The End
Wie bereits in meinem Vorbericht zum Konzert erwähnt pilgerten an diesem Abend wohl sämtliche Fans mit einem lachenden und einem weinenden Auge richtig Hallenstadion.
Im Wissen, dass dies wohl wirklich das letzte Mal ist, dass die Urväter des Rock/Metal die Schweiz besuchen. Jedenfalls machte es diese Überlegung definitiv leichter sich leidenschaftlich auf den Abend einzustimmen und sich für ein Spektakel der Sonderklasse zu rüsten.
Rival Sons
Bekannt durch viele Support-Slots wie zum Beispiel bei AC/DC, Deep Purple und jetzt eben bei Black Sabbath eröffneten die Herren an diesem Abend pünktlich. Guter Mix, gute Musik, das Publikum noch nicht in absoluter Feierstimmung, aber sichtlich angetan. Starker Gitarrensound, runde Sache. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Black Sabbath
Noch bevor fahrplanmässig um 21.00 Uhr losgehen sollte, nämlich ganze fünf Minuten im Voraus, startete das Intro und somit die ultimative Show mit dem Titel «The End».
Nach einigen Minuten Video-Intro fiel der Vorhang, welcher bis dahin noch die Sicht auf die Bühne verunmöglichte. Die Bühne wurde dieses Jahr schlicht und zweckmässig eingerichtet. Natürlich durften die Wasserkübel, welche wir von Ozzy schon kennen, nicht fehlen. Ansonsten wurde jedoch – und ich fand das für eine Abschieds Tournee absolut würdig – auf «schnick-schnack» verzichtet.
Ozzy hat kein bisschen an «Kreativität» verloren, soviel wurde – nachdem die Band gemächlich auf die Bühne lief – sofort klar. Oder anders ausgedrückt: Ozzy hat immer noch die gleichen Sprüche drauf, wie vor zwei Jahren, konnte diesbezüglich scheinbar noch alle Erinnerungen und Hirnzellen sichern. Damit wir dies gleich vor der musikalischen Einschätzung dieser Review abgehandelt haben; Es hat an nichts gefehlt: Sei es seine unverkennbare Art wie ein Zombie über die Bühne zu zotteln, seien es seine Haare, welche er am liebsten in Wasserkübeln zu kühlen pflegt und dann auch gleich einen der Kübel in die Zuschauerränge entleert oder auch die legendären Sprüche wie «Kuck-Kuck» oder «I wanna see all your fucking hands», «I love you» oder «Will you please go fucking crazy!»…
Ozzy bleibt einfach Ozzy Osbourne. Auf seine Art liebenswürdig, auf seine Art speziell und einmalig. Unglaublich und erstaunlich die Fitness, welche nach all seinen Eskapaden immer noch vorhanden ist.
So nun aber zu den musikalischen Aspekten des Auftritts:
Eine erste Einschätzung ist schnell zusammengestellt; Tony Iommi: Prädikat Weltklasse, Geezer Butler: Prädikat Sensationell, Tommy Clufetos (Drums): Unglaublich, Ozzy am Gesang: Durchschnitt….zugegeben bei den «alten» und legendären Titeln war aus meiner Sicht ein anderes Stimmbild zu erkennen, als bei eher neueren Songs oder solchen, welche weniger oft live gespielt wurden. Aber über das ganze Konzert muss ich schon gestehen, dass Ozzy stimmlich einfach nicht mehr mithalten kann, auch oft die Töne nicht mehr trifft und sich somit das Gitarrenspiel von Iommi und der Gesang zweitweise sogar «beissen». Schade. Erst bei diesem Gig viel mir übrigens der Teleprompter auf, welcher für das Publikum schön versteckt in der Mitte vor Ozzy stationiert war. Dies fiel mir wahrscheinlich auf, da Ozzy sehr viel ablesen musste, was er bei der letzten Tournee noch nicht in diesem Ausmass machte.
Nebst diesen Details bleibt mir aber nicht viel Weiteres zu kritisieren. Die Songauswahl gefiel mir sehr gut, die Songs waren rein musiktechnisch Weltklasse gespielt und ich musste schon die eine oder andere Träne verdrücken, wenn ich Tony Iommi so beim Spielen betrachtete. Klassiker wie Snowblind, War Pigs oder auch die Zugabe Paranoid fehlten natürlich nicht. Was mir im Gegensatz zum letzten Konzert positiverweise auffiel war, dass sich die Setlist vor allem auf die älteren, legendären Songs bezog. Dies kam natürlich auch beim Publikum entsprechend an.
Wenn wir schon beim Publikum sind: Zeitenweise wurde bis in die letzten Reihen geklatscht, gesprungen, gewippt, was nicht Alltag ist, wenn man mit anderen Konzerten vergleicht. Die Show kam also an und Ozzy wirkt zwar manchmal schusselig, aber er weiss immer noch, wie man mit dem Publikum interagiert und es motiviert. Die Stimmung hätte nicht besser sein können.
Hervorzuheben ist nebst der guten Songauswahl auch der Mann an den Drums: Tommy Clufetos. Weltklasse Solo, welches er hinlegte, da klappten auch neben mir gleich reihenweise die Kiefer runter. Eine echte Bereicherung für die Band, Bill Ward fehlt aus meiner Sicht absolut nicht, im Gegenteil die kraftvolle Art und das noch zarte junge Alter (im Vergleich mit den anderen Bandmitgliedern) von Clufetos tut der Band gut.
Erwähnenswert noch ein Zwischenfall, als ein Zuschauer im letzten Drittel der Show auf die Bühne sprang. Kurzes Chaos, dann waren aber bereits schon Ordner zur Stelle und Ozzy wertete die Attacke mit einem lapidaren «you crazy people» und legte wieder los, wie nichts gewesen wäre.
Das Fanzit
Nebst einigen Abstrichen beim Gesang, erlebten die Gäste im Hallenstadion eine Band, welche ihren Platz in aller Herzen haben wird. Legendärer letzter Auftritt in der Schweiz. Musikalisch gesehen absolute Weltklasse. Songauswahl vom Feinsten und ein tolles Publikum, welches für Schweizer Verhältnis extrem aus sich rauskam. Also auf ein Wort reduziert: Sensationell!
Setlist Rival Sons
- Electric Man
- Secret
- Pressure and Time
- Tied Up
- Torture
- Where I’ve Been
- Get What’s Coming
- Open My Eyes
- Keep On Swinging
Setlist Black Sabbath
- Fairies Wear Boots
- After Forever
- Into the Void
- Snowblind
- War Pigs
- Behind the Wall of Sleep
- N.I.B.
- Hand of Doom
- Rat Salad
- Iron Man
- Dirty Women
- Children of the Grave
- Paranoid*
*Zugabe