Greenfield goes Brownfield
4 Tage Greenfield – ob das wohl gut kommt? Viel besprochen, aber doch irgendwie nichts geplant, fuhren wir mal wieder – dieses Jahr bereits am Mittwoch – nach Interlaken.
Bereits um 16:00 Uhr waren die meisten schlauen Parkplätze schon besetzt und wir mussten uns ganz hinten anstellen. Als wir endlich an unserem favorisierten Campingplatz nach gefühlten 3 Stunden Fussmarsch ankamen (und siehe da, es hatte immerhin noch genug freie Stellen) alles auspackten, gab es einen Dämpfer. Oh ein Zelt! Aber wo sind die Stangen & Heringe? Na Bravo, unser Planmeister hat für ein einziges Mal in seinem Leben nicht alles per Liste gecheckt und schon gibts halt den ersten Patzer; aber auch schnell den ersten Lacher. Schwupps haben wir uns halt nochmals auf den Weg gemacht, um das weltbeste Zelt, oder ich zitiere – ich liebe mein Zelt – zu kaufen.
Kaum hatten wir alles aufgebaut, kam die erste Gin- äh Sintflut über Interlaken. Im Zelt mussten wir uns ernsthaft überlegen, ob wir nun von diesem einen Bier schon so betrunken waren, oder was für ein Sturm da draussen abgehen muss, dass es innen im Zelt so schaukeln konnte. Von weitem hörten wir übrigens die Deftones. Ein Wunder konnten die bei solchem Wetter überhaupt spielen.
Pünktlich zum Hauptact vom Super Wednesday konnte man aber die Regenjacke getrost ausziehen. Die Red Hot Chilli Peppers starteten mit Otherside in den Abend. Meine Erwartungen an die Band waren klein und diese wurden immerhin erfüllt. Überrascht hat mich, dass das Publikum so verhalten war. Ich dachte, es wären ganz viele Fans dabei, die extra dafür anreisen würden. Aber vielleicht ging es Vielen so wie mir: RHCP mal zu sehen, ist ja ganz nett, aber vom Hocker haben sie mich noch nie gerissen. Die gesamte Show fand ich recht lahm. Klar haben sie coole Melodien und Riffs, aber insgesamt was das so wie mit ihren CDs: Ein paar Knaller aber nach 3 Songs habe ich genug. Ach ja und der Schnauz von Frontmann Anthony Kiedis war scheisse.
Ich und meine Bettflasche – Tag 2
In der Nacht auf den Mittwoch kam die zweite Sintflut. Am Donnerstagmorgen hatte man das Gefühl die Welt versinke im ewigen Regen. Es wäre eine super Zeit zum gemeinsamen Kuscheln gewesen, aber da unser Gaskocher auf Stand null war, konnte ich nicht einmal meine Bettflasche ein zweites Mal füllen. Die beste Idee übrigens ever: Eine Bettflasche am Greenfield.
Zusammen mit der langsam sich zeigenden Sonne schaffte es Zebrahead den Leuten einzuheizen. Sie brachten am frühen Nachmittag als erste Band gleich mehrere Circle Pits zu Stande. Und auch Jennifer Rostock machte danach gewaltig Stimmung. Die Frontfrau mit der grossen Röhre handelte es ganz easy-peasy, locker-flockig mit ein paar frechen Sprüchen, als ihr Mikrofon ausstieg. Die Powerfrau genoss die Show und nutzte die Gunst der Stunde und machte noch Werbung für ihre Clubtour, welche nach ihrem Albumrelease stattfinden wird. Sie werden in Zürich am 15. September Halt machen.
Ein Besuch auf dem Grillfield kann ja nie schaden, haben wir uns gedacht. Die Würste und Steaks brannten im lichterlohen Feuer, da es tsss tsss schnell gehen muss und das Fleisch aus dem Denner schmeckte öhm naja.. In diesem Jahr hatte Denner das Monopol. Mit dem neuen Getränkeverbot bzw. der Beschränkung auf ein paar Liter pro Person beim ersten Einlass, wurden die Festivalbesucher gezwungen, alles Flüssiges bei Denner zu holen. Und wie finden wir das? Vor allem wenn es kein anständiges Bier gibt, natürlich voll doof!
Zurück auf dem Konzertgelände sahen wir kurz bei Pennywise und Corvus Corax rein. Beide Bands machten mich wenig an. Danach war es aber Zeit für Mono Inc. Nachdem sie ihr letztes Konzert abgesagt haben – mit der Begründung es hätten zu viele Firmen-Weihnachtsfeiern stattgefunden und darum müsse man absagen, wtf?! Was für eine dämliche Begründung – wollte ich eigentlich vor allem ihr neustes Album Terlingua hören. Viel Neues gaben sie aber im Prinzip nicht zum Besten. Kathia Mia hörte man wieder kaum und so war es einfach ein durchschnittliches Mono Inc. Konzert. Martin Engler kam jedoch ausnahmsweise im grauen T-Shirt völlig ungruftig daher, was immerhin das Bild veränderte.
