An evening with Steven Wilson
Stöbert man in einschlägigen Prog orientierten Print- oder Web-Medien, stösst man unweigerlich auf den Namen Steven Wilson. So überraschend ist das eigentlich nicht, denn seine letzten Alben sind allesamt Meisterwerke und erzielen beste Kritiken. Abgesehen davon überzeugt Wilson vor allem mit seinen Live-Auftritten, welche die ohnehin schon erstklassig produzierten Alben noch toppen können. Bezieht man dann noch sein Wirken mit Porcupine Tree mit ein, so erscheint es eine logische Abfolge zu sein, dass der unscheinbare Engländer auf einer stetig anhaltenden Welle des Erfolges mitreiten kann.
So mancher wird sich natürlich fragen, was denn mit Porcupine Tree sein wird. Da seitens Wilsons kein klares Statement zu vernehmen ist, bleibt viel Raum für Spekulation. Objektiv betrachtet, sind die Chancen auf eine Reunion für Porcupine Tree eher bescheiden, denn es läuft im Moment für Herrn Wilsons Solo Projekt ausgesprochen gut. Sein Gesicht schmückt unzählige Magazine, seine Alben werden hochgelobt uns als Engineer ist er gefragt wie nie zuvor. Wilson ist definitiv auf dem Weg, sich ein unvergessliches Prog-Denkmal zu setzen und dies sicherlich nicht unverdient, denn der Erfolg gibt ihm recht.
Mit seinem aktuellen Album „Hand. Cannot. Erase.“ war er am 29. März 2015 schon im Z7 zu Gast und begeisterte eine ausverkaufte Basler Venue. Interessanterweise schaffte er es mit der aktuellen Tour „An evening with Steven Wilson“ nicht das Komplex komplett zu füllen. Immerhin fanden rund 800 Fans den Weg nach Zürich und wurden nicht schlecht überrascht, als Wilson das Konzert als „Warm-Up“ für die am 28./29. September anstehenden zwei Exklusiv-Konzerte in der Royal Albert Hall ankündigte. So kam das CH-Publikum in den Genuss eines aussergewöhnlichen Abends, dessen Ablauf man vorab für einmal nicht auf setlist.fm nachlesen konnte.
Dass temporäre personelle Veränderungen in Wilsons Stammmannschaft anstehen werden, wusste man nach besagter Album-Tour im Frühling. Guthrie Govan und Marco Minnemann sind mit ihrer Band The Aristocrats gut ausgebucht (ein Konzertbesuch lohnt sich übrigens definitv). Dies hatte zur Folge, dass Wilson sich nach Ersatz umsehen musste. Mit Craig Blundell an den Drums und Dave Kilminster an der Gitarre, hat Meister Wilson, respektable Ersatzspieler verpflichten können, die den Stamm-Musikern durchaus das Wasser reichen können.
Habe ich da was von Porcupine Tree erwähnt? Wie es der Teufel so wollte, spielte Wilson nicht nur aus seinem Solo-Repertoire, sondern präsentierte auch 4 Songs aus seiner Schaffenszeit mit Porcupine Tree. Die Begeisterung war gross, denn die Chance, Porcupine Tree Song live zu erleben, sinkt mit jedem Jahr das verstreicht.
Mittlerweile kann der Engländer auf einen riesigen Back-Katalog zurückblicken und die Auswahl an guten Song ist so gross, dass es unheimlich schwierig ist alle Wünsche des Publikums zu berücksichtigen. Und trotzdem packte der Prog-Meister Material für fast zwei einhalb Stunden allerfeinster musikalischer Unterhaltung ein und liess sogar das eher schwer zu beschallende Komplex plötzlich in besserem Licht erscheinen, bzw ertönen.
Wer an ein Steven Wilson Konzert geht, ist sich mehrheitlich bewusst, dass sich die dargebotene Musik vom Gros des Kommerzes und der einfach gehaltenen Musik-Unterhaltung abhebt und man sich mit anspruchsvollen Kompositionen auseinander setzen muss. Dies mag vielleicht ein wenig anstrengend erschienen – lohnenswert ist es allemal. Wilson hält jedenfalls, was sein Ruf verspricht – ein hohes Mass an Professionalität und Perfektionismus sowie die ideale Kombination von Emotion, Tiefgründigkeit sowie eine gesunde Portion Härte.