Bang Your Head !!!
Das Festival im süddeutschen Balingen ist selbst für einen ausgesprochenen Festivalmuffel wie mich längstens zur Pflichtveranstaltung geworden. Auch die Ausgabe 2016 bietet wieder viel Hochwertiges und dazu noch ein paar Bands, die man entweder (noch) nicht so kennt oder noch nie live gesehen hat. Für das 20-jährige Jubiläum im letzten Jahr hat man noch einen Tag drangehängt, diese Ausdehnung auf drei Tage wird offenbar jetzt auch beibehalten. Also heisst es am Donnerstagmorgen bereits: Koffer ins Auto und los geht’s!
Donnerstag, 14. April 2016
Nach einer erstaunlich entspannten Autofahrt treffen mein Kollege und ich kurz nach 9 Uhr im Hotel ein, dort gibt’s erst mal die Begrüssung mit dem Rest der Truppe, die wegen der Warm Up Show bereits am Vortag angereist ist. Dass schlussendlich jedoch alle im Hotel versumpft sind, ist ein untrügliches Zeichen von einer grossen Party, die da auf uns zukommt…
Um 11.30 Uhr startet das Programm. Mit unserem bewährten Taxidienst sind wir rechtzeitig auf dem Gelände und beim Bändelitausch ist noch gar nix los. Ist halt schon verdammt früh für viele der Besucher! Mir stellt sich das erste Mal die Frage, ob zwei statt drei Festivaltage halt nicht doch besser wären…
Stallion
Kurz vor Mittag auf die Bühne zu müssen, ist ein undankbarer Job. Wenn dies dann noch am ersten Festivaltag ist, dann wird’s noch fieser. Doch das kümmert die Jungspunde Stallion keine Sekunde. Optisch den 80ern entsprungen, mit Nieten, Leder, weissen Turnschuhen und mehr zelebrieren die Fünf diese alten Zeiten und zocken dazu schnellen, melodiösen Heavy Metal der alten Schule. Und das machen sie richtig gut! Es findet sich auch eine stattliche Anzahl Leute vor der Bühne ein, trotz dieser unchristlichen Zeit. Dazu erblickt man viele Stallion-Shirts, die Band hat zweifellos bereits eine beachtliche Fangemeinde. Musikalisch sticht vor allem der Titeltrack der Debut CD „Rise and Ride“ heraus und bei dem bärenstarken „Canadian Steel“ zeigt sich sogar ganz kurz mal auch die Sonne. Gute 45 Minuten klassischer Metal – ein prima Beginn des Festivals!
Ah ja: so cool ich die 80er Outfits und so finde – aber die Schnudderbremse von Frontmann Pauly geht dann sogar mir zu weit… 😉
Leatherwolf
Als nächstes sind Leatherwolf an der Reihe. Die Kalifornier gibt’s auch schon seit 1981, aber mir ist ausser dem Namen nichts von der Band bekannt. Musikalisch gibt’s hier auch eher Klassisches zu hören, mich erinnert das immer wieder an Saxon. Dies liegt vor allem auch an der Stimme von Sänger Michael Olivieri, der wirklich fast wie ein Doppelgänger von Biff Byford rüberkommt. Insgesamt ein unterhaltsamer Auftritt, der niemandem weh tut.
Das Festivalgelände hab ich in der Zwischenzeit auch mal kurz erkundet Man braucht nicht lange, bis man seine Lieblings Food Stände wiedergefunden hat. Und man braucht auch nicht lange um wieder zu merken, dass das Fürstenberg Bier wirklich kaum geniessbar ist. Also: es ist alles beim alten! Welcome Home!
Babylon A.D.
Kalifornien ist gut vertreten an diesem Eröffnungstag. Denn auch Babylon A.D. kommen von der Westküste. Auch sie existieren schon längere Zeit und haben sich durch Auflösung und Reunions ins Jahr 2016 „gerettet“. Musikalisch ist das gegenüber Leatherwolf mehr meine Baustelle. 80er Glam Metal, schön im Fahrwasser der Genregrössen wie Mötley Crüe. Das macht Spass! Der Fronter Derek Davis erinnert mich stellenweise an Dave Meniketti von Y&T, was ja auch nicht das Schlechteste ist. Irgendwie überrascht es mich, dass ich diese Jungs nie für mich entdeckt habe… „Lights Out“ von U.F.O. ist der Abschluss eines sehr kurzweiligen Sets und ich werde mich Zuhause auf die Suche nach CDs machen …
Battle Beast
Nach so viel 80er Mucke folgt jetzt ein ziemlicher Stilbruch – und eine Band, auf die ich mich im Vorfeld gefreut habe wie nur was: Battle Beast! Die Finnen waren letztes Jahr in der Halle an der Warm Up Show, doch dieses Jahr dürfen sie verdientermassen auf die grosse Bühne raus. Und sie nutzen diese Gelegenheit aber richtig! Frontlady Noora Louhimo nutzt die gesamte Spielfläche aus, marschiert von links nach rechts und umgekehrt, animiert das Publikum und ist sichtlich erfreut über den grossen Zuspruch, den sie und ihre Jungs hier erhalten. Alle strotzen nur so vor Spielfreude, Gitarrist Juuso Soinio kriegt sein Strahlen kaum aus dem Gesicht. Auch die Soundprobleme ganz zu Beginn vermögen den Spass nicht zu verderben. Ob im (leichten) Regen wie bei „Into the Heart of Danger“ oder bei Sonnenschein wie bei „Black Ninja“ (nebenbei: DAS Highlight des Sets!) – Synchronbangen ist immer wieder Trumpf. Und selbst Popmusik macht jetzt Laune: „Touch in the Night“ darf natürlich nicht fehlen. „Out of Control“ als totaler Kontrast bildet den Schlusspunkt unter einen saustarken Festivalauftritt! Beide Daumen hoch!
