So, 7. Februar 2016

Hammerfall

Power Metal
14.02.2016

HammerFall sind zurück. Und wie! Mit zwei fantastischen Shows auf der 70‘000 Tons of Metal Cruise zeigen sie der ganzen Welt, dass ihnen die schöpferische Pause gut getan hat. Zwei Shows, bei denen Joachim Cans, Oscar Dronjak, Pontus Norgren, Frederik Larsson und David Wallin mit ungeheurer Spielfreude am Werk waren. Zudem sind die Schweden gegenüber den Medien höchst professionell und einer Party mit den vielen Fans ist auf dem Schiff auch keiner abgeneigt.

Dass Gitarrist Oscar Dronjak immer was zu erzählen hat, macht ihn zu einem äusserst dankbaren Gesprächspartner. Während ich auf meinen „Termin“ warte, beginnt unterdessen Joachim Cans mit einem anderen Journalisten ein Interview – dies ist zu Ende, und ich warte immer noch! Joachim grinst und meint schelmisch: „This guy talks too much! He needs a „Power off“ Button!“ Da bin ich dann doch anderer Meinung…

Endlich ist mein Vorgänger fertig – doch Oscar meint, dass er eine trockene Kehle hat. Kein Wunder… also erst mal ab an die Bar, Bier besorgen – dann kann es losgehen! Metalinside im Gespräch mit Oscar Dronjak von HammerFall über die Cruise, Gratis Bier, Gastsänger, Biographien, fehlende Merchandise, kaputte TV-Geräte, Erwartungen, spezielle Geschenke, Lemmy, natürlich Wrestling – und die Ankündigung des neuen Albums!

Metalinside (Kaufi): Hallo Oscar, nett Dich wieder zu treffen! Das letzte Mal war in Köln, weil ihr ja Eure Shows im Z7 genau während dieser Cruise gespielt habt… Danke vielmals für zwei grossartige Shows hier auf der Cruise und vielen Dank für „Templars of Steel“! Ich hab den Song schon ewig nicht mehr live gehört…

Oscar Dronjak: (lächelt geschmeichelt) Danke schön!

MI: Und ihr habt richtig Spass gehabt bei den zwei Gigs!

OD: Ich hatte wahrscheinlich mehr Spass am Pool, obwohl die Bedingungen da schon schwierig waren wegen dem Wind. Es hat richtig gewindet, dass man fast fortgeblasen wurde. Man musste aufpassen, dass man nicht über irgendwas stolperte. Da war es im Theater drinnen einfacher und normaler. Aber auf der Pool Stage war es einfach magisch, daran werde ich mich lange erinnern!

MI: Ihr wart auch schon auf der „Majesty of  the Seas“, dem kleineren Schiff. Wenn Du das jetzt vergleichst, was fällt auf?

OD: Das alte Schiff ist natürlich massiv kleiner. Die Bühnen waren kleiner, vor allem die Theaterbühne. Wenn ich mich recht erinnere – allzu viele Erinnerungen hab ich nicht. (grinst)

MI: Und die Atmosphäre?

OD: Da gefällt’s mir hier besser!

MI: Wirklich?

OD: Ich weiss auch nicht… (studiert) Vielleicht liegt’s auch nur an mir und nicht eigentlich am Schiff selber. Irgendwie fühlte es sich live für uns einfach besser an. Es ist die dritte Kreuzfahrt, die wir innerhalb eines Jahres machen. Weil’s einfach ein solch einzigartiges Setting ist, ist es für mich einfach oder eben nicht einfach, überhaupt Vergleiche zu ziehen und die verschiedenen Fahrten auseinander zu halten. Manchmal vermische ich alles… Ich muss ehrlich sein: ich weiss nicht, ob ich mich so sehr an die andere Cruise (er meint die erste 70‘000 Tons of Metal) erinnere. Ich weiss dass wir da waren, aber sonst… ich weiss nicht.

MI: Das ist noch komisch, denn viele Leute resp. Fans vermissen das kleinere Schiff!

OD: Wirklich?

MI: Vielen ist es ZU gross geworden…

OD: Warum??

