Fr–Sa, 16.–17. Oktober 2015

Rock Your Brain Fest – von Folk bis Brutal Death

Les Tanzmatten (Sélestat, FR)
24.11.2015

Nach knapp einer Stunde Fahrt ab Basel, erreichten wir im Laufe des Freitagnachmittags unser Hotel in Sélestat. Das Städtchen stellte sich als absolut sehenswert heraus, mit den typischen Elsasser Häuschen, den engen Gassen und dem speziellen Flair. Spontan entschlossen wir uns am  Samstagnachmittag für ‘ne Sightseeing-Tour. Zeit hatten wir, da die erste Band um 17.00 Uhr des zweiten Tages die Bretter der Radio Metal Stage betrat.

Das Indoor-Festival Rock Your Brain fand in Les Tanzmatten einer Art Mehrzweckhalle statt. Kostenlose Parkplätze gab’s zur Genüge direkt vor der dem Komplex. Es bestand sogar die Möglichkeit, das Zelt neben dem Parkplatz in der Wiese aufzuschlagen. Dies nutzten einige Hardcore-Camper trotz den empfindlich kühlen Temperaturen.

Nachdem wir mit etwas Verzögerung unseren Foto/Presseausweis erhalten haben – in Frankreich geht alles etwas gemächlicher – ging’s auf direktem Weg an der unterdessen beachtlich angewachsenen Schlange von Festivalbesucher vorbei in die Lokalität.

Im Foyer befanden sich diverse Merchandise-Stände und die Autogramstunden der Bands fanden ebenfalls in diesem Bereich statt.

Toiletten war übrigens auch keine Mangelware und oh Wunder (!), sie waren immer sauber.

Im Aussenbereich stand ein Imbiss-Wagen, dessen Crew zu Stosszeiten im Minutentakt Essen über die Theke reichte. Von Baguettes mit weissem Würstchen über Baguettes mit braunem Würstchen oder Baguettes mit Hamburger, gab’s natürlich auch Pommes Frites, die neben der Portionenausgabe – wie könnte es auch anders sein! – in Baguettes erhältlich waren (nicht zu vergessen die roten Würstchen! Anm. Thomas)

Die Eintrittspreise für einen 2 Tägigen Festivalpass mit 40.00 Euro waren mehr als „günstig“ bei diesem Line-Up. Dafür waren die Preise für 0,5 Liter Bier mit 5.00 Euro und 6.50 Euro für den EU-Raum eher teuer. Die Preise für Food waren hingegen völlig ok.

Die Shows selber fanden abwechselnd auf der Radio Metal Stage oder der EMP Stage statt. Absolut lobenswert war die gute Soundqualität aller Bands des Festivals. Die Tontechniker holten bei allen Bands das Beste raus. Sauberer, klarer, druckvoller Sound und in einer angenehmen Lautstärke, die die Ohren nicht zu bluten brachten!

Freitag, 16. Oktober 2015

Kurz vor 19.30 Uhr eröffnete auf der Radio Metal Stage Heboïdophrenie aus Bordeaux FRA das Festival. Die Band nutzte die kurze Spielzeit von 30 Minuten aus, legte eine aktive Bühnenpräsenz hin und schmettert mit Freude eine Mischung aus Brutal/Thrash Deathcore in die Menge. Diese feiert die Franzosen ab, headbangen was das Zeugs hält, starteten mit Circle Pits durch und scheuten sich auch nicht vor einer ordentlichen Wall of Death.

No Retourn ebenfalls aus Frankreich, jedoch aus Paris, knüpfen nach kurzer Umbaupause auf der Radio Metal Stage an den Gig ihrer Landesgenossen an. Thrash/Death Metal mit melodiösen Gitarrensoli und ein Sänger, dessen Stimme stellenweise der von Amon Amarths Johan ähnelt, wird geboten. Die Lead-Gitarre dürfte etwas lauter sein, ansonsten gibt’s nix zu meckern.

Nieten, Leder und geiles Metalposing lockte danach die Metalheads zur EMP Stage in der anderen Halle. Deströyer 666 (AUS) aus dem fernen Down Under knüppeln eine brachiale, schnelle, klare und tighte Mischung aus Death- und Thrash Metal ins Publikum. Das Schlagzeug kommt etwas dominant rüber, passt aber top zum Sound der Aussies. Deströyer 666 ist in bester Stimmung und das Publikum hätte sich ruhig davon anstecken lassen dürfen. Die Publikumsstimmung war nämlich eher verhalten. Immerhin geizte es beim Applaus nicht.

¡Hola! Angelus Apatrida (ES) fahren danach Thrash Metal nach alter Schule auf. In der sehr gut gefüllten Halle schnellt das Stimmungsbarometer rapide in den oberen Bereich. Auf der Bühne wie im Publikum herrscht sichtlich Freude. Guillermo (V & G) hat die meiste Zeit ein Grinsen im Gesicht, das auch beim Singen selten verschwindet. Headbanger sind auszumachen und sogar ein Stagediver versucht sein Glück. Klappt aber aus unerklärlichen Gründen nicht und so landet der Arme Gesicht voran auf dem Boden. Etwas verwirrt aber zum Glück unverletzt, kommt er wieder auf die Beine und erhält prompt von Guillermo ein Bier als „Tröschterli“.

Sodom (D), die Urväter des deutschen Thrashmetals setzten der guten Stimmung der Spanier noch eins drauf und verwandeln die Halle in der sich die EMP Stage befindet in ein Tollhaus. Material aus den alten Zeiten wechselt sich mit neueren Songs ab. Tom Angelripper und seine Mannen haben die Metal-Maniacs vom ersten Ton an im Griff. Es wird kräftig vom Publikum mitgesungen und die Nackenmuskeln des selbigen werden arg beansprucht. Mit dem Spruch „Parlez-vous français?“ …. „I’m not!“ holt sich Tom zusätzlich Sympathiepunkte ein und sorgt für Gelächter in der Halle.

Auch Dew Scented (DE) können punkto Stimmung und Spielqualität locker an die zwei vorherigen Bands ankoppeln. Geile Leadguitar- und Basslines, wechseln sich mit einem präzisen Drumming ab. Dazu kommt noch Leif (V), der alles in Grund und Boden schreit. Mosher haben ihr reines Vergnügen, die Stimmung brodelt und der Moshpit scheint zu brennen.  Ein absolut gelungener Gig der Deutschen.

Zu Eluveitie (CH) um Mitternacht ist dann das Metalinside Zweier-Team wieder komplett. Wie gewohnt boten die Schweizer eine Hammerauftritt, der zusätzlich von einer genialen Lichtshow unterstützt wurde. Die Band um Frontmann Chrigel zeigt wahre Spielfreude. Die Halle ist brechend voll und die Fans feiern die Eidgenossen von Anfang an. Chrigel fordert zudem das Publikum auf, die Security zu stressen und zum Crowdsurfen anzusetzen. Vereinzelt kommen einige Fans diesem Aufruf nach, aber Stress löst es bei der Security nicht aus. Viel zu schnell gehen die 90 Minuten Spielzeit von Eluveitie vorbei und zum obligatorischen Song „Inis Mona“ wird nochmals auf und vor der Bühne alles gegeben.

Samstag, 17. Oktober 2015

Brachial Brutal war das erste, was uns bei Dawohl (FRA) aus Muhlhouse durch die Gedankenzentrale flitzte. Die Elsässer fangen fast pünktlich um 17.00 Uhr an, glänzen mit einer mittelmässigen Bühnenpräsenz, spielen aber sauber und gut. Das Publikum hingegen ist zu dieser frühen Abendstunde noch etwas lasch und honoriert den Auftritt der Band mit mässigem Applaus.

Heavy Metal Never Dies! Nieten und Metalhymen! Obwohl man weiss, dass man bzw. frau, die Band noch nie gehört hat, wird man das Gefühl nicht los jedes Lied zu kennen. Lonewolf (DE) lassen die 80er Jahre wieder aufleben. Die Gesangslinien sind ab und zu holprig und die Gitarrensoli dröhnen mager aus den Amps aber dafür wixt man sich tüchtig einen auf der Klampfe ab. Geile Hooklines, eingängige Melodien und eine Stimmung im Publikum, die nicht besser sein könnte.

