STEVEN WILSON – Hand.Cannot.Erase.

Progressive Rock
23.03.2015

Wilson erzählt über das Leben im 21. Jahrhundert

Seit 6. Februar 2015 liegt mir das Album „Hand.Cannot.Erase“ nun vor und jetzt wird es mal allmählich Zeit, all die vielen Informationen und Eindrücke zu Papier zu bringen. Zwei Seiten Notizen und sicher 30-40 Hör-Durchläufe später sitze ich nun hier. Mittlerweile hat das Album bereits die internationalen Charts erreicht und Steven Wilson feiert somit die höchsten Platzierungen in seiner langjährigen Musik-Karriere. Die Folge davon ist eine bereits so gut wie ausverkaufte Tournee. Er hat es sich wohl verdient!

„You can come back if you want to but no one ever does. I told them I`m ready, it`s time to leave now…“ Am Tag der Konzept-Album Veröffentlichung schrieb die Hauptdarstellerin (Karolina Grzybowska) in ihrem eigens für den Release kreierten Blog, dass es an der Zeit sei, zu gehen. Keiner hatte etwas davon gemerkt. Sie hat ihr Leben einfach ausradiert und niemandem ist es aufgefallen. Sie hinterliess keine Spuren und das jahrelang. „Hand.Cannot.Erase.“ erzählt eine Geschichte, bei der es um das anonyme Leben in der Grossstadt geht. Es geht darum, dass man sein Leben auslöschen kann, ohne dass es bemerkt wird.

Inspiriert wurde Steven Wilson durch eine Dokumentation über Joyce Carol Vincent, die drei Jahre lang tot in ihrer Wohnung lag. Füh ihn symbolisierte diese Geschichte das Leben im 21. Jahrhundert und Wilson kann sich mit diesem Schicksal gut identifizieren. Er hatte selbst keinen Austausch zu den Nachbarn als er in London lebte und verkroch sich. Echter menschlicher Kontakt und persönliche Interaktion sind heute durch die virtuelle Welt gar nicht mehr von Nöten. Daher lag es auf der Hand, daraus etwas Besonderes zu kreieren und so liess er seinen Gedanken musikalisch, textlich wie auch visuell freien Lauf. Er implementierte autobiographische Züge in den Charakter seiner Hauptdarstellerin, um authentisch und glaubwürdig zu wirken. Visuell wird die Story besonders aufwendig in der Deluxe Edition als Buch umgesetzt. Dort wurde das komplette Leben der Hauptdarstellerin wie ein Tagebuch reproduziert. Es beinhaltet herausnehmbare Zeichnungen, Postkarten und eine Geburtsurkunde.

Zum ersten Mal setzt Wilson, passend zum weiblichen Charakter in seiner Geschichte, auch Frauengesang ein. Ninet Tayeb (eine Freundin aus Israel) und Katherine Jenkins (eine walisische Mezzosopranistin) teilen sich mit Steven Wilson den Gesang. Was die musikalische Richtung betrifft, so verzichtet der Engländer weitestgehend auf vertrackte und komplexe Strukturen und somit ist für meinen Geschmack der fast vierzehn minütige Song „Ancestral“ der Titel auf dem Album, der den Hörer am meisten fordert. Anders als bei seinen letzten Alben, nutzt er Electro und Industrial Einflüsse und lässt richtig wuchtige Gitarren weitestgehend aus. Dafür gibt es eingängige Popmelodien, die an die 60er Jahre erinnern, aber auch gewohnt progressive Töne im 70er Gewand, hat das Album im Gepäck. Wie immer schafft es Wilson mit Hilfe seiner hochkarätigen Band (Nick Beggs/Bass, Marco Minnemann/Schlagzeug, Adam Holzmann/Piano & Keyboards, Guthrie Govan/Gitarre, Theo Travis/Flöte & Saxophon) und zahlreichen Gastmusikern, eine unfassbar und atemberaubende Atmosphäre zu schaffen. Ein wunderschönes Album, das auf kreativste Weise eine ganz eigene Identität vermitteln kann. Wilson geht mal wieder einen Schritt weiter und überrascht besonders seine eingefleischten Anhänger mit einem Album, das sogar den einen oder anderen Streit bei Facebook auslöste.

Es gibt noch wenige Karten für das Konzert am 27. März 2015 im Z7. Vorbei kommen und verzaubern lassen.

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Trackliste

  1. First Regret
  2. 3 Years Older
  3. Hand Cannot Erase
  4. Perfect Life
  5. Routine
  6. Home Invasion
  7. Regret  9
  8. Transience
  9. Ancestral
  10. Happy Returns
  11. Ascendant Here On…

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 10/10



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23.03.2015
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