Bevor es mit Paradise Lost auf der gleichen Bühne weiterging, hörte ich noch kurz bei Dropkick Murphys rein. Mit They boys are back angefangen – kein überraschender Start – spielten die Herren ihren Schunkelsound und feierten mit dem Greenfield ihr 20jähriges Bestehen, am schönsten Ort, den sie kennen würden. Da es gegenüber dem Konzert vor 2 Jahren nichts Neues gab, flitzte ich wieder rüber zu Paradise Lost. Eine Band, die ich schon lange Mal live hören wollte. Mir wurde trotz der kraftvollen Stimme und den klasse Musikern der schwere Doom Metaller Sound aber ziemlich schnell too much. Da war der fröhliche und knallige Sound von den Eskimo Callboy leichter verdaulich. Die Elektrobombe mit einer guten Portion Strobo zog viele Fans magnetisch an, so dass man zum Start von Volbeat noch ganz einfach nach vorne durchkam.
Volbeat spielten ein kurzweiliges Set und überzeugten mit ihrer Leidenschaft zu spielen und natürlich zu singen. Einfach eine geniale Band. Sympathisch auch, dass sie noch je einen Song an Lemmy und an Mohammed Ali gewidmet haben an diesem Abend. Ich bin überzeugt, dass die zusammen mit Elvis von oben herab schauten und sich gesagt haben, Hell yeah; genau so soll es weiter gehen. Zusammen mit den Pyroeffekten, der Licht- und Videoshow eine runde Sache.
Fotos vom Greenfield Festival Tag 2 – Jennifer Rostock, Final Story, Bullet For My Valentine, Dropkick Murphys, Volbeat (Röschu)
Von idealen Prototypen – Tag 3
Am Freitag ging es, wie immer bei schönem Wetter, zum geheimen See und ich verrate immer noch nicht, wo der liegt. Sonst ist dann nächstes Jahr der Vitaparcours, wo man sich so trifft, bestimmt überfüllt. Für die erste Band – das waren Vale Tudo – fuhren wir aber schon wieder zurück. Die Schweizer machten auf der Bühne Stimmung und auch vor der Bühne ging es gut zu und her. Auf der Eigerstage spielten darauf Silver Dust einen interessanten Sound-Mix. Zusammen mit ihren Steampunk Outfits und ihrem theatralischen Schauspiel war die Show sehr unterhaltsam. Zeitweise war der Sound unklar in meinen Ohren, aber daran darf die Band, welche erst seit 2013 besteht, sicher noch arbeiten. Lacrimas Profundere waren darauf mit ihren über 20 Jahren Bühnenerfahrung sicherlich solider unterwegs. Der gefühlvolle Dark Rock lebte vor allem von der sexy tiefen Stimmlage. Show gab es praktisch keine.vale tudoProelium Mortem
Es war mir völlig klar, dass Eisbrecher zu den Top Unterhaltungs-Acts zählen werden. Auch der Moderator meinte ganz frech: „Die sind ja wahrscheinlich geiler als Rammstein.“ Schon der erste Spruch von Alexx löste lautes Gelächter aus: „Ah cool überall Bayernflaggen. Schon etwas peinlich, dass unsere Flagge die Farbe von Dixie Klos hat.“ Herrlich war seine Reaktion, als er von der Bühne zur ersten Reihe runterstieg – in der zwar niemand den Text von 1000 Narben kannte – und er wieder rauf wollte. „Wo komme ich denn da wieder hoch? Ich bin 47 Jahre alt, aber man merkt es mir auch an. So helft doch dem alten Mann hoch zu kommen!“ Nachdem die Securitys in hochgelotst hatten, bedankte er sich natürlich nochmals extra und fügte vor dem nächsten Song an: „Früher habe ich an dieser Stelle gejodelt, aber ich bin jetzt völlig ausser Atem. Seid ihr auch alle schon 47?“ Der alte Charmeur. Wenn ich mir einen Prototypen bauen würde, wär sein Charme auf jeden Fall mit dabei.
Als nächstes standen NOFX auf dem Programm. Die Band war mir von Anfang an etwas zu doof, da sie völlig unmotiviert, Avacado-essend auf der Bühne standen und irgendwelchen – nicht lustigen – Quatsch laberten. Die Musik war zwar grundsätzlich ok, aber mit diesem Typ wurde ich nicht warm.
