Shining
„Als Jazz Quartett in Oslo gegründet“, liest es sich in der Band-Biografie von Shining, die bereits letztes Jahr für Devin Townsend in Lausanne eröffnen durften. Mit der Zeit entwickelten sich die Norweger (Vorsicht, es gibt auch noch eine gleichnamige Band aus Schweden!) jedoch in eine viel extremere Richtung, wobei die Jazz-Elemente nicht in Vergessenheit geraten sind. Hört sich alles ganz spannend an, doch das Endprodukt verlangt an einem Live-Konzert ganz schön viel ab. Verstörende Brutalität und schreiender Gesang sowie sekundenschneller Taktwechsel dominierten den Auftritt. Zwischendurch gab es Saxophoneinlagen und einen Sprung in den Fotograben durch Frontmann Jørgen Munkeby. Für meinen Geschmack beinhaltete diese Art von Musik zu viel Information, Unruhe und negative Energie. Dem Publikum hat es jedoch sichtlich gefallen. Auch der Schlagzeuger Ryan Van Poederooyen, vom Devin Townsend, Project hüpfte kopfnickend und vergnügt im Fotograben herum, um den Support Act zu fotografieren. Für mich: Nicht „the ultimate cup of coffee“.
Periphery
Danach waren die Amerikaner Periphery an der Reihe, die mit ihrem Djent-Metal zwar nicht weniger fordernd waren als der Opener, aber dennoch musikalisch mehr Struktur boten und bei mir sortierter ankamen. Ihre Live-Qualität konnten sie übrigens bereits im Vorprogramm von Dream Theater präsentieren. Periphery lieferten an diesem Abend eine energiegeladene Show mit gewohnt vertrackten Songstrukturen, welche grundsätzlich absolut auf meinen Geschmack treffen. Richtig begeistern konnten mich bis anhin jedoch live eher Bands wie TesseracT oder xx, welche ebenfalls diesem Genre zuzuordnen sind.
Devin Townsend
Endlich war Umbaupause für den Haupt-Act, welche genutzt wurde, um auf den Monitoren Bilder von Devin Townsend einzublenden, die für absolute Lachkrämpfe sorgten. Devin als Mona Lisa oder faltigen Mops – einen aussergewöhnlichen Humor hat der Kerl. Doch, er hat an diesem Abend während dem Konzert weder in der Nase gebohrt, noch am laufenden Band gröbere Witze gebracht. Zudem, wie sonst schon (z.B. bei NOTP an der Loreley), beleidigte er nicht die Zuschauer.
Nichts desto trotz kam keine Langeweile auf und es gab neben der Musik auch an diesem Abend wieder viel Text und die Worte „Cock“ und „Penis“ durften selbstverständlich nicht in seinem Wortschatz fehlen. Kein Wunder musste er sich als Gedankenstütze „Stop“ und „Sing“ auf die rechte und linke Hand notieren. „Ich kann sonst die Balance zwischen „reden“ und „singen“ nicht halten. So hat jeder seine eigene Arbeitsweise“, begründete der Kanadier die Notizen logisch. Der „rüpelhafte“ Devin Townsend überzeugte wie gewohnt mit musikalischer Extravaganz, grosser Wortakrobatik und ganz viel Charisma. Wer sich bereits mit der Person Devin Townsend im Detail auseinander gesetzt hat weiss, dass hinter seiner Musik sowie den Texten unglaublich viel Intelligenz steckt und all seine Werke durchdachte Hochleistung bieten. Live konnten er und seine Band das musikalische Können mal wieder überzeugend unter Beweis stellen und sorgte damit beim Publikum im sehr gut besuchten Z7, für aufgeregte Schnappatmung und lauten Jubel.
Hemmungslos verband Devin Townsend Project Brutalität („Kingdom“) und Sanftheit („IH-AH“) bei diesem Auftritt und bot eine Songauswahl, die nicht nur mich zufrieden stimmte.
Das Konzert war schon lange zu Ende, da schrien zwei Mädels noch in der ersten Reihe „Devin come back, we love you“. Der flüchtete dann aber ganz schnell in sein Backstage Kämmerchen. Wie immer, ein ereignisreicher Konzertabend.