„Pyromania“ 1983: über 10 Millionen Mal verkauft
„Hysteria“ 1987: über 20 Millionen Mal verkauft
Zwei Alben, die in jede anständige Musiksammlung gehören. Und die Zahlen zeigen den Stellenwert, den Def Leppard in den späten 80ern hatten. Aber wie sieht es damit 30 Jahre später aus?
Dass Joe Elliot, Vivian Campbell, Phil Collen, Rick Savage und Rick Allen auf der Bühne noch einiges zu bieten haben, durfte ich diesen Frühling in Stuttgart erleben. Das war ein Hardrock Feuerwerk der Extraklasse, was diese fünf Herren geboten haben – mit einer Setlist, die logischerweise vorwiegend aus Klassikern der obengenannten Alben bestand.
Aber nun will der Leopard nochmals zubeissen – mit einem neuen Studioalbum! Schlicht „Def Leppard“ betitelt wird das mittlerweile elfte Werk Ende Oktober dieses Jahres das Licht der Welt erblicken. Mal sehen, ob sie in ihrer bald vierzigjährigen Karriere nochmals einen richtigen Hammer raushauen können…
Die ersten Töne des Opener „Let’s go“ tönen sehr vertraut – ob auf Sicherheit bedacht oder nicht: aber wer hier nicht sofort an „Pour some sugar on me“ denkt, der ist noch tauber als der Leopard selbst! Eine eher träge Nummer mit einem unüberhörbaren Old School Anstrich. Ein cooler Song, ein cooler Beginn, auch wenn ich den nicht an die erste Position des Albums gestellt hätte. Da wäre das treibende „Dangerous“ die bessere Wahl gewesen… „Dangerous“ erinnert ebenfalls an alte Zeiten, hat mächtig Pfupf – eine geile Nummer für die Bühne!
Aber es ist beileibe nicht so, dass Def Leppard hier jetzt ein pures Old School Album abliefern würden. Im Gegenteil: eine dermassen variantenreiche Scheibe hab ich von ihnen kaum je gehört!
Da ist zum Beispiel „Man enough“: sehr basslastig, sehr speziell – mir irgendwie ZU speziell. Wird sicher nicht mein Favorit…
Das sieht dann mit „Battle of my own“ anders aus. Zwar keine drei Minuten lang, aber hier könnte man fast meinen, dass Led Zeppelin selbst am Werk wären! Hammersong!
Balladen gehören natürlich auch zum Repetoire der Briten. „Too late for love“, „Bringin‘ on the Heartbreak“, „Love bites“ und „Hysteria“ sind absolute Göttergaben, das ist unbestritten. Die Schlussnummer „Blind Faith“ – mit 5:35 auch der längste Song des Albums – soll sich auf dieser Liste einreihen. Zumindest verspricht das die Plattenfirma indem sie „Blind Faith“ als „zukünftigen Klassiker“ anpreist. Aber das ist dann wirklich nur Werbung, denn auch wenn es sicher kein schlechter Song ist – zum Klassiker fehlt dann noch ein ziemliches Stück!
Da gefällt mir „We belong“ schon besser, der ist nicht ganz so sanft wie „Blind Faith“ und erinnert von der Machart her eher an „Hysteria“. Das Highlight in dieser Kategorie ist jedoch das wunderschöne „Last Dance“ – mit der Erkenntnis, dass DOCH noch gute Balladen geschrieben werden können heutzutage!
Manchmal driften die Leoparden auch fast in die Popschiene ab, so ist „Sea of Love“ trotz anständigem Gitarrensolo nicht das, was man zum Headbangen hören will. Dafür eigenen sich Songs wie das zügige „All time high“ oder das von Old School triefende „Broke’n’Brokenhearted“ wesentlich besser.
Def Leppard bieten auf diesem Album wirklich etwas für fast jeden Geschmack. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass sie es einfach allen recht machen wollen. Ich sehe es eher so, dass die Briten auf Platte seit mindestens 20 Jahren nicht mehr so stark waren. „Euphoria“ von 1999 hatte zwar auch einige Hämmer, aber auch viel Leerlauf. Und genau dieser Leerlauf ist auf „Def Leppard“ eher gering, die Mehrheit der neuen Songs mag richtig zu überzeugen! Nein, es ist kein Klassiker, aber sicher das beste Studioalbum seit „Adrenalize“.
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