden eilen immer noch von Erfolg zu Erfolg, ein Ende ist nicht absehbar. Auf ihrer aktuellen Tour durch Europa sind diverse Konzerte lange im Voraus bereits ausverkauft. Dies ist im Z7 nicht anders, so schnell hat selten eine Band den Konzerttempel gefüllt. Sänger Joakim Brodén hat mir zwar versprochen, dass sie auf dieser Tour eine Doppelshow hier machen, dies hat leider nicht geklappt. Aber immerhin kündigt er das später auf der Bühne für’s nächste Mal an – mal sehen, ob es dann funktioniert…
Sabaton haben das Talent, dass sie zwischendurch Vorbands mit auf Tour nehmen, die – nun ja: nicht so ganz dazu passen. In diesem Fall jedoch gibt’s für mich nichts zu meckern: die Finnen „Battle Beast“ und die Holländer „Delain“ sind in meinen Augen und Ohren so richtig nach meinem Geschmack!
Bereits vor Türöffnung ist die Schlange vor dem Z7 unheimlich lang! Da sind mehrere hundert Fans, die schon früh vor der Halle anstehen, um sich für den Abend gute Plätze zu sichern. Nach dem Einlass findet man ein weiteres Indiz, wie gross Sabaton mittlerweile sind: draussen steht ein grosser Merchandise Stand – zusätzlich zum alt bekannten Platz in der Halle! Das habe ich bislang erst bei Blind Guardian mal gesehen… Da der Euro Kurs grad in den Keller gefallen ist, sind die Shirts ab SFr 30.- etwas teurer als die 25 Euro in den Nachbarländern. Aber egal – die „Swiss Edition“ muss dennoch her! Drinnen trifft man viele Bekannte, ein paar Bierchen müssen sein, bevor es um halb acht endlich losgeht.
Battle Beast
Die Finnen Battle Beast haben soeben ihr neues Album „Unholy Saviour“ veröffentlicht – ein etwas zwiespältiges Werk. Aber zumindest live kann man jetzt nicht klagen… Noora Louhimo (mit wie immer extravaganter Frisur) und ihre fünf Boys legen mit „Far, far away“ los, eine gute Wahl! Die Dame ist fantastisch bei Stimme, ihre Ansagen sind jedoch etwas speziell… Leider lässt die kurze Spielzeit von 30 Minuten gerade mal sechs Songs zu. Aber die Auswahl ist dafür richtig geil: „Black Ninja“ und „Out of Control“ vom letzten Album, vom Debut „Steel“ kommt „Iron Hand“ zum Handkuss und neben „Madness“ darf natürlich das fürchterlich poppige „Touch in the Night“ nicht fehlen. Noora sagt den Song auch mit „Welcome back in the Eighties“ an… Überraschenderweise tönt die Nummer live einiges besser, weil härter – das poppige Element wird (glücklicherweise!) ziemlich zurück geschraubt.
Battle Beast nützen also ihre halbe Stunde und überzeugen auf ganzer Linie. Das Publikum hat ebenfalls Freude, ist ja stilistisch ansonsten nicht allzu weit vom Headliner weg. Ah ja: Umhängekeyboards gehen bei Alestorm nicht. Und auch nicht bei Battle Beast… *schauder*
Während der Umbaupause ist Zeit für Smalltalk und Bier. Metalinside Kollegin Tanja ist auch da und präsentiert stolz ihr schickes Gamma Ray Tattoo. Eigentlich tragisch, dass sie das grossartige „Armageddon“ vom grossartigen „Powerplant“ Album nicht erkennt, als dies über die PA gespielt wird… Das ist ja so, wie wenn ich Sabaton nicht erkennen würde…! Nun ja – wir haben sie wieder aus dem Boden ausgegraben, in den sie zwischenzeitlich versunken ist – Tanja bleibt Metalinside also erhalten!
Delain
Zeit für Delain! Die Band hab ich damals auf dem berühmten Schiff in der Karibik das erste Mal gesehen – ironischerweise direkt nach Sabaton. Und nicht nur wegen Fronterin Charlotte hat’s mich gepackt… Leider hab ich danach kaum mehr Möglichkeiten gehabt, die Holländer irgendwo richtig zu schauen. Auf dem letzt jährigen Bang Your Head!!! zum Beispiel spielten sie gleichzeitig mit Twisted Sister… Umso grösser die Freude, dass sie hier und heute dabei sind! Und umso grösser die Überraschung, dass es nicht so zündet, wie es sollte… Irgendwie merk ich recht rasch, dass Delain eigentlich nicht so recht auf dieses Billing passen. Der symphonische Metal ist halt schon eine andere Baustelle als das, was sich die anderen beiden Bands auf ihre Fahne geschrieben haben.
