Metal-Dutti wieder im Einsatz. Die österreichischen Symphonic-Metaller Serenity statteten zusammen mit Rizon und Secret Rule dem Hall Of Fame einen Besuch ab. Ein Abend, an dem mehrheitlich die Mädels auf der Bühne den Ton angaben und der sogar mit einem offerierten Bierchen an der Bar endete.
Nach einer intensiven Woche voller Arbeit und Studium sehnten sich meine Ohren nach einer ordentlichen Dosis Metal. Sinnvoller kann man das Wochenende schliesslich eh nicht einläuten, richtig? Fündig sollte ich in Wetzikon werden. Mein Weg führte mich wieder einmal ins Hall Of Fame. Wenn das so weitergeht, werde ich wohl neben dem Z7 auch hier einen weiteren Wohnsitz einrichten müssen. Die Halle war dieses Mal voller als auch schon, was mich vor allem für die Bands freute. Klar, da ginge durchaus noch mehr. Eingequetscht in einer Menschenmasse gefangen zu sein, ist aber auch nicht unbedingt in meinem Interesse. Somit war es am heutigen Abend eigentlich genau richtig. Ich war gespannt auf die Darbietungen der Protagonisten. Bei Rizon und Secret Rule stand für mich wieder einmal das Kennenlernen im Zentrum. Mit Serenity hatte ich zuletzt 2015 im Rahmen des Z7 Summer Nights Open Air das Vergnügen.
SECRET RULE
Bereits um halb neun betrat die erste Band des Abends die Bühne. Das rechtzeitige «vor Ort sein» hatte sich somit bewährt. Gemäss Ticket hätte die Show nämlich erst um neun Uhr losgehen sollen. Dadurch werden einige Besucher den Opening-Act wohl verpasst haben. Auf meinem Weg Richtung Bühne hatte ich am Technikpult eine kritische Diskussion bezüglich des Basses aufgeschnappt. Sofort wurden schlechte Erinnerungen an das Red Hot Chili Peppers-Konzert vom vergangenen Mittwoch im Zürcher Hallenstadion wach. Da war die ganze Sache nämlich auch unerträglich. Leider sollte sich die ganze Geschichte heute wiederholen. Direkt beim ersten Song wurden die Zuhörer mit einer unzumutbaren Ladung Bass eingedeckt. Die Dröhnung zerschmetterte mir beinahe das Trommelfell.
Angela Di Vincenzos Gesang war überhaupt nicht zu hören. Glücklicherweise zauberten die Techniker irgendein Ass aus dem Ärmel und konnten so den Bass wieder zähmen. Dies machte die restliche Show wieder erträglich. Diejenigen Zuschauer, die durchhielten, wurden belohnt. Die wieder erholten Gehörgänge bekamen eine nette Ladung Hard Rock im Stile von Halestorm zu hören. Angelas Stimme war sehr angenehm. Ich hatte teilweise einfach die Befürchtung, dass sie wegen ihres grossen Mundwerks das Mikro verschlucken könnte. Gitarrist Andy Menario stach mir ebenfalls ins Auge. Ein wahrer Vollblut-Rocker. Er fühlte die Musik in jeder seiner Bewegungen. Die Spielfreude war ihm deutlich anzumerken. Nach einer halben Stunde ging der Auftritt dann zu Ende. Trotz des harzigen Startes entpuppten sich Secret Rule als sehr angenehme Warm Up-Band.