Setlist Battle Beast
- Let it Roar
- I want the World… and everything in it
- Out on the Streets
- Into the Heart of Danger
- Fight, Kill, Die
- Black Ninja
- Enter the Metal World
- Iron Hand
- Touch in the Night
- Out of Control
The Dead Daisies
Strenges Programm am Tag eins bis jetzt, denn es geht Schlag auf Schlag weiter. Es kommt eine Band, die ich auch erst seit kurzem auf dem Radar habe: The Dead Daisies. Da singt ein gewisser John Corabi, dies allein ist schon Grund genug, mich mit der Band zu befassen… Das neue Album „Make some Noise“ erscheint Anfangs August, doch die Amis gewähren hier bereits ein paar Einblicke. Doch eröffnet wird der Gig mit altem Stoff: nach einem coolen Intro, bei dem „Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin und irgendwas von Black Sabbath gemischt werden, folgt recht überraschend eine Coverversion: „Midnight Moses“ von der „Sensational Alex Harvey Band“. Nicht unbedingt zu erwarten, aber richtig geil!
Dann ist jetzt also dieser John Corabi hier. Ex-Sänger von Mötley Crüe und ex-Sänger von The Scream. Das Outfit ist… nun ja: aussergewöhnlich? Gewöhnungsbedürftig? Wie auch immer – die Stimme sitzt! Und auch darum erinnern neue Songs wie „Make some Noise“ oder „Long way to go“ schwer an das grandiose Debutalbum „Let it Scream“ von The Scream. Ebenfalls ein Blickfang ist Drummer Brian Tichy – keine Ahnung, wie viele Drumsticks der in die Luft wirft. Einige fliegen irgendwo hin, andere fängt sogar wieder, aber sein Vorrat muss schier unerschöpflich sein. Doch das Drumsolo wäre dann nicht nötig gewesen, auf Festivals schon gar nicht.
Neben dem Opener zocken die toten Gänseblümchen zudem mit „All right now“ von Free und dem abschliessenden „Helter Skelter“ von den Beatles noch weitere Coverversionen. Ihre eigenen Nummern vermögen aber auch zu überzeugen, von daher ist es fast etwas schade, dass knapp ein Drittel der Spielzeit mit Solos und Covers verbraucht wird. Nichtsdestotrotz ist es ein saugeiler Auftritt, der Lust auf mehr macht und die Vorfreude auf das Steel Panther Konzert in Zürich noch steigert!
Dragonforce / Candlemass / Carcass / Slayer / Dare
Mittlerweile ist es etwa 17 Uhr geworden. Und das restliche Programm des Eröffnungstages ist mehr für Fans der härteren Gangart. Zwar kommen jetzt zuerst noch Dragonforce, aber mit denen kann ich auch jetzt immer noch nichts anfangen. Das ist mir zu monoton und eintönig. Egal – den Leuten scheint’s zu gefallen, passt also. Während danach Candlemass spielen, nehmen wir zu Dritt den Weg zum Parkplatz unter die Füsse und kaum sind wir im Auto, schüttet es wie aus Kübeln. Zum Glück sollte dieser Regenguss insgesamt dann auch der einzige bleiben… Anstelle von Carcass und Slayer gibt’s Abendessen und feines Bier im Hotel. Einziger Wermutstropfen: ich verpasse Dare in der Halle. Kollegen zufolge sollen die jedoch sehr soft gewesen sein und nur zwei Songs vom Überalbum „Blood from Stone“ gespielt haben. Somit doch verkraftbar…
Fotos Bang Your Head 2016 – Tag 1 (Friedemann)
Freitag, 15. Juli 2016
Night Demon
Festival Tag Nummer 2. Als wir kurz vor dem Mittag auf’s Gelände kommen, stellen sich einige die Frage, was wohl passieren würde, wenn so ein Bastard wie in Nizza am Abend zuvor, das BYH!!! als Zielscheibe wählen würde. Diese Geschichte geht auch an den Metalheads hier nicht spurlos vorbei. Und doch ist Nizza irgendwie halt weit weg und das Leben geht weiter – und so will sich das Volk die Laune auch nicht vermiesen lassen. Somit gibt es als Eröffnung des Tages eine geballte Ladung Old School Metal. Und wieder steht eine kalifornische Band auf der Bühne: Night Demon nennt sich das Trio und es ist recht erstaunlich, welchen Druck und welche Power diese Jungs erzeugen. Der ideale Opener zum wach werden, und sogar eine kleine Showeinlage wird geboten, als Gevatter Tod selbst auf die Bühne kommt. Abschluss des Gigs ist eine sehr coole Version von Golden Earring’s „Radar Love“. Gute Sache!
Freedom Call
Es gibt Dinge im Leben, die ich einfach nicht verstehe. Dazu gehört fraglos die Tatsache, dass eine Band wie Freedom Call um 12.30h auf die Bühne muss! Sorry, das geht überhaupt nicht. Da mögen alle Hater rumjammern über die fröhlichen Melodien der Nürnberger – doch schlussendlich schaffen es Chris, Lars, Ilker und Ramy immer und überall für grossartige Partystimmung zu sorgen! Dies gelingt auch hier tadellos, obwohl es scheint, dass sogar noch eine Nummer weniger gespielt wird als geplant. Freedom Call werden hier verheizt und massiv unter Wert präsentiert!
