Wiedermal brachte uns die berufliche Alltags-Pest nicht rechtzeitig zum Event-Opening… Man kann die Tage ja noch so sehr mit Feingeschick und Diplomatie anrühren, am Ende kommt dann doch die Feuerwehrübung daher geirrt und versaut die ganze Mission!
Also starteten wir den Auftakt mit den letzten Songs von LOTRIFY. Da die Band früher als angekündigt spielte, verpasste ein Grossteil der Besucher die Band. Die Metalinside-Crew kam immerhin noch in den Genuss zweier Songs. Wir erwarteten an diesem denkwürdigen Abend geballte Klänge die die Fabrikhalle erschüttern und den Müd-Donnerstag mit einem wohltuenden Donnerwetter zum Erwachen bringen. Aber nix da, Lotrify ist viel zu melodisch und viel zu wenig „thrashig“.
Der Gang in der kurzen Umbaupause, führte direkt an die frische Luft und nach kurzen Minuten wieder zurück in die Halle.
Exodus
Im nun gutgefüllten und schon mächtig aufgewärmten Z7 nahm unter grossem Jubel EXODUS-Drummer John Hunting hinter seiner Küche Platz. Die rasenden Drum-Linien, die kurz danach durch die Halle donnerte, stammten kaum von einem Ritalin-Konsumenten ab und liessen Füsse und Hüfte mitwackeln. Zwar war der Aktivling nur schwer hinter dem tief gesetzten Werkzeug zu erkennen, das Licht war „dunkel in dunkel“ gehalten, aber wir sind uns ganz sicher, er war da!
Am Gesang seit rund einem Jahr wieder Steve Souza. Der Frontmann trat mit polierten Höhen an das Volk, wobei ihm die guterkennbare Resonanzherkunft sehr behilflich war!
Gitarrist Gary Holt… hm, Moment mal – where the fuck is Gary Holt?! Der steht wohl noch an der Tanke… (Anmerkung Sabi: nee Tante Bürgi, der steht bei Slayer!) Stattdessen erschien ein gutaussehender Klampfenmann Namens Kragen Lum (Heathen) und erfüllte das Bandbild mit attraktivem Schein! Von seinen Mitgenossen etwas alleingelassen während den Soli-Parts, lieferte er ganze Arbeit und liess die grosse Suche nach Hold etwas vergessen gehen!
Exodus gibt sich redlich Mühe auf der Bühne, die Riffs sitzen, Lum erledigt einen super Job aber der Funken will noch nicht richtig zünden. Der Sound ist dumpf und artet fast in einem Klangbrei aus. Vom Licht reden wir schon gar nicht! Ein paar anständige „Taschenpfunzeln“ hätten bessere Resultate ergeben. Die Fans lassen sich von der schlechten Soundqualität aber nicht irritieren und feiern ihr Helden gebührend. Songs wie „Children Of A Worthless God“, „Salt In The Wound“, „Black List“ kommen an und beim Kultsong „Toxic Waltz” bewegte selbst der Hinterletzte auch die Gesichtsmuskulatur zu einem verstimmten Mitgesang! Der Kommentar eines nebenanstehenden Berners ‚ä huärä Lärmä‘, ist wohl positiv zu werten! Gegend Ende des Sets packen es sogar die Soundtechniker und bringen doch noch einen anständigen Sound hin. Nach einer guten Stunde durften sich die Amis unter tosendem Applaus von der Bühne trollen.
Testament
Das TESTAMENT etwas „Grösseres“ plante, war leicht zu erraten. Die Bühne wurde ordentlich dekoriert und die Halle mächtig ausgeräuchert. Die Verfasserin dieser Zeile kippte um ein Haar im Fotograben um. Der Geschmack der Kräutermischung war durchaus bekömmlich aber die Dosis viel zu hoch.
