Mean Machine ist ein Sleaze Metal Album erst Güte und für ein Debut sackstark. Ich würde es eher dem Sleaze Rock zuordnen, und werde im Folgenden auch davon reden, aber über Genres lässt sich ja bekanntlich sehr gut streiten.
Jedenfalls wissen die Schweizer von Stiff Staff offensichtlich, welche Zutaten sie nehmen müssen, um Musik zu schaffen, die nicht nur vom Songwriting her überzeugt, sondern auch das Kunststück schafft, Studioqualität mit dem Charme einer Live-Produktion zu mischen. Das liegt hauptsächlich an der Stimme von Sänger „Randy Andy“, der mit seinen rauchigen Vocals unweigerlich Bilder von verrauchten Bars und Whiskey heraufbeschwört. Am Rande es Imaginär-Blickfelds schwebt sogar noch ein Paar Cowboystiefel. Aber auch die Gitarren klingen nach 200-Seelen-Club und winziger Bühne, nach unvergesslichen Freitagabenden mit guten Freunden und Mitsing-Chören, die einem am nächsten Tag peinlich sind. Denn Mitsingen kann man bei Mean Machine wirklich sehr schnell. Ich habe zwar keine Ahnung, wie die Verantwortlichen hinter Stiff Staff aussehen, aber ihre Musik klingt zumindest ganz genau so, wie „Sleaze Rock“ auf Wikipedia beschrieben wird. (Ja, ich gebe zu, Rock ist nicht gerade mein Hauptmusikfeld, also musste ich googlen. Asche auf mein Haupt.) „Abgerissene Lederjacken und zerrissene Jeans, Cowboystiefel“ (seht ihr, hab ich’s doch gesagt!) – genau so stelle ich mir die Band vor. Und dass die Musik allein dem Zuhörer eine Vorstellung vermittelt, die 1:1 zu dem passt, was die Band sich auf die Fahnen geschrieben hat, ist das meines Erachtens ein nicht unbeachtlicher Qualitätsbeweis.
Die Songs behandeln thematisch ziemlich genau das, was man von dieser Art Rock erwartet. Der Opener, On We Go, sagt ganz klar an, was einen die nächsten 40 Minuten erwartet. 40 Minuten? Arg kurz, oder? Höre ich ein paar Stimmen. Mag sein, ich find’s perfekt, denn – und das ist mein einziger Kritikpunkt an dem Album – gegen Ende beschleicht mich das Gefühl, die Grundmelodie schon mal gehört zu haben. Hab ich wohl nicht. Aber wie gesagt, ich bin nicht der Rocker, und Rock wird mir schnell mal langweilig, wenn ich ihn nicht live sehe und höre, dann lieb ich ihn nämlich! Soll heissen, mein Drang, überrascht und möglichst divers unterhalten wollen zu werden, ist nicht Stiff Staffs Schuld, sondern die Schuld meiner Aufmerksamkeitsspanne, die in etwa derjenigen einer Eintagsfliege gleicht.
Rock This City ist mein Favorit. Sollte einen Videoclip dazu geben. Ich winke mit dem Zaunpfahl hier. Schlichter Refrain, wie bei allen Songs, mitreissende Gitarren, ich wär schon so was von auf der Tanzfläche, wenn diese CD ein Liveauftritt wäre. It Ain’t Worth fängt ein weniger schwerer an, nicht ganz so lüpfig wie Rock This City… So bleibt der Song auch. Vielleicht eher ein bisschen blass, resp. eintönig im Vergleich zum Rest des Albums.
Scream My Name – eh kloar worum’s geht, oder? Fängt eher unauffällig an, wird dann aber zur wunderbaren Mitsingnummer. Und sehr nette Bridge! Downtown Love ist bei mir eher untergangen, vielleicht weil ich Scream My Name so toll fand und weil ich Mean Machine ebenfalls echt feiere… der Song ist nicht so melodiös, aber der Chorus hat trotzdem das Potential, im Ohr zu bleiben. Pose Your Ass Off geht richtig ab und Down the Highway macht da weiter, wo er aufhört. Macht irgendwie Sinn bei dem Titel.
Staying Young, der letzte Track, und bekanntlich sehr wichtig für mich, verkörpert seinen Titel musikalisch perfekt m.E.. Man sollte dem Song aktiv zuhören, es lohnt sich. Er ist nicht so mitreissend, wie ich das normalerweise von einem Rausschmeisser erwarte, aber er passt wie die Faust aufs Auge.
Fanzit: Bei Stiff Staff ist drin, was draufsteht: Sleaze Rock/Metal vom Feinsten. Wer diese Art von Musik mag, kann getrost zugreifen und wird es nicht bereuen.
Erwerben kann man das Album übrigens auf iTunes, Amazon oder bei der Band direkt.
Trackliste
- On We Go
- Rock This City
- It Ain’t Worth
- Scream My Name
- Downtown Love
- Mean Machine
- Pose Your Ass Off
- Down the Highway
- Staying Young