Das Mädel – genannt BB – von Black N‘ Black Chicks scheint eine weibliche Version von Lars Ulrich zu sein. Omnipräsent pusht sie ihre Band in den sozialen und anderen Medien. Und der Vertrag, der den Fotografen unter die Nase gelegt wird, übertrifft alles schon Dagewesene. Eine zweispaltige, kleingedruckte A4 Seite für eine Coverband scheint mir etwas übertrieben. Da nehmen es etwas grössere Bands wie Iron Maiden, Kiss, Black Sabbath etc. – die Millionen von Alben verkauft haben – etwas lockerer. Das schon fast an die Grenze der Überheblichkeit Grenzende geht der Personalunion des Schreibenden und Fotografierenden schon etwas auf die Big Balls und trübt die Vorfreude auf die aufgrund der Videos doch vielversprechenden Band um einiges. Schade, denn ganz so unnahbar ist die reine AC/DC-Mädels-Coverband nicht, wie sich während dem Konzert noch herausstellen sollte.
Aber zurück an den Start. Das Hall Of Fame etabliert sich immer mehr zu einem rockigen Konzerttempel. Die beiden abgetrennten Räume mit einmal rund 400 und einmal rund 100 Nasen Fassungsvermögen, eignen sich gut für kleinere und mittlere Konzerte im Hardrock-Bereich. Mit den beiden Bühnen können die Macher auch kurzfristig auf die Nachfrage der jeweiligen Konzerte reagieren. Heute reicht es für eine gute gefüllte „Club-Stage“-Show. D.h. es stehen rund 100 – nicht ganz überraschend vorwiegende grauhaarige Männer – erwartungsvoll vor der tiefergelegten Bühne. Wie schon erwähnt, lassen die von BB fleissig geposteten Bilder und Videos einiges erwarten. Auch ich bin gespannt, ob man mit Ankündigungen wie „BACK:N:BLACK ist in AC/DC-Fankreisen als eine der besten Bands bekannt und hat mittlerweile gar die Aufmerksamkeit von Mitgliedern von AC/DC auf sich gezogen, die voll des Lobes für die Schweizerinnen sind.“ den Mund nicht zu voll nimmt.
Nun, eigentlich sollte das ja eine todsichere Geschichte sein. Wir befinden uns in einem Club, es wird das eine oder andere Bier getrunken, fünf Mädels zocken AC/DC – da ist ja Party vorprogrammiert. Doch die will Anfangs nicht richtig zünden. Es sind in erster Linie die Fotografen, die sich um die Bühne drängen, während sonst allgemeine Zurückhaltung herrscht. Trotz der einen oder anderen Einlage und Ansage von BB. Sie ist nicht nur in der sozial-virtuellen Welt das Sprachrohr der Band, sondern auch live übernimmt sie die Mehrheit der Ansagen. Sie scheint – zumindest von denen man was hört – auch die einzige zu sein, die bei der international zusammengewürfelten Band deutsch spricht. Sie ist ein zierlich-hübsches Mädel, dass immer wieder mal den teuflischen Blick à la Angus aufsetzt. Doch ihre Sprech-Stimme klingt stark nach Teenie-Band und passt nicht so ganz zum rotzigen Auftritt mit zerrissenen Netzstrümpfen und dem einen oder anderen Headbanging.
Soundmässig gibt’s nicht viel zu bemängeln. Die AC/DC-Klassiker werden solid gerockt, die Solis kommen im Allgemeinen gut und die Dame am Mik bringt beide AC/DC-Ären gut unter einen Hut. Nicht überragend, aber das erwartet heute glaub auch keiner. BnB sind eine Cover- und keine Tributband – dies zeigt sich darin, dass man gar nicht versucht die grossen Vorbilder nachzuahmen. Einzig BB deutet den einten oder anderen Duckwalk oder wie schon erwähnt den teuflischen Blick à la Angus an.
