Metalinside.ch - Alice Cooper - St. Jakobshalle Basel 2015 - Foto pam
Mo, 9. November 2015

Mötley Crüe, Alice Cooper

St. Jakobshalle (Basel, CH)
/ 13.11.2015

ALL BAD THINGS MUST END – Mötley Crüe sagen „GOODBYE“!

Eine Karriere, die über 30 Jahre dauerte, begleitet von unzähligen Skandalen und Rockstargeschichten, das Motto „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ oft sehr wörtlich genommen und fast bis zum eigenen Tod gelebt, Splits und Reunions – dazu millionenfach verkaufte Alben: Mötley Crüe sind unbestritten eine der grössten und geilsten Rockbands aller Zeiten!

Vince Neil (Vocals), Mick Mars (Guitars), Nikki Sixx (Bass) sowie Tommy Lee (Drums) wissen verdammt genau, wie man sich richtig inszeniert. Und so haben die Vier einen Vertag unterzeichnet, der es ihnen verbietet, nach dem 31. Dezember 2015 je wieder gemeinsam aufzutreten! Bei dieser Pressekonferenz wurden die Pläne für eine allerletzte Welttournee bekannt. Und als es hiess, dass niemand geringerer als Alice Cooper als Support dabei sein wird, da wurde der Wunsch nach einem Termin in der Schweiz immer grösser. Und dieser Wunsch wurde erfüllt – Mötley Crüe ein letztes Mal in Basel, im Gepäck ihre wohl spektakulärste Show EVER!

Es ist ein wunderbarer Novemberabend. Angenehme Temperaturen und vor der Halle treffe ich bereits die ersten bekannten Gesichter. Der Eindruck wird sich später noch verstärken: ich habe schon lange nicht mehr dermassen viele Leute gekannt an einem Konzert! Kaum einer will sich diesen geschichtsträchtigen Abend entgehen lassen… Vier Nasen alleine von Metalinside. *gg*

Draussen hat’s gar einen Merchstand. Bei solchen Anlässen wage ich es jeweils kaum auf die Preise zu schauen (Iron Maiden – T-Shirts für 60 Franken? Wtf?? ). Aber Crüe und ihr Sidekick Alice Cooper sind moderat, die Shirts kosten 40 Stutz. Immer noch genug zwar, aber noch knapp ok. Hingegen ist ein Zipper oder sowas mit 120.- angeschrieben. Öööhm…Drinnen heisst’s erstmal viele weitere Kolleginnen und Kollegen treffen, Bierchen schlürfen und Zeit vertreiben. Die Halle ist beängstigend leer, als das Licht um 19h ausgeht. Ah ja, da spielt ja noch eine dritte Band. Saint Asonia heissen die. Den Namen noch nie gehört und auch längst wieder vergessen. Bleibt die Frage nach dem Warum: warum spielen die da? Die stören irgendwie nur das Geschwafel mit den Kollegen.

Alice Cooper

Ein ganz anderes Kaliber startet um zwanzig vor Acht. Und jetzt wird die Halle langsam voll – vor allem die (noch) älteren Semester wollen sich den Altmeister nicht entgehen lassen: Alice Cooper ist auch im Jahr 2015 immer eine Show wert! Eigentlich könnte man den ersten Abschnitt dieses Berichts kopieren, „30“ mit „40“ sowie den Namen ersetzen – würde passen… Der Unterschied zur Crüe: er ist 67 Jahre alt, wird immer besser und denkt nicht an die Pension.

Mit „Black Widow“, begleitet von einem Funkenregen, startet der Gruselmeister die Show, nur um mit „No more Mr, Nice Guy“ ein erstes Highlight rauszuhauen. Alice ist agil, zelebriert seine „Horrorshow“ in Perfektion und zudem hat er einfach eine saustarke Band neben sich, welche musikalisch nichts anbrennen lässt.
In den gut 50 Minuten gibt’s alles zu sehen, was man eigentlich erwarten darf. Dollar Noten ins Publikum schmeissen? Check. Perlenketten ins Publikum schmeissen? Check. Zwangsjacke? Check. Böse Krankenschwester? Check. Schlange? Check. Hinrichtung? Check. Das alles untermalt von einer tollen Lichtshow, Pyros und Seifenblasen…
„Poison“ ist selbstverständlich DER Gassenhauer, hier wird das erste Mal richtig gefeiert. Aber auch „Under my Wheels“ oder „I love the Dead“ sind fantastisch, vom Rausschmeisser „School’s out“ (aufgepeppt mit Pink Floyd’s „Another Brick in the Wall“) gar nicht zu reden. Durch die relativ kurze Spielzeit fehlt leider der eine oder andere Song („Welcome to my Nightmare“!), aber eigentlich ist das alles absolut Headliner-würdig! Alice Cooper räumt auf ganzer Linie ab, es gibt wohl nur wenige, die sowas noch toppen können. Beide Daumen hoch!

