So, 29. März 2015

STEVEN WILSON & BAND

Z7 (Pratteln, CH)
31.03.2015

Steven Wilson’s Shows waren bis anhin immer eine visuell sowie musikalisch anspruchsvolle Angelegenheit. Mit dem aktuellen Konzeptalbum „Hand.Cannot.Erase.“ hatte er mal wieder ein Kunstwerk geschaffen, das einem den Atem nimmt. Eigentlich verständlich, dass es sein Wunsch gewesen ist, die Konzerte bestuhlt durchzuführen. Denn nur so, konnte man die volle Bandbreite dieser Aufführung erleben und ganzheitlich geniessen. Die Bestuhlung konnte leider im Z7 nicht umgesetzt werden, was bedeutete, dass nicht alle Zuschauer in den ausverkauften Räumlichkeiten die Projektionen sehen konnten. Diese sind bei einem Steven Wilson Konzert keine Nebensache, sondern erzählen die Geschichte zum jeweiligen Konzept und schliessen den Kreis zwischen Hören und Sehen.

Dieses Mal dreht sich die Story um das Thema Isolation, Einsamkeit und um das Leben im 21. Jahrhundert. Für die Hauptrolle der Inszenierung wählte Wilson die polnische Künstlerin Carrie Grr. Visuell umsetzen durften es, wie bereits bei vielen anderen Inszenierungen,  Lasse Hoile und Hajo Müller, die mit den Bildern für die Projektionen ein wunderschönes Bühnenbild schufen. Alles durchdacht, jede Farbe, jedes Bild logisch gewählt und abgestimmt. Bewusst verzichtete man auf einen Support-Act und setzte ein ca. 20 minütiges Intro und nach dem Konzert ein Outro mit Musik und Film ein.

Seine Begleitband bestand ebenfalls erneut aus alten Bekannten: Marco Minnemann (Schlagzeug), Nick Beggs (Bass, Stick), Adam Holzmann (Keyboards) und Guthrie Govan (Gitrarre). Der Brite setzt immer wieder auf das richtige Pferd und hat ein Talent dafür, die besten Musiker und Künstler für seine Ideen gezielt einzusetzen und die Folge davon war auch an diesem Abend, ein qualitativ hochstehendes Konzerterlebnis. Theo Travis (Saxophon, Flöte) war der einzige, der dieses Mal nicht gross berücksichtigt wurde und somit leider auf der Bühne keinen Platz bekommen hatte.

Die weiblichen Stimmen von Ninet Tayeb und Katherine Jenkins, welche Wilson dieses Mal einfliessen liess, kamen leider vom „Band“. Wie schön wäre es gewesen, eine der Damen mit auf der Bühne zu sehen oder eventuell sogar den Auftritt mit Theater zu verbinden und die Hauptdarstellerin in die Show dezent zu integrieren. Vielleicht eine Idee für das nächste Mal.

Wilson kramte zur Freude alle die seine alte Band Porcupine Tree vermissen, in seinem überdimensionierten Archiv und präsentierte zwei Songs: „Lazarus“ aus dem Album „Deadwing“ und „Sleep Together“ welches auf „Fear of a Blank Planet“ zu finden ist. Ebenso wurde eine kleine Auswahl an Songs aus seinen hervorgegangenen Solo Veröffentlichungen gespielt, das Herzstück blieb jedoch das aktuelle Album.

Wer „Hand.Cannot.Erase. als eher „poppiges“ Werk in Erinnerung hat, was wohl auch dazu führte, dass das Interesse an Wilson enorm gestiegen ist, wurde live eines anderen belehrt.  Da ging es stellenweise richtig „heavy“ zur Sache, was die Pärchen im Klammergriff ab und an komplett aus dem Schunkelprinzip riss.

Auch für mich, einer der besten Live-Erlebnisse in diesem Jahr und meine Hoffnungen an einen 2. Teil der Tour sind gross!

Hier ein paar Emotionen aus dem Publikum:

Linda aus Baden: „Vielleicht war es der Moment, vielleicht der Ort, vielleicht mein wunderbarer Partner als Begleitung, vielleicht die Hammer Band, vielleicht die echte Natur-Magie von Steven Wilson und seiner farbenreichen Musik, vielleicht die tollen Lyrics, vielleicht die schöne Kunst-Inszenierung ohne Kommerz-Show, vielleicht die professionelle Tontechnik, vielleicht der ausverkaufte Saal voller achtsamer Leute inklusive Freunde, vielleicht meine meist geschlossenen Augen, mein offener Geist und mein offenes Herz?  Ich habe gestern Abend – für mich ganz persönlich – das beste Konzert erlebt, das ich jemals erleben durfte!“

Andy aus Luzern: „Mit seiner Stilvielfalt trifft und berührt Steven Wilson meinen Nerv. Seine Konzerte kommen einer Inszenierung gleich. Ich muss mir das jeweils mehrmals ansehen, weil ich davon nie genug bekomme – im Gegenteil, Steven Wilson macht süchtig.“

Kusi aus Bern: „Das war aller erste Sahne! Wilson Niveau halt. Ich persönlich verfolge ihn ja bereits seit dem Jahr 2000. Ich finde er hat eine tolle Wandlung gemacht, sei es als Sänger (stimmlich) wie vor allen Dingen auch als Frontmann und Performer. Er hat seine anfängliche Scheu abgelegt. Die Version von „Index“ war ja die volle Breitseite ganz geil, bei „Routine“ das erste mal geheult. Grosse Klasse.“

Stephan aus Kamp-Lintford (D): „Erneut ein geniales Erlebnis! Bereits zum zweiten Mal durfte ich Wilson mit seiner Band bestaunen. Nachdem sich „Hand. Cannot. Erase.“ zu meinem SW-Lieblingsalbum hochgespielt hat, begeistert natürlich auch die live Performance dieses Albums. Immer wieder faszinierend ist die Spielfreude der Band. Steven Wilson, der mit dem stets gut gelaunten Marco Minnemann Spässchen macht. Nick Beggs, der durchgehend grinsend am Bass zu stehen scheint. Guthrie Govan, der mit seinen Gitarrensoli die Zuschauer begeistert. Am meisten hat mich aber tatsächlich Adam Holzman mit seinen wunderbaren Keyboard-Sounds beeindruckt. Für den Betreiber war das ausverkaufte Z7 sicherlich ein tolles Ergebnis, für den Besucher allerdings zum Teil etwas anstrengend. Es war zumindest im vorderen Bereich doch sehr eng und warm. So wurde man zum Teil leider ein wenig abgelenkt und konnte sich nicht völlig auf die tolle Bühnenshow konzentrieren. Das nächste Steven Wilson Konzert würde ich daher tatsächlich lieber wieder sitzend geniessen.“

Fotos von Steven Wilson Z7 2015 (Liane)


Wie fandet ihr das Konzert?

31.03.2015
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