Am Karfreitag ist‘s also soweit: Avantasia sind mal wieder im Z7. Die letzten zweimal (das erste Mal vor 6 Jahren markierte übrigens meinen Einstieg in die Metalszene) war ich ja absolut begeistert. Und dieses Mal soll Jørn Lande wieder mit dabei sein, darauf freue ich mich ganz besonders. Allerdings bin ich, was die Setlist angeht, skeptischer als mein geschätzter Kollege. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich die Alben seit Wicked Symphony nicht mehr wirklich verfolgt habe, weil mir das gewisse Etwas fehlt. Soll heissen, ich kenne die Songs so gut wie nicht. Nun, das muss ja aber nichts heissen, man kann ja eine Band auch sehr gut finden, wenn man ihre Songs nicht kennt, ergo lasse ich mich einfach überraschen.
Als erstes fällt mir die absurd lange Schlange auf, als wir aufs Z7 zugehen. Die Leute stehen für den Einlass ja fast bis zum Kreisel hoch an. Gut, das ist wohl etwas übertrieben, aber bis zur Hälfte des Hügels reicht die Menschenmenge auf jeden Fall. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, so was noch nie gesehen zu haben. Wir, ganz elitär, stellen uns frech vorne an, als wir unsere Pässe haben. Nun ja, zumindest in Kaufis Fall macht das Sinn, sich als Fotograf bis nach vorne durchkämpfen zu müssen, wäre mühsam geworden. Denn oh, was ist es mühsam, sich durchs ausverkaufte, proppenvolle Z7 zu kämpfen! Da überlegt man es sich zweimal, ob man echt auf die Toilette muss.
Jetzt zu dem, was wirklich zählt: Die Musik. Das Konzert beginnt erstaunlich pünktlich um Viertel nach acht. „Mystery of a Blood Red Rose“ ist der Opener. Den kenne ich ja noch und find, er kommt echt gut rüber. Leider sehe ich wegen meiner Position nicht viel von der Bühne, gehe aber davon aus, dass Tobi wieder wie ein Derwisch auf Speed über die Bühne gehüpft sein dürfte. (Anmerkung Kaufi: Die Bühne des Z7 dürfte wohl mit die Kleinste sein, welche Avantasia auf dieser Tour zur Verfügung haben. Das geniale Bühnenbild wirkt im Gegensatz zur Show vor einer Woche richtiggehend „gestaucht“. Soooo viel Platz hat Tobi heute leider also gar nicht…).
Danach folgen fünf Songs, die mir gar nichts sagen und mich ehrlich nur mässig begeistern. Da kann Kaufi sicher mehr dazu sagen. (Anmerkung Kaufi: ja, kann ich. 😉 „Ghostlights“ mit Michi Kiske und vor allem das Doppelpack „A Restless Heart and Obsidian Skies“ und „The Great Mystery“ mit Bob Catley überzeugen auf ganzer Linie. Einfach nur grossartig!). Jedenfalls fällt mir zu der Zeit dann plötzlich der etwas übersteuerte Sound auf. Ist jetzt aber nicht weiter schlimm, tut also dem Musikgenuss keinen Abbruch, und ist auch nur zu Beginn des Konzerts ein „Problem“. Mit „The Scarecrow“ und (nach „Lucifer“) „The Watchmaker‘s Dream“ folgen noch zwei Songs, die ich kenne, und seeeehr geniesse. Vor allem „The Scarecrow“ mit Jørn ist der absolute Oberhammer. Da gibt es nichts zu meckern, der Mann hat’s einfach drauf.
Ich bin sehr froh, dass nun immer wieder mal ein Song kommt, den ich kenne und so richtig abfeiern kann. „The Wicked Symphony“ (mit Jørn, Eric Martin, Amanda Somerville, Herbie Langhans und Oliver Hartmann) – geil! Und „Farewell“ darf natürlich nicht fehlen, eine meiner absoluten Lieblingsballaden, und die wirkt heute noch genauso gut wie vor 6 Jahren. „Shelter from the Rain“ und „The Story Ain’t Over“ bringen ebenfalls wieder gute Erinnerungen zurück. Und das Publikum ist da wohl derselben Meinung, die feiern schon den ganzen Abend lang, als gäb‘s kein Morgen, find ich richtig toll anzuschauen. (Anmerkung Kaufi: dass das geniale, düstere „Draconian Love“ mit Herbie Langhans hier nicht erwähnt wird, geht ja mal gar nicht! Ein weiteres Highlight in diesen dreieinhalb Stunden, das darf man nicht einfach unterschlagen!)“ Reach Out for the Light“ mit Michael Kiske, der erste Song nach dem eingespielten „Prelude“, das wohl das nahende Ende signalisiert, hat einen schweren Stand, sich neben „Avantasia“,“ Twisted Mind“ und „Dying for an Angel“ den ersten Platz in meiner langen Favoritenliste zu erkämpfen. Ich glaube, ich muss mich schweren Herzens für „Dying for an Angel“ mit Eric Martin entscheiden.
Das Encore besteht aus „Lost in Space“ (das darf auf keinen Fall fehlen) und einem Medley aus „Sign of the Cross“ und „The Seven Angels“ – sehr schade, hat man den letzten Song nur als Medley gebracht, der hätte es verdient, in voller Länge gespielt und zelebriert zu werden. (Anmerkung Kaufi: oh ja!!)
Das Fanzit – Avantasia
Was lässt sich abschliessend sagen? Avantasia haben das Z7 auseinandergenommen, keine Frage. Ein Allstar-Aufgebot der ersten Klasse (für alle, die’s nicht wissen: Eric Martin, Bob Catley, Jørn Lande, Amanda Somerville, Michael Kiske, Herbie Langhans, Ronnie Atkins… und ich hab bestimmt jemanden vergessen… neben Tobias Sammet natürlich), und ein Publikum, das dies über alle Massen zu würdigen wusste. Ich denke, jeder, der an dem Abend da war, würde/wird wieder gehen, sollten Avantasia nochmal touren.
Und abschliessend möchte ich festhalten, dass mich nichts und niemand von meiner Meinung abbringen wird, dass Herbie Langhans von weitem aussieht wie der junge Tobias Sammet. Nichts und niemand.