Der wilde Haufen rund um Hauptmann Feuerschwanz machte am Freitagabend die Hallen des Z7 unsicher. Die musikalische Reise zurück ins Mittelalter sorgte für grosse Unterhaltung und regte zu exzessivem Alkoholkonsum an. Die noch präsenten Erlebnisse werden nun im nachfolgenden Konzertbericht genauer erläutert.
Geliebtes Z7, hier bin ich wieder. So oft schon liess ich mich in deinen Hallen beschallen. An Spass und Trunk mangelt es nie. Wie ein reissender Bach stürzen sich die Hopfentee-Massen die Kehle hinunter. Ein Gruss an dieser Stelle an die holden Maiden hinter der Bar. Die Stimmbänder drohten schon des Öfteren aufzugeben. Trotzdem kehren wir immer wieder und singen unsere alten Lieder. Geliebtes Z7, mögest du noch lange weiterleben. Wir lieben dich.
Nach diesem kurzen Ausflug zu meinen vermeintlichen Prosa-Künsten, begeben wir uns nun wieder zurück in die Welt der Konzertberichte. Drei Bands unternehmen mit dem Publikum am heutigen Abend eine Zeitreise und versetzen alle Anwesenden zurück ins Mittelalter. Feuerschwanz – ja, die Band heisst tatsächlich so – haben mich in diesem Jahr nach ihren genialen Auftritten am Wacken Open Air und dem Summer Breeze bereits als neuen Anhänger gewonnen. Ignis Fatuu und Vogelfrey sind mir hingegen nicht bekannt. Aber ich lasse mich ja bekanntlich gerne überraschen.
Mit passendem Getränk in der Hand und umringt von zahlreichen Freunden, besetze ich meinen altbekannten Z7-Stammplatz. Lasset die Festivitäten beginnen!
VOGELFREY
Gähnende Leere in der Halle. Weniger Publikum habe ich nur am Six Feet Under-Konzert im Sommer erlebt. Damals sorgten gefühlte zehn Personen für Furore. Ganz so dramatisch ist es am heutigen Abend nicht. Trotzdem scheinen diese Mittelalterbands nicht wirklich grossartige Publikumsmagneten zu sein.
Die Spielmannstruppe Vogelfrey aus Hamburg übernimmt die Eröffnung des heutigen Konzertabends. Mittels Unterstützung der Instrumente Cello, Violine und insbesondere der Schalmei (grosses, «Oboen artiges» Blasinstrument) servieren sie der Zuhörerschaft umgehend die typischen, mittelalterlichen Klänge. Sänger Jannik Schmidt ist sich zwischendurch sogar nicht zu schade, ein paar Growls in die Stücke einzubauen.
Vogelfrey machen ihre Sache gut und bewegen die spärlich besetzte Zuhörerschaft zu ersten Tanzeinlagen. Ein am Ende doch gelungenes Warm-Up. Ich würde mir die Band zweifellos wieder einmal ansehen beziehungsweise anhören.
IGNIS FATUU
Die Geschichte zum nächsten Auftritt ist relativ schnell erzählt. Besuche an der Bar und beim Urinal dominieren die Spielzeit von Ignis Fatuu. Die Herrschaften haben mich nicht überzeugt. Es kommt nur sehr wenig Stimmung auf. Das haben Vogelfrey durchaus besser auf die Reihe bekommen. Sänger „P.G.“ Andreas Haensel bewegt sich zudem teilweise wie eine Pop-Queen. Die Stimme der Sängerin – deren werter Name mir leider entfallen ist – ist ebenfalls nicht gerade «Gehörgänge tauglich». Man stelle diese Dame doch bitte ab. Ne Ignis Fatuu, des woar nix.
FEUERSCHWANZ
Um 22 Uhr betreten dann schliesslich die Headliner des Abends die Bühne. Hauptmann Feuerschwanz führt seine tapferen Recken wieder einmal in die Schlacht. Es sind zwar etliche Lücken in den Publikumsreihen auszumache, aber gefeiert wird trotzdem mit vollem Einsatz. Ich bezeichne die anwesende Meute liebevoll als Krieger des Alkoholpegels.
Erwartungsgemäss serviert uns die Mittelalter-Comedy-Rock-Truppe zu Beginn gleich den Track «Sex Is Muss». Bei «unserem neuen Lieblingslied» kommt auch erstmals die sexy Mieze zum Einsatz. Mit vollem Einsatz und im gewohnten Katzenoutfit hält sie immer wieder ein Schild mit den magischen Worten in die Höhe. Da wird Sex wirklich ein Muss. Eigentlich wäre ich gerne beim Bandcasting dabei gewesen. Während alle anderen Mitglieder brav ihre Instrumente zugeteilt bekamen, wird der Jobbeschrieb der lieben Mieze wohl folgendermassen gelautet haben: «Und du machst die Männer geil!». Heute Abend erfüllt sie jedenfalls ihre Animationsaufgaben wieder einmal souverän.
