Heroes mit Kaufi on Tour
Es ist schon ein geiles Package, welches zu Jahresbeginn ganz Europa unsicher macht: die schwedische Kampfmaschine Sabaton sorgt mit ihren Supportbands Delain und Battle Beast für volle Häuser von Frankreich bis nach Russland. Die Hallen werden von Tour zu Tour grösser und es scheint langsam unheimlich, wie viele Konzerte selbst jetzt bereits im Voraus ausverkauft sind. Sogar Arenen wie die Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg (Kapazität 7’000) oder die Lotto Arena in Antwerpen (Kapazität ca. 8’000) werden mittlerweile problemlos gefüllt.
Ich hatte das Vergnügen, nochmals zwei dieser Sold Out Shows anzusehen – und Sabaton gewährten mir dabei äusserst spannende Blicke hinter die Kulissen! The tank is armed and ready – let the march begin!
München, 4. Februar 2015
Nach einer entspannten Zugfahrt komme ich am frühen Nachmittag in München an. Einchecken Hotel, spätes Mittagessen / frühes Abendessen im Hard Rock Cafe und noch ein Bier – dann geht’s auf zur Tonhalle. Eine Stunde vor Türöffnung stehen da bereits hunderte Fans in der bitteren Kälte vor dem Eingang! Auch nach all den Jahren: solche Bilder überraschen mich doch immer wieder… Die Halle selbst ist gross (ein Security Mensch sagt mir später, dass heute 2‘500 Zuschauer anwesend sein werden), oben gibt’s eine Art Galerie, allerdings ist die Bühne deutlich kleiner und vor allem weniger hoch als im Z7: die Vorbands haben kaum Platz, da der Aufbau (sprich: Panzer) von Sabaton im Weg steht. Und Hannes van Dahl sitzt später praktisch unter der Lichttraverse, da haben sie sogar Scheinwerfer demontieren müssen…
Wer nicht grad zum Merchstand oder an die Biertränke geht, der steht an für die Garderobe – die Schlange geht durch die ganze Halle! Und alles extrem entspannt und gesittet. Ich platziere mich mal beim Mischpult und warte auf die Kollegen der „German Saboteurs“. Die sind noch nicht da, dafür unterhalte ich mich mit einem Mann im Pensionsalter, der heute Sabaton zum ersten Mal live sehen wird! Schade habe ich ihn nach der Show nicht mehr getroffen, es wäre spannend gewesen, seine Eindrücke zu erfahren…
Battle Beast
Punkt 20h ist es Zeit für Battle Beast. Die Finnen um Sängerin Noora Louhimo haben ein wirklich leichtes Spiel heute, das Publikum frisst ihnen von Sekunde eins aus der Hand. Gegenüber dem Konzert im Z7 wird lediglich die Reihenfolge der Songs geändert, „Far, far away“ und „Out of Control“ bleiben jedoch Opener resp. Schlussnummer. Ansonsten herrscht beste Laune bei Band und Publikum – Mission accomplished!
In der Tonhalle steigt die Temperatur, und dies ist nicht nur Battle Beast zu verdanken. Eine eher schwache Lüftung plus zweieinhalb Tausend aufgeheizte Metalheads – eine heisse Kombination. Aber immerhin kann man sich trotz ausverkauftem Haus noch frei bewegen, nicht so wie neulich in der Essigfabrik Köln… Ich mach mich auf die Suche nach Kollegen und Bier, treffe aber nur nochmals den Senior von vorhin, der sich sichtlich begeistert zeigt ob den ersten dreissig Minuten!
Delain
Erstaunlich, wie genau der Zeitplan auch heute eingehalten wird. Pünktlich um Viertel vor Neun betreten Delain die Bühne. Blickfang Nummer eins ist wie immer Sängerin Charlotte Wessels – heute wieder im gleichen Outfit wie schon beim Schweizer Gig. Auch wenn ich erneut das Gefühl habe, dass die Band irgendwie nicht richtig ins Billing passt, so gefallen mir die Holländer(innen) heute wesentlich besser als vor knapp drei Wochen. Die Songauswahl überzeugt mich zwar nicht restlos, aber sonst kann man wirklich nicht meckern. Delain kommen auch einiges besser beim Publikum an und werden richtig abgefeiert, was den Damen und Herren sichtlich gefällt. „We are the Others“ ist erneut der Rausschmeisser, danach verabschieden sich Charlotte und Co unter tosendem Applaus. Stark!
