GAMMA RAY – The Best (of)

Power Metal
01.02.2015

Zur Feier ihres 25jährigen Bestehens veröffentlichten GAMMA RAY am 30.1.2015 ihre bis dato zweite Best Of Scheibe, die ganz einfach und bescheiden THE BEST (OF) heisst. Da die erste Best Of 2000 das Licht der Welt erblickte, wurde es doch langsam Zeit… Nun haben die Jungs aber ein Problem: Die Blast from the Past (erste Best Of) ist wirklich, wirklich gut. Da wurden alle Songs neu eingespielt, was vor allem deswegen toll ist, weil Songs der ersten drei Alben, die damals noch von Ralf Scheepers (Primal Fear) gesungen wurden, nun mit Kai an den Vocals eine ganz andere Gestalt annahmen. Wo das Problem ist? Gamma Ray haben sich selbst die Latte sehr hoch gelegt. Und das wird ihnen hier zum Verhängnis.

Vorab wurde schon rege über die Auswahl der Songs diskutiert, viele Fans zeigen sich nicht so zufrieden damit – dazu kann ich nur sagen, dass die Auswahl meines Erachtens sehr gelungen ist; das ist aber auf jeden Fall Geschmackssache. Für Neulinge in Sachen Beste Band der Welt (aka Gamma Ray) bietet die BEST (OF) aber auf jeden Fall einen guten Eindruck quer durchs Schaffen der Hamburger. Es sind sowohl schnell, thrashige Nummern wie Hellbent vom letzten Album, Empire of the Undead, vertreten, aber auch lange Tracks wie Heading for Tomorrow, Rebellion in Dreamland, Insurrection, oder Avalon… Auch vergessene Hits wie Real World oder Eagle haben es in die Auswahl geschafft – die Kai Hansen übrigens persönlich vorgenommen hat. Das erklärt auch, wieso sich Tracks auf der Scheibe finden, die mancher Fan wohl nicht unter den besten Gamma Ray Songs sieht. Es ist ganz klar auch eine persönliche Best Of von Kai – logisch, dass da nicht jeder zustimmt, Geschmäcker sind ja glücklicherweise verschieden.

Nun habe ich eingangs erwähnt, dass sich die Jungs mit Blast from the Past die Latte zu hoch gelegt haben um mit THE BEST (OF) ihre Fans von den Füssen zu fegen. Das liegt für mich persönlich eigentlich nur an einer Sache, die sich sogar auf einen einzigen Song runterbrechen lässt: Man hat sich nicht die Mühe gemacht, die beiden Songs, die noch von Scheepers gesungen wurden, neu mit Kai am Mikrofon aufzunehmen. Für mich absolut unverständlich ist vor allem, wieso man Tribute to the Past in der Scheepers Version belassen hat, obwohl z.B. Heaven Can Wait klar von der Blast from the Past stammt – auf derselben Scheibe kann man auch Tribute to the Past finden, und zwar von Kai gesungen und neu eingespielt. Ich verstehe also nicht, wieso man nicht einfach The Spirit neu hätte aufnehmen können… diese Mühe hätte man sich machen können. Denn man mag zu Scheepers stehen, wie man will, es mutet auf jeden Fall recht merkwürdig an, wenn auf einem Album, das danach strebt, aus einem Guss zu klingen, plötzlich zwei komplette Songs von jemand anderem gesungen werden. Ich würde das ja noch verstehen, wenn es sich um eine chronologische Anordnung der Songs handeln würde. Tut es aber nicht, die beiden Scheeper Songs sind auf Platz 4 und 5 der zweiten Scheibe… Kai erwähnt in den Liner Notes (mehr dazu gleich), dass z.B. Heading for Tomorrow von der Blast from the Past ist, weil es moderner klingt und er der Sänger ist, „which naturally makes it closer to what Gamma Ray is nowadays.“ Wieso dann also Tribute to the Past und The Spirit in der älteren Version belassen? Ich lass das mal als offene Frage hier stehen, weil es sich mir nämlich nicht erschliessen will.