Ja, die perverse Tendenz kann die Truppe definitiv nicht abstreiten. Eventuell liegt das aber auch an unserer heutigen Gesellschaft. Sicherlich gab es Zeiten, in denen Feuerschwanz einfach bloss der Name eines Drachen war. Heute denken jedoch alle gleich an brennende, männliche Glieder. Ihr Schelme!
Verhältnismässig früh im Set stellen Prinz Hodi und der Hauptmann dem Publikum dann auch bereits die einzig wichtige Frage des Abends. «Wonach gelüstet es euch denn heute Nacht?». «Blöde Frage. Saufgelage», antworten die anwesenden – und speziell an diesem Abend äusserst trinkfreudigen – Zuhörer. Ich sehe einen Samstag voller Kopfschmerzen auf mich zukommen.
Bei «Wunsch ist Wunsch» darf sich eine Maid aus dem Publikum zu den Helden auf die Bühne gesellen. Während sie rasch in ein Hauptmannkostüm gezwängt wird, taucht eben jener Hauptmann im wunderhübschen Feen-Kostüm auf. Welch prächtiger Anblick! Das Publikum hat aber nur einen einzigen Wunsch: «Bück dich Fee!». Dieser wird natürlich schnellstmöglich artig erfüllt.
Feuerschwanz ohne Met? Nein, das geht zweifelsohne nicht. Deswegen dürfen die ganzen Hymnen mit dieser Thematik keinesfalls fehlen. «Metnotsand im Märchenland», «Krieger des Mets» und «Metvernichter» strapazieren sämtliche Lebern und Geldbörsen der Zuhörerschaft. Jep, im Z7 ist an den Bars auch Met erhältlich *hicks*
«Taugenix» ehrt den gleichnamigen Bassisten der Band. Mir persönlich gefällt aber die Hymne für Gitarrist Hans ein wenig besser. Leider taucht diese in der heutigen Setlist nicht auf. Das ist aber jammern auf sehr hohem Niveau. Ansonsten werden wir an diesem Abend nämlich richtig verwöhnt.
Mit Nummern wie «Zuckerbrot und Peitsche» und «Ruderboot» neigt sich die Show ihrem Ende entgegen. Es wird nochmals ordentlich gefeiert, getanzt, gesprungen, gerudert, gesungen und – wen wundert’s – getrunken. Sichtbar zufrieden bedanken sich Feuerschwanz bei den noch anwesenden Personen. Ausserdem versprechen sie uns, bald wieder einmal in die schöne Schweiz zu kommen.
Fanzit
Es war ein Fest! Feuerschwanz überzeugen auch als Headliner. Ganze 100 Minuten lang durfte sie sich heute Abend austoben. Mit steigerndem Bekanntheitsgrad, werden künftige Hallen-Konzerte sicherlich besser besucht sein. An MPS-Events oder Festivals erfreut sich die Truppe schliesslich immer an grossen Publikumsmassen.
Nach der Show nimmt sich die Band dann noch Zeit für Geplauder und Fotos. Wir sahnen ein paar hübsche Schnappschüsse mit der charmanten Johanna von der Vögelweide (welche ein Name!), der scharfen Mieze (miez, miez), Prinz Hodi und sogar dem Hauptmann höchstpersönlich ab. Letztgenannter wird wohl nicht unglückgewesen sein, seine Rüstung endlich ablegen zu können. Während der Show herrschen darunter sicherlich Temperaturen von bis zu 50 Grad.
Die Band wirkt auf mich wie eine grosse Familie. Die haben wirklich Spass zusammen auf der Bühne. Dadurch sind Spielfreude und eine gelungene Show garantiert. So soll es doch sein. Auf bald, werte Freunde. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung. Jetzt ist zuerst einmal das «Nach-Hause-torkeln» angesagt.
Setliste Feuerschwanz
- Sex is Muss
- Moralisch (höchst verwerflich)
- Blöde Frage, Saufgelage
- Ringelpietz
- Wir lieben Dudelsack
- Es wollt ein Bauer früh aufstehn
- Wunsch ist Wunsch
- Ein Schelm, wer Böses dabei denkt
- Nachtlied
- Hexenjagd
- Ketzerei
- Metnotstand im Märchenland
- Seemannsliebe
- Taugenix
- Krieger des Mets
- Metvernichter
- Zuckerbrot und Peitsche
- NEG
- Ruderboot