Das Konzert plätschert so vor sich hin und ist ganz OK für einen in meinem Falle gemütlichen Freitagabend. Aber das ist wohl auch grad das Problem der doch etwas mangelnden Stimmung. Die Band wäre perfekt für jede Pub- und Bikerparty. Heute sind zwar auch ein paar Biker inklusive zwei Hells Angels auszumachen, aber es scheint mehr die AC/DC-Fan-Fraktion da zu sein, die den Mädels nicht abgeneigt sind und sich so vor allem aufs zuschauen und zuhören fokussieren.
Im letzten Drittel des Konzertabends mögen sie jedoch, nicht nur mich immer mehr mitzureissen. BB – die Rampensau im positiven Sinne – lässt nicht nur das standardmässige Kunstblut bei „If You Want Blood (You’ve got it)“ aus dem Mund sabbern, sie verlässt die Mini-Bühne auch regelmässig, um sich unters Volk zu mischen. Da sind dann die Anfangs erwähnten Rockstar-Allüren wie weggeblasen. Bei „Whola Lotta Rosie“ entert sie gar den Bartisch neben mir und rockt diesen beinahe in die Knie. Respekt. Das zierliche Mädel ist sich, und ihren Knies nicht zu schade. Da reisst es auch mir immer mehr den Ärmel rein. An ihr liegt es nicht, dass die Stimmung bisher nicht so überwältigend war. Dann schon eher der restlichen Band, die doch schon eher sehr statisch auf der Bühne steht. Vor allem die Leadgitarristin scheint schon fast gelangweilt, die Riffs und Solis runter zu spulen. Leidenschaft und Party sieht für mich anders aus. BB ist nicht nur das Sprachrohr der Band, sondern auch live mehr als die halbe Miete. Sie macht den kleinen aber feinen Unterschied. Doch auch die Sängerin ist sich nicht zu schade, den Respektsabstand vor der Bühne eigenhändig zu verkleinern und packt sich die vorderste Reihe, um dann mit den denen vor der Bühne synchron zu bangen. Da bleibt auch mein Kopf nicht mehr vertikal gerade. Das ist aber mehr oder weniger ihre einzige grössere Interaktion mit dem Publikum.
Die obligate Zugabe „For Those About To Rock“ gelingt der Leadgitarristin nicht ganz so gut wie der Rest, aber tut der guten Stimmung am Schluss keinen Abbruch. Mit „Highway To Hell“ ist dann definitiv Schicht im Schacht.
Fanzit: Back N‘ Black bzw. insbesondere BB wissen ihre weiblichen Reize einzusetzen, aber wie schon The Iron Maidens vor eine paar Wochen im Z7 steht der Sound und auch wieder vor allem bei BB der Spass auf der Bühne AC/DC zu zocken im Vordergrund. Wobei ich bei den Iron Maidens schon noch mehr hin und weg war, über deren spielerischen Qualitäten. Da sind doch Welten dazwischen. BnB sind sicher eine würdige Referenz ans Original und ich bin überzeugt, dass das auch den Jungs von AC/DC gefällt, die ja eh meist über das andere Geschlecht singen. Aber eben, es ist schlussendlich eine Coverband und für die würde ich jetzt nicht nach Genf fahren (was bei The Iron Maidens der Fall wäre), aber wenn die wieder Mal in der Nähe und dann vorzugsweise in einem Pub oder an einer Bikerparty spielen, bin ich sicher wieder dabei. Dann lass ich aber die Kamera zu Hause und sorg dafür, dass die Anstandslücke vor der Bühne nicht zu gross wird. Cool auch das Hall Of Fame, das sich langsam aber sicher vom Geheimtipp zu einem etablierenden Rocktempel und somit festen Grösse in der Schweizer Konzert-Szene mausert. Einzige Kritik – bei einem Clubkonzert mit einem doch schon älteren Publikum das Bier in billigen Plastikbechern auszuschenken, geht meiner Meinung nach gar nicht. Der Club soll sich doch gerade durch solches von den grösseren Venues und Festivalshows abheben. Dass das in dieser Grössenordnung gut funktioniert, beweist die Schüür in Luzern seit eh und je – inklusive Halbliter-Naturperle-Bügelflaschen.