MI: Ich hab das letztes Jahr selber auch gespürt – der direkte Wechsel von der „Majesty“ zur „Liberty“. Es war einfach hektischer, ruhelos… Dieses Jahr ist es jedoch deutlich besser! Es ist viel cooler und die Konzerte sind deutlich besser. Jede Band, die ich gesehen habe, hatte unglaublichen Spass! Dauergrinsen allerorts! Doch auch wenn einiges besser ist als im Vorjahr: viele vermissen das intimere Gefühl.

OD: Wahrscheinlich kommt’s auch darauf an, was man auf dem Schiff macht. Für die Bands – das kann ich fast garantieren – ist es hier besser. Es hat grössere Bühnen – das ist ein Punkt, denn wir rennen auch viel auf der Bühne herum.  Und ich gehe nicht gerne von grossen Bühnen wieder auf kleinere. Man hat viel Platz und plötzlich muss man wieder aufpassen, dass man sich nicht gegenseitig über den Haufen rennt oder jemanden mit der Gitarre rammt. Insofern hab ich beide Shows hier sehr genossen.

Aber ich denke schlussendlich geht’s doch auch um Erwartungen. Es ist doch so mit allem, neuer Film, neues Album – was man erlebt hat so viel mit den eigenen Erwartungen zu tun. Ich versuche immer, keine speziellen Erwartungen zu haben. Beispiel: als Kiss ihr letztes Album veröffentlichten – da hab ich zwar davon gehört, aber ich hatte keine Erwartungen. Wenn ich gedacht hätte, es sei grossartig und es wäre nur ziemlich gut geworden, dann hätte ich gedacht, dass es schlechter sei als es eigentlich ist. Dies nur weil meine Erwartungen hoch waren. Das gleiche ist mit Filmen, man denkt, dass ein Film so gut ist, dann ist er „nur“ mittelmässig… Ich versuche einfach, keine Erwartungen zu haben oder besser gesagt: meine Erwartungen tief zu halten. Und bei unserer Pool Show hier, da hab ich gedacht „halb fünf, wer zur Hölle wird da unsere Show sehen wollen?“. Es entpuppte sich als eine der besten Shows in langer Zeit, es war einfach grossartig! Ich dachte, dass deutlich weniger Leute da sein werden, aber es war proppenvoll und alle sind sie geblieben und haben nicht zu einer anderen Show gewechselt.

MI: Aber jetzt stapelst Du schon tief! HammerFall ist eine der grössten Bands hier auf dem Schiff! Ihr seid doch keine „No Name“ Band mehr, HammerFall ist einer der ganz grossen Namen!

OD: Ja, schon. Aber wir sind hier auch auf einem amerikanischen Schiff und HammerFall sind nicht sooo populär in den USA…

MI: An Bord sind 25% US-Amerikaner, 25% Deutsche und 25% Südamerikaner… – so gesehen habt ihr 50% schon in der Tasche!

OD: Ja, da hast Du recht. Ich hab’s nicht so gesehen und auch nicht gewusst, aber so ist’s gekommen. Du hast recht. Meine Ängste waren unbegründet.

MI: Ist doch eine gute Sache!

OD: Ja, denn man wird nicht enttäuscht! (lacht)

MI: Und jetzt vergleiche bitte noch diese Cruise mit der „Full Metal Cruise“ in Europa!

OD: Wie gesagt, wir haben mehrere Cruises in kurzer Zeit gemacht. In Schweden und eben auch die FMC. Da bringe ich immer irgendwelche Dinge durcheinander. Offensichtlich ist diese hier deutlich grösser…. (überlegt) Ah ja, die FMC ist eigentlich nur ein Festival auf einem Schiff. Wir durften auch nicht die ganze Zeit da bleiben. Sie haben uns irgendwo vom Schiff gekickt, weil sie einfach nicht genug Kabinen haben da, aber das haben sie mit jeder Band gemacht. Ursprünglich haben wir da zugesagt trotz sehr kleiner Gage, aber wir haben dafür Gratisferien. Und dann, als der Termin näher kam, sagten sie uns, dass wir da und da spielen werden und da wieder von Bord müssen. Das war enttäuschend. Aber schlussendlich war’s mir recht so, denn auf jenem Schiff hätte ich nicht fünf Tage verbringen wollen.