Sabaton
Es ist kurz vor Zehn. Es ist heiss, Luftfeuchtigkeit gefühlt 80%. Die Security diskutiert und stellt sich auf einen strengen Abend mit Crowdsurfern ein. Da haben wohl einige Sabaton schon live erlebt… Das Licht geht aus und ohrenbetäubender Jubel bricht los. Bevor überhaupt nur ein einziger Musiker auf der Bühne ist, steht fest: Sabaton können heute machen was sie wollen – sie haben bereits gewonnen! Und die Security hat sich richtig vorbereitet: beim Opener „Ghost Division“ sind bereits die ersten Surfer im Fotograben gelandet. Sehr zum Leidwesen des knipsenden Volkes…
Bei „To Hell and back“ wird dann bereits die erste Person aus dem Getümmel gerettet, ich geh davon aus, dass das in dem Gedränge da nicht die einzige geblieben ist. Dass in München, der Hauptstadt des Bieres, die obligaten „Noch ein Bier!“-Rufe nicht fehlen dürfen, ist wohl logisch. Fronter Joakim Brodén spricht seine üblichen Warnungen aus („When I get drunk, I get naked!“), aber das scheint den Leuten ganz offensichtlich egal zu sein. Öhhm… also ich wüsste dann doch Alternativen zu einem nackten Joakim…. Anyway – der Saal kocht, und das im wahrsten Sinne des Wortes! Wände und Böden sind tropfnass, die Luftfeuchtigkeit ist bei etwa 99% angekommen, die Temperatur gefühlte 40 Grad. Bier zur Abkühlung hilft nur minim… Aber Sabaton versuchen genau das: Abkühlung der ersten Reihe durch Hopfentee! Eine coole Aktion: auf einem kleinen Wagen wird becherweise Bier herangekarrt, welches an die schwitzende Meute in den vordersten Reihen verteilt wird!
Ansonsten sind die äusserlichen Bedingungen den 2‘500 Leuten aber scheissegal. Sie feiern zu „The Art of War“, „7734“ oder „White Death“ eine Party und die Band kriegt kaum eine Verschnaufpause. „Swedish Pagans“ wird gefordert und Pär zerreisst wieder die Setlist. „Gitarrist“ Joakim wird wieder mit durchgezwickten Saiten gestoppt. Und hier merke ich das erste Mal, dass Sabaton einiges von der üblichen Spontanität abgelegt haben. Hier wird zu einem grossen Teil eine (wohlverstanden: saugeile!) Rockshow geboten, aber man realisiert, dass die Band eine Grösse erreicht hat, in der das Business viel Platz einnimmt. Nichtsdestotrotz geniessen die Schweden die Show, der Spass wurde von all dem definitiv nicht verdrängt! Und dies überträgt sich dann auch wieder auf das Publikum, welches trotz tropischen Verhältnissen einfach nur Vollgas gibt. Joakim zollt am Ende auch grossen Respekt dafür.
Das Schlussbouquet mit „Night Witches“ (inklusive Adler), „Primo Victoria“ und “Metal Crüe” lässt nochmals Haare und Schweisstropfen fliegen, nach etwas über 90 Minuten ist Schluss und Band wie auch Publikum sind völlig ausgepowert. Um es im passenden Stil auszudrücken: eine weitere erfolgreiche Schlacht ist geschlagen, die Eroberung Europas geht in die nächste Runde!