Wer nun aber Gamma Ray mit Scheepers mag, der wird sich bestimmt über diese beiden Songs besonders freuen, oder sich sogar mehr wünschen, man kann also sagen, dass mein grösster Kritikpunkt – abgesehen von der Platzierung der Songs – wirklich rein persönlicher Natur ist.

Abgesehen von den beiden Scheeper Songs ist der Rest allerdings meiner Meinung nach sehr gut remastered worden. Klar, musikalisch wurden keine grossen Sprünge gemacht, da wie gesagt nur remastered wurde, und das irgendwo Grenzen setzt. Bei den neueren Songs hört man denn auch kaum Unterschiede, die älteren Songs klingen aber auf jeden Fall voller und fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Eventuell hätte man hier und da noch mehr rausholen können, da aber offenbar die Originaltapes der älteren Songs im Studiobrand vor knapp einem Jahr verbrannt sind, dürfte das auch nur bedingt möglich gewesen sein.

Die BEST (OF) gibt’s als Vinyl, Jewel Case und Limited Edition zu kaufen. Ich habe letztere Version und würde diese wärmstens empfehlen. Nicht nur kommt sie in schicker Lederoptik daher mit tatsächlicher Textur, sie überzeugt auch sonst mit wunderschöner Aufmachung. Die Liner Notes, in denen Kai zu jedem Song ein bisschen etwas erzählt, z.B. wie er entstand, was speziell daran ist, oder was er bedeutet, sind sehr interessant und die vielen Bilder bieten vor allem für Fans auch noch was fürs Auge. Auch dass das Album grösser ist als eine normale CD, find ich ganz schick – ich kenne aber auch das Problem mit von der Norm abweichenden Alben nur zu gut, daher ist das bestimmt für den einen oder anderen ein Minuspunkt.

Fanzit: Für Leute, die Gamma Ray noch nicht kennen, und sich einen Eindruck verschaffen möchten, ist die BEST (OF) klar empfehlenswert, vor allem, da der Preis mit knapp 20 Franken sehr moderat ist und es die einzige noch im normalen Handel erhältliche Best Of Platte der Jungs ist. Zudem liegt die Blast from the Past mit dem Datum 2000 doch schon arg in der Vergangenheit.

Für Gamma-Ray-Gelegenheitshörer würde ich den Kauf empfehlen, wenn sich genügend noch unbekannte Songs auf der Scheibe befinden. Wer die meisten davon schon kennt, dem würde ich klar raten, auf die Re-Releases der einzelnen Alben zu warten, die allesamt während des Jahres veröffentlicht werden, mit umfangreichen Booklets und viel Bonus Material und sich da das Passende zu holen.

Für Fans, würde ich sagen, kommt es immer auf die persönlichen Vorlieben an: Wer eh schon alle Alben hat und nicht einige davon nochmal auf einer Scheibe braucht, der kann die BEST (OF) getrost vergessen, denn so weltverändernd besser ist der Klang nicht. Wer aber gerne eine andere Zusammenstellung von Songs mag als die der Originalalben, und dabei nicht ständig an der Lautstärke oder dem Equalizer rumspielen will, der darf hier getrost zugreifen.

 

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Trackliste

CD1

  1. Armageddon
  2. Heaven Can Wait
  3. Hellbent
  4. Dream Healer
  5. Land of the Free
  6. To the Metal
  7. Somewhere Out in Space
  8. Real World
  9. Induction
  10. Dethrone Tyranny
  11. Rebellion in Dreamland
  12. Heading for Tomorrow

CD2

  1. Eagle
  2. Avalon
  3. Man on a Mission
  4. The Spirit
  5. Tribute to the Past
  6. Empathy
  7. Valley of the Kings
  8. Lust for Life
  9. Master of Confusion
  10. Blood Religion
  11. Time to Break Free
  12. Insurrection
  13. Send Me a Sign

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Autor
01.02.2015
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