Die Wölfe sind zurück – eine Metal Messe im ausverkauften Kofmehl
Gut sieben Monate nach ihrem vielumjubelten Tourstart im Z7 kehren Powerwolf in die Schweiz zurück. Es heisst nicht mehr „Wolfsnächte“, sondern schlicht „Blessed & Possessed Tour 2016“ und auch neue resp. andere Supportbands sind jetzt dabei. Wobei vor allem natürlich Battle Beast der zweite Hauptgrund für mich sind, mitten unter der Woche nach Solothurn zu fahren. Es sollte sich lohnen…
Serenity
Stau vor dem Kofmehl. Trotz angekündigter Türöffnung um 18.30h stehen viele Leute kurz vor Sieben Uhr immer noch vor verschlossenen Türen. Erst etwa um viertel nach Sieben öffenen sich die Pforten. Man hört, dass Serenity im Stau steckengeblieben seien und dadurch zu spät ankamen. Könnte stimmen, denn die Österreicher sind offenbar noch am Soundcheck. Um halb acht geht’s dann dennoch schon los – aber ganz ehrlich interessiert mich die Band zu keiner Sekunde und ich relaxe lieber noch etwas. Die Stimmung im Saal scheint allerdings ok zu sein. Dennoch gehen die Meinungen meiner Kolleginen und Kollegen über den 25-minütigen Auftritt auseinenander. „Sackstark“ oder „ich war mal Fan von der Band, aber das geht gar nicht“ – ob die Wahrheit hier in der berühmten Mitte liegt, kann ich nicht sagen. Und überhaupt: ich will Noora sehen!
Battle Beast
Um viertel nach Acht wird’s wieder dunkel im mittlerweile vollen Laden. Die Finnen Battle Beast mit ihrer Frontfrau Noora Louhimo sind zurück – zu meiner grossen Freude! Ich erinnere mich grad an das starke Konzert im Dezember in Wetzikon. Und auch heute lässt der Sechser nichts anbrennen! Es beginnt mit „Let it roar“ und Noora zeigt ein erstes Mal, welch begnadete Shouterin sie ist. Äusserst eindrücklich, was sie an diesem Abend mit ihrer Stimme anstellt!
Die Bühne ist wie gehabt sehr klein und die Musiker haben schon sehr wenig Bewegungsfreiheit, doch das nimmt ihnen den Spass nicht. Denn „I want the World… and everything in it“!
Wie kontrastreich Battle Beast sind, zeigen sie mit dem Doppelpack „Touch in the Night“ und „Fight, kill, die“. Von 90er Synthi-Pop zu Highspeed Powermetal innert weniger Sekunden – krass! Letzter Song ist übrigens eine Nummer, welcher auf der Tour im Winter gefehlt hat. Der Rest der Setlist ist ein richtiges Best of. „Out on the Streets“ fehlt genauso wenig wie das umjubelte „Black Ninja“ oder „Enter the Metal World“. Da gibt’s ein Synchron-Hüpfen von Band und Publikum in bester Sabaton Manier… sieht aber saustark aus! Nach gut vierzig Minuten folgt der totale Kontrollverlust von Band und Publikum, „Out of Control“ ist der grossartige Abschluss eines bärenstarken Auftritts. Die Fans feiern die Finnen richtig ab und ich habe lange nicht mehr einen so starken Support Act gesehen! Einfach nur geil!