Aber die vier lassen sich von all dem überhaupt nicht beeindrucken und zocken wie gewohnt ein herrlich fröhliches und unterhaltsames Set. Von „Union of the Strong“ vom (noch) aktuellen Album „Beyond“ über „Tears of Babylon“ bis hin zur Übernummer „The Quest“ stimmt einfach alles. Als Goodie gibt’s zudem noch die neue Single „Hammer of the Gods“, welche sich tadellos in die Setlist einfügt. Die Singspielchen bei „Power & Glory“ gehen dafür zwar etwas in die Hose – aber es ist auch noch verdammt früh für sowas… Zum Ende bleibt es dem Publikum überlassen, ob sie „Warriors“ oder „Land of Light“ hören wollen – für mich ein Zeichen, dass da eigentlich schon mehr geplant war. Nun ja – das Jammern hilft nichts, mit „Warriors“ beenden Freedom Call ihr kurzes Gastspiel in Balingen. Aber Spass hat‘s gemacht, und das ist wohl die Hauptsache! Denkt sich sicher auch die headbangende junge Dame im Vader Shirt in Reihe Eins… Freedom Call holen sich ihre Fans wahrlich von überall her!
Setlist Freedom Call
- Union of the Strong
- Tears of Babylon
- Freedom Call
- Farewell
- The Quest
- Hammer of the Gods
- Power & Glory
- Warriors
Manilla Road / Impellitteri / Sacred Reich
Nach den fröhlichen Tönen ist Manilla Road eine völlig andere Baustelle und für mich ein Grund, mich intensiv mit den Bier-, Food- und Merchständen zu befassen. Impellitteri ist dann wieder mehr nach meinem Geschmack. Rob Rock als Sänger und guter Melodic Metal, der wohl am ehesten mit Axel Rudi Pell vergleichbar ist – doch, das passt. Weniger passend mein Müdigkeitsanfall, da höre ich das alles von etwas weiter entfernt im Halbschlaf. Eigentlich schade…
Danach ist Zeit für Thrash Metal. Da bin ich ja eher heikel… und von Sacred Reich hab ich noch nie einen Ton gehört. Ich weiss nur, dass Phil Rind & Co Ende der 80er recht populär waren. Also mal reinhören. Und oh Wunder: der Opener „The American Way“ tönt sogar richtig gut. Doch danach gibt’s den Stoff, der mich normalerweise in die Flucht treibt… Es ist eine zwiespältige Geschichte, das ist mir jetzt schon klar. „One Nation“ entpuppt sich als der geilste Song und die Ansage von Fronter Phil Rind, dass „die Welt mehr Umarmungen braucht“ ist sicher auch als Statement gegen den Terror in Nizza zu sehen. All dem Mist auf der Welt zum Trotz – die Band hat unheimlich Spass, das sieht man ihnen zu jeder Sekunde an. Dies gilt übrigens für praktisch alle anderen Truppen: es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Spielfreude hier alle ans Werk gegangen sind und noch gehen werden! Sacred Reich beenden ihre Show mit einem Cover – „War Pigs“ von Black Sabbath“. Irgendwie wohl passend…
Metal Church
26 Jahre. 26 lange Jahre! Im April 1990, da war ich im Volkshaus Zürich – und mich interessierte da nur die Vorgruppe. Metal Church live – DAS war alles, was ich an jenem Abend erleben wollte! Und jetzt – 26 Jahre später spielen Kurdt Vanderhoof und Mike Howe wieder zusammen… Was jetzt kommt, kann also nur grossartig werden! Nichts gegen ex Sänger Ronny Munroe – aber die Rückkehr von Mike Howe ist vor allem live das einzig Wahre… Bereits der Opener „Fake Healer“ bringt mich an den Rand des Ausrastens. Diese Perlen noch einmal mit der Originalstimme zu erleben, das ist nur geil! Das letzte Mal war vor 26 langen Jahren, oder hab ich das schon gesagt?
Dass der Fokus in der Setlist jetzt auf der Ära von Howe liegt, ist logisch und verständlich. Da müssen – vor allem bei einem eher kurzen Festivalauftritt – halt Perlen wie „Gods of Wrath“ oder sogar „Metal Church“ über die Klinge springen. Aber „Badlands“, „Gods of second Chance“ oder „Date with Poverty“ sind eine hervorragende Entschädigung! Sogar die neuen Songs „Killing your time“ und „No tomorrow“ fügen sich recht gut ein.
Mike Howe war sehr lange weg vom Musikbusiness, aber verdammt: das merkt man dem Kerl zu keiner Sekunde an! Der hat Spass, nutzt die grosse Bühne aus und singt dabei wie ein Gott. Und nicht nur „seine“ Songs, sondern auch diejenigen aus der Zeit des verstorbenen David Wayne: „Start the Fire“, „Beyond the Black“ und das unbeschreibliche „Watch the Children pray“ treiben mir die Freudentränen in die Augen und ruinieren meine Stimmbänder. Nach „The Human Factor“ ist viel zu früh das Ende der Show da und mein Fanzit ist klar: bis zu diesem Zeitpunkt mit riesigem Abstand der beste Gig des Festivals!
Metal church, the only, don’t you know the time is right
Metal church will find you, can’t run very far!