Die „German Saboteurs“ sind ein grosser und äussert treuer Fanclub, zu welchem die Band eine sehr gute Beziehung hat. Dennoch ist alles andere als selbstverständlich, dass es jetzt nach dem Konzert noch zu einer speziellen „Zugabe“ kommt. In einem kleinen Bereich neben der Bühne stehen Tische und Bänke, es gibt Bier, Wasser, Chips – und hier warten jetzt etwa 40 Saboteure auf ein „Meet & Greet“ mit ihren Helden! Joakim, Thobbe, Chris, Pär und Hannes erscheinen erstaunlich rasch und äusserst gut gelaunt. Sie signieren alles, was ihnen die Fans unter ihre Stifte halten, sie plaudern mit jedem, sie posieren für Fotos und Selfies – kurz: sie zeigen eine wirkliche Fannähe! Zum Schluss stellt sich die ganze Band vor die Saboteurs Flagge und jeder Fan darf zum Fototermin antreten. Ganz grosses Kompliment, man sieht, dass die Schweden nicht vergessen haben, wem sie ihren riesigen Erfolg zu verdanken haben – den Fans!
Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmals an Peter Bubser (Danke auch für die Fotos!) und Katrin Gerhards von den German Saboteurs, welche mit grossem Effort dieses Treffen überhaupt ermöglicht haben!
Für mich heisst es jetzt: S-Bahn in die City (in München fährt die faktisch rund um die Uhr…), Hotel und schnell schlafen, denn bald geht’s nach Wien…
Wien, 6. Februar 2015
Backstage-Report
Beim Fanclubtreffen in München habe ich Frank, den Tourmanager von Sabaton, kennen gelernt. Dank ihm steht mir jetzt ein ganz spezieller Tag bevor, den ich in dieser Form noch nie erleben durfte…
Es ist saukalt, eine eisige Bise zieht ums Gasometer. „Sei morgens um 10 Uhr bei der Location“ hat mir Frank gesagt. Da bin ich jetzt und verfluche einmal mehr den Winter mitsamt diesen unmenschlichen Temperaturen. Irgendwann fährt ein Bus vor und ich werde vom Tourmanager erlöst, der mich in die Halle und ins Catering mitnimmt. Kaffee – DAS ist jetzt eine prima Idee! Anschliessend bringt mir Frank den „Schlüssel“ für heute: meinen Pass. Und damit weiss ich, dass ich jetzt für einmal einen richtigen Blick hinter die Kulissen werfen kann! Los geht’s…
Als erstes verschaffe ich mir einen Überblick der Halle. Das Gasometer ist recht speziell, da es ein Rundgebäude ist. Der ganze Backstage Bereich ist ein Halbkreis… Der Publikumsbereich scheint ebenfalls eine anständige Grösse zu haben. Über 2‘000 Leute werden hier am Abend für „ausverkauft“ sorgen.
Vor der Halle steht ein grosser Truck. Und da beginnt jetzt die Arbeit: nachdem zig Kartonschachteln mit Merchandise ausgeladen wurden, folgt jetzt Kiste um Kiste, die Adler und alles weitere, was da heute Abend „on stage“ so gebraucht wird. Die Bühne selbst ist grösser als in München, allerdings werden die Vorbands auch heute nicht allzu viel Platz zwischen Panzer und Bühnenrand haben. Dafür ist der Laden dermassen hoch, dass Delain später ihr riesiges Backdrop aufhängen können.
Unterdessen tauchen auch langsam die Protagonisten auf: während Chris Rörland einigermassen frisch wirkt, sieht Thobbe Englund ziemlich gerädert aus – „Kaffee und ab in die Garderobe“ lautet das Motto. Auf der Bühne lerne ich „Oberstleutnant“ Jamie kennen: er ist der Konstrukteur des Panzers, den Sabaton auf dieser Tour dabei haben. Es ist spannend mitzuerleben, wie dieses Ding da zusammengebaut wird.
Jamie ist ein recht schräger Typ, aber unheimlich freundlich und sehr enthusiastisch. Der Kerl geniesst seinen Job zu jeder Sekunde. Voller Stolz erzählt er mir viele technische Dinge, von denen ich Banause die meisten allerdings nicht verstehe. Aber dass zum Beispiel die Räder alle handgefertigt sind, das hab ich kapiert. Und auch das die Geschütze grundsätzlich funktionstüchtig sind. Er zeigt mir viele Details wie weitere Vorrichtungen für Pyros, er präsentiert verschiedene (anscheinend wirklich echte) Militärhelme aus dem ersten und zweiten Weltkrieg und zeigt weitere spannende Details des Bühnenbildes.
