Waschbrett und Bärte am Live at Sunset
Wer den Fehler macht und das Live at Sunset einfach als langweilige Cüpliveranstaltung abstempelt, der verpasst was. Klar gibt es wildere Openairs, aber die schöne Anreise mit der Dolderbahn, den Spaziergang durch den Wald und dann schlussendlich die Kulisse oben auf der Eisbahn sind einfach herrlich. Ein Abend zum Abschalten und Geniessen.
Ben Miller Band
Den Live at Sunset Abend am Donnerstag, 9. Juli hat das amerikanische Trio mit dem Namen Ben Miller Band eröffnet. Die stilechten Hillbillies waren die perfekte Wahl als Vorband für ZZ Top. Allein schon was das Thema Bart anging, konnten die drei Herren locker mithalten. Dass es sich bei diesen Musikern um eine echte Live- und Selfmade-Band handelte, sah und spürte man, ohne sie vorher zu kennen. Statt mit herkömmlichen Instrumenten aufzufahren, brachten sie Dinge mit, wie zum Beispiel ein Waschbrett, ein Paar electric spoons, einen einsaitigen Bass – auch bekannt als Waschwannenbass – und eine wohl selbstgebaute Mundharmonika, an der noch ein Telefonhörer hing. Musikalisch bewegten sie sich zwischen Country, Blues und Folk, was dem Publikum zu passen schien. Ben Miller Band erntete einen tosenden Applaus.
ZZ Top
Nach einer 20minütigen Pause betraten dann die echten Rauschebärte die Bühne. ZZ Top legten ohne Umschweife los und bereits beim dritten Song, einem von ihren vielen Klassikern, nämlich Give me all your lovin, hatten sie den grössten Teil des Publikums zumindest für einige Minuten im Sack. Passend zu den Zuschauern, welche sich von den Sitzplätzen erhoben, flimmerte auf den zwei Screens auf der Bühne, ein Videoclip, in welchem sich Hochhäuser auftürmten.
Die Videoclips brachten als fast einziges Element etwas Bewegung ins Spiel, denn Billy Gibbons und Dusty Hill, die beiden Frontmänner mit den ewigen Bärten machten zwar ein paar sehr coole Moves – vorwiegend mit dem Zeigefinger – und dies stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber die beiden waren, nach meiner Meinung, nicht top in Form. Seit 1969 spielen ZZ Top in der aktuellen Besetzung zusammen und dies musikalisch nach wie vor extrem souverän, aber das Alter hat wohl auch vor ihnen keinen Halt gemacht. Immerhin sahen ihre supercoolen weissen Plüschgitarren nicht nach altem Filz aus. Und wenn jemand in diesem Alter noch Glitzerjacken tragen darf, dann ZZ Top. Jawohl!
Etwas enttäuscht hat mich der kurz ausgefallene Auftritt im Vergleich zum letztjährigen Gig am Rock The Ring im Prinzip schon. Aber es war trotzdem toll, die lebenden Legenden nochmals zu sehen und das Ambiente passte wunderbar dazu.