Nordisch ist hoch im Kurs
Dies gilt nicht, weil nächstens die Wintersport-Saison anfängt, man Sauna für sich entdeckt hat oder man dem Hochleistungssport Nordic Walking nachgeht – nein, wir reden über nordisches Kulturgut in Form von Musik, das sich nicht erst seit Schwedens Exportschlager Abba einen unauslöschlichen Ruf in die Welt der Noten gebrannt hat.
Mit wunderbarer Regelmässigkeit sind Vertreter skandinavischer Musikkunst in unseren Breitengraden unterwegs und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Im Moment touren Katatonia durch Europa und präsentieren ihr zugegebenermassen äusserst gelungenes Album „A Fall of Hearts“, das wirklich mehr als nur empfehlenswert ist. Ob es die Schweden live genauso rüberbringen, konnten die Nordmänner gleich zweimal in der Schweiz unter Beweis stellen. Einmal im Dynamo in Zürich und Tags darauf im Z7 in Pratteln.
Mit im Handgepäck nahmen Katatonia gleich zwei Bands mit. Mit Vola stand eine junge Formation aus Dänemark am Start, die mit Ihrem neuen Album einen sehr interessanten und spannenden Tonträger auf den Markt brachten und mit den Isländern Agent Fresco nahm man ebenfalls einen Vertreter aus dem hohen Norden mit, der schon Erfahrungen in Mitteleuropa sammeln durfte und bedenkenlos als Geheimtipp bezeichnet werden durfte.
Vola
Volas Auftritt konnte man zwiespältig betrachten bzw. bewerten. Die Band begann so unscheinbar wie sie aussahen. Der nette Junge von nebenan, der seit neuesten in einer Bank arbeitet… So kamen die jungen Musiker rüber, was aber durchaus nichts heissen musste. Vor allem Sänger und Gitarrist Asger Mygind überzeugte mit einer tadellosen Leistung. Gesamtheitlich musste man allerdings feststellen, dass trotz hohem spielerischen Niveau etwas fehlte. Die Songstrukturen waren voraussehbar und überraschungsfrei und es machte sich die Vermutung breit, dass die Band noch nicht ganz zu ihrem Stil gefunden hat, was zwar keineswegs negativ zu beurteilen ist. Im Vergleich zur CD, die wir gerne empfehlen, bestanden ziemliche Diskrepanzen und dennoch vermochten Vola weitgehend zu überzeugen und vermittelten das Gefühl, diese dänische Band unbedingt weiter zu beobachten.
Agent Fresco
Katatonia zeigten durchaus Selbstbewusstsein, denn wer Agent Fresco als Vorband mit auf Tour nimmt, weiss sehr wohl, dass man da ein enormes Kaliber an Live-Power an den Start nimmt, das einem im dümmsten Fall den Rang ablaufen könnte. Verhielten sich Vola eher als zurückhaltend steif, zeigten die Isländer Agent Fresco dem Zürcher Publikum gleich mal, wo besagter Hammer hängt und überzeugten durch eine leidenschaftliche und authentische Bühnen-Performance, die das Publikum sofort in den Bann zog. In Mission „Let me entertain you“ hatten es Agent Fresco eindeutig drauf und was die musikalische Darbietung betraf, so war der Auftritt der Isländer absolut erstklassig. In Anbetracht der Tatsache, dass Island nicht besonders gross ist, stellt sich die Frage, wie dieses Volk so gute Bands wie Agent Fresco hervorbringen kann. Agent Fresco machten mehr als nur eine gute Figur und setzten die Messlatte für die Headliner ganz schön hoch.
Katatonia
Mit „A Fall of Hearts“ haben Katatonia ein Sahnestückchen auf den Markt gebracht, dass die düster melancholische Spielweise der Schweden untermauert und festigt. Das Album darf man als ausgesprochen gelungen bezeichnen und gerade deshalb etablierte sich eine grosse Erwartungshaltung für den Auftritt im Dynamo. Dies zeigte sich vor allem am zahlreich erschienen Publikum, was durchaus als Messgrösse der steigenden und berechtigten Popularität von Katatonia gewertet werden konnte.
Allerdings begann das Konzert eher zurückhaltend und das von Agent Fresco aufgeheizte Publikum erschien erst mal eher leicht gekühlt. So kam auch nach den weiteren Songs nur schwer überschwängliche Stimmung auf. Woran das lag ist schwer zu beurteilen. Obwohl Katatonias Sound ganz eindeutig dem gemächlich düsteren Genre zugeordnet werden kann, ist es sehr wohl möglich, diesen mit begeisterter Power rüberzubringen. Dies allerdings gelang der Band nicht, auch wenn ihre Leistung keinesfalls als mässig bezeichnet werden darf.
Selbst nach 30 Minuten war das Gesicht von Sänger Jonas Renkse immer noch nicht zu erkennen. Unweigerlich erinnerte man sich an einen Bobtail, bei dem man nicht weiss, wo vorn und hinten ist. Anyway, man begnügte sich eher verhaltend still auf der Bühne zu sein und so versäumten es die Schweden leider, das Publikum so zu begeistern, wie es Agent Fresco mit ihrer erfrischenden und authentischen Art schafften und diese so als eindeutige Sieger des Abends hervorgingen. Und dennoch wäre es falsch, den Abend als misslungen zu bezeichnen. Es hätte einfach Platz genug für mehr Entertainment gehabt, was ja andere Bands vollumfänglich beweisen konnten.
Fanzit
Vola aus Dänemark zeigten viel Potential und machten Lust auf mehr. Katatonia als Headliner überzeugten vor allem durch den veröffentlichten Release „A Fall of Hearts“, schwächelten dafür Live. Agent Freso überraschten hingegen mit einer ungestümen und ehrlichen Art, die den Funken problemlos auf das Publikum überspringen liess.
Setlist Katatonia
- Last Song Before the Fade
- Deliberation
- Serein
- Dead Letters
- Day and Then the Shade
- Serac
- Teargas
- Criminals
- Saw You Drown
- Evidence
- Soil‘s Song
- Old Heart Falls
- For My Demons
- Leaders
- In the White
- Forsaker
- My Twin
- Lethean
- July