In der Zwischenzeit steht der Panzer und Hannes‘ Drumkit wird darauf montiert. Ich unterhalte mich derweil mit Johan, seines Zeichens „Stage Production Manager“. Ebenfalls ein äusserst netter Kerl, der mir gegenüber sehr offen ist und ebenfalls einige interessante Dinge zu erzählen weiss. So erklärt er mir unter anderem, warum Sabaton auf der Tour auf eine Pyro Show verzichten und warum es die nächsten zwei Tage in Prag und in Zlin trotzdem eine solche geben wird.
Hinter der Bühne ist hingegen nicht viel los. Delain und Battle Beast treffen ein, zwischendurch begrüsse ich auch mal noch Joakim und Pär. Wer hier also wilde Parties und sowas erwartet hat: sorry, Fehlanzeige…
Mittlerweile ist es früher Nachmittag. Die fünf Jungs von Sabaton betreten in Strassenklamotten die Bühne zum Soundcheck. Ich kriege quasi eine Privatvorführung von „Resist and bite“, ausser mir und der Band sind nämlich höchstens noch irgendwelche Techniker in der Halle. Zweifellos ein sehr spezieller Augenblick! Die Band scheint zufrieden, dennoch gibt’s einen Nachschlag mit einem alten Song. Schande über mich, dass ich den Titel da nicht rausfinde – ist jedenfalls etwas von „Metalizer“. Spassig: Joakim steht mit Mikro am Bühnenrand und nutzt sein Smartphone als Teleprompter! Allem Anschein nach hat er diese Nummer auch schon eine Weile nicht mehr gesungen, „Textsicherheit“ sieht jedenfalls anders aus…
Nach dem Soundcheck werden der Panzer und das übrige Bühnenbild mit schwarzen Tüchern abgedeckt und es beginnt der Aufbau für die Support Bands. Delain Sängerin Charlotte Wessels kümmert sich zum Beispiel eigenhändig um den Zusammenbau der Bühnendeko. Ich treffe mich kurz mit Battle Beast Fronterin Noora um den Interview Termin zu fixen, das gleiche Spielchen folgt grad auch noch mit Joakim.
Draussen ist derweil strahlender Sonnenschein. Ein Mitarbeiter des EMP Ladens in Wien taucht auf und organisiert den Transfer zur Autogrammstunde: um halb vier steigen Joakim, Pär, Chris, Thobbe, Hannes und meine Wenigkeit in zwei Taxis und werden in teilweise halsbrecherischer Art und Weise durch die österreichische Hauptstadt gekarrt. Joakim erzählt von seinem Sightseeing beim Stephansdom am Vortag und erklärt, dass ihn bei kirchlichen Chorälen das nackte Grausen packt.
Nach einer knappen halben Stunde treffen wir im EMP Store auf – und einmal mehr glaube ich meinen Augen nicht zu trauen! Da stehen sicher 150 Fans bereits in einer grossen Schlange und warten darauf, dass ihre Helden ihnen Plattencover, T-Shirts und vieles mehr signieren. Ganz obskur: ein Fan hält den Schweden den aktuellen IKEA-Katalog hin, was für Staunen und Heiterkeit sorgt… Dazwischen gibt’s auch noch ein paar kleine Geschenke wie ein Spielzeugpanzer oder „noch ein Bier“. Um den Ablauf zu beschleunigen, wird auf das Fotografieren verzichtet, dafür steht die Band am Ende für alle interessierten Fans noch Modell. Nach einer Stunde ist „Ende Feuer“, schlussendlich dürften wohl über 200 Leute glückliche Besitzer von Sabaton Autogrammen sein. Die Taxis warten schon, aber völlig überraschend sind wir nur fünf, die ins Gasometer zurück wollen. Des Rätsels Lösung: Drummer Hannes ist beim hauseigenen Tättowierer vorstellig geworden und lässt sich ein paar Stunden vor der Show noch etwas Tinte unter die Haut jagen!
