Metalinside.ch - Symphony X - Z7 Pratteln 2016 - Foto Fränk
Sa, 5. März 2016

Symphony X, Myrath, Melted Space

Z7 (Pratteln, CH)
/ 06.03.2016

The Legend never dies – Symphony X

Frontmann Russell Allen vom Headliner Symphony X hat das Dilemma ganz richtig und sehr schnell erkannt „Wir kommen nicht so oft hier her, um Live Konzerte zu spielen…“ erklärte er dem fast ausverkauften Z7. Wer die Band verfolgt, hat spätestens nach dieser Äusserung, mit wässrigen Tränensäcken den Kopf genickt und sich frustriert das dritte Bier in den Kopf gedrückt. Warum um Himmels Willen tut ihr uns das nur an?? Nicht nur das, auch was neues Song Material betrifft, lassen Symphony X immer gerne auf sich warten. Nun, wer sich rarmacht, bleibt interessant.

An diesem Abend hatten die Amerikaner zwei weitere Bands als „Aufwärmer“ mit im Gepäck. Melted Space, die Franzosen, welche zunächst instrumental und ambient den Weg ins Musikgeschäft suchten, zeigten sich nun symphonisch vielschichtig mit gleich vier Sängern bzw. Sängerinnen. Das war erst mal wie beim Tennis Spiel …rechts/links…wohin sollte man zuerst schauen beziehungsweise hören? Nervös kratzte ich mir den Kopf. Mit grosser Irritation, aber immer offen für das Besondere, versuchte ich mich auf diese Band einzustellen. „Opera Metal“ bezeichnet Melted Space ihre musikalischen Wurzeln, mit dem sie mich am Ende leider nicht ganz überzeugen konnten.

Im Gegenzug überraschten Myrath aus Tunesien und entlockte nicht nur mir, sondern vielen Leuten im Publikum ein lautes Staunen. Eine Progressiv Metal Band, die ihre Wurzeln gekonnt mit modernen Einflüssen zu kombinieren weiss und durch die hervorragende Livequalität in jedem Fall mehr überzeugt, als auf „Band.“ Die Jungs um Sänger Zaher Zorgati nutzen ausgeprägt orientalische Elemente in der Musik sowie im Gesang und brachten damit eine weitere gute Dosis Abwechslung in den Konzertabend.

Was danach folgte, war eigentlich keine grosse Überraschung. Energie! Emotionen! Härte! Gefühl! Was eine unglaubliche Soundbombe! Symphony X ist nicht nur live der absolute Wahnsinn. Gitarrist Michael Romeo besitzt das perfekte Händchen, um Melodien nicht nur mit Gefühl, sondern auch mit der nötigen Härte zu komponieren. Im Einklang mit der rotzigen Röhre von einem der besten Metal Sänger dieses Planeten, Russell Allan, ergibt dies den unverkennbaren Sound von Symphony X, der wie zu erwarten auch live in bester Qualität präsentiert wurde. Da der Opener „Melted Space“ mit sogar für mich übertriebener Lautstärke aufwartete, hatte ich mir auf Anraten von Ryan Van Poederooyen (Schlagzeuger „Devin Townsend Group“) endlich mal Ohrstöpsel zugelegt. Es ist nicht zu unterschätzen, was die Lautstärke an gesundheitlichen Problemen auslösen kann. Wer Tinnitus hat, weiss von was ich spreche.

Jedoch. Irgendwann fast am Ende des Konzertes angekommen, entschied ich mich:  Es reicht nun. Scheiss auf die Ohrenstöpsel! Während der ersten Zugabe habe ich diese kleinen Soundbremsen einfach rausgehauen und danach wurde mir erst recht bewusst, welche unglaubliche Energie und welch unverschämt grossartiger Sound da von der Bühne strahlte.

Am Ende kann ich nur sagen: Vielen Dank Symphony X, habt ihr diese eher bescheidene Set List gewählt. Ich bin extrem erleichtert. Was wäre wohl passiert, wenn ihr mehr Songs von älteren Releases gespielt hättet? Wo doch die unglaublich positive gesangliche Entwicklung von Russell Allen einen aus den Socken haut? Wo einem die ausserordentliche Performance von Allen den letzten Atem raubt? Das Publikum hätte das Z7 in klitze kleine Stücke gerissen, die Leute hätten sich an die Bühne gekettet und bis zum bitteren Ende „Zugabe“ geschrien. Peinlichst berührt wären die meisten Besucher am nächsten Morgen in ihrem Bett, aufgewühlt vom Ereignis, erwacht und hätten sich für die emotionalen Ausraster in Grund und Boden geschämt. Zum Glück, habt ihr uns das allen vorbehalten. Verdammt, dabei war ich bei „Set The World On Fire“ erst mal richtig warmgelaufen. Wirklich tolles Konzerterlebnis und Russell Allen beendete den Auftritt berechtigt mit dem Titel „Legend“, welchen er dem Z7 widmete: „The legend never dies“!

Setliste Symphony X

  1. Nevermore
  2. Underworld
  3. Kiss Of Fire
  4. Without You
  5. Charon
  6. To Hell And Back
  7. In My Darkest Hour
  8. Run With The Devil
  9. Swan Song
  10. The Death Of Balance/Lacrymosa
  11. Out Of The Ashes
  12. Sea Of Lies
  13. Set The World Of Fire (The Lies Of Lies)*
  14. Legend*

*Zugabe

Fotos Symphony X, Myrath, Melted Space – Z7 Pratteln 2016 (Fränk)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 06.03.2016
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