Metalinside.ch - Stratovarius - Z7 Pratteln 2015 - Foto Tanja
Fr, 30. Oktober 2015

STRATOVARIUS, GLORYHAMMER, DIVINE ASCENCION

Z7 (Pratteln, CH)
/ 01.11.2015

Ein Powermetal Abend der Sonderklasse – Stratovarius und Gloryhammer rocken das Z7

Die Ankündigung, dass das Package Gloryhammer / Stratovarius in die Schweiz kommt, löst bei mir grosse Vorfreude aus.

Zugegeben: nur wegen Stratovarius alleine wäre ich je nach Arbeitssituation vielleicht nicht mal nach Pratteln gepilgert. Aber in Kombination mit Gloryhammer ist diese Show natürlich Pflicht! Eigentlich wollte ich zwei Wochen zuvor auch nach Lindau (D), aber dieses Konzert wurde damals infolge Krankheit von Timo Kotipelto leider abgesagt. Aber heute geht nichts schief, ein wunderbarer Abend steht vor der Tür!

Divine Ascension

Eigentlich habe ich mich auf Beginn um 20h eingestellt. Als wir kurz vor halb acht da sind, kann man jedoch nicht mal ein Bierchen trinken – denn schon stehen Divine Ascension auf der Bühne! Die vier Herren mit ihrer Sängerin kommen aus Melbourne, Australien. Wenn man ihren Angaben auf der Homepage glauben kann, dann ist dies der erste Besuch in Europa.

Musikalisch / stilistisch passt die Band zweifellos aufs Billing, aber die Songs nicht wirklich speziell. Sängerin Jennifer Borg sieht in ihrem Kostüm zwar eher unvorteilhaft aus, aber das wird kaschiert durch Einsatz und Freude, die Australier geniessen die knapp vierzig Minuten auf der Bühne und ernten braven Höflichkeitsapplaus. Nett, aber nicht weltbewegend.

Gloryhammer

Gloryhammer prophezeie ich hingegen eine grossartige Zukunft! Mit ihrem zweiten Album „Space 1992 – Return of the Chaos Wizards“ im Rücken, kann die schottisch-schweizerische Kombo jetzt endlich mal auf eine ausgedehnte Europatour. Das Z7 ist anständig gefüllt und es gibt eigentlich selten Konzerte, bei denen im Publikum dermassen viele Bandshirts der Vorband zu sehen sind! Natürlich – wegen Thomas Winkler ist dies vielleicht auch ein kleines Heimspiel, aber ich denke, dass nicht nur deswegen viele Besucher vor allem wegen dem Support hier sind.

Gloryhammer haben sich ein fantastisches Image aufgebaut: die Musik ist eigentlich simpler Powermetal, aber das ganze Drumherum ist pure Comedy. Die Kostüme, die Texte, das Gehabe auf der Bühne – Spass garantiert! Schlagzeuger Ben Turk erklärt mir nach der Show, dass es nicht darum geht, andere Bands wegen deren Image lächerlich zu machen. Nein – sie überzeichnen sich selber und wollen dass man mit ihnen über sie lacht. Geile Einstellung!

Und lachen kann man – alleine das Outfit von Sänger Thomas Winkler ist so schräg, dass es schon wieder cool ist! Goldene Hosen, grüne Ritterrüstung darüber, und bereits beim zweiten Song wird ihm noch der „Astral Hammer“ gereicht. Herrlich!

Wer jetzt aber meint, dass dies alles ist, was die Band zu bieten hat, der täuscht sich! Gloryhammer präsentieren einen guten Mix zwischen Songs ihrer beiden Alben. Egal ob der schnelle Opener „Rise of the Chaos Wizards“, „Goblin King of the darksome Galaxy“ oder „Hail to Crail“: die Fans werden in Feierlaune versetzt. Thomas (oder sollte ich besser sagen: Angus McFife??) setzt zudem mit seinen Ansagen immer noch einen drauf. Beispiel gefällig? Er fragt, wer mit dem Auto, mit dem Zug oder zu Fuss hier her gekommen ist. ER ist geflogen – auf dem „Magic Dragon“!

Irgendwie mutig, dass der Fünfer hier auch das kontroverse „Universe of Fire“ in die Setlist einbaut. Auch wenn die Nummer nach wie vor diesen scheusslichen Technobeat hat, so sind zumindest vorne vor allem der Bass und auch die Gitarre etwas besser hörbar als auf Konserve. Somit etwas einfacher zum Aushalten…

Die beiden herausragenden Highlights sind für mich jedoch „The Hollywood Hootsman“ sowie „Angus McFife“. Basser James Cartwright kriegt als Hootsman da sein Spotlight und leert erst mal eine (kleine!) Büchse Bier. Mich vertätscht’s schier vor Lachen, als das Publikum hier mit einem Spruch reagiert, den man eher von Sabaton Konzerten kennt… Naja, weil’s kleine Dosen sind, liegt ein zweites also schon drin! Hoots!

