Vor zwei Jahren stiess ich durch irgendwelche Posts in Facebook auf die Band Comaniac. Ich bestellte mir mal das Demo „Tumor Troop“, denn neue Schweizer Bands sind grundsätzlich mal interessant und reinhören schadet im Normalfall nicht. Beeindruckt von der mächtigen Thrash-Gewalt, welche mich auf dem zwar noch irgendwie rohen Demo aus den Boxen niedermähte, war die Vorfreude nun gross, vom ersten Longplayer der vier Herren Jonas (Schmid, Gesang/Gitarre), Cédric (Iseli, Schlagzeug), Dominic (Blum, Gitarre) und Raymond (Weibel, Bass) Kenntnis zu nehmen.
Die Band wurde von zwei eigentlichen Schulkameraden (Cédric und Jonas) unter dem Namen „Company of maniacs“ (zu Deutsch: Horde von Wahnsinnigen) ins Leben gerufen. Als Zweiergespann produzierten die beiden nach vielen Proben und wohl auch Nächten die ersten fünf Songs. Durch die Gewalt der Songs beeindruckt gesellten sich dann alsbald auch schon Raymond und Dominic dazu, welche das nun „wütende“ Vierergespann komplettierten. Die weitere Geschichte ist schnell erzählt; Durch eine weitere Demo-CD bekamen die vier Newcomer nun auch mehr Rezension und wurden schnell zu einer lokalen Thrash-Grösse. Eines der grössten Erlebnisse war sicher als Vorband von Coroner im Salzhaus zu Winterthur zu spielen. Am 27. Februar feiert nun das erste Album in Aarau Premiere, ich habe das Vergnügen, euch bereits ein paar Eindrücke und eine erste Meinung des Albums vermitteln zu dürfen, sowie ein Interview mit der Band zu präsentieren.
Die zehn Songs – dies fällt zu Beginn auf – sind nicht allesamt kurz und bündig, wie es bei vielen Thrash-Bands eigentlich Gang und Gäbe ist. So finden wir die ganze Bandbreite von zeitlicher Gemütsspanne von Killing Tendency (3:06min) bis Solitude (7:50). Mit knapp fünfzig Minuten Spielzeit bewegt sich das Album jedoch in normalen Gefilden und scheint zeittechnisch soweit ausgewogen zu sein.
„1, 2, Rage“ bricht gleich mit extremer Thrash-Gewalt los. Eine Gitarrensalve jagt die nächste, Tempowechsel inklusive. Hier mal ein Gitarrensolo, da mal ein gesangsloser Part, dann wieder volle Kanne, so muss es sein. Genialer Opener, macht Lust auf mehr, insbesondere auch, weil trotz aller Härte melodiöse Ansätze vorhanden sind und Raum einnehmen.
„Secret Seed“ empfinde ich persönlich dann als ein wenig eingängiger, könnte live ein Kracher werden, denn bereits beim Schreiben befindet sich der Reviewende in einer Nacken-Banging-Schieflage. Thrash mit Kultfaktormentalität. Mit „Cut Throat“ ist nun der erste längere Track am an der Reihe. Auch dieser gefällt mir persönlich ganz gut, nicht ganz so straight gehalten wie die ersten zwei Songs, mit sanftem Einstieg und melodiöseren Gitarrenläufen und auch der Gesang von Jonas Schmid kommt nach zwei stimmbandmalträtierenden Songs sanfter daher.
„Fist of Friends“ reiht sich danach nahtlos in den Reigen von ansprechenden Tracks ein. „Killing Tendency“ ist für mich ein zu unauffälliger Song, welcher mich persönlich nach den ersten vier Songs nicht mehr zu überzeugen vermag. Bei „…And There is No Job“ sieht das bereits wieder anders aus. Hier spüre ich wieder diese gewisse Eigenständigkeit, die Komposition lässt mich aufhorchen und das Arrangement ist aus meiner Sicht absolut gelungen. Geflüsterte Worte, sirenenartige Gitarren im Mittelteil, dunkle Stimmung, eben wohl die Stimmung welche vorherrscht, wenn man keinen Job hat… bravo.
Übrigens handeln die Texte von Comaniac von wichtigen Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Manipulation und Ausbeutung. Themen, welche in unserer Welt wohl im Moment aktueller sind als auch schon und welche thematisiert werden sollten.
„Solitude“, der längste Song auf dem Album hat einen schönen Refrain, welcher mich irgendwie an Tankard erinnert…na vielleicht hat das aber eher eine subjektive Note ;-). Man könnte meinen, dass einem bei einem Thrash-Song von fast acht Minuten eigentlich langweilig werden könnte. Ich behaupte, im Normalfall ist das auch so. Comaniac verbinden jedoch geschickt verschiedene Tempowechsel mit Refrain und melodiösen Parts und schwupps sind die acht Minuten schon vorbei und man ist noch hellwach.
Die drei letzten Songs können gut mithalten, wobei mir vor allem „The Rake“ gefällt, welches zu Anfang mit ein wenig „orientalischem“ Touch aufwartet.
Comaniac legt mit diesem Album offen, dass hier eine Band am Werke ist, welche Potenzial hat. Wie bei manchem Debut vermisse ich teilweise den absolut typischen und eigenständigen Sound, welcher mit der Zeit eine Band ausmacht. Auf der anderen Seite haben die Jungs ja noch Zeit und wer die Review aufmerksam liest, der mag mitbekommen, dass bei vielen Songs bereits Ansätze vorhanden sind, um den typischen „Comaniac“-Sound zu kreieren.
Fanzit: Dieses Album ist sein Geld absolut wert. Ob ein neuer Thrash-Stern am Himmel erglühen wird, dass wird die Zukunft zeigen, ich wünsche es den engagierten Jungs. Ich erkenne sehr viel Potenzial, ich höre ausgeklügelte Arrangements, ich spüre die Leidenschaft und die Passion, mit welchem die Band zu Werke geht und bin sicher, dass dieses eines DER Schweizer-Debut-Alben des aktuellen Jahres werden wird. Oder in DSDS-Manier gesagt: Dreimal JA, ohne Joker, ihr seid im Recall.
Interview mit der Band siehe weiter unten.
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Trackliste
- 1, 2, Rage
- Secret Seed
- Cut Throat
- Fist of Friends
- Killing Tendency
- …And There Is No Job
- Solitude
- The Rake
- Monsters Final Creation
- Flakhead