LUCA TURILLI’S RHAPSODY – Prometheus, Symphonia Ignis Divinus

Power Metal, Symphonic Metal
16.06.2015

Wer kennt nicht die Symphonic/Epic/Cinematic Metaller aus Italien, Rhapsody of Fire? Nun, vor 4 Jahren, hat sich die Band wegen künstlerischer Differenzen im Guten getrennt, um die beiden Bands Rhapsody of Fire (um Mastermind Alex Staropoli) und Luca Turilli’s Rhapsody zu bilden.

Ich muss gestehen, dass ich mir das erste Album von Luca Turilli’s Rhapsody nicht angehört habe, weil mich damals der erste veröffentlichte Song nicht überzeugt hat. Dieses Mal sieht die Sache anders aus, Rosenkreuz ist ein absoluter Hammersong. Ich bin also sehr, sehr gespannt, ob der Rest des Albums dieselbe Qualität aufweist. Vor allem, was Eintönigkeit angeht, das ist nämlich mein grösstes Problem, sowohl mit den neueren Rhapsody of Fire Scheiben, als eben auch mit dem, was ich von der ersten Luca Turilli’s Rhapsody kenne.

Prometheus – Symphonia Ignis Divinus beginnt mit einem Song, der typisch für Lucas Songwriting ist, wie er heute komponiert: Ausgefeilte Orchestration auf absolut hochstehendem Niveau. Das geht allerdings manchmal auf Kosten des Wiedererkennungswerts. Das gilt auch für Nova Genesis (Ad Splendorem Angeli Triumphantis). Wunderschönes Stück, hängen bleiben tut’s aber nicht. Da es aber auch nur das Intro ist, muss das auch nicht zwingend sein. Il Cigno Nero ist auch noch nicht unbedingt ein Ohrwurm, aber man merkt, dass wir es immer noch mit Metal zu tun haben und nicht mit Klassik. Was sicher auch daran liegt, dass hier Alessandro Conti die Lead Vocals vom Chor übernimmt. Ich bin ja ein grosser Fan von Alessandro. Einen Nachfolger für Fabio Lione zu finden, war sicher nicht einfach, der Sänger von Trick or Treat macht aber einen fantastischen Job, was sicher auch an seiner klassischen Gesangsausbildung als Tenor (übrigens an derselben Schule wie Pavarotti) liegt.

Der 3. Song ist Rosenkreuz (The Rose and the Cross) und der geht mal so richtig ab. Die einführenden Kirchenchöre sind sehr irreführend, denn der Song, der danach loslegt, fetzt aber so was von. Es scheint, als hätten die beiden ersten Tracks nur den Weg bereitet für Rosenkreuz. Hier stimmt alles, und die Melodien bleiben sofort im Ohr hängen. Wer mir nicht glaubt, kann sich gern das Lyrics-Video reinziehen.

Anahata ist nicht mehr ganz so eingängig, überzeugt aber vor allem durch das Instrumentale und die Chöre. Il Tempo Degli Dei ist so ein Zwischending zwischen Anahata und dem folgenden Song, hat gute Melodien, ist eher ruhig und wuchtig, bleibt aber doch hängen.

Dass ich auf One Ring to Rule Them All extrem gespannt war, ergibt sich aus der Tatsache, dass ich ein grosser LotR-Fan bin. Und der Track enttäuscht nicht. Ganz im Gegenteil. Mit einem sackstarken Refrain, der übrigens – für die nicht so Mittelerde Bewanderten – die Ringinschrift in der Schwarzen Sprache wiedergibt (Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul), einem sehr ruhigen Mittelteil und einer tollen Haupthookline – nicht zu sprechen von der Thematik – hat der Song alles, was man sich wünschen kann. Was jetzt kommt, muss sich echt Mühe geben, wenn es das toppen will. Wahrscheinlich also eine gute Idee, dass nun mit Notturno die Ballade folgt – alles andere hätte wohl einen schweren Stang gehabt (oder so dachte ich beim ersten Durchlauf der Scheibe noch). Der Song ist sehr, sehr ruhig, für meinen Geschmack ein wenig zu ruhig und fast ein wenig langweilig. Der Titeltrack, Prometheus, gibt dafür wieder Gas und baut vermehrt auf klar wiedererkennbare Melodien und wartet mit einem sehr eingängigen Refrain auf. Der Song hat eine sehr positive Energie, die ich so jetzt das erste Mal auf der Scheibe wahrnehme. Auch klar einer meiner Favoriten. Kann unterdessen auch auf YouTube angehört werden.