Mötley Crüe

Und jetzt beginnt das Warten. Nicht mehr lange bis zur letzten Show von Mötley Crüe! Die Spannung ist spürbar, alle sind in freudiger Erwartung auf das, was da kommen mag. Die Konstruktion in der Halle sieht bereits vielversprechend aus… Ein etwas flaues Gefühl habe ich dennoch im Magen. Die Frage „wie gut ist Vince bei Stimme“ ist allgegenwärtig. Am Sweden Rock soll es schlimm gewesen sein. Ein Kolleg schwärmte dagegen, dass es in Toronto im August grandios war und einen Tag vor Basel in Stuttgart eher durchzogen.  Im Juni 2012, als ich die Crüe das letzte Mal gesehen habe, hat Vince zumindest „Wild Side“ übelst in den Sand gesetzt. Aber was soll’s – ich darf mir nicht so viele Gedanken machen, sondern sollte das geniessen, was da jetzt kommen möge! 

Aber zuerst kann ich mir ein paar dumme Sprüche nicht verkneifen: die Fotografen (Pam inklusive) stehen schön aufgereiht beim Mischpult! Nix mit Fotograben beim Headliner… Natürlich schade und ärgerlich für all die Kollegen da, aber ich bin in dem Moment grad froh, dass mein Auftrag heute nur „schreiben“ lautet…

Um 21.05h ist es endlich soweit! „Girls, Girls, Girls“ markiert den Einstieg in einen unvergesslichen Abend. Begleitet von Tänzerinnen stürmen Vince, Nikki, Tommy und Mick die Bühne und lassen es wortwörtlich bereits ein paar Mal richtig krachen. Ohne Pause geht’s mit „Wild Side“ weiter – und oh Wunder! Vince tönt grossartig! Kaum ein falscher Ton, keine Spur von Unsicherheit, kein Makel in der Stimme. Scheint so, als ob er heute einen äusserst guten Tag einzieht!

„Primal Scream“ ist grandios, alleine die Pyroshow bei diesem Song ist unfassbar. Langsam macht sich Euphorie breit…„Dr. Feelgood“ ist wohl unbestritten das beste Album der Crüe. Da wundert es nicht, dass genau diese Songs weitere Highlights darstellen: „Same ol‘ Situation“ ist einfach herrlich zum Mitgröhlen und „Don’t go away mad (Just go away)“ ist seitjeher einer meiner absoluten Favoriten. All das wird perfekt mit einer grossartigen Lichtshow in Szene gesetzt. Nach jedem Song steigt die Spannung, was mit der grossen Konstruktion so passieren wird, aber Mötley Crüe lassen diesbezüglich die Fans etwas zappeln. Naja – mit  „Smokin‘ in the Boys Room“ oder „Looks that kill“ lässt es sich schon warten. Nikki nimmt sich Zeit für eine kurze Ansprache; er erzählt, wie einer aus einem 4‘000 Seelen Kaff in Idaho zu einer der grössten Bands aller Zeiten kam und bedankt sich brav bei den Fans für die jahrelange Unterstützung. Die Verschnaufpause ist allerdings wirklich kurz, mit „Anarchy in the UK“ geht’s furios weiter.

