Legenden
Ich konnte es kaum erwarten, am 8. April den Weg von Bern nach Winterthur ins Gaswerk anzutreten. Die Comedy-Punk-Legenden The Toy Dolls lassen die Korken knallen. 35 Jahre ist die Formation nun unterwegs, dies soll mit verschiedenen Gigs in ausgesuchten Locations und an Festivals gebührend gefeiert werden. Start der schweizerischen Mini-Tour ist eben dieser Abend im Gaswerk in Winterthur.
Migre Le Tigre
Bereits als Migre le Tigre, die 1-Mann-Vorband mit Gitarre die Bühne betritt, ist das Gaswerk gut gefüllt. Da Mitte der Woche ist, füllt sich das Gaswerk während der knapp 40 Minuten der Performance jedoch weiter. Aus meiner Sicht passt an diesem Abend der Support nicht wirklich zum Haupt-Act. Dies ist unverkennbar nicht nur bei mir so, denn die Zuschauer holen sich lieber ein Bier an der Theke, stürmen den Merchandising-Stand oder quatschen miteinander. Dies tut der Stimmung für den jungen Songwriter, der wirklich alles probiert und eigentlich auch eine gute Stimme besitzt, leider ziemlich Abbruch. So wird der Tigre fast nicht wahrgenommen. Nebst allen bereits genannten Faktoren trägt sicher auch dazu bei, dass das Publikum heute einfach da ist um eine Band zu sehen: The Toy Dolls.
The Toy Dolls
Nach einer ziemlichen kurzen Umbaupause – wenn vorher nur eine Person auf der Bühne stand muss man nicht allzu viel umbauen – ist es dann soweit. Die Show der Punk-Legenden startet. Olga entsteigt zu Beginn der Show einem Geburtstagspaket, welches anzeigt, dass die Herren bereits 35 Jahre Musik- und Bühnengeschichte auf dem Buckel haben.
Was danach folgt ist mit Worten kaum beschreibbar…Sensationell, wie die bereits gesetzten Herren in Form sind, unglaublich die Setlist, welche keine Wünsche offen lässt, Wahnsinn wie die Band mit der feiernden Menge interagiert, unglaublich wie das Publikum mitgeht und in Dauerekstase verfällt. Die Hitze tut ihr Übriges dazu und das Thermometer steigt während der Show auf gefüllte 45 Grad Celcius.
Es fehlt an diesem Abend definitiv an nichts: Im Pit unten altgepflegter Pogo ohne Karateeinlagen, lachende Gesichter von der vordersten Reihe bis auf die Galerie des Gaswerks. Comedy-Punk in Reinkultur. Ich schaue mich um und sehe Menschen, welche sich kaum mehr spüren. Als die Dolls dann noch Tocatta anstimmen ist das Publikum kaum mehr zu retten. O-Ton eines nicht genannten Fans neben mir: „So einen Backflash hatte ich noch nie an einem Konzert, ich fühle mich in meine Jugend zurückversetzt, das ist eines meiner absolut geilsten Konzerte“…wendet sich ab, spielt Luftgitarre und dreht sich weiter um die eigene Achse… (Anm. der Red.: Der nichtgenannte Fan könnte der Fotograf des Abends – pam – geweisen sein. So die allgemeine Vermutung).
Die Toy Dolls begeistern, sei es mit dem Startsong Fiery Chack, mit den Kultsongs Spiders oder Nellie oder mit musikalischer Höchstarbeit wie mit dem instrumentalen Song Tocatta. Songs im Drei-Minuten-Takt, ein Feuerwerk an Hits, die Zeit vergeht wie im Fluge….äh Apropos Feuerwerk; Ab und zu zündet die Band wieder einen Konfetti-Regen und am Schluss dürfen schwarze Toy-Dolls Ballone für jeden nicht fehlen.
So spielt die Band nahezu 75 Minuten, dazwischen verlassen sie zwei Mal die Bühne um mit lachenden Gesichtern und tosendem Applaus die Bühne wieder zu betreten. Natürlich ist auch der eine oder andere Gag eingeplant, sonst wären es ja nicht die Toy Dolls.
Bleibt zu hoffen, dass die Dolls wiederkehren. Nach dem Konzert beobachte ich nur zufriedene Menschen, das Grinsen ist noch nicht verschwunden, zufrieden, Müde, raus an die Kälte des Abends mit vielen Erinnerungen, die das Geld heute definitiv wert waren.
Das Fanzit
Mein Gott, das war ein denkwürdiger und einmaliger Abend. Das Publikum ging steil ohne Ende, die Toy Dolls waren einfach schlichtweg sensationell, die Set-List lies keine Wünsche offen. Jugend-Erinnerungen für die Einen, Live-Premiere der Dolls nach 35 Jahren für andere, aber eines hatten alle gemeinsam an diesem Abend: FUN!
Setliste The Toy Dolls
- Fiery Jack
- Cloughy
- Bed Bugs
- Barry
- Garden path
- Dougy
- Doreen
- Spiders
- Nellie The Elephant
- Somedays
- Olga
- Idle
- Alfie
- Lambru
- Tocatta
- Alec
- Harry
- Wipe Out
- Saints
- Glenda
- Dig That Groove
- Finos