Avantasia melden sich zurück – mit mehr Starpower als je zuvor!
Allzuviel muss man kaum mehr erzählen über das All Star Projekt Avantasia, gegründet von Edguy Mastermind Tobias Sammet. Was vor 15 Jahren eine einmalige Geschichte sein sollte, hat sich zu einer unglaublichen Erfolgsstory entwickelt. Tobi hat es geschafft, dass zig grosse Namen der Metalszene ihren Teil dazu beigetragen haben. Kleiner Refresher gefällig? Sharon den Adel (Within Temptation), Russel Allen (Symphony X), Ronnie Atkins (Pretty Maids), Biff Byford (Saxon), Bob Catley (Magnum), Alice Cooper, Kai Hansen (ex-Helloween, Gamma Ray, Unisonic), Michael Kiske (ex-Helloween, Unisonic), Bruce Kulick (ex-Kiss), Jorn Lande (ex-Masterplan), Eric Martin (Mr.Big), Klaus Meine (Scorpions), Jon Oliva (ex-Savatage, Jon Oliva’s Pain), Tim Owens (ex-Judas Priest, ex-Iced Earth), Rudolf Schenker (Scorpions), Timo Tolkki (ex-Stratovarius), Joe Lynn Turner (ex-Rainbow, ex-Deep Purple) – sie alle und noch viele mehr haben Avantasia ihre Stimme, ihre Instrumente, ihr Können zur Verfügung gestellt.
Auf dem neuen Album sind zudem weitere Weltstars angekündigt, die das erste Mal mitmachen: Dee Snider von Twisted Sister, Geoff Tate von Operation: Mindcrime (oder besser: ex-Queensrÿche) und Marco Hietala von den finnischen Superstars Nightwish. Dazu ist Jorn Lande zurück, Michi Kiske ist wieder dabei, genauso wie Bob Catley und Ronnie Atkins. Dieses Staraufgebot treibt die Vorfreude und auch die Erwartungen auf „Ghostlights“ in sphärische Höhen…!
Ein Blick auf die Tracklist lässt sofort erahnen, dass dies (erneut) ein Album ist, welches nicht mit einem einzigen Durchgang abgehakt werden kann: 12 Songs, über 70 Minuten Spielzeit – Tobi zieht (erneut) alle Register! Und der Schreiberling hat jetzt grad das „Problem“, wie er sich diesem Werk stellen soll… Aber da hier dermassen viele Gastmusiker dabei sind, bietet es sich irgendwie schon an, dass man alle Tracks mal einzeln unter die Lupe nimmt. Here we go!
1.) Mystery of a blood red Rose
Die erste Single, diesen Song dürften einige bereits kennen. Ein perfekter Opener in typischer Avantasia Manier. Mit seiner Epik und Machart erinnert er teilweise gar an Grosstaten von Meat Loaf. Im Prinzip geht Tobi damit auf Nummer sicher, er singt hier auch alleine – dafür geht einem die Melodie sofort kaum mehr zum Ohr raus. Starker Beginn!
2.) Let the Storm descend upon you
Doch bereits beim zweiten Titel wird’s richtig heftig! Mit einer Spielzeit von über 12 Minuten haut Tobi dem Hörer ein unglaubliches Epos um die Ohren, welches nun wirklich nicht mit einmaligem Hören abgehakt werden kann. Gleich vier Sänger sind hier am Start: neben Tobi selbst sind Ronnie Atkins, Jorn Lande und Robert Mason zu hören. Ganz stark sind die verschiedenen Duette sowie der sanfte und ruhige Mittelteil. Erinnerungen an „The seven Angels“ werden wach – wobei dessen Klasse dann doch nicht ganz erreicht wird. Nichtsdestotrotz ein weiteres Wahnsinnswerk!
3.) The Haunting
Der ruhige Beginn erinnert von der Machart her sofort an „Death is just a Feeling“, nur singt statt Jon Oliva der unverkennbare Dee Snider! Der ganze Song trägt eine eher düstere Atmosphäre und wirkt irgendwie beklemmend, Snider verstärkt dieses Gefühl durch seinen Gesang. Im Mittelteil zeigt dann Tobi selbst eine weitere gesangliche Glanzleistung.
4.) Seduction of Decay
Tobi hat sich auf „Ghostlights“ seinen Gästen angepasst wie selten zuvor. Ein perfektes Beispiel ist „Seduction of Decay“, welches nicht nur dank Geoff Tate durchaus Ähnlichkeiten mit (alten) Queensrÿche zeigt. Die Gitarren sind zwar dafür etwas zu sägend, aber sonst… Geoff zeigt hier eine erstaunlich gute Leistung, nach seinem letzten Output hatte ich da so meine Befürchtungen. Aber solange jemand wie Tobi die Songs schreibt, kann irgendwie nix schief gehen!
