Powerwolf – What you see is what you get!
Wenn man ehrlich ist, dann gibt es auf dieser Welt nicht allzu viele Bands, die man wirklich praktisch sofort und bei jedem Song nach drei Sekunden erkennt. Motörhead dürfte man wohl dazu zählen, AC/DC ebenfalls. Und Powerwolf…!
Soeben ist das sechste Album der Saarländer erschienen, es nennt sich “Blessed and Possessed” und es bietet zu 100% absolut typische Powerwolf Kost. Attila Dorn und Co. haben ihren Stil längstens gefunden und sie scheinen null Interesse daran zu haben, auch nur ein wenig davon abzurücken. Konsequent bis zum Schluss – aber dafür ist der Wiedererkennungswert wie gesagt enorm hoch!
Wo gibt’s denn jetzt die Unterschiede zu den früheren Werken? Zumindest zu „Preachers of the Night“ ist’s nicht allzu viel. Höchstens, dass das Gaspedal noch eine Spur öfter gedrückt wird. Der Dreierpack zu Beginn (“Blessed & Possessed”, “Dead until Dark” und “Army of the Night”) lässt einem kaum Zeit zum Luft holen. Und so ist eine klassische Nummer wie “We are the Wild” schon fast eine Erholung. Denn mit „Christ & Combat“ folgt später noch die wohl schnellste Nummer der Band History…
Nichtsdestotrotz sind die elf Songs unglaublich eingängig: die meisten kann man einmaligem Hören bereits mitsingen / mitgröhlen / mitwasauchimmer. Hier besteht auch der Hauptunterschied zu „PotN“: das letzte Werk brauchte den einen oder anderen Durchlauf, bis die Songs hängenblieben. Ansonsten: Attilas Stimme kombiniert mit der Kirchenorgel und dem typischen und teilweise epischem Sound – einfach unverkennbar. Oder hab ich das schon mal gesagt?
Auch textlich bleibt alles beim Alten. Religion ist das dominierende Thema, aber wie immer ist da auch ein Augenzwinkern dabei. Die Songtitel erinnern schwer an frühere Taten (“Christ & Combat” hiess mal “Amen & Attack”…) oder es sind herrlichste Wortspiele („Let there be Blood“, „All you can bleed“). Selbst das minutenlange Outro mit Regenschauer und Kirchenglocken kennt man von den früheren Alben. Und hier ist auch ein leiser Kritikpunkt: Powerwolf müssen etwas aufpassen, dass sie sich nicht bis zum Exzess selber kopieren. Diese „Gefahr“ besteht schon etwas… Aber schlussendlich ist es ja so: wenn’s den Leuten gefällt – warum etwas ändern?? Denn die Fans werden dieses Album lieben und der Aufstieg der Wölfe wird weiterhin nicht gestoppt!
Insgesamt finde ich „Blessed & Possesed“ eine Spur stärker als das 2013er Werk „Preachers of the Night“, aber „Blood of the Saints“ bleibt dennoch unerreicht. 8 von 10 Punkten – wer Powerwolf mag, mag auch dieses Album!
Nebenbei haben die Deutschen aber für eingefleischte Fans noch ein ganz feines Schmankerl parat. Powerwolf haben ein zweites Album aufgenommen mit Coverversionen: es nennt sich „Metallum Nostrum – A Tribute to the Roots of the wolfish Metal Religion“!
Nun ist es mit Coverversionen immer so eine Sache und ich selber bin da eigentlich auch nicht der allergrösste Fan. Aber die Wölfe haben hier bei den ausgewählten zehn Songs hervorragenden Geschmack bewiesen – das Spektrum geht von Black Sabbath („The headless Cross“) über Gary Moore („Out in the Fields“) und Savatage („Edge of Thorns“) hin bis zu Iron Maiden („The evil that men do“) und Judas Priest („Nightcrawler“), schlussendlich findet sich gar ein Titel von Amon Amarth („Gods of War arise“) auf der Tracklist! Im Internet kann man zumindest „Out in the fields“ finden, das bietet einen guten Vorgeschmack auf „Metallum Nostrum“, welches in der Deluxe Edition zusammen mit dem normalen Album erhältlich ist. Kaufen!
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