Bei strömendem Regen gings am Samstag, 5. November Richtung Genf um in der Arena auf dem Palexpo-Gelände ein weiteres Treffen mit Volbeat wahrzunehmen. Begeisternde Nebenerscheinung: mit im Gepäck sind auch die US-Fraktion Crobot, sowie die mächtigen Airbourne. Also noch zwei Gründe mehr um mit einem Lächeln in die Location zu marschieren und zu warten, bis die erste der Vorbands loslegt. Die Arena übrigens bei weitem nicht ausverkauft. Viele Sitzplätze im oberen Bereich der Halle sind leer und auch vor die Bühne kommt man relativ gut bis an die Wellenbrecher, wohlverstanden ohne sich durchquetschen zu müssen. Ich vermute, dass das Einzugsgebiet in diesem Teile des Landes wohl eben nicht so gross ist. Es war übrigens das erste Konzert in Genf von Volbeat.
Crobot
Für mich bereits ein erstes Highlight des Abends. Die Band war mir vorher nicht bekannt, mochte mich aber innert kürzester Zeit völlig zu überzeugen. Rifforientierter Rock mit einem Herrn am Mikro, welcher wirklich ein tolles Gesangsorgan besitzt (Brandon Yeagley). Der „dreckige Grooverock“ – so betitelt die Band ihre Musik selbst – schien auch bei allen anderen Zuschauern gut anzukommen. War der Applaus bei den ersten Songs noch eher verhalten, steigerte sich die Begeisterung des Publikums von Minute zu Minute. Perfekte Vorstellung der Amis.
Airbourne
Airbourne sind seit ihrer Gründung 2001 zu einer Macht im Hard-Rock und Rock n Roll Sektor gewachsen. Ihr Stil erinnert an AC/DC oder auch Rose Tattoo. Die Australier sprühen jeweils vor Spielfreude und Sänger Joel O`Keffee ist bekannt für seine Entertainerqualitäten, wie auch seinen Drang sich unter das Publikum zu mischen oder – falls vorhanden – auf Boxengerüste oder Aufbauten zu steigen. Auch an diesem Abend war das Publikum von Anfang an begeistert von der Power der Band. Mit ihren unverkennbaren Hymnen und einheizenden Songs waren sie die absolute richtige Vorband von Volbeat. Zudem schien es, dass viele Zuschauer nicht nur für Volbeat da waren, sondern eben auch für Airbourne.
Natürlich durfte auch heute ein Ausflug ins Publikum fehlen; Auf den Schultern eines Roadies mischte sich der Sänger einmal mehr mitten vor die Bühne ins Publikum. Nicht genug, später gegen Ende des Sets war er nochmal in der Menge anzutreffen. Dieses Mal auf dem kleinen Podest, welches für Menschen mit Handicap bereitgestellt wurde. Sehr sympathisch. Auch musikalisch überzeugte die Formation einmal mehr. Kompakt, riffgewaltig und druckvoll kam der Sound von der Bühne. So verging die Zeit im Flug und mit ihrem letzten Song Runnin` Wild ging es in eine kurze Umbaupause, bis die Bühne und Fans bereit für Volbeat waren.
Volbeat
Ich erinnere gerne daran, dass es noch nicht lange her ist, da waren Volbeat eine kleine aufstrebende Band, welche mit ihrem unverkennbaren Stil zwar Potenzial für mehr brachten, aber noch nicht Hallen in der Grössenordnung der Arena Genf oder des Hallenstadions füllten.
Viel Arbeit, ständiges Touren, einen eigenen Stil mit markanter Stimme und auch eine Prise Glück gehören dazu, dass die Band heute eine der ganz geschätzten in ihrem Gebiet sind. Trotz einiger wichtigen Besetzungswechsel blieb alles beim Alten und es sind kaum Unterschiede in der Spielweise ausmachbar. Dazu trägt sicher auch bei, dass Bandleader Michael Poulsen die Entwicklung der Band zu steuern vermag und immer wieder neue Ideen produziert um entsprechende Songs zu entwickeln, welche den bekannten Volbeat-Groove besitzen.
Nachdem der Vorgang gefallen war, welcher vor dem Start der Band die Bühne vor neugierigen Blicken schützte, legte die Band wie gewohnt auch gleich rasant los. Mit The Devil`s Bleeding Crown und Heaven nor Hell wurden bewusst schnelle und riffgewaltige Monstersongs in die Arena gepowert, welche das Publikum gleich total aus dem Häuschen brachten.
Der Bühnenaufbau war wie immer relativ schlicht gehalten. Im Background eine Grossleinwand, welche von GoPro Cams gespiesen wurde, die bei genauem Hinsehen an verschieden gut gewählten Orten montiert waren, um das Geschehen zu erfassen. Michael Poulsen legte einmal mehr eine Spiellaune an den Tag, von welcher sich andere Bands eine Scheibe abschneiden könnten. Auch die weiteren Mitstreiter der Band waren konzentriert und mit einem Lächeln im Gesicht auf der Bühne unterwegs, vorne weg Rob Caggiano, welcher in der Retrospektive ein Glücksfall für die Band war und ist. Nebst seinen Qualitäten als Produzent ist er auch auf der Bühne äusserst präsent und zeigt dies auch entsprechend.
Wenn man der Band unbedingt etwas vorwerfen möchte scheint es manchmal, dass die Bewegungen und die Interaktion mit dem Publikum ein wenig „theatralisch“ wirken. Ich persönlich sehe dies aber nicht so eng, immerhin wird jederzeit mit dem Publikum interagiert und dies scheint aus meiner Sicht ein wichtiger Teil zu sein, welcher die Band dorthin brachte, wo sie nun steht.
Im weiteren Verlauf des Konzertes wurden sowohl ältere Perlen wie auch einige Songