So, 22. November 2015

SAXON

Z7 (Pratteln, CH)
24.11.2015

Abstecher in die Schweiz – Saxon besuchen das Z7

Ein interessantes Tourpackage reist zurzeit querbeet durch Europa. Motörhead sind unterwegs und haben sich ihre guten Freunde von Saxon und Girlschool als Support gekrallt.

Nun ist es so, dass die Schedule natürlich nicht sechs Shows in einer Woche vorsieht, dazu dürfte Lemmy wohl wirklich nicht mehr in der Lage sein. Saxon hingegen sind nach wir vor in Topform. Und was macht man an einem Day off der Tour? Richtig – man spielt ein Konzert! Und so kommt das Z7 einmal mehr in den Genuss klassischen Heavy Metals…

Aufgrund der Ereignisse in Paris eine Woche zuvor, haben dafür Lamb of God ihre Show im Komplex 457 in Zürich abgesagt. Das Z7 reagierte schnell und holte sich deren Vorgruppen Sylosis und Children of Bodom, welche von Konzertabsagen nichts wissen wollten, als Opener für die Briten nach Pratteln! Auch wenn die Ankündigung recht kurzfristig war, so dürften vor allem CoB doch noch einige zusätzliche Zuschauer an diesem Abend angelockt haben.

Nachdem ich zwei Wochen später immer noch unter dem Eindruck der bombastischen Show von Mötley Crüe stehe, kehrt jetzt konzertmässig der „Alltag“ wieder ein. Ok, das ist jetzt etwas überspitzt und ist auch nicht ganz fair. Denn schliesslich spielen heute Saxon, und diese Konzerte sind eigentlich IMMER sehenswert!

Als ich recht spät in der Halle ankomme, strömen grade einige Zuschauer raus, die finnischen Bodenkinder haben soeben ihren Gig beendet. Meine Befürchtung, dass das Z7 aus allen Nähten platzt, verflüchtigt sich schnell, ZU spät war wohl die Ankündigung – und Zürich ist auch nicht Basel. Die Halle ist anständig gefüllt, aber weit weg von „ausverkauft“.

Was mir dafür gleich auffällt und sauer aufstösst: Saxon bewegen sich langsam in eine Richtung, die nicht gefallen kann… 40 Franken für die Tourshirts? Das sind Dimensionen, die einfach nicht goutiert werden. Und dass das günstiger geht, haben sie früher auch gezeigt…

Nun denn – Let the Music do the Talking! Licht aus, und ab Band startet “It’s a long Way to the Top (if you wanna Rock’n’Roll)“ von AC/DC. Unter grossem Jubel betreten Biff Byford und seine Truppe die Bühne und starten mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums “Battering Ram”. Saxon kennen nur eine Richtung: vorwärts! „Motorcycle Man“ drückt heftig aufs Gas, die Pfiffe von Biff sind richtig laut und die Nackenmuskeln kriegen das erste Mal richtig was zu tun.

Im Zentrum der Show steht selbstverständlich die neueste Scheibe der Briten. Persönlich finde ich „Battering Ram“ für Saxon-Verhältnisse eher mau, kaum ein Song des Albums vermag mich richtig zu packen. Live hingegen sieht das überraschenderweise anders aus, da funktionieren einige Nummern deutlich besser! Allen voran „Queen of Dreams“, aber auch „Destroyer“ oder „The Devil’s Footprint“ darf man hier erwähnen.

Auch wenn es lange nicht so extrem ist, wie bei anderen Bands dieser Alterskategorie – aber die Fans wollen von Saxon vor allem die Klassiker hören! Deren gibt’s natürlich zuhauf, sodass man im Vorfeld nie weiss, was gespielt wird, und was über die Klinge springen muss. So findet zum Beispiel „Never Surrender“ nach mehreren Jahren wieder mal den Weg auf die Setlist. Und das wunderbare „Broken Heroes“ wird den Opfern von Paris gewidmet, eine schöne Geste! Während „Power and the Glory“, „Strong Arm of the Law“, “Crusader” „Wheels of Steel“ oder “Princess of the Night” schlicht niemals fehlen, so fallen heute Titel wie “Dallas 1pm”, “The Eagle has landed”, “747 (Strangers in the Night)”, “Solid Ball of Rock” oder das ultrageile “I’ve got to rock (to stay alive)” durch das Raster.

Beeindruckend ist einmal mehr die Performance der einzelnen Bandmitglieder. Frontmann Biff Byford ist die Coolness in Person, stolziert richtiggehend über die Bühne und hat die Lage einfach im Griff. Seinen Mantel knöpft er nur zwischendurch mal kurz auf, ansonsten ist da wohl einfach „schwitzen“ angesagt. Seine Ansagen sind kurz und knackig und zwischendurch auch mal mit einer Prise Humor.

Bassist Nibbs Carter ist auch heute ein Blickfang. Auch wenn er der einzige U50er der Band ist – so wie der seine Haare propellert, wird mancher Jungspund noch neidisch!  Drummer Nigel Glockler hat sich ganz offensichtlich von seiner Krankheit erholt und zeigt keine Schwächen hinter seiner Schiessbude. Und zuguterletzt brillieren die Gitarristen Paul Quinn und Doug Scarrat mit ihrem grossartigen Können und packen ein paar saustarke Solis aus.

Der Übersong „Denim and Leather“ bildet erwartungsgemäss den Abschluss, leider auch heute in der gekürzten Version ohne die dritte Strophe, aber ansonsten grossartig wie immer. Bleibt einfach der Makel, dass nach gut 90 Minuten bereits alles vorüber ist. Schade, wenn man weiss, welche Songs die Band noch im Repertoire hat (siehe weiter oben…) und wenn man weiss, dass vor nicht allzu langer Zeit deutlich längere Sets hier an der Tagesordnung waren.

So bleibt als Fanzit: Saxon sind beständig gut und liefern eine grundsolide Show ab. Nicht mehr und nicht weniger!

 

Setliste Saxon

  1. Battering Ram
  2. Motorcycle Man
  3. Sacrifice
  4. Destroyer
  5. Power and the Glory
  6. 20‘000 Ft
  7. The Devil’s Footprint
  8. Heavy Metal Thunder
  9. Eye of the Storm
  10. Broken Heroes
  11. Queen of Hearts
  12. Battalions of Steel
  13. Crusader
  14. Princess of the Night
  15. Wheels of Steel*
  16. Strong Arm of the Law*
  17. Denim and Leather*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

24.11.2015
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