Powerwolf
Powerwolf: 900 Leute fasst das Kofmehl. Etwa zwei Tage vor der Show kam die Meldung „Ausverkauft“. Da machte ich mir keine allzu grossen Sorgen, denn dies war vor ein paar Wochen bei Sabaton ja auch so – aber jetzt hab ich das Gefühl, dass es wesentlich mehr Leute hat! Ich frage mich schon hin und wieder, wie unterschiedlich „ausverkauft“ ist und inwiefern da wirklich immer die gleiche Anzahl Tickets verkauft werden… Nun ja: es ist heiss, es ist stickig – und es gibt kaum mehr ein Durchkommen! Die Stimmung kocht bereits, und das bevor die Messe überhaupt begonnen hat, und als die Wölfe dann die Bühne betreten, ist der Jubel ohrenbetäubend! Attila Dorn und seine Messdiener sind live mittlerweile eine richtige Macht. Eingespielt, jeder weiss was er tut und auch die kleine Bühne scheint die Deutschen nicht wirklich zu stören. Und dazu bieten sie heute eine Setlist, die schlicht zum Niederknien ist – es sind doch einige Änderungen zu den Wolfsnächten zu erwähnen…
Der Beginn mit „Blessed & Possesed“, „Coleus Sanctus“ und „Amen & Attack“ ist noch standesgemäss. Doch dann folgt mit „Sacred & Wild“ eine erste nette Überraschung. Eine von vielen… Attlia ist sichtlich beeindruckt ab den Publikumsreaktionen und dem Enthusiasmus. Und auch wenn sein „Vielen danke schön, meine lieben Freunde!“ etwas ausgelutscht sein mag: lustig ist es trotzdem immer wieder! Auch die übrigen Ansagen mögen Teil des Konzepts sein, aber es passt halt. Sei es die Aufforderung zu „Army of the Night“, die Geschichte mit dem Bienenstich zu „Resurection by Erection“ oder dann auch „Ich werde Publikum teilen wie Moses das Meer“ vor „Werewolves of Armenia“. Falk’s Seite gewinnt heute übrigens den Schrei-Wettbewerb, und das sehr deutlich… (Dass ein paar Spastis jedoch immer wieder „Noch ein Bier“ schreien, sorgt nicht nur bei mir für ärgerliches Stirnrunzeln. Schlicht überflüssig hier.)
Zuvor gibt’s jedoch mit dem geilen „Dead until Dark“ wieder einen Song, der auf den Wolfsnächten fehlte und den ich damals schwer vermisst habe. Und zwei weitere Goddies bieten die Wölfe mit „Saturday Satan“ und „Moscow after Dark“ – beides Songs, die ich niemals erwartet hätte. Die Freude darüber ist entsprechend gross!
Für’s Auge ist ebenfalls noch etwas gesorgt, zu „Armata Strigori“ gibt’s ein neues Backdrop und bei den Zugaben sollte es dann noch heisser werden als es eh schon ist. Doch zuerst kommt die Übernummer „We drink your blood“, direkt gefolgt von der Segnung durch Attila. Das Publikum ist ihm jedoch noch nicht besessen genug. Er will zeigen, WIE besessen Falk Maria Schlegel ist. „Falk, bist DU besessen??“ Doch statt wie ein Irrer zu schreien, nickt Falk ein schlichtes, langweiliges „Ja“… aber natürlich zeigt er auch noch, was „besessen“ heisst, das Publikum zieht nach und somit beendet „Lupus Dei“ nach knapp eineinhalb Stunden den regulären Part der Show.
Die Fotografen dürfen jetzt nochmals für die erste Zugabe in den Graben und als ob es nicht schon warm genug wäre, wird auf den Podesten am Bühnenrand nun etwas Feuer gemacht. Und Powerwolf heizen mit „Sanctified with Dynamite“ ebenfalls nochmals richtig ein. Etwas Epik gibt es mit „Kreuzfeuer“ und der ultimative Schlusspunkt ist selbstredend „All we need is Blood“. Nach über 105 Minuten ist das Spektakel vorüber, Powerwolf hinterlassen ein ausgepowertes, seliges Publikum und nur strahlende Gesichter. Zudem ist es sehr erfreulich zu sehen, dass es auch Headliner gibt, die etwas mehr bieten als knappe 90 Minuten! Man darf wohl jetzt schon sagen, dass diese Show im Ranking „Best Concert 2016“ sehr weit oben landen wird…
Setlist Battle Beast
- Let it Roar
- I want the world… and everything in it
- Out on the Streets
- Touch in the Night
- Fight, kill, die
- Black Ninja
- Iron Hand
- Enter the Metal World
- Out of Control
Setlist Powerwolf
- Blessed & Possessed
- Coleus Sanctus
- Amen & Attack
- Sacred & Wild
- Army of the Night
- Resurrection by Erection
- Armata Strigori
- Dead until Dark
- Let there be Night
- Werewolves of Armenia
- Saturday Satan
- Moscow after Dark
- In the Name of God
- We drink your Blood
- Lupus Dei
- Agnus Dei (Intro)*
- Sanctified with Dynamite*
- Kreuzfeuer*
- All we need is Blood*
*Zugabe