RIZON
Wieso zur Hölle hat ich Rizon bisher nicht auf dem Schirm?! Ganz genialer Melodic Power Rock – so bezeichnet die Band ihren Stil – aus dem eigenen Lande. Bei sieben Musikern auf der doch eher kleinen Hall Of Fame-Bühne kann es schon einmal eng werden. Der Auftritt verlief aber glücklicherweise unfallfrei. Mit der attraktiven, blonden Rockröhre Rahel Rahel Fischer und dem energiegeladenen Matt Götz verfügt die Band über ein fantastisch harmonierendes Gesangs-Duo. Songtechnisch war sicherlich das Iron Maiden-Cover von «Run To The Hills» ein besonderes Highlight. Die ganze Halle sang, klatschte und feierte. So stellt man sich das Leben in der Metal-Gemeinde vor. Ein spezielles «chapeau» ging in die Richtung von Rhythmus-Gitarrist Chris Götz. Kaum von einer Lungenentzündung erholt, stand er an diesem Abend bereits wieder auf der Bühne. Rizon machten das Publikum nicht nur warm, sondern brachten es ordentlich ins Schwitzen und mauserten sich so zum geheimen Headliner des Konzertabends. Dass bei gewissen Tracks der Einsatz des angekündigten Megaphons nicht klappte, sei der Truppe an dieser Stelle verziehen. Liebe Leute, merkt euch diese Band. Wir werden sicherlich wieder von Rizon hören.
SERENITY
Mit den Klängen zu Metallicas «The Unforgiven» ging es langsam Richtung Höhepunkt des Abends. Nebenbei hatte die Schweizer Fussball-Nati noch einen Last-Minute-Sieg gegen Ungarn errungen. Optimale Voraussetzungen also für einen gelungenen Abschluss der heutigen Konzertreihe.
Dank des starken Auftritts von Rizon lag der Druck nun auf Seiten von Serenity. Punkt 23 Uhr übernahmen die Herrschaften dann das Zepter und betraten die Bühne. Unter frenetischem Jubel servierten sie dem Publikum einen ausgewogenen Mix aus Songs vom neusten Album «Codex Atlanticus» und altbekannten Hymnen wie beispielsweise «Legacy Of Tudors». Das Publikum goutierte all das mit artigem Applaus und konnte sogar einmal zum Springen motiviert werden.
Frontmann Georg Neuhauser bestach während es ganzen Gigs einmal mehr mit seinem Charme. So – und unter der Mithilfe seines Troler-Dialekts – konnte er das Publikum rasch in seinen Bann ziehen. Zudem turnte er sehr aktiv auf der Bühne herum. Italo-Bassist Fabio D’Amore wurde wieder einmal Opfer der zahlreichen Sprachwitze und kontere dies aber äusserst unterhaltsam mit den paar Brocken Deutsch, die er – gemäss Aussage von Georg – inzwischen gelernt hatte. Generell war der gesamte Auftritt gespickt mit Witzen und Sprüchen. Die Chemie innerhalb der Band schien zu stimmen. Serenity kommen aber definitiv nicht ohne weiblichen Gesang aus. Dafür war in diesem Abend Tasha zuständig. Seit 2015 ist sie die fixe Gast-Musikerin bei Serenity. Sie machte einen super Job und harmonierte hervorragend mit Georg.
Auch um Mitternacht war dann noch lange nicht Schluss. Der Abend fand erst nach einer ausgiebigen Zugabe-Session sein Ende. Georg hatte dann noch einen Wunsch für einen kommenden Auftritt in der Schweiz: «Bringt nächstes Mal bitte noch ein paar Leute mehr mit. Freunde, Verwandte, Katzen, egal.».
Fanzit
Damit ging ein weiterer, gelungener Konzertabend im Hall Of Fame zu Ende. Alle drei Bands konnten überzeugen und sorgten für einen optimalen Wochenausklang. Die Fans versammelten sich am Merch-Stand, um noch ein paar Einkäufe zu tätigen und Erinnerungsfotos mit ihren Idolen zu schiessen. Auch für Gesprächen nahmen sich die Musiker noch Zeit. Ich genehmigte mir noch eine letzte, eisgekühlte Blondine an der Bar. Als ich gerade bezahlen wollte, entgegnete mir Bar-Chefin Jessi mit einem Lächeln, dass das Bier offeriert sich. Coole Aktion. Und keine Angst, ich bin nicht bestechlich. Meine Reviews können nicht «gekauft» werden. Aber zu einem offerierten Bierchen sagt man schliesslich nicht nein. Aus den Boxen dröhnte ein Song von Almanac und diente dadurch gleich als Ausblick für die kommenden Konzerte im Hall Of Fame.
See you next time!