Bei Amon Amarth ging es eine Runde später ganz wild zu und her. Endlich konnten die Metalheads ihre Haare mal richtig vom Schlamm befreien und ihre Mähne beim bangen durchschütteln. Ich machte mich nach 3 Songs aber auf zu Feuerschwanz, welche auf der Mönchstage eine witzige Show mit zwei Mitzekatzen-Tänzerinnen zeigten. Ich fand dort auch den obligaten Greenfield-Ruderclub wieder. Als Feuerschwanz einen Fan im Gummiboot auf Reisen über die Köpfe der anderen Zuschauer losschickten, sassen schwups einige ab und ruderten am Boden um die Wette. Herrlich!
Wie praktisch, die Eigerstage ist ja gleich nebenan, da muss man ja nur rüber für Turbonegro und dann wieder zurück zu Saltatio Mortis; dachte ich mir. Ja bis Turbostaat auf der Bühne standen und ich – immerhin – schnell merkte, ah das sind nicht Turbonegro und die Turbojungendleute haben sich ebenfalls nicht hier versammelt. Schade..
Immerhin war ich so relaxt und ready für Saltatio Mortis. Ich hüpfte und tanzte so kräftig mit, dass mein Pressebändchen im Nirvana verschwand und ich nun hoffe, dass die Presseleute wegen mir kein Tanzverbot erhalten fürs nächste Jahr. Alea heizte den Fans kräftig ein und die Pyroshow half ihm mit. Apropos Prototypbau (nochmals ein kleiner Link zu Eisbrecher) – nebst dem Charme von Alexx der auf dem Programm stehen würde; den Body und die Energie würde ich gerne von Alea bestellen. Einige Kampfkünstler sind mit ihren Adoniskörper halt doch schon eine Augenweide.
Zum Abschluss vom Abend wurde es im Vergleich zu Samo etwas gemütlicher bei Nightwish: Headbangen in Abwechslung mit sanften hin und her wiegen. Mit Endless form most beautiful starteten die Finnen in den Abend und öffneten damit gleich das Tor zu ihrer Märchenwelt. Wer Nightwish kennt, weiss dass die gesamte Show mitsamt Licht, Videos und natürlich musikalisch – auch mit Floor Jansen, das muss wiedermal gesagt werden – auf höchstem Level war.
Fotos vom Greenfield Festival 2016 – Tag 3 – Vale Tudo, Antiflag, NOFX, Proelium Mortem , Saltatio Mortis, Amon Amarth, Nightwish (Röschu)
Uuuund noch ein Tag – 4. Tag
3 Tage überstanden, eigentlich genug für ein Festival. Aber wenn schon denn schon. Tag 4 war an der Reihe. Schmutzki gaben als erste Band vom Tag Vollgas und bekamen tollen Support von ihren Fans. Zwar wurden sie mit Sachen beworfen, aber die Band nahm das locker. „Passt auf sonst beschmeissen wir euch!“ Als Antwort kamen noch mehr Stroh und Erde nach oben geflogen.
Eine Weile später standen die Stimmungsmacher The Hives auf der Bühne. Komplett in schwarz-weiss gekleidet machten sie ihrem Ruf alle Ehre. Immer schön ins Mikro schreien und die Leute animieren oder auch gerne ein bisschen provozieren. Genial!
Die gute Stimmung zogen wir weiter zu den Offsprings. Ja klar, die Herren zeigen null Show auf der Bühne, aber der Sound ist einfach geil. Wir holten die Show zu uns runter und sprangen was das Zeugs hielt. Im Vergleich zu den letzten beiden Auftrittten am Greenfield, gab es sogar drei Mal eine Durchsage seitens der Band, welche aus ein paar Sätzen bestand und nicht bloss einem Thank you.
An dieser Stelle bekam ich noch den Input zu schreiben: „Nazareth sind huere geil xi, muesch schriebe.“ Die berechtigte Frage, seitens Kollege Nummer zwei – Was haben Sie denn getan? – mit der noch berechtigteren Antwort ist episch: „Musig!“ Klassische Unterhaltung auf hohem Niveau.
Last but not least standen The Prodigy zusammen mit einem Strobogewitter auf der Bühne. Die Leute drehten nochmals völlig auf und liessen sich von den treibenden Beats gehen. Für das Greenfield eigentlich nach wie vor ein grenzwertiger Act, aber wenn man das Publikum sah, eine Band die doch passt.
Zum wirklichen finalen Abschluss des diesjährigen Greenfields gab es noch die Metal-Horns, das lichterloh brannte. Eine feine Sache.