Begleitet vom Intro „In the Beginning“ brennt „Shout at the Devil“ nun fast die Halle nieder! Nikki spaziert mit Flammenwerfer auf die Bühne rum und fackelt erst mal sein hängendes Pentagramm Mikrofon ab. Der Song selbst ist selbstredend eine Wucht und mit ein Grund, warum mir der Nacken heute grausam weh tut…
Nach „Louder than Hell“ folgt der mit Abstand spektakulärste Teil der Show. Das Drum Solo. Nun ja – musikalisch ist’s überflüssig. Aber was Tommy Lee hier zeigt, ist nicht von dieser Welt! Begleitet von Pyros setzt sich sein Drum Kit in Bewegung und fährt über die „Achterbahn“-ähnliche Konstruktion in die Hallenmitte! Dabei dreht sich das Kit selber nochmals um die eigene Achse – und Tommy trommelt herum, als ob es kein Morgen gäbe. Ich bin jetzt noch völlig sprachlos, das muss man schlicht selbst erlebt haben, um es zu verstehen. Tommy Lee meint, dass er sich mit diesem Ding einen Lebenstraum erfüllt hat – und trommelt sich Rollercoaster-mässig zurück an seinen ursprünglichen Standort. Unfassbar geil!

Das anschliessende Gitarrensolo von Mick Mars ist zumindest showmässig eher lahm, aber die Leute müssen sich wohl auch zuerst wieder etwas runterfahren…

Vince hat dafür etwas Erholungszeit, aber ob er die heute wirklich braucht? Der Mann ist fantastisch drauf, nach wie vor kann man an seinem Gesang kaum was aussetzen! Die Flammenwerfer werden bei „Saints of Los Angeles“ und „Live Wire“ wieder tüchtig beansprucht, und schon bevor „Dr. Feelgood“ beginnt, wird ein Weg durch’s Publikum ans Mischpult freigesperrt… Lustig, wie da schon eine Putzequipe den Abfall etwas beiseite räumt…
„Kickstart my Heart“ – für viele Fans der ultimative Crüe Song – bildet den Abschluss des Konzerts. Mötley Crüe schöpfen nochmals aus dem Vollen: Vince und Nikki stehen auf zwei Schwenkarmen und kreisen über den Köpfen des Publikums, während vor allem Tommy Lee mit all den Flammenwerfern um ihn herum kaum frieren dürfte. Das alles garniert mit Glitterregen, Luftschlangen und noch mehr Feuerwerk. Was für ein Finale, einfach nur grandios!

Aber etwas fehlt noch… Vince, Nikki, Mick und Mars machen sich auf den von Bierbechern geräumten Weg zur Hallenmitte. Und auf der dortigen Mini Bühne gibt’s die ultimative Zugabe: etwas Passenderes als „Home Sweet Home“ kann es in diesem Moment fast nicht geben! Crüe zeigen sich zum endgültigen Abschluss äussert fannah, Hände werden geschüttelt, es wird gewinkt, und alles mit einem Ausdruck grosser Zufriedenheit.

Ich könnte heulen: zu wissen, dass dies das letzte Mal war, dass ich diese grossartige Band live erleben durfte, ist schon recht bitter. Aber das ich sie nochmals in einer derartigen Verfassung erleben durfte, ist ein schöner Trost. Man sagt ja, dass der letzte Eindruck zählt: in diesem Fall ist es vielleicht auch gut so! Denn dass Crüe diese Show in zwei, fünf, zehn Jahren toppen könnten, würde ich bezweifeln. Mötley Crüe verabschieden sich auf dem Zenit and they go out in STYLE!

Und ich werde noch lange schwärmen vom besten Konzert, welches ich in diesem Jahr gesehen habe…

Setliste Alice Cooper

  1. Black Widow
  2. No more Mr. Nice Guy
  3. Under my Wheels
  4. I’m Eighteen
  5. Million Dollar Babies
  6. Poison
  7. Dirty Diamonds
  8. Drum Solo
  9. Go to hell
  10. Feed my Frankenstein
  11. Ballad of Dwight Fry
  12. I love the Dead
  13. School’s out

Setlist Mötley Crüe

  1. Girls, Girls, Girls
  2. Wild Side
  3. Primal Scream
  4. Same ol‘ Situation
  5. Don’t go away mad (just go away)
  6. Smokin‘ in the Boys room
  7. Looks that kill
  8. Motherfucker of the year
  9. Anarchy in the UK
  10. Shout at the Devil
  11. Louder than Hell
  12. Drum Solo
  13. Guitar Solo
  14. Saints of Los Angeles
  15. Live Wire
  16. Dr. Feelgood
  17. Kickstart my Heart
  18. Home sweet Home*

*Zugabe

Fotos Alice Cooper St. Jakobshalle Basel 2015 (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 13.11.2015
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