Übrigens: der Headliner, den ich vor 26 Jahren in Zürich komplett links liegen liess, hiess Saxon…
Tigertailz
Jetzt kommt eine eher blöde Zeit. Die Zeit der Überschneidungen Halle / Hauptbühne. Prioritäten setzen heisst es nun. Gut – der Beginn geht noch. Gleich nach Metal Church starten in der Halle Tigertailz. Huii – Glam Metal der strübsten Sorte! Der Schrecken aller True Metaller – ich hab jedoch sofort Spass an den Briten, die sich optisch sehr an Mötley Crüe aus der „Theatre of Pain“-Zeit orientieren… Die Musik ist sicher nicht weltbewegend und ich würde sagen, dass es in diesem Genre auch besseres gibt, aber Dinge wie „All the Girls in the World“ machen schon Spass. Das sehen recht viele Leute auch so, denn die Halle ist richtig voll – irgendwie treffen die Waliser schon den Nerv des BYH!!! Publikums. Ich setze jetzt jedoch halt eben Prioritäten und geh raus vor die Hauptbühne…
Annihilator
Dort steht Jeff Waters bereits auf der Bühne. „King of the Kill“ ist natürlich ein genialer Opener von Annihilator, der für richtig gute Stimmung sorgt. Warum mein Erinnerungsvermögen an dieser Stelle ansonsten etwas getrübt ist, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht… „Set the World on Fire“ und „Never Neverland“ sind zwei weitere Highlights, an die ich mich erinnere, aber sonst ist mir irgendwie nicht allzu viel hängengeblieben. Komisch eigentlich… Vielleicht ist’s ja die Vorfreude auf die nächste Band.
Nazareth
Prioritäten setzen zum zweiten. Während Annihilator noch spielen verziehe ich mich sehr früh in die Halle, denn die dürfte jetzt stark frequentiert werden. Die schottische Legende Nazareth steht auf dem Programm. Eine Band, auf die ich mich irrsinnig freue, denn (man glaubt es kaum) die hab ich tatsächlich noch nie live erlebt! Sicher, Nazareth gehörten nie zu meinen absoluten Lieblingen. Aber sie haben grossartige Songs geschrieben, die man gerne auch mal live hören will.
Seit einiger Zeit hat die Band einen neuen Sänger, Carl Sentance heisst der Mann. Der Schatten von Dan McCafferty ist gigantisch, aber man darf sagen, dass Carl einen guten Job macht. Klar kann er der originalen Reibeisenstimme das Wasser nicht reichen. Jedoch ist er nahe am Original und das reicht schon, um die Fans zufrieden zu stellen.
Ich bin mit dem Songkatalog nicht so vertraut wie manch anderer (ich gehöre wohl zur jüngeren Hälfte im Publikum…!). Aber „Razamanaz“ ist mir auch ein Begriff und als (eigentlich viel zu) früh „This Flight tonight“ an der Reihe ist, ist mein erster Ausraster Tatsache. Herrlich! Unglaubliche Stimmung kurz darauf bei „Dream on“ – Carl muss nicht selber singen, das übernimmt das Publikum in der prall gefüllten Halle.
Der Mittelteil der Show schwächelt ein wenig, kann jedoch auch sein, dass dies nur mein Eindruck ist, weil ich da doch ein paar Songs nicht kenne. „Hair of the Dog“ gehört nicht in die Kategorie, im Gegenteil: das nächste Highlight, das mächtig abgefeiert wird! Doch ein Song darf nicht fehlen. Zum Abschluss gibt’s den wohl grössten Hit der Band: „Love hurts“. Das ist pure Emotion, da fehlen einem fast die Worte. Einfach toll: da steht ein Päärchen, beide sicher über 60 Jahre alt, sie hält ihn fest im Arm und er legt seinen Kopf auf ihre Schulter… das ist schon fast kitschig! Zwar gefällt mir „Dream on“ besser als „Love hurts“, doch diese Nummer ist der ultimative Höhepunkt dieser Show, das kann keiner bestreiten! Als Zugabe und Rausschmeisser spielen Nazareth noch „Broken Down Angel“ und ich bin jetzt sicher, dass ich meine Prioritäten richtig gesetzt habe!
Testament
Auf der Hauptbühne spielten unterdessen Testament. Die gehören a) nicht in mein Beuteschema und haben b) nicht gerade den Ruf, eine gute Live Band zu sein. Doch die „Experten“ unter den Kollegen meinten, dass die Kalifornier einen starken Gig gespielt haben. Glauben wir das mal so.
Twisted Sister
Doch jetzt zählt das alles nichts mehr. Denn jetzt kommt eine Band, die zwar schon oft auf dem BYH!!! zu Gast war. Doch heute wird es speziell, denn es ist das letzte Mal, dass Twisted Sister die Bühne in Balingen stürmen werden! Nach dem Tod ihres Schlagzeugers A.J. Pero entschlossen sich die New Yorker Schluss zu machen. Ein letztes Mal noch auf die grossen Bühnen der Welt – dann heisst es „Forty and fuck it!“ Die Spannung und die Vorfreude auf diese Show sind allerorts spürbar, das Publikum fiebert dem Beginn richtig entgegen!
Als endlich das Intro in Form von AC/DC’s „It’s a long Way to the Top (if you wanna Rock’n’Roll)“ ertönt, gibt’s kein Halten mehr. Mit „What you don’t know (sure can hurt you)“ beginnt das letzte Abenteuer und mit „The Kids are back“ wird gleich das Motto bekannt gegeben.
Mit dem Opener gab es bereits eine erste Überraschung in der Setlist, man fragt sich, was da hoffentlich noch Aussergewöhnliches kommen mag. Zuerst einmal „Burn in Hell“ – optisch sensationell umgesetzt. Dunkle Bühne, nur Dee Snider in blutrotes Licht getaucht (Friedemann und die anderen Fotografen haben jetzt wohl sehr grosse Freude…) und der Refrain begleitet von meterhohen Feuerseulen. Highlight folgt jetzt auf Highlight. Zuerst das hammermässige „Destroyer“, direkt gefolgt von „Like a knife in the back“ – beides Songs, die lange nie mehr gespielt wurden! Tja – „You can’t stop Rock’n’Roll“! Die Ansage zu „The Fire still burns“ hat man hingegen schon früher gehört, dies ist der Part mit der 15-wöchigen Karriere von „The Idol“ Stars und der mittlerweile 40-jährigen Karriere von Twisted Sister. Beeindruckend, ohne Zweifel! „I am (I’m me)“ fehlte vor zwei Jahren auch, ganz im Gegenteil zu „I wanna Rock“. Das Festgelände feiert eine riesige Party…
Dee Snider holt just in diesem Moment die Meute etwas auf den Boden zurück und wirkt fast besinnlich. Er erinnert daran, welche Verluste die Metalszene in den letzten Monaten erlitten hat. Jimmy Bain. Natürlich ihr Drummer A.J. Pero. Und über allem die Legende Lemmy. Ihnen allem widmen Twisted Sister „The Price“ und als Dee im Mittelteil sämtliche Bühnenlichter ausschalten lässt, erstrahlt ein gigantisches Lichtermehr aus Handys und Feuerzeugen im Publikum. Hühnerhaut Feeling!
