Es ist wieder einmal Open Air Zeit im Z7! Was früher die Metal Dayz waren, nennt sich im Jahr 2015 die „Z7 Summer Nights“, welche mit drei hochkarätigen Headlinern (Sabaton, Within Temptation, Dream Theater) bestückt sind.
Serious Black
Der erste Tag steht (fast) völlig im Zeichen des Power Metal. Als Serious Black den Abend eröffnen, stehen schon eine stattliche Anzahl Leute auf dem Platz. Die All Star Truppe um den schwedischen Sänger Urban Breed muss erneut resp. immer noch ohne Roland Grapow und Thommen Stauch auskommen, für die beiden sind weiterhin Bob Katsionis und Ramy Ali im Line-up. Serious Black präsentieren einen Querschnitt durch ihr aktuelles Album „As Daylight breaks“, aber im Gegensatz zu den Wintershows mit HammerFall packt es mich heute nicht so recht. Urban Breed spielt zwar seine ganze Klasse als Frontmann aus und erntet auch anständig Applaus. Aber ich hoffe, dass es im Herbst auf der Tour mit Gamma Ray dann wieder besser klappt… Netter Auftritt – nicht mehr und nicht weniger.
Brainstorm
Als ich im Vorfeld realisiert habe, an welcher Position des Billings Brainstorm stehen, hatte ich mehr als nur ein Fragezeichen im Gesicht. Einmal mehr: warum kriegt diese Band nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient? Nun – den Schwaben selbst scheinen solche Überlegungen fern zu sein! Die gehen einfach auf die Bühne und reissen die Bude ein, in der sie spielen – so auch heute! Immer wieder erstaunlich, mit welcher Wucht, mit welcher Power und mit welchem Spass Andy B. Franck und seine Mannen aufspielen. Selbst als es beginnt zu regnen, lässt sich weder der Fünfer noch das Publikum die gute Laune vermiesen. Und Andy erklärt grinsend, dass wir all jene, die jetzt in die Halle flüchten als „Poser“ bezeichnen dürfen…!
Brainstorm zocken in den gut 45 Minuten eine edle Best Of Setlist, die für diese Spielzeit eigentlich keine Wünsche offen lässt. Vom Opener „Highs without lows“ über „Fire walk with me“ (paradoxerweise beginnt genau da der Regen…) und „Falling spiral down“ bis zum Schluss mit „How do you feel“: mein Nacken kriegt keine Verschnaufpause! Das grösste Highlight ist wieder einmal das göttliche „Shiva’s Tears“ und bei „All those Words“ bietet auch das Publikum tatkräftig Unterstützung. Ein absoluter Hammerauftritt – der definitiv Co-Headliner würdig ist!
Serenity
Wie schon erwähnt war ich mehr als nur erstaunt, als Serenity den Job als zweitletzte Band des Tages erhielten. Ich befürchtete eine ähnliche Konstellation wie auf der Tour im Frühjahr, als Delain stilistisch einfach nicht zum Rest passte. Und jetzt wieder Symphonic Metal umgeben von Power Metal? Meine Skepsis ist allgegenwärtig…
Als die Österreicher dann leicht verspätet starten, folgt die erste Überraschung: eigentlich bin ich von einer Female Fronted Band ausgegangen. Aber kein weibliches Wesen weit und breit…? Irgendwann kommt die Erinnerung an eine Meldung, dass Sängerin Clementine Delauney die Band anfangs des Jahres verlassen hat. Somit trägt Bandchef Georg Neuhauser jetzt wieder die ganze gesangliche Last.
Dafür dass die Tiroler musikalisch eine andere Baustelle bearbeiten als der Rest des Billings, ziehen sie sich erstaunlich gut aus der Affäre. Zumal der Platz mittlerweile rappelvoll ist – Serenity werden hier richtig abgefeiert. Ich kenne zwar keine der Songs, aber einiges tönt selbst für meine Ohren recht angenehm – vor allem hab ich den Eindruck, dass hier eher harte Nummern gespielt werden. Etwas peinlich ist hingegen der Versuch von Neuhauser, Sabaton Sänger Joakim Brodén mit dem „Noch ein Bier“-Spielchen zu imitieren. Wenn man kein Bier auf ex trinken kann, sollte man es besser sein lassen…
Nach knapp 45 Minuten verlassen die Österreicher unter grossem Applaus die Bühne. Chapeau, ich hätte so einen Abgang im Vorfeld nicht erwartet.