Dieses Schiff hier ist viel grösser, und ich mag es grösser! Das kleinere mag für die Fans besser und spassiger sein, aber für Bands ist es durchaus anstrengend. Ich meine, ich habe absolut kein Problem anzuhalten und für ein Bild zu posen, absolut kein Problem! Aber wenn Du irgendwo hin unterwegs bist und dauernd aufgehalten wirst… es passiert häufiger auf einem kleineren Schiff, weil einfach die Leute näher aufeinander sind.

Was die Bands auf der FMC angeht: das war einfach ein europäisches Festival, hier variiert es schon mehr, weil wir ab Florida fahren.

Der grösste Unterschied jedoch ist, dass auf der FMC das Bier und Alkohol inbegriffen war! Hier erhält man als Musiker 100$ auf den persönlichen Account. Das tönt nach viel,  dann merkt man beim ersten Bier, dass es 7$ kostet… Also: wir kriegen 14 Bier für zwei Shows, das ist lächerlich! Ich glaube, das letzte Mal gab’s hinter der Bühne auch noch gratis Bier, aber dieses Mal ist nichts. Meine Rechnung wird hier sehr hoch sein, ich meine sieben Bier – das macht man in zwei Stunden! Speziell nach der Show…

MI: Ich brauche dafür drei Stunden…

OD: (lacht) Du wirst auch älter!

MI: Danke vielmals!

OD: Eben, das ist der grösste Unterschied. Es wäre so einfach, da etwas mehr bereitzustellen, das würde niemanden umbringen. Das hat zwar nichts mit der Cruise an sich zu tun. Und ich weiss halt nicht, vielleicht kontrolliert ja auch der Schiffseigner den Alkohol, keine Ahnung. Schlussendlich kommt man mit 100$ nicht wahnsinnig weit. Zudem: das Internet ist Scheisse und kostet 100$ extra!

MI: Gutes Internet wäre auch für uns interessant, weil man dann direkt vom Schiff auf die Page berichten könnte…
Anderes Thema: Merchandise!

OD: (schaut verlegen) Yeah… Hast Du mit Joachim gesprochen?

MI: Nein

OD: Well… ich bin eigentlich zuständig für das Merchandise. Es ist so: Pontus war auf Tour mit King Diamond, irgendwann letzten Sommer. Der Merchandiser da hat gesehen, dass wir hierherkommen und gesagt, dass er den Druck und so übernimmt. Wir sollen einfach das schicken, was wir wollen. Ich dachte mir „Pff, es ist August! Die Cruise ist weit weg!“ – und dann hab ich’s schlicht vergessen. Etwa zwei Wochen vorher ist es mir eingefallen – fuck, aber da war’s natürlich zu spät. Sonst hätten wir was gehabt! Und wir hätten das wirklich tun sollen… aber irgendwie sind das Dinge, die man nicht mir überlassen sollte. (lacht). Ich fokussiere mich so sehr, was in den nächsten Tagen und allenfalls Wochen passieren muss, aber darüber hinaus? Niemals. So hab ich die Dinge immer gesehen. Dies ist zu erledigen und vielleicht noch jenes. Doch danach? Blank! Joachim ist da komplett anders, er plant Jahre voraus. Und ich muss sagen: ohne seine Planung wären HammerFall viel, viel schlechter dran! Er hat uns viele Male gerettet…

MI: Danke, Joachim!

OD: Yeah (lacht) Er schaut weit voraus und ich mache das Kurzfristige. Man braucht beides und so ergänzen wir uns perfekt.

MI: Man kann sagen, dass ihr im letzten Jahr (2015) ein Comeback gefeiert habt. Neues Album, Tour – doch in der zweiten Jahreshälfte ist es bereits wieder ruhiger geworden. Was habt ihr da denn so getrieben?