Nichtsdestotrotz geben Charlotte Wessels und ihre Mitmusiker mächtig Gas. Blickfang ist neben der Sängerin die Gastgitarristin Merel Bechtold, welche auf dieser Tour für Timo Somers einspringt. Stark, was dieses zierliche Mädchen aus ihrer Gitarre holt! Irgendwie recht untypisch in dieser Macho-Welt des Heavy Metal… Musikalische Highlights sind in meinen Ohren „Get the Devil out of me“ und selbstredend das geile „We are the Others“. Ansonsten muss ich leider gestehen, dass ich nicht im „Delain – Modus“ bin. Ich muss mir die dann wirklich als Headliner ansehen…
Sabaton
Die Spannung steigt bei mir langsam ins unermessliche. Egal, wie oft ich Sabaton schon live gesehen habe – es ist JEDES mal einfach saugeil! Zugegeben: der Anfang mit „The final Countdown“, „March to War“ und „Ghost Division“ ist langsam etwas ausgelutscht. Aber hey – es funktioniert trotzdem immer noch! Die Stimmung im Z7 ist nämlich von Sekunde eins an am kochen… Und die wird grad noch mehr angeheizt mit „To hell and back“. Der Siegeszug hat zweifellos begonnen! Episch wird’s mit „Carolus Rex“, schnell wird’s mit „40:1“. Den obligaten (aber auch langsam ausgelutschten) „Noch ein Bier!“ Rufen wird ebenfalls Tribut gezollt: „Gott mit uns“ wird wieder einmal zu „Noch ein Bier“ umgewandelt. Dazwischen macht Joakim mal noch einen „Beer drinking contest“ mit einem Fan (und gewinnt deutlich!).
Also alles beim alten? Nein. Sabaton wissen sehr wohl, dass sie den Fans immer mal wieder was anderes bieten müssen. Dies zeigen sie zum Beispiel mit dem Bühnenbild – die Hälfte des Platzes wird von einem Panzer eingenommen, auf dem Hannes hinter seinen Drums trohnt. Aber auch mit der Setlist bieten die Schweden Abwechslung: so hat es die uralte Nummer „7734“ auf die Setlist geschafft, währenddem Songs wie „Attero dominatus“ oder „Cliffs of Gallipoli“ fehlen. Das Versprechen, dass sie von JEDEM bisherigen Album mindestens einen Song spielen, lösen sie dennoch ein.
Dass der Spass im Vordergrund steht, zeigen Joakim, Chris und Thobbe, als sich Joakim als Gitarrist versuchen will. Chris und Thobbe zweifeln zwar an den Fingerfertigkeiten des Sängers, der jedoch unter lautem Jubel Klassiker wie „Master of Puppets“, Fear of the Dark“ oder „Run to the Hills“ anspielt. Als Dank darf er immerhin die dritte Gitarre bei „Resist and bite“ bedienen… Aber als Joakim nach dem Song übermütig wird, kommt kurzerhand ein Roadie mit grosser Zange und zwickt ihm kurzerhand alle Saiten durch – sehr zur Zufriedenheit der beiden Gitarristen!
Ansonsten lässt Joakim zwischendurch dem Publikum die Wahl aus zwei verschiedenen Songs und „Swedish Pagans“ wird gezockt, weil es so vom Publikum gefordert wird. Pär zerreist deshalb die Setlist (Joakim: „Fuckin‘ Bassplayers! They have no respect for the setlist!“), denn der steht für einmal wirklich nicht drauf! „The Lion from the North“ wird von Fans in der ersten Reihe gewünscht und setzt nach 75 Minuten den ersten Schlusspunkt.
Als Zugaben gibt’s zuerst das ultraschnelle „Night Witches“, welches meiner Meinung nach „Ghost Division“ als Opener ablösen sollte, gefolgt vom ultimativen Klassiker „Primo Victoria“. Mein Versuch den ganzen Song durchzuhüpfen, scheitert jedoch kläglich… Zur Schlussnummer holt sich Joakim einen 10-jährigen Jungen auf die Bühne, der wohl die komplette Show auf den Schultern seines Daddys gesehen hat. Der Kleine hat ein Erlebnis, welches er wohl nie vergessen wird: nicht nur, dass er den ganzen Song on Stage ist, er darf auch noch Chris bei dessen Gitarrensolo unterstützen! Grosse Klasse!
So endet ein weiterer grossartiger Abend im Z7. Und die Frage sei erlaubt: wohin geht die Reise von Sabaton noch? Ich werd bald Gelegenheit haben, diese Frage am richtigen Ort zu stellen – ich freu mich jedenfalls abartig, dass ich dieses Package demnächst nochmals in doppelter Ausführung erleben darf!