Doch dann ist Schluss mit Lustig! Weg mit all dem sentimentalen Zeugs – jetzt gibt’s nochmals richtig eins auf die Glocke! „I believe in Rock’n’Roll“ leitet ein Finale ein, welches selbst das BYH!!! kaum je gesehen hat. Da ist zuerst die Festival Hymne. „We’re not gonna take it“. Dazu muss man nichts mehr sagen. Oder doch? Vor der zweiten Wiederholung am Ende wird Dee Snider doch nochmals etwas ernster. Er spricht von den verdammten Arschlöchern, die in Nizza, Orlando, Kalifornien, Belgien unsere Freiheit nehmen wollen – und mit zigtausend erhobenen Mittelfingern singen zigtausend Leute „WE’RE NOT GONNA TAKE IT ANYMORE!“. Selbst Mike Portnoy spielt nur noch einhändig, sein linker Mittelfinger ist ebenso gegen den Balinger Nachthimmel gereckt!
Doch schlussendlich heisst es „It’s only Rock’n’Roll“ und nach sehr kurzen 70 Minuten ist bereits fast Schluss.
Da sind jedoch noch die Zugaben. Mit dem herrlichen Intro startet „Come out and play“, gefolgt vom intensiven „Under the Blade“. Ein letztes Mal stellt Dee seine Mitstreiter vor. Dies tut er sehr ausführlich und er erzählt sogar, wie Mike Portnoy den Job bei ihnen bekam, dass dies von A.J. so gewünscht war! Das Ende ist jetzt unwiderruflich da. „S.M.F.“ Publikum und Band rasten ein letztes Mal komplett aus, und unterlegt von massenhaft Pyros und dem brennenden TS-Logo endet ein wunderbares Kapitel Musikgeschichte. Danke Twisted Fuckin‘ Sister!
Setlist Twisted Sister
- It’s a long Way to the Top (if you wanna Rock’n’Roll) – AC/DC (Intro)
- What you don’t know (sure can hurt you)
- The Kids are back
- Burn in Hell
- Destroyer
- Like a knife in the Back
- You can’t stop Rock’n’Roll
- The Fire still burns
- I am (I’m me)
- I wanna rock
- The Price
- I believe in Rock’n’Roll
- We’re not gonna take it
- It’s only Rock’n’Roll
- Come out and play*
- Under the Blade*
- S.M.F.*
*Zugabe
Fotos Bang Your Head 2016 – Tag 2 (Friedemann)
Samstag, 16. Juli 2016
Zwei Festivaltage würden ja eigentlich reichen. Ich bin immer noch dieser Meinung, dass weniger halt manchmal mehr ist. Aber nun ja – es geht weiter mit einem dritten Tag und so stürzen wir uns wieder ins Getümmel! Und ein paar wirkliche Highlights stehen schliesslich noch bevor…
Black Trip / Girlschool
Auch am dritten Tag ist die Eröffnung einer jungen Band überlassen. Heute sind dies Black Trip, bei denen der Enforcer Gitarrist Joseph Tholl hinter dem Mikro steht. Hörbar vom Hardrock der 70er beeinflusst, erinnern die Schweden doch ab und zu an Genre Grössen wie Thin Lizzy. Netter Auftritt, aber schlussendlich nichts, was mir wirklich in Erinnerung bleiben wird. Da haben mir vor allem Stallion an dieser Stelle besser gefallen.
Noch mehr Old School? Bitte sehr. Seit bald 40 Jahren gibt’s Girlschool bereits, den Damen macht somit kaum einer was vor. Und die Britinnen legen auch sofort los wie die Feuerwehr. Rotzrock, Hardrock – man kann es nennen, wie man will. Aber nach knapp 50 Minuten weiss man, warum dies eine von Lemmy’s Lieblingsbands war! Stilistisch geht das schon auch in diese Richtung… Die Performance ist tadellos, mit der Musik hingegen werde ich nicht richtig warm. Doch die Band erntet grossen Zuspruch, dann passt es ja.
Delain
Es folgt die Zeit der Stilbrüche. Nach so viel altbackenem Stoff gibt’s jetzt Symphonic Metal auf die Löffel. Und wie! Seit der Cruise 2013 sind mir Delain mindestens acht Mal über den Weg gelaufen. Nicht alle Shows habe ich komplett sehen können (vor zwei Jahren beispielsweise überschnitten sie sich an diesem Festival mit Twisted Sister…) und vor allem im Sandwich der Power Metal Schwergewichte Battle Beast und Sabaton waren die Holländer irgendwie deplatziert. In meiner Sammlung fehlt schlicht und einfach noch ein richtiger Headliner Gig dieser Truppe! Und jetzt folgt ein weiterer Festivalauftritt – doch dieses Mal wird das ein wahrer Triumphzug!
