Fr, 27. Mai 2016

MORTILLERY – Shapeshifter

Thrash Metal
11.11.2016

 Schneller und aggressiver Thrash Metal aus Kanada

… bei dem Frontröhre Cara McCutchens Gesang nicht immer ganz restlos überzeugt

Die kanadische Thrash Metal-Band Mortillery durfte ich erst kürzlich kennenlernen. Als Support-Act von Suicidal Angels eröffneten sie am 23. Oktober dieses Jahres den Konzertabend im Komplex Klub in Zürich. Trotz kurzer Spielzeit hat die Band direkt mein Interesse geweckt. Es war nämlich ein durchaus ansprechender Auftritt. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass unser Magazin-Chef pam noch auf ein Mail von Napalm Records gestossen ist, in welchem das Label um Reviews zum neuen Mortillery-Album «Shapeshifter» gebeten hat. Die Platte wurde am 27. Mai veröffentlicht. Und nun folgt – wenn auch mit ein wenig Verspätung – die dazugehörige Metalinside-Albumkritik.

Eröffnet wird die Scheibe mit dem Track «Radiation Sickness». Auf gut hörbare Marschier-Schritte folgen Gitarrenspiel und erste Drum-Schläge. Kurz darauf nimmt die ganze Geschichte Fahrt auf und wir werden das erste Mal so richtig angeschrien. Frontröhre Cara McCutchen gibt alles. Weiblicher Gesang bildet im Thrash Metal ja eigentlich eher die Ausnahme, aber fairerweise geben wir der Sache selbstverständlich eine Chance. Potenzial hat der Schreihals Cara definitiv. Aber Ihr Stimmchen überzeugt mich hier leider nicht über die gesamte Spieldauer des Tracks. Klingt teilweise nach «falsch Singen» und «fehlender Kraft» bei den Clear-Passagen. Gitarrenriffs und -soli sind dagegen ansprechend. Live war da irgendwie mehr Saft drin. Aber nach dem ersten Track wird natürlich noch kein Urteil gefällt.

«Age Of Stone» sprintet direkt los. Wahnsinns-Tempo! Headbanger-Zeit. Hier gefällt mir Caras Stimme schon deutlich besser. Aggressiv schmettert sie uns ihre Schrei-Tiraden entgegen. Ich lasse mich effektiv nur im Metal-Bereich freiwillig von einer Frau so anschreien. Alex Gutierrez und Kent Quinlan lassen ihre Saiten-Königinnen erneut richtig heulen. Definitiv ein Kandidat für den Top-Albumtrack. Aber da kommen ja noch sieben weitere Songs.

«Bullet» – die nächste Nummer – bohrt sich dann wirklich wie eine Kugel in die Gehörgänge des Zuhörers. Vergleiche zu Slayer oder älteren Songs von Metallica sind durchaus angebracht. Auch dieser Song besticht durch Aggressivität und Tempo. Caras Stimme bekundet leider mit den hohen Passagen wieder etwas Mühe. Gefällt mir einfach nicht. Glücklicherweise kommen diese erwähnten Tonlagen bei «Bullet» sehr selten vor. Mehrheitlich weiss der Track zu überzeugen. So geht Thrash Metal.

Ein fesselnder Gitarrenriff reitet den nächsten Song «Mantis» ein. Es folgt ein hoher Schrei von Cara, der mich erneut nicht ganz überzeugt. Irgendwie versucht sie wohl Rob Halford von Judas Priest nachzuahmen. Das gelingt jedoch nicht wirklich. Die aggressiveren Schreie sitzen dagegen schon viel besser. Erinnert mich stark an die 2015 aufgelöste – ebenfalls aus Kanada stammende – Band 3 Inches Of Blood.

Bei «Black Friday» müssen dann die Nackenmuskeln wieder einmal leiden. Ein weiteres Mal haut Caras Gesang mich nur teilweise aus den Socken. Die Clear-Voice-Passagen passen irgendwie nicht ganz ins Konzept. Dafür überzeugen das Gitarren- und das Schlagzeugspiel.  Als nächstes folgt die Nummer «Wendigo». Ein solider Thrash-Track bei dem es für einmal nicht viel zu meckern gibt. Live sicherlich eine Hymne, die das Publikum ordentlich durchdrehen lässt. Auch zu «At Gates» kann man seine eigene Haarpracht kräftig durchschütteln. Da tauchen erneut einige, packende Gitarrenriffs auf. Caras Gesang spaltet hingegen wieder die Gemüter. Sie und ich werden in diesem Bereich wohl keine echten Freunde mehr.

«Torture» bietet Thrash Metal vom Feinsten. Kreischende Gitarren, hohes Tempo, aggressiver Gesang – so muss das klingen. Da steuert sogar noch irgendjemand teilweise ein paar Growls bei. Coole Sache. Ab in den Moshpit und abfeiern. Ein starkes Gitarrensolo hat die Band gegen Ende des Songs ebenfalls noch eingebaut.

Für das Finale ist dann der namensgebende Titel des Albums selbst besorgt. Bei «Shapeshifter» bauen Mortillery nochmals alle möglichen Mittel ein. Erstmals stören mich auch die Clear-Voice-Passagen von Cara nicht. Bei dieser Nummer passen sie irgendwie dazu. Das Tempo ist zwar nicht ganz so hoch, aber die Nummer stellt trotzdem einen gelungenen Abschluss dar. Eine kleine «Final-Explosion». Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, dass der Track auch live ziemlich abgeht.

Fanzit

Ich habe überhaupt nichts gegen Frauengesang im Metal. Auch im Genrebereich Thrash Metal stellt dies eine willkommene Abwechslung dar. Zweifelsohne har Cara McCutchen auch ziemlich Talent. Die aggressiven Schreie und Passagen prallen mit voller Wucht auf einen ein. Aber die Clear-Voice-Teile überzeugen mich mehrheitlich eher weniger. Das könnte bei künftigen Alben ein wenig heruntergeschraubt werden und dann liegt auch eine höhere Bewertung drin.

Caras Bandkollegen – und Bandkollegin (Bassistin Miranda Wolfe) – können definitiv mit all ihren Instrumenten umgehen. Davon konnte ich mich auch live überzeugen. Abgesehen von den von mir kritisierten Gesangs-Stellen ist «Shapeshifter» ein durchaus gelungenes Thrash Metal-Werk. Wir werden in Zukunft sicher wieder von der Band aus Kanada hören.

Trackliste

  1. Radiation Sickness
  2. Age of Stone
  3. Bullet
  4. Mantis
  5. Black Friday
  6. Wendigo
  7. At The Gates
  8. Torture
  9. Shapeshifter

Line-up Mortillery

  • Cara McCutchen – Lead Vocals
  • Alex Gutierrez – Guitar
  • Kevin Gaudet – Drums
  • Miranda Wolfe – Bass
  • Kent Quinlan – Lead Guitar

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7/10



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Autor
11.11.2016
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