OD: Wir haben auf einigen Festivals gespielt, sind im Herbst dann nach Asien und Australien und haben danach auch noch Skandinavien bedient, welches auf der Europa Tour Anfang Jahr gefehlt hat. Dann noch ein paar Dates in Osteuropa, wir waren also immer unterwegs.

MI: Und wie geht’s weiter?

OD: Wir werden nach dieser Cruise resp. nach Mexico City direkt im Anschluss, keine weiteren Shows mehr spielen in diesem Jahr.

MI: Keine Shows mehr??

OD: Nein. Neues Album.

MI: Ok, das tönt gut…

OD: Das Album kommt in diesem Jahr, und danach wird es wohl eine neue Tour geben, so im Januar 2017.

MI: Ihr reist um die ganze Welt und ihr kriegt wohl allerhand Geschenke überall. Was sind die schrägsten oder die schönsten Geschenke, die Du je erhalten hast?

OD: Als wir 1999 das erste Mal in Japan waren, da waren wir noch völlig unerfahren mit allen möglichen Dingen. Auf unserer ersten weltweiten Headliner Tour hatte ich immer noch von nichts eine Ahnung, richtig grün… Japan – ich weiss nicht, ob Du schon mal da warst – aber ich liebe es über alles. One of my favourite places on earth! Es ist so anders! Die Atmosphäre, die Einstellung – die Leute sind so höflich. Es ist zwar eine westliche Zivilisation, also schaut alles irgendwie auch „normal“ aus. Aber wenn man etwas gräbt, dann wird’s schräg, so wie die Leute denken… und ich meine „schräg“ nicht im negativen Sinn.

Anyway, als wir 1999 da waren, da hatte es Massen von Fans in der Hotel Lobby, die ein Foto machen wollten. Und sie waren so höflich und haben so nett gefragt. Einige gaben uns fünf Taschen – für fünf Bandmitglieder – voll mit Spielsachen. Keine Spielsachen, die wir gemocht hätten oder von denen wir überhaupt gewusst haben, was es ist. Nein – einfach Spielsachen! Und einfach nur, weil sie uns ein Geschenk machen wollten! Ich hab das meiste noch, ich bewahre es irgend in einer Schachtel auf. Da waren Actionfiguren, kleine Autos… (lacht) Einige haben sich aber auch etwas überlegt: die gaben mir Star Wars Sachen! Ich liebe Star Wars, das wussten sie. Aber die Tasche mit Spielzeug war einfach nur eine Tasche mit Spielzeug! (lacht) Das war schon recht schräg. Und alle bekamen verschiedene Dinge! Gleiche Art, aber vielleicht dann in anderen Farben oder so. (lacht) Aber es hat Spass gemacht, wie gesagt, ich liebe Japan! Wir waren letztes Jahr nach zehn Jahren endlich wieder da.

MI: Wo in der Welt habt ihr noch nie gespielt oder wo wollt ihr mal spielen? Meine Frau kommt aus Südafrika, da unten gäbe es einige, die Euch gerne mal sehen würden…

OD: Komisch, dass Du das erwähnst. Nuclear Blast, unsere Plattenfirma (Anm. Kaufi: mittlerweile haben HammerFall zu Napalm Records gewechselt) hat die Platten für eine Weile auch in Südafrika vertrieben. Aber wir waren nie da und ich weiss nicht, ob wir je dahin fahren werden. Man soll ja niemals nie sagen, aber ich glaube nicht, dass wir je dahin fahren werden für eine Metal Show, es wäre zu riskant. Würden da überhaupt Leute kommen? Also mit „riskant“ meine ich nicht irgendwelche Gesundheitsrisiken oder solche Dinge. „Riskant“ im Sinne von „würde es sich auszahlen dahin zu fahren“. Das schlimmste ist doch um die halbe Welt zu fahren, dann kommen grade mal ein paar Nasen. Da fühlt man sich irgendwie…

MI: Irgendwie kann ich das sogar verstehen. Iron Maiden spielen da unten vor 5‘000 Leuten, hier in Europa ziehen sie zehntausende Fans an… Und Maiden sind unbestritten halt nochmals ein anderes Level…