Sabaton
Es ist Sabaton-Day. Ein halbes Jahr nach dem letzten Besuch im Z7, kündigt die Band just heute an, im Februar 2016 für vier Shows in die Schweiz zu kommen! Zwar werden dies allesamt kleinere Hallen als das Z7 sein, dennoch darf davon ausgegangen werden, dass die Tickets für Solothurn, Lausanne, Zürich und Chur in Windeseile ausverkauft sein werden…
Heute warten wohl über 2‘000 Leute auf das Open Air Spektakel der Schweden. Die Bühne ist natürlich deutlich kleiner als vor gut einer Woche auf dem Bang Your Head!!! in Balingen – dennoch richtet die Band mit der grossen Kelle an, soweit dies die örtlichen Begebenheiten halt zulassen.
Der Panzer steht da und feuert bei „Ghost Division“ und „Night Witches“ aus allen Rohren. Die Flammenwerfer sind abgespeckt, aber bei „Carolus Rex“ und „The Art of War“ ist es trotzdem heiss vor der Bühne. Und die Band sprüht einmal mehr vor Spielfreude. Und dennoch gibt es einige Unterschiede zur Show in Deutschland. Als die ersten (obligaten) „Noch ein Bier“-Rufe ertönen, meint Joakim lapidar, dass in den meisten Ländern „Sabaton, Sabaton“ gerufen wird – und oh Wunder!: das Publikum reagiert mit heftigen „SABATON! SABATON!“ Rufen! Generell darf man sagen, dass es heute mit der Bierforderung eher moderat ist, im Verlauf der ganzen Show leert Joakim gerade mal ein einziges Bier – im Gegensatz zu den fünf auf dem BYH!!!… Thobbe und Chris machen sich derweil lustig über Joakim und bezeichnen ihn als „Goat“ – entsprechendes Gemecker inklusive. Der Sänger darf heute zudem „Resist and Bite“ an der Gitarre begleiten, OHNE dass ihm Jamie anschliessend die Saiten durchknipst. Jamie selbst kriegt auch eine Ladung Applaus ab, als Joakim ihn als „Erbauer des Panzers“ vorstellt. Später stellt der Kerl dann mitten während „Panzerkampf“ die „Achtung Minen“ Schilder auf die Bühne…
Das obligate Spielchen mit „Swedish Pagans“ findet dafür auch wieder statt. Vor allem Pär – unterstützt von Thobbe und Hannes – peitscht jetzt das Publikum an, welches hier lautstark „Hohooho“ singt. Joakim beschwert sich derweil, dass Thobbe und Pär das Publikum anstacheln und ER dann der Depp sei, wenn der Song nicht gespielt wird…! Zustimmendes Nicken (und meckern…) der übrigen Bandmitglieder, der Bassist zerreisst die Setlist – und los geht’s! Und die Security hat alle Hände voll zu tun, denn jetzt kommen die Crowdsurfer fast im Sekundentakt…
Apropos Setlist: die unterscheidet sich nicht allzu sehr von derjenigen des BYH!!!. Zwei Songs fliegen raus („Panzer Battalion“ und „En Livstid i Krig“), dafür wird „Gott mit uns“ in der Muttersprache der Band gespielt. Und somit gibt es also auch die Schweizer Premiere von „No Bullets fly“ zu hören. Übrigens In einem fantastischen Soundgewand, wie auch das ganze Konzert.
Sabaton machen an diesem Abend absolut alles richtig! Wenn ich jetzt nochmals den Vergleich mache zum Bang Your Head!!!, dann beschleicht mich der Eindruck, dass sich die Band möglicherweise in diesem eher kleinen Rahmen und vor „eigenem“ Publikum wohler fühlt, als auf der grossen Stage bei den Festivals. So verlassen die Schweden unter kaum enden wollendem Applaus die Bühne und hinterlassen ein ausgepowertes Publikum – und ich wage zu behaupten, dass weit mehr als die Hälfte der Fans im Februar wieder irgendwo am Start sein wird!