Beim abschliessenden „Unicorn Invasion of Dundee“ bildet sich hinter meinem Rücken offenbar ein Circle Pit (wurde mir anschliessend von Gitarrist Paul erzählt). Aber ich finde es dennoch nur bedingt komisch, wenn mir ein 1.95m / 120kg Brocken sinnlos in den Rücken springt. Aber dafür kann die Band ja nix – und die verabschiedet sich nach 50 Minuten mit der Krönung und der „National Anthem of Unst“ vom restlos begeisterten Publikum. Durchschwitzt geht’s jetzt erst mal zur Tränke…

Wenige Minuten nach der Show erscheint dann bereits Thomas Winkler im Publikum, wird von allen Seiten umringt und kann sich überall wohlverdiente Gratulationen zu dieser Show abholen. Für ihn ist’s wirklich ein Heimspiel gewesen…

Stratovarius

Tja, bleibt der Headliner. Ich erinnere mich, als ich Stratovarius die letzten Male gesehen habe. 2013 in Balingen beim Bang Your Head!!! Festival, das war ok. Und 2012 beim Knockout Festival in Karlsruhe, das war damals recht lahm. Und so bin ich gespannt, ob die Finnen – trotz starkem neuen Album! – dem furiosen Auftritt von Gloryhammer etwas entgegenzusetzen haben!

Um es vorweg zu nehmen: Ja, sie haben! Wenn eine Band dermassen lange aktiv ist wie Stratovarius, dann sammeln sich im Normalfall viele grossartige Songs an. Timo Kotipelto – der ganz offensichtlich wieder fit ist – und seine Mitstreiter packen hier eine Setlist aus, bei der man fast in die Knie geht. Besser geht kaum noch! Zumindest, wenn man die Spielzeit betrachtet…

Los geht’s nach der recht langen Umbaupause mit dem Opener des aktuellen Albums, „My eternal Dream“. Während man das Gefühl hat, dass hier alle noch eine Aufwärmphase benötigen, so ist dieser Gedanke gleich danach wie weggewischt, denn „Eagleheart“ sorgt für mächtig Stimmung. Mit „Against the Wind“ packen die Jungs noch eine uralte Nummer dazu, und „SOS“ wird das nächste Highlight. Die Band hat sichtlich Spass, das Publikum ebenfalls. Das Albumcover als Backdrop sieht cool aus, die Lichtshow ist äusserst passend und gibt mit dem Hintergrund tolle Effekte, auch das Drumherum passt hier also tiptop. Vom neuen Album fügt sich „Lost without a trace“ problemlos in die Setlist ein und beim Übersong „Paradise“ gibt’s kein Halten mehr.

Bass- und Keyboard Solos sind auch hier eher unnötig, dafür präsentieren Stratovarius mit „The Lost Saga“ eine weitere Überraschung. Der längste Song des neuen Albums – und für mich irgendwie fast etwas wie ein Stimmungskiller, der einzige Schwachpunkt in der Setlist. Die Stimmung im Publikum kommt jedoch direkt im Anschluss zurück, als mit „Unbreakable“ der beste Song des letzten Werks „Nemesis“ dargeboten wird. Mit einem kurzen Keyboard Solo von Jens Johansson wird „Black Diamond“ eingeleitet – und nach nur gerade mal 70 Minuten ist bereits Schluss! Wenigstens lassen sich die Finnen nicht lange bitten zum Zugabenblock. Und der hat’s jetzt nochmals wirklich in sich! Zuerst die wunderbare, einfach schöne Ballade „Forever“. Gänsehaut! Dann mit „Shine in the Dark“ nochmals ein Kracher vom aktuellen Album „Eternal“. Und zum endgültigen Abschluss das frenetisch gefeierte „Hunting high and low“.  Dann ist nach knapp 90 Minuten tatsächlich das Ende da. Zu früh, viel zu früh! Denn auch wenn Stratovarius hier wirklich eine nahezu perfekte Setlist zusammengestellt haben, so dürfte die Show auch in diesem Fall ruhig noch etwas länger dauern… Mit „Kiss of Judas“, „Dreamscape“, „Twilight Time“ oder „Speed of Lights“ gäbe es noch einige Klassiker, aber auch Songs neueren Datums wie „Dragons“ oder „Man in the Mirror“ hätten durchaus noch Platz. Dies ist somit der einzige Wermutstropfen an diesem Abend: auch Stratovarius machen nur ihre 90-minütigen Schichten, wie leider so viele andere Bands auch.

Aber abgesehen davon ist’s ein Abend, der richtig Spass gemacht hat! Ein Support Act, der dem Headliner richtig einheizt, und ein Headliner, der da schlussendlich aber auch mithalten kann! So muss das sein!

Setliste Gloryhammer

  1. Infernus Ad Astra (Intro)
  2. Rise of the Chaos Wizards
  3. Legend of the Astral Hammer
  4. Hail to Crail
  5. Universe on Fire
  6. Angus McFife
  7. The Hollywood Hootsman
  8. Magic Dragon
  9. Goblin King of the darksome Galaxy
  10. The Unicorn Invasion of Dundee
  11. The National Anthem of Unst (Outro)

Setliste Stratovarius

  1. My eternal Dream
  2. Eagleheart
  3. Against the Wind
  4. SOS
  5. Lost without a trace
  6. Phoenix
  7. Bass Solo
  8. Paradise
  9. The Lost Saga
  10. Unbreakable
  11. Keyboard Solo
  12. Black Diamond
  13. Forever*
  14. Shine in the Dark*
  15. Hunting high and low*

*Zugabe

Fotos Stratovarius, Gloryhammer, Divine Ascension im Z7 2015 (Tanja)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 01.11.2015
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