Dann endlich tauchte mit verdientem Beifall Sänger Chuck Billy, die Gitarreros Alex Skolnick und Eric Peterson sowie Bassist Steve DiGirgio und Schlagzeuger Gene Hoglan auf Bühne auf und fegten sofort mit voll Gas los. Die Dezibel Werte drangen nun einen Zacken weiter nach oben und schöpften die erlaubten Ressourcen voll aus, das Licht wurde greller, der Sound um einige Spuren klarer und die Fans feierten eine riesen Party. Mit der erstaunlich guten Bühnen-Performance, die Chuck Billy trotz seines sichtbaren Übergewichtes hinlegte und einer fantastischen Darbietung der anderen Jungs an den Instrumenten, zog die Band sofort sämtliche Blicke und Ohren auf sich.
Mr. Chuck Billy flitzte von links nach rechts und wieder zurück, benutzte sein teleskopisches, halogenerleuchtetes Mik, das ein interessanter „part of the game“ war, als „imaginäre“ Gitarre. Er imitierte Gitarrensoli oder fuchtelte mit dem Teil wild in der Luft umher. Mit breitem Dauergrinsen spickte er die am Mikroständer von Alex angeklebten Plektren in die Menge und amüsierte sich köstlich, wenn die Dinger unauffindbar zu Boden fielen. Der Fronter kommunizierte immer wieder mit dem Publikum und wirkte wie der Rest der Band überaus sympathisch. Steve DiGiorgio wirbelte wie ein Berseker auf der Bühne umher, schüttelte seine arschlange Mähne dauernd und bearbeitet seine Tiefsaiter so, dass dem einen oder anderen Bassisten im Publikum die Kinnlade runterflog. Skolnick und Peterson lieferten sich heisse Gitarrenduelle und glänzten mit fantastischen Soli, bei denen sich vor allem Skolnick so richtig schön ausposen konnte. Immer wieder stellte er sich an den Bühnenrand, hob die Gitarre hoch und fiedelte wie ein Irrer seine genialen Soli runter. Zu all dem gab Gene Hoglan einen satten und präzisen Takt vor.
„Trial By Fire”, “Souls Of Black”, “Practice What You Preach” oder „Native Blood“ waren nur einige Highlights auf der Setliste. Klassiker wie „Into The Pit“, „Practice What You Preach“ sowie Stoff von der „The Legacy“ bekam man natürlich auch um die Ohren geknallt. Viele Zuschauer dürften bereits ab der Hälfte des Gigs glücklich gewesen sein.
Die Mähnen purzelten nicht nur auf dem Podest, die Raumtemperatur kletterte auf gefühlt 40 Grad hoch, die Stimmung im Publikum brodelte, die gegenwärtige Umgebungsduftnote sank beachtlich und die Amis schossen aus vollen Rohren.
Diese volle Dröhnung von Testament bis hin zum Schluss lässt uns den Event mit hochrangiger Note bewerten und rundete einen gestressten Tag sinnvoll ab.
Etwas Amüsantes am Rande vermerkt: ein Drummer, einer Schweizer Band, deren Namen wir hier nicht nennen (wir schnallen aber unseren Gur(d)t enger, ab der unglaublichen Behauptung die er aufstellte!) setzte unser Bild vom obercoolen langhaarigen Thrasher rapide runter. Angeblich sollte ein Bandmitglied von Testament schon mit Birkenstöcke (die Latschen, mit denen man sich nicht blicken lassen will aber die aber fast jeder zu Hause hat!), auf der Bühne gesichtet worden sein. Um dies zu überprüfen, stürzte sich die „Hardcore“-Metalinsiderin todesmutig in den tobenden Mosh, kämpfte sich quer durch den Circle Pit und durch dampfende Leiber, überlebte die übelsten Gerüche (es war des Todes!) um kurze Zeit später in erster Reihe zu stehen und festzustellen…. – Thanx god! es gibt keine Birkenstöcke auf der Bühne!