King Solomon and the 72 Names of God lässt immer mal wieder leicht orientalische Klänge antönen. Erinnert ein bisschen an Arabian Nights (in Ermangelung eines besseren Vergleichs), diese orientalische Ader zieht sich durch den ganzen Song, der v.a. im Vergleich zum vorherigen eher düster ist. Dass er im unteren Tempobereich angesetzt ist, passt da ganz gut. Auch dieser Song erweist sich nach einigen Malen Hören als Ohrwurm, und das geht so weiter… Yggdrasil beginnt äusserst ruhig, legt aber schnell mal einen Zacken zu. Trotzdem bleibt’s aber im unteren Tempobereich. Der Song braucht ein bisschen, bis er zündet, aber wenn er das mal getan hat (wohlgemerkt beim ersten Mal Hören), haben wir auch hier einen Ohrwurm-Refrain, den man live bestimmt auch gut mitsingen kann.

Of Michael the Archangel and Lucifer’s Fall, Part II Codex Nemesis ist der Titel des Rausschmeissers… Ich bin skeptisch. Kann ein Song mit so einem Titel wirklich als guter Abschluss taugen? Der Anfang ist sehr cinematisch gehalten, mit Geräuschen und Sprechrollen… erst jetzt merke ich, dass er 18 Minuten lang ist… und meine Skepsis wird noch verstärkt. Ist das wirklich eine gute Idee? Einen 18-Minuten-Song am Ende? Nun, schauen wir mal… Ich bin bei 4 ½ Minuten und schon Feuer und Flamme, so kann’s weitergehen, Chöre vom Feinsten, gute Melodien, Latein, variierende Passagen, die einander super ergänzen und keine Langeweile aufkommen lassen. Minute 8 und ich find den Song immer noch super. Bei Minute 9 scheint etwas zu passieren. Die Kopfhörer knacken, dann wird’s instrumental und erstmal ruhiger, bevor eine Mischung aus heroisch und ominös die Ohren füllt… Bei 13 ½ Minuten geht’s aber wieder weiter mit den lateinischen Chören des Beginns. Bei Minute 15 scheint wieder was zu passieren, es wird Latein rezitiert, wir hören Wasser plätschern… das Ende knüpft wieder an den Beginn an und schafft eine Einheit… So. War das jetzt ein guter Rausschmeisser? Sehr schwer zu sagen. Es ist bestimmt ein guter Abschluss, ob’s Lust auf mehr macht (was meines Erachtens der Idealfall wäre)… würde ich eher vorsichtig verneinen. Natürlich habe ich nicht den Vergleich zum ersten Teil des Epos Of Michael the Archangel and Lucifer’s Fall, welches auf dem Erstling Ascending to Infinity vertreten war, aber ich denke, das ändert nicht gross was daran, dass es zwar ein toller Track ist, er aber nicht der perfekte Rausschmeisser ist. Allerdings… wo würde man einen 18 Minuten Song sonst platzieren?

Fanzit: Mit Prometheus – Symphonia Ignis Divinus haben Rhapsody eine Scheibe geschaffen, die mit jedem Durchgang besser wird – kein Wunder, bei der Komplexität der Songs. Ob man die Thematik der Hermetik nun mag , ist jedem selbst überlassen, die Musik an und für sich kann vollkommen überzeugen. Es hat kaum Titel auf der Scheibe, die sich als Überspring-Kandidaten anbieten, und selbst diese können fesseln durch ihre ausgefeilte Epik, auch wenn man sie sich nicht extra zum Nochmals-Hören rauspicken würde. Man muss diese Art von Metal mögen, das ist klar, wer nicht viel mit Orchester und epischen Chören anfangen kann, ist hier sicher falsch. Alle anderen können getrost zugreifen.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

 

Juni 2015 (Tanja)

 

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Trackliste

  1. Nova Genesis (Ad Splendorem Angeli Triumphantis)
  2. Il Cigno Nero
  3. Rosenkreuz (The Rose and the Cross)
  4. Anahata
  5. Il Tempo Degli Dei
  6. One Ring to Rule Them All
  7. Notturno
  8. Prometheus
  9. King Solomon and the 72 Names of God
  10. Yggdrasil
  11. Of Michael the Archangel and Lucifer’s Fall, Part II Codex Nemesis

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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16.06.2015
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