Schon beim Opener „Suckerpunch“ fällt mir allerdings auf, dass Bassist Otto Schimmelpenninck van der Oije nicht am Start ist. Einen Grund dafür hab ich leider nicht in Erfahrung bringen können. Aber auch ohne ihn erzeugt die Band eine unheimliche Wucht! Dazu profitieren Delain vom wohl besten Sound des ganzen Wochenendes – so glasklar hab ich das vorher und nachher nicht mehr erlebt! Sängerin Charlotte Wessels strahlt wie ein Atomkraftwerk und auch sie fühlt sich sichtlich wohl auf der grossen Festivalbühne. Im Gegensatz zum Publikum, welches in der brütenden Sonne steht und schwitzt (endlich angenehmes Festivalwetter, wollte ich noch gesagt haben!), scheint die Frontdame allerdings kalt zu haben, zumindest behält sie ihre „Pelzjacke“ die ganze Show durch an…
Musikalisch ist das wie gesagt nun grosses Kino. Delain hauen hier ihre Hits raus, die Riffs kommen stellenweise deutlich härter als ab Konserve und Charlotte singt wie eine Göttin dazu. „Get the Devil out of me“ bringt richtig Bewegung in die Menschenmasse, genauso wie der Opener des letzten Albums „The human Contradiction“ „Here come the Vultures“. Ein neuer Song vom kommenden Album wird ebenfalls präsentiert, der nennt sich „The Glory and the Scum“ und wenn dies ein Vorzeichen auf das Album ist, dann aber… so hart hat man die Band kaum je gehört, das ist richtig geil! Gitarristin Merel Bechtold und ihr Gegenpart Timo Somers bangen um die Wette, auch sie geniessen jede Sekunde und hauen dabei Riff um Riff raus.
Ein weiterer Höhepunkt ist logischerweise die Hymne „We are the Others“ und meine Stimme verabschiedet sich mehr und mehr. Denn es kommt DER Song, der mich zum Delain-Fan machte und den ich auf den letzten Shows schmerzlich vermisste: „The Gathering“! Es gibt kein Halten mehr, weder für mich noch für viele andere vor der Bühne, die zudem plötzlich noch im Konfettiregen stehen.
Mit „Not enough“ endet nach einer Stunde und viel zu schnell ein absoluter Killerauftritt. Egal, mit wem man am späteren Nachmittag diskutierte – diese Show hat auch Fans beeindruckt, die eigentlich nichts mit dieser Mucke anfangen können… Die Vorfreude auf „meine“ erste Headliner Show Ende Oktober im Z7 steigt dafür jetzt fast im Minutentakt!
Setlist Delain
- Suckerpunch
- Get the Devil out of me
- Army of Dolls
- Sleepwalkers Dream
- The Glory and the Scum
- Here come the Vultures
- Mother Machine
- We are the Others
- The Gathering
- Don’t let go
- Not enough
Stilbruch zum Zweiten. Thrash Metal der deutschen Sorte. Tankard ist leider nix für mich, da mach ich mal eine Pause.
Great White
Stilbruch zum Dritten. Von Symphonic Metal zu Thrash Metal zu Classic Rock. Irgendwie schon heftig, wie man da mit den Fans „spielt“. Nun denn – Great White gehören zu jenen Bands, auf die ich im Vorfeld richtig gespannt war. Great White OHNE Jack Russell – geht das wirklich?
Nun, Terry Ilous ist ein grossartiger Sänger und hat mit XYZ zwei Perlen des Glam Metal veröffentlicht. Und er macht einen grossartigen Job mit Great White, das kann ihm niemand absprechen. Er zeigt sich gut gelaunt und sehr aktiv – doch, wenn’s denn so sein muss, dann ist er schon ein guter Ersatz für Russell. Aber ja – ich trauere dem Originalsänger trotzdem nach…
Nun ja, es ist so wie es ist. Etwas Sound Probleme zu Beginn, und gegen Ende wird wohl auch noch bei der Lautstärke geschraubt, doch das alles kann den Spass schlussendlich nicht verderben. Mark Kendall und seine Truppe zocken eine Stunde lang Hit um Hit, sie nehmen die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die Achtziger Jahre. Egal ob „Lady Red Light“, „Desert Moon“ oder der Klassiker „Rock me“ – die Ü40 Fraktion im Publikum geniesst diesen Trip. Einen Vorwurf kann / darf man der Band allerdings wohl machen: die Setlist ist insgesamt schon sehr soft ausgefallen. So schön „House of broken Love“ und vor allem „Save your Love“ sein mögen – zwei Balladen sind da schon etwas grenzwertig, zumal auch sonst noch eher träge und bluesige Nummern („Mista Bone“) im Programm stehen. Da würden Songs wie „Heart the Hunter“, „On your Knees“ oder „Psycho City“ definitiv besser passen.
Das Doppelpack „Rock me“ / „Once bitten, twice shy“ bildet einen mehr als würdigen Schlusspunkt unter einen insgesamt wirklich saustarken Auftritt, das muss sogar ich als „Jack Russell Vermisser“ zugeben!
Setlist Great White
- (I’ve got) Something for you
- Desert Moon
- Lady Red Light
- Can’t shake it
- House of broken Love
- Save your Love
- Mista Bone
- Big Goodbye
- Rock me
- Once bitten, twice shy
Grave Digger
Und noch ein Stilbruch. Na gut – dieser ist jetzt nicht mehr ganz so extrem: von Classic Rock zu deutschem Power Metal. Besser gesagt: von Great White zu Grave Digger. Die Totengräber punkten erstmal mit dem geilsten Bühnenbild des gesamten Weekends. Das Backdrop ist sensationell, dazu stellen sie gleich mal sechs Särge auf die Bühne. Und Fronter Chris Boltendahl marschiert stilecht in schwarz/weissen 80er Hosen daher. Kult!