Zurück in der Halle stehen jetzt die Interview Termine an. Noora – ohne Bühnenoutfit und darum kaum zu erkennen – ist genau deswegen froh, dass ich nicht grossartig Fotos von ihr machen will… Und Joakim ist anschliessend wie immer ein äusserst sympathischer Gesprächspartner.
In der Zwischenzeit ist zudem auch Hannes wieder in der Halle eingetroffen und präsentiert stolz sein neustes Tattoo: ein kleines Symbol auf seinem Zeigefinger (siehe Foto Backstage-Bilder). Ich drehe eine letzte Runde durch die Halle – der Merchstand ist aufgebaut, die Biertränken sind bereit, eigentlich kann es losgehen! Am Bühnenrand warte ich mit dem ersten Bier des Tages auf die Jungs und Mädels von den German Saboteurs, welche ebenfalls den Trip nach Wien mitgemacht haben.
Shows
Battle Beast
Die Halle füllt sich jetzt recht schnell und ich mach mich bereit auf eine neue Art Konzerte zu schauen! Kurz vor Beginn stehe ich beim Bühnenaufgang und wechsle nochmals ein paar Worte mit Noora. Pünktlich wie immer beginnen Battle Beast und auch heute wird das ein vielumjubelter Auftritt. An der Setlist wird (leider) nicht geschraubt, die Finnen setzen auch hier auf die altbekannten sechs Songs. Und Umhängekeyboards finde ich auch nach dieser Show immer noch schlimmst… Noora selber strahlt heute teilweise richtiggehend, ganz untypisch zu ihrer „Beast“-Rolle, die sie da sonst spielt. Nach der Show strahlt auch der Rest der Mannschaft, allerdings heisst es für sie auch sofort „Instrumente verpacken und wegräumen“. Denn die nächste Band steht bereits in den Startlöchern…
Delain
Nach der kurzen Umbaupause ist wieder Zeit für Delain. Die Holländer/innen ersetzen „Electricity“ wieder durch „Virtue and Vice“, spielen ansonsten aber ebenfalls das gewohnte Programm. Heute ist das Gefühl, dass die Band einfach nicht passen will, wieder recht stark. Es gibt an der Performance eigentlich nichts auszusetzen, ich hab nur wieder das gleiche Gefühl wie schon im Z7… Schade eigentlich, aber ich entscheide mich jetzt für etwas Futter… Im Catering treffe ich wieder auf Noora, die immer noch in den Bühnenklamotten rumläuft. Mit der äusserst sympathischen Finnin diskutiere ich über das Musikbusiness, Spotify und darüber, was eine Band tun muss, um Erfolg zu haben.
„We are the others“ ist wie üblich die Schlussnummer von Delain, die ich vom Bühnenaufgang her noch erlebe. Die Band macht einen zufriedenen Eindruck, als sie von der Bühne kommt – liegt wohl doch eher an mir, dass es mich nicht so packte, wie es sollte. Aber was soll’s – irgendwann schaffe ich es bestimmt an einen Headliner Gig, dann sieht (hoffentlich!) alles anders aus!
Sabaton
Mittlerweile ist es 22 Uhr. Ich tigere mit meiner Kamera herum und warte auf den Headliner – wie die über 2‘000 Fans auf der anderen Seite des Vorhanges. „The Final Countdown“ beginnt – und da kommen sie mir entgegen: Sabaton posen noch rasch für mich, während draussen die Zuschauer bereits lauthals singen. Der „March to War“ ertönt, die Band klatscht sich gegenseitig ab und Hannes macht kurzerhand noch eine Ladung Liegestützen! Die Schweden stürmen zu „Ghost Division“ die Bühne und jetzt brechen alle Dämme. Das Publikum dreht komplett durch, die ersten Crowdsurfer werden von der Security rausgefischt und vor allem Pär und Joakim spurten über die Bühne, als gäbe es kein Morgen. Beim Bassisten erstaunt’s mich schon, denn der arme Kerl ist völlig übermüdet. Aber jetzt merkt man ihm rein gar nix an!
