Mini Playbackmetalshow
Am Mittwochabend war Zürich bereit für eine neue Ära in Sache Metal. Dies behauptete zumindest die intergalaktische Stimme beim Intro von Babymetal. Wenn die neue Ära Soundtechnisch so bleibt, dann verzichte ich in Zukunft wohl eher auf Musik. Wenn es aber um die Show und vor allem um die Choreos der drei Mädchen geht, finde ich, sieht die Zukunft für unsere Welt, ganz im Hello Kitty Stil, flauschig rosig aus.
Babymetal
Überraschenderweise war das X-Tra an diesem wunderbaren sommerlichen Mittwochabend, bei dem man genauso gut mit den Fischen im Letten hätte baden können, sehr gut gefüllt. Das Publikum war bunt durchmischt mit Kindern, Jugendlichen in Pokémon- und Pandabärkostümen, ein paar wenigen Gothic-Lolitas, Metalheads jeglichen Alters sowie älteren Herren mit Babymetal T-Shirts. Letzteres wirft zwar ein paar Fragen auf und ist bestimmt mit ein Grund, wieso die Gruppe sehr polarisiert. Auch die Fotografen bekamen deswegen eine Absage, weil die Gefahr bestünde, dass jemand unter die Röcke fotografieren könnte; nun ja aber bleiben wir beim Konzert.
Auch das Konzert an sich polarisierte, wie man an verschiedensten Facebook-Kommentaren erkennt: „Also ich find’s noch geil. Metal-Punk-Pop in Mangastyle.“ Einige meinten einfach nur: „Kawai!“ Oder Stimmen dagegen: „Das am schlechtesten abgemischten Konzert ever.“ Und solche mit geteilter Meinung: „Show der Oberhammer…Sound leider hmmmmmm…..aber in den vordersten Reihen gings echt geil ab……baby metal forever…i’m loving it.“ Zusammengefasst wiederspiegelt sich darin auch mein Eindruck: Die Show war optisch herrlich, die Backup Band hätte noch Einiges drauf, aber die offensichtlich tauben Japaner am Mischpult waren nicht zu gebrauchen.
Horn goes Peace
Zumindest die vordersten Reihen störten sich gar nicht am schlecht abgemischten Sound: Sie feuerten die Mädels an und pogten wild vor der Bühne herum und auch ein paar Crowdsurfer zogen ihre Bahnen. Es wurde brav mitgesungen, soweit es die Sprachbarriere zuliess. Der Band gefiel der Einsatz und zeigte Spielfreude. Statt Horns wurden darum völlig japan-like die Zeige- und Mittelfinger hochgestreckt: Peace!
Auffällig war, dass vor allem, wenn die Backup Band in den Vordergrund trat, die Stimmung im Publikum noch besser wurde. Die beiden Gitarristen, der Bassist und der Drummer spielten mit ihren weissen Tuniken und weiss-schwarz geschminkten Gesichtern immer wieder mit vollem Einsatz ohne die Mädels. Diese mussten sich zwischendurch von den wilden Performances erholen.
Lolitas mit Speed
Die Gothic Lolitas mit ihren Rüschchenröckchen und Lederkorsetten hüpften wie Gumpibälle auf der Bühne herum und zeigten dem Publikum, was japanische Perfektion und voller Körpereinsatz bedeutet. Hut ab vor diesen Teenies, welche in diesem Alter (Jahrgang 97 und sowie zweimal 99) solche anspruchsvollen und schnell getaktet Choreos mit einem Lächeln umsetzten.
Ehrlich gesagt, hätte es mich verwundert, wenn der Gesang bei einer solchen Performance komplett live gewesen wäre. Erstaunt hat mich, dass sich alle drei getrauten – zwar mit grosser Überwindung und mit höchster Konzentration – ein paar Worte auf Deutsch ins Mikro piepsten. Nach einer Zugabe und knapp eineinhalb Stunden J-Pop – Metal Mix von Babymetal hiess es also: Passt auf euch auf und Tschüss!