Eröffnet wird die Show mit „Headbanging Man“ vom „Heavy Metal Breakdown“ Album! Ein Song, der mir nicht präsent ist und auch bei den Kollegen für Überraschung sorgt. Aber dabei sollte es schlussendlich auch bleiben. Grave Digger gehen heute ansonsten auf Nummer sicher und spielen eine Best Of Setlist, bei der man eigentlich nicht nörgeln kann. „The Round Table (Forever)“, „Ballad of a Hangman“, „Rebellion (The clans are marching)“, Excalibur“ – es ist alles da. Da ich die Band nun schon einige Male live erlebt habe, hätte ich mir zwar noch etwas mehr Abwechslung gewünscht. Doch insgesamt macht die Band alles richtig: das Publikum feiert und hat Spass. Ein solider Auftritt, keine Frage!
Setlist Grave Digger
- Headbanging Man
- The round Table (forever)
- The Dark of the Sun
- Ballad of a Hangman
- Season of the Witch
- Excalibur
- Wedding Day
- Tattooed Rider
- Highland Farewell
- Rebellion (the Clans are marching)
- Heavy Metal Breakdown
Ein letztes Mal heisst es Prioritäten setzen. Auf der Hauptbühne gibt’s Classic Rock von Uriah Heep. Eine Band, die seit jeher unter meinem Radar gewesen ist, auch wenn mir ihre Riesenhits natürlich bekannt sind. Und eigentlich hätte ich die auch gerne gesehen, wenn’s grad gepasst hätte. Aber die Alternative in der Halle darf ich nicht auslassen…!
Tyketto
Wenn es um die Frage geht, welche Band das beste Debut Album rausgehauen hat, dann gibt es zumindest im Melodic Rock kaum eine andere Antwort als Tyketto. „Don’t come easy“ ist ein sogenanntes „10 Punkte Album“, welches bis heute eigentlich unerreicht ist. Erfreulicherweise ist Danny Vaughn seit einiger Zeit wieder mit Tyketto aktiv und heute ist die Band auf der kleinen Bühne in der Halle am Werk.
Schon der Opener „Sail away“ ist eine faustdicke Überraschung, zumal es eigentlich keine typische Nummer ist, um eine Show zu eröffnen. Doch die Erklärung liefert Danny gleich danach: Tyketto spielen heute das ganze „Don’t come easy“ Album! Und zwar von hinten nach vorne, weil „sonst alle nach Forever young gleich wieder rauslaufen würden“, wie der Sänger lachend meint. Quatsch! ICH und viele andere würden so oder so bleiben… Nun denn, die Setlist ist somit in grossen Teilen zwar bereits klar, und die Party nimmt ihren Lauf. Natürlich steht das Debut auch bei „normalen“ Shows im Zentrum, doch ein „Walk on Fire“ oder „Nothing but Love“ gibt’s auch da kaum zu hören.
Ein Hühnerhaut Moment folgt dem nächsten und wirklich genial wird’s bei „Standing alone“. Ein Kollege, der bei Balladen sonst sofort die Flucht ergreift und den Bierumsatz steigert, steht mit einem riesigen Smile neben mir und erklärt, wie unendlich geil das ist und erklärt dies zum „Song des Weekends“! DAS sagt dann doch einiges aus über die Qualität von Tyketto, dem Album und der Show insgesamt…
Nach „Burning down inside“ kommt der Break. Tyketto haben eine Stunde Spielzeit und so bauen sie an dieser Stelle noch drei Songs von Album Nummer zwei, „Strenght in Numbers“, ein. „Rescue me“ ist auch live natürlich ein Überhammer, genauso wie die Country Nummer „The Last Sunset“. Persönlich hätte ich mir noch „End of the Summer Days“ gewünscht, aber man kann ja nicht alles haben…
Es folgt das fulminante Finale. „Wings“ und „Forever young“. Meine Stimmbänder? Keine Ahnung. Sind weg, verbraucht, abgestorben. Die Halle kocht über und die Band badet minutenlang im Applaus, die Freude darüber steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Besser als das geht eigentlich nicht mehr!
Setlist Tyketto
- Sail away
- Strip me down
- Nothing but Love
- Walk on Fire
- Lay your Body down
- Standing alone
- Seasons
- Burning down inside
- Meet me in the Night
- Rescue me
- The last Sunset
- Wings
- Forever young
Dirkschneider
Immer noch geflasht von dem unglaublichen Auftritt von Tyketto geht’s raus in die Abendsonne, auf der Hauptbühne ist Dirkschneider bereits am Werk. Ein Auftritt, auf den ich mich ebenfalls sehr gefreut habe: mal eine Ladung Accept Songs erleben, die man sonst nicht so hört! Hui, wie man sich täuschen kann…
Zuerst das Positive: die Performance der Band und von Udo Dirkschneider selbst ist erstklassig. Da gibt es absolut nichts zu meckern. Die Fans haben Spass und feiern, was das Zeug hält; nicht wenige sagen danach, dass dies der heimliche Headliner war, der alles andere in den Schatten gestellt hat.
Doch jetzt kommt das grosse ABER! Wenn ich sehe, welche Songs Dirkschneider auf der Tour gespielt hat, welche Perlen da in der Setlist waren, dann bin ich heute richtig enttäuscht! Natürlich: „Metal Heart“, „Princess of the Night“, „Breaker“, „Balls to the Wall“, „Restless and Wild“, „Fast as a Shark“ – alles Klassiker vor dem Herrn! Aber auch alles Nummern, die sowohl bei U.D.O. wie auch bei Accept immer und immer gespielt wurden und noch werden. Klar – die begrenzte Spielzeit auf einem Festival bietet weniger Möglichkeiten als auf einer eigenen Tour. Aber in 70 Minuten 11 Songs, wovon vor allem „Metal Heart“ auch noch grausam in die Länge gezogen wird… Sowas ist extrem schade! Auf der Tour gab es „Monsterman“, „Up to the Limit“, Losers and Winners“, „Midnight Highway“, „Head over Heels“, „Living for tonite“ und sogar das göttliche „Winterdreams“ – NICHTS davon ist heute auf dem Programm… „Screaming for a love Bite“ ist glaub’s schlussendlich der einzige Titel, der für mich neu war.
