Als es vor einem Jahr zum grossen Knall bei Rage kam, entschied sich Gitarrist Victor Smolski, musikalisch auf der Schiene des orchestralen Metals weiterzufahren. Als Komponist beim Lingua Mortis Orchestra kennt er diese Materie nur zu gut. Und mit diesem Wissen sind Almanac geboren. Leute aus alten LMO Zeiten sind mit an Bord (namentlich Sängerin Jeanette Marchewka), aber geprägt wird die Band fraglos von zwei Sängern, deren Stimmen einfach unverkennbar sind: Andy B. Franck (Brainstorm) und David Readman (Pink Cream 69).
Der Erstling „Tsar“ ist ein Konzeptalbum über den russischen Zaren Iwan der Schreckliche und wird jetzt auf die Menschheit losgelassen.
Der Titeltrack eröffnet das Album und liefert mit fast acht Minuten bereits schwere Kost: vom Orchester begleitet und von den charakteristischen Stimmen geprägt, ist „Tsar“ ein schöner Stampfer mit einem Refrain, der Ohrwurm Charakter hat und die Richtung des Albums klar macht.
Power Metal regiert, immer wieder durch orchestrale Parts unterstützt. „Self-blinded Eyes“ ist das nächste Beispiel, den dazugehörenden Clip findet man schon einige Zeit im Internet.
Irgendwie will man das fast mit Avantasia vergleichen, aber das stimmt dann halt doch nicht wirklich. Dass sowohl Brainstorm wie auch Pink Cream 69 immer mal durchschimmern, liegt bei diesen beiden Sängern dafür auf der Hand. Wobei sich ein Song wie das harte „No more Shadows“ (mit über 8 Minuten zudem das längste Stück und ein Highlight der Scheibe) schon deutlich zumindest von Readman’s Hauptband abhebt. Das Ganze ist schwierig zu beschreiben – man muss wohl selber mal reinhören.
Von den acht Songs fällt höchstens „Nevermore“ etwas aus dem Rahmen, aber dies wird mit einer ganzen Ladung starker Songs kompensiert, neben den bereits erwähnten Titeln gilt dies vor allem auch für das zügige „Flames of Hate“. Langeweile kommt hier also kaum auf.
Als einer, der mit dem LMO nie viel anfangen konnte, kann ich jetzt auch nicht beurteilen, inwiefern Almanac nun die konsequente Weiterführung von Smolski’s altem Projekt ist. Was ich jedoch höre, ist schnörkelloser Metal – des Öfteren mit Klassik begleitet, aber die nimmt nie überhand. Mir gefällt’s ziemlich gut, sogar noch einen Tick besser als die „Scary Creatures“ von Andy’s Stammband – und das ist mir somit 8 von 10 Punkten wert.
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