Insgesamt ein gewöhungsbedürftiger Song, da er halt recht lang ist und schon recht progressiv daher kommt.
5.) Ghostlights
Der Titeltrack ist da eine völlig andere Baustelle, da geht’s von der ersten Sekunde an richtig ab! Und wenn dann die alt bekannte Stimme von Michi Kiske ertönt, ist die Welt in Ordnung. Das Tempo durchgehend hoch, Kiske in Höchstform, während Tobi sich als Chorleiter präsentiert. Im zweiten Teil kommt dann gar Jorn Lande ebenfalls noch zum Einsatz. Einziges Manko: der Ohrwurm Faktor fehlt mir hier etwas. Abgesehen davon ist das schneller Power Metal in bester Qualität.
6.) Draconian Love
Fast gothicmässig geht es jetzt weiter. Ziemlich düster, dieser Beginn! Herbie Langhans singt hier zusammen mit Sammet, und dies gibt eine echt geile Kombination. Der Refrain ist zudem wieder richtig typisch Avantasia, hier kann sich keiner über mangelnde Eingängigkeit beschweren… Der Kontrast zwischen Herbie’s tiefer und Tobi’s hoher Stimme ist das Highlight des Songs!
7.) Master of the Pendulum
Nirgends passt die Bemerkung, dass sich Tobi den Gästen anpasst, besser als hier – alleine der Titel des Tracks schreit nach Marco Hietala von Nightwish! Und so ist es auch… Master of the Pendulum kann man fast als Nightwish Song mit Tobi als Gastsänger ansehen. Schneidende Gitarren, hohes Tempo, Hietala’s alt bekannte Stimme, dazwischen darf Tobi ebenfalls reinschreien (im positiven Sinn!) und auch hier ein Refrain, der kaum mehr aus dem Ohr zu kriegen ist. TICK TACK TICK TACK!
8.) Isle of Evermore
Der totale Kontrast! Sharon Den Adel ist es vorbehalten, die erste Ballade des Albums zu präsentieren. Sanft, verträumt – doch trotz Tobi’s Unterstützung will es hier nicht zünden. Die erste richtige Enttäuschung.
9.) Babylon Vampyres
Hier geht’s dafür wieder so richtig typisch zur Sache – eine klassische Avantasia Nummer, welche problemlos ausch auf „Angels of Babylon“ (…) oder „Wicked Symphony“ stehen könnte, mit über sieben Minuten zudem einer der längeren Songs. Den Gesang teilt sich Tobi mit Robert Mason. Babylon is burning!
10.) Lucifer
Die Pianoklänge lassen es sofort erahnen: hier gibt’s die zweite Ballade. Jorn Lande darf jetzt nochmals sein Können präsentieren. Doch obwohl die Nummer sich nach der Hälfte in einen klassischen Hardrocksong verwandelt, bleibt hier einfach zuwenig hängen.
11.) Unchain the Light
Dafür gibt’s gegen Ende wieder richtiges Avantsia Futter! „Unchain the Light“ ist wieder einer dieser typsichen Songs, welcher von Michi Kiske dermassen veredelt wird, dass Ronnie Atkins und Tobi selbst fast untergehen. So muss Power Metal tönen!
12.) A restless Heart and obsidian Skies
Im Gegensatz zu früheren Werken bildet jetzt kein über zehnminütiges Epos das Album. Wobei die Kombination Tobi Sammet / Bob Catley (der hier endlich auch noch dran kommt!) auch mit kürzeren Songs seine Klasse ausspielen kann. Während die Strophen eher ruhig und tragend sind, ist der Refrain purer Bombast, „Journey to Arcadia“ kommt mir da so spontan in den Sinn. Ein würdiger Abschluss!
Nein, „Ghostlights“ hört man sich nicht nur ein einziges Mal an. Wie bereits bei „The Mystery of Time“ braucht es einige Durchgänge, bis man den Zugang findet. Wo ist das Album nun im Gesamtkontext einzuordnen? An „The Metal Opera Pt 1“ vermögen die Geisterlichter trotz der immensen Starpower nicht zu kratzen. Zwei von zehn Songs fallen zudem etwas aus dem Rahmen. Insgesamt bewegt sich das Ding jedoch durchaus auf dem Level des Vorgängers – also gibt’s auch die gleiche Punktzahl: 8.5 von 10. Und die Bemerkung, dass es für die Fans der berühmte Blindkauf ist…
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