Mag sein, dass ich diesbezüglich wirklich in der Minderheit bin, denn wie gesagt räumen Udo und seine Mannschaft hier richtig ab. Ich hätte mir hier halt wirklich mehr Dinge gewünscht, die es danach wirklich nicht mehr geben wird.
Es gibt jedoch einen versöhnlichen Abschluss: „Burning“! Als Rausschmeisser nach „Balls to the Wall“ packen Dirkschneider nochmals alles aus. Passend zum Songtitel schiessen im Sekundentakt die Flammen hoch, Feuer und Pyros an allen Ecken und Enden und der Song hammerhart gespielt – ein richtiges Spektakel zum Schluss!
Setlist Dirkschneider
- Starlight
- Midnight Mover
- Breaker
- Princess of the Dawn
- Restless and Wild
- Son of a Bitch
- Screaming for a love bite
- Metal Heart
- Fast as a Shark
- Balls to the Wall
- Burning
Iced Earth
Zeit für den Headliner. Zeit für Iced Earth. Ich bin nun ja nicht DER Experte, wenn es um Jon Schaffer und seine Truppe geht. Ich hab sie schon einige Male live erlebt, manchmal bärenstark (erste Show auf der Cruise in diesem Jahr), manchmal durchzogen (zweite Show auf der Cruise in diesem Jahr). Meistens hat dies zudem einen direkten Zusammenhang mit der Setlist… Nun denn – für heute haben Iced Earth eine spezielle Show versprochen! Einige hofften da bereits auf die Gettysburgh Trilogie, aber das wäre schon sehr überraschend gewesen.
Mit ziemlich Verspätung geht’s mit „Dark Saga“ los. Zwar nicht gerade der ideale Opener um das Publikum in Schwung zu bringen, aber natürlich ein erstes Highlight. Mit „Plagues of Babylon“ und „Democide“ folgen zwei neue Nummern, bevor es mit „Vengenace is mine“ gleich wieder zurück zur „The Dark Saga“ geht. Aber so richtig gefällt’s mir dann mal bei „Burning Times“. „Something wicked this way comes“ ist eh mein Lieblingsalbum, hier dürften sie gerne immer mal etwas mehr spielen…
Showmässig ist hingegen auf der Bühne nichts los, Iced Earth funktionieren wirklich nach dem Motto „let the Music do the Talking“. Die Ansagen von Stu Block, dass „Deutschland ihre zweite Heimat ist“, werden nach dem dritten, vierten Mal allerdings etwas langweilig.
„The Dark Saga“ wird dieses Jahr 20-jährig. Somit irgendwie klar, dass diese Scheibe etwas im Zentrum steht. „The Hunter“ als zweite Zugabe ist natürlich bärenstark. Dafür kann ich mit dem Doppelpack „Slave to the Dark“ / „A Question of Heaven“ – im Gegensatz zu einigen meiner Kollegen – nicht allzu viel anfangen. Nun ja – bei Dirkschneider hab ich kritisiert, dass zu wenig „Unbekanntes“ dabei war, bei Iced Earth ist es jetzt dafür fast umgekehrt. So stechen dafür die Hightlights wie „Damien“ und natürlich „Watching over me“ richtig heraus.
Iced Earth haben für diesen Gig extra den Studioaufenthalt unterbrochen, es ist dies eh erst die dritte Show im Jahr 2016. Ich merke gerade, dass ich da ja sogar alle drei gesehen habe… Jedenfalls zeigen sich die Amis als würdiger Headliner, auch wenn es in meinen Augen nicht die beste Show von ihnen war. Nach 90 Minuten verabschieden sich die fünf von der Bühne und mit reichlich Verspätung startet das traditionelle Abschlussfeuerwerk.
Setlist Iced Earth
- Dark Saga
- Plagues of Babylon
- Democide
- Vengeance is mine
- Burning Times
- V
- Pure evil
- I died for you
- Cthulhu
- Damien
- Slave to the Dark
- A Question of Heaven
- My own Savior
- Dystopia*
- The Hunter*
- Watching over me*
Fanzit
Das Bang Your Head!!! war auch dieses Jahr wieder eine Reise wert! Das Wetter war zwar mehrheitlich empfindlich kühl (mit langen Hosen an ein Festival, ZWEI TAGE LANG! C’mon man…), doch wenigstens war es bis auf einen kurzen, heftigen Guss am Donnerstag trocken.
Viele gute Leute getroffen, viel Spass gehabt, nicht ganz so viel Bier getrunken (das Fürstenberg ist also auch dieses Jahr nicht besser geworden…), viele gute und sehr gute sowie eine Handvoll überirdisch gute Konzerte gesehen. Und das alles in einer völlig entspannten und friedlichen Umgebung.
Die Vorschau auf 2017? Da gibt es tatsächlich den ersten Headliner! Und was für einer – Vince Neil! Der ehemalige Sänger der Crüe kommt und spielt „all your favourite Mötley Crüe Hits“! Wenn der Kerl so gut bei Stimme ist wie letzten November in Basel, dann könnte das ein legendärer Auftritt werden… Für mich ist das jedenfalls bereits Grund genug für die Hotelreservation im Juli 2017…!