Bei Bornholm (H) geht’s danach düster und evil weiter. Sehr melodischer Black Metal mit Pagan-Einflüssen wird von den Ungaren zelebriert und lässt den Platz vor der Radio Metal Stage ziemlich eng werden. Passend zur Musik, sind die Outfits der Bandmember, die Bühnendekoration und das extrem düster gehaltene Licht.

Mercyless (FRA) gehört wohl zu den bekanntesten und ältesten Death Metal Bands Frankreichs. Knallharte Riffs, ein schnelles präzises Drumming und ein Sänger der seine Stimmbänder einzusetzen weiss, lässt die Halle schnell voll werden. Der Dank nach 45 Minuten Spielzeit ist tosender Applaus.

Als Atmosheric Black Metal  bezeichnet Skogen (SWE) ihre Mucke und liegen damit nicht daneben. Atmosphärische, düstere und doomige Töne erfüllen die Halle, können aber das Publikum nicht recht überzeugen. Trotzdem gibt es mehr als nur einen Anstandsapplaus nach jedem Song.

Equilibrium (DE) können dafür absolut nichts falsch machen an diesem Abend! Aggressiver Druck, ein verdammt tightes Brett nach vorne und coole Folk-Samples, lassen die Fans abgehen. Auf der Bühne wie im Publikum herrscht Party-Alarm. Robse (V) holt die Fans ab, führt souverän durchs Set, growlt und screamt das es eine wahre Freude ist und wird nicht selten vom Gesang des Publikums, das textsicher ist, übertönt. Zum ersten Mal fällt auf, das die Musik extrem laut ist. Dies wird aber nach einigen Songs nach unten korrigiert. Equilibrium bietet 70 Minute volle Power und Partystimmung. Horns Up für diesen kurzweiligen Auftritt!

Ohne unnötiges Gequatsche zwischen den Songs, poltert im Anschluss Thyrfing (SWE) auf der Radio Metal Stage durch die Setliste. Jens Rydén (V) stellt sich als richtige Rampensau raus und lebt die Musik sprichwörtlich. Im Vergleich zu seinem Stageacting wirkt der Rest der Band eher statisch. Die „verfötzelten“ Outfits, das beschmieren mit rot/schwarzer Farbe und das düster Licht lassen den Folk Metal der Schweden so richtig zur Geltung kommen. Tosender Applaus für Thyrfing versteht sich von selbst!

Nun wird es wieder eng und stickig vor der EMP Stage. Epica (NL) fährt mit  ordentlich bombastischem Getöse ein und weiss die dicht gedrängte Menge zu begeistern. Fast jeder hier kennt die Songs und nahezu alle wollen endlich den Symphonic Metal Sturm ins Gesicht geblasen bekommen. Stürmen tut es in den kommenden 1.5 Stunden gewaltig aber nicht für mich! Als Simone (V) anfängt zu trällern, mit „hey hey hey“ – Rufen nervt und einige Teenies wie bei einem Justin Bieber Konzert anfangen zu kreischen, kollabieren meine Trommelfelle und meine Kehle schreit nach dem gelben Gold Namens „Skoll“.  Währen Thomas sich im Fotopit tummelt, verzieh ich mich zum Bierstand im Foyer.

Welche Wohltat für unsere gequälten Ohren, als endlich die ersten Töne des Intros von Rotting Christ (GR) ertönten. Die Griechen knüppelt gekonnt und eingespielt durch das Set und fordern nochmals alles ab von den Fans. Eine gute Stunde zelebrieren die sympathischen Griechen ihren Dark/Black Metal und beenden das Festival mit einen soliden Auftritt.

Fanzit

Resümee dieses Festival Weekends im Elsass: wer ein überschaubares Festival sucht, wer nicht allzu weit in Ausland fahren möchte und gern noch was von der Umgebung sieht, ist mit dem Rock Your Brain – Festival bestens bedient.

Günstige Eintrittspreise, durchs Band freundliche Crew und die volle Dröhnung Power von nationalen wie internationalen Bands zeichnet das Rock Your Brain aus! Da kann man nur noch hinzufügen: WEITER SO & DANKE!


Wie fandet ihr das Festival?

24.11.2015
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