OD: Natürlich! Aber wo ich immer hin wollte, war Australien. Aber das haben wir jetzt auch gemacht. Ansonsten würde ich gerne wieder zurück nach Kanada. Die sind nicht weit hinter Europa, was die Fans und den Support angeht. In den USA gibt es nur wenige ausgewählte Orte, die auch so sind. New York oder Los Angeles, die sind da gleich. Wir wollen wieder nach Kanada, aber das wird dann in Kombination mit den USA sein müssen, einfach auch aus wirtschaftlicher Sicht macht das mehr Sinn. Man will ja nicht allzu viel Geld verlieren auf so einer Tour…

MI: Mit Chris Jericho (Anm. Kaufi: berühmter Wrestler und Frontmann von Fozzy) habt ihr jedenfalls einen prominenten Supporter…

OD: Mein persönlicher Wunsch für die nächste Tour: Ich hätte gerne Fozzy als Support auf unserer Europa Tour! Oder dann auf einer Tour im nächsten Sommer, das wäre fantastisch! Und ich würde sehr gerne Sixx:A.M supporten auf deren US Tour. Sixx:A.M ist sehr verschieden zu dem, was wir tun…

MI: sehr verschieden gegenüber Mötley Crüe…

OD: Ja, ist es! Aber ich liebe James Michael’s Vocals. Bei den letzten beiden Alben haben wir die Vocals mit ihm aufgenommen und er hat auch „Infected“ gemixt. Und er hat sogar etwas gesungen auf „(R)Evolution“. Ich erinnere mich, wie wir alles geplant und vorbereitet haben… Und als er es dann tatsächlich gemacht hat – ich habe Hühnerhaut gekriegt. Bei „We won’t back down“ hat er einen Part übernommen und ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich das höre. Grossartiger Kerl! Darum würde ich gerne mit ihm touren, um ihn mal in dieser Umgebung zu sehen. Ich kenn ihn nur von der Produzenten-Seite. Aber ich würde ihn gerne mal auf der Bühne erleben.

MI: Apropos Mötley Crüe: hast Du sie gesehen auf ihrer Abschiedstour?

OD: Nein. Mal überlegen, wann ich sie das letzte Mal gesehen habe… An einem Festival, zwei oder drei Jahre ist es her? Kann mich grad nicht erinnern. Aber ich hab die volle Show gesehen und ich wollte nichts mehr anderes sehen. Ich habe viele unterschiedliche Dinge gehört. Ich hatte einfach das Gefühl: Das war’s! Ich muss sie nicht mehr sehen auf ihrer „Final Tour“! Und sonst wär’s wahrscheinlich dann einfach in L.A. die letzte Show gewesen zu Silvester. Das wäre spassig gewesen. Aber sonst…

MI: Es gibt da eine alte Story aus dem Z7. Ihr habt da mal beinahe eine Show verpasst…?

OD: (grinst) Ja, das ist wahr. Also es ist wahr, dass Anders Johannsson, unser damaliger Drummer, um ein Haar verhaftet wurde, dann hätten wir nicht spielen können.

MI: Weil er einen Fernseher aus dem Fenster des Hotels geworfen hat…

OD: (grinst) Es hat damals wie eine gute Idee ausgesehen. (lacht) Es war nicht so, weil ein Gerät in einem der Zimmer fehlte. Anders hat seinen eigenen Fernseher rausgeschmissen. Und ja, er hat das Fenster geöffnet vorher! Das Ding ist irgendwie im Rasen gelandet und nicht so zerschmettert, wie er das gehofft hat. Also ist er runter, hat ihn raufgeholt und erneut rausgeschmissen! Soweit war das noch ok, es war ein kleines, altes Gerät. Dann ging er in die Lobby, irgendwann so vier Uhr morgens, keine besetzte Rezeption und so. Da hat er das gleiche TV Gerät gesehen wie auf seinem Zimmer, hat das mitgenommen auf sein Zimmer und gut ist! Niemand kann mir jetzt die Schuld geben! Was aber keiner realisiert hat: da waren Überwachungskameras! Niemand hatte also eine Ahnung, was zuvor passiert war – alles, was sie sahen, war ein Typ, der einen Fernseher klaut! (lacht) Und so haben sie natürlich die Polizei gerufen… Und sie wollten Anders einbuchten, haben es dann aber zum Glück nicht gemacht… Jedenfalls war das ein sehr, sehr teures Fernsehgerät!