Die Show ist zu grossen Teilen identisch mit München. Ausser, dass „Swedish Pagans“ zu einer anderen Zeit vom Publikum gefordert wird… Joakim hat da noch die Gitarre, und die wird ihm jetzt halt während des Songs weggenommen. Für mich ist dieses Konzert nicht nur wegen völlig ungewohnten Blickwinkeln eine Premiere: zum ersten Mal erlebe ich eine gleiche Setlist wie an einem anderen Konzert! Denn in Wien sind es (bis auf die erwähnte Reihenfolge) die genau gleichen Songs wie zwei Tage zuvor in München. Ja, Sabaton sind zu einem gewissen Grad wirklich berechenbarer geworden…
„A lifetime of War“ resp. „En Livstid i Krig“ wird von den Fans gewählt – die wunderschöne Halbballade. Und hier passiert erstaunliches: Crowdsurfer! Ausgerechnet jetzt! Nun ja… die Security hat alle Hände voll zu tun, denn die kommen im zehn Sekunden Takt geflogen, dutzendweise! Erstaunlicherweise sind einige dieser Jungs und Mädels dann noch fast aggressiv und müssen von den Helfern „sehr bestimmt“ aus dem Graben geführt werden. Die Stimmung in der Halle ist am kochen, zweifellos!
Mit den Adlern und „Night Witches“ heizen Sabaton diese Stimmung auch nochmals an, während zu „Primo Victoria“ wie immer kräftig gehüpft wird. Joakim holt wieder einen jungen Fan auf die Bühne: das Mädchen erzählt dem Sänger, dass es am nächsten Tag zwölf Jahre alt wird. Ich bin nicht sicher, ob Joakim das verstanden hat – aber das Publikum hat es und singt spontan „Happy Birthday“, was beim Sänger ein paar Fragezeichen im Gesicht aufblitzen lässt. Das Mädel darf jetzt auf der Bühne bleiben, allerdings nicht auf dem Panzer: „Der ist von IKEA, der fällt zusammen, wenn sie da drauf sitzt!“ Und so endet die Show standesgemäss mit „Metal Crüe“, und auch hier fliegen nochmals massenhaft Crowdsurfer in den Fotograben.
Ausgepowert, verschwitzt und mit strahlenden Gesichtern verlassen die Schweden die Bühne und sie verziehen sich verständlicherweise schnell in ihre Garderobe. Allerdings sind kurz darauf Joakim und Pär bereits wieder mit Promotion beschäftigt: sie drehen einen Jingle für das „Rock in Vienna“ Festival und kriegen dafür ein paar Sätze auf österreichisch vorgesetzt! Selbstredend, dass dies eine äusserst lustige Angelegenheit wird und es einige Versuche braucht, bis es halbwegs sitzt…Auch Hannes taucht nochmals auf, er trägt jetzt ein Pflaster auf seinem Zeigefinger! Er hat realisiert, dass es vielleicht doch nicht die beste Idee war, sich wenige Stunden vor einer Show stechen zu lassen…
Als letzte Aktion des Abends besorgt mir Pär noch ein signiertes Drumfell, welches für ein erkranktes Mitglied der German Saboteurs bestimmt ist. Nochmals ein deutliches Zeichen, dass Sabaton nie vergessen haben, wem sie den Erfolg schlussendlich zu verdanken – den Fans!
Mit hunderten von Fotos auf den Chips, zwei Interviews auf dem Aufnahmegerät, vielen Erinnerungen und der Vorfreude auf’s Bang Your Head!!! verabschiede ich mich von den Jungs und spaziere durch die eisige Nacht rüber ins Hotel.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich bedanken bei Joakim, Pär, Chris, Thobbe, Hannes, Tourmanager Frank, Jamie, Johan und Markus von Nuclear Blast, welche mir dies alles ermöglicht haben! BIG THANX!