(Anm. Kaufi: die nächsten Minuten führen Oscar und meine Wenigkeit ein herrliches „Fachgespräch“ unter Wrestling Fans – dies lassen wir mal einfach sein…)

MI: Lemmy ist vor kurzem verstorben. Du hast ihn persönlich gekannt…

OD: Ja, damals backstage bei WrestleMania hab ich ihn getroffen.  Es fühlt sich surreal an. Ich meine: ich mag Motörhead, aber die alten Dinge. Als ich aufgewachsen bin, in den 80ern, 90ern, diese Motörhead mag ich. Sie haben grossartige Dinge gemacht. Aber es ist halt nicht wie Judas Priest für mich. Weisst Du, was ich damit sagen will? Es ist nicht eine Band, von der ich einfach alles liebe, was sie gemacht haben. Aber ich hatte immer den allergrössten Respekt für Lemmy, nichts als Respekt! Er ist immer seinen eigenen Weg gegangen, fuck everybody else! Hast Du seine Biographie gelesen? Ich lese sehr viele Biographien, vor allem aus dem Wrestling- und Musikbereich. Seine Biographie ist einfach lustig. Vielleicht die lustigste Biographie, die ich je gelesen habe! Neben denen von Chris Jericho, die sind auch sehr komisch. Aber Lemmy’s trockener, britischer Humor ist grossartig! Und er erinnert sich an so viele Dinge! Vieles betrifft die Zeit vor Motörhead und er erinnert sich an alles! Wahnsinn, was für ein Gedächtnis der Kerl hatte! Er hat so viel getrunken und sich alles Mögliche reimgehauen, dass er sich an all diesen Scheiss erinnert, ist fantastisch. Er war der letzte Rockstar, eine Ikone! Traurig zwar, aber wir haben das Jahr 2016! Er war 70 Jahre alt. Wir werden ihn vermissen, keine Frage! Aber ich war nicht geschockt über die Meldung nur traurig.

MI: Du hast auch Deine eigene Biographie erwähnt, die es ja nur in schwedischer Sprache gibt. Wie sieht’s aus mit der deutschen oder englischen Übersetzung?

OD: (schaut resigniert) Ich bin’s satt, irgendjemanden zu finden, der es übersetzen will. Ich suche jemanden, der willens ist zu übersetzen und es danach in Lizenz zu veröffentlichen. Aber es klappt einfach nicht. Ich mag nicht mehr… Als ich das Buch geschrieben habe, hab Ich dem Verleger gesagt: „Wir gehen 2014 auf Tour! Schau, dass das Buch dann in Deutsch oder zumindest in  Englisch erhältlich ist, wir verkaufen das auf der Tour!“ Die Antwort war „ja, klar, kein Problem!“ Aber sie haben gar keinen Gedanken daran verschwendet bis Ende 2013, dann war’s natürlich viel zu spät. Anscheinend kümmert sich jetzt ein Agent drum, aber ich glaube nicht, dass dieses Buch seine oder ihre Top Priorität ist… Ich bin da wirklich sehr enttäuscht. Es ist jetzt immerhin über zwei Jahre her, dass ich es geschrieben habe. Es handelt zwar mehrheitlich von meiner Zeit vor HammerFall, aber dennoch: es ist bald drei Jahre alt und wenn man es jetzt übersetzen will, muss man neues Material nachschreiben. Es fühlt sich so an, als ob wir das Schiff verpasst hätten. Ich hab da soviel Arbeit reingesteckt! I’ve loved it – aber es war wirklich harte Arbeit dahinter! Und ich hätte gerne, dass man das auch ausserhalb Schwedens lesen kann. Es läuft zwar nicht gut, aber die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben!

MI: Oscar, vielen herzlichen Dank für das Gespräch! Hat wieder enormen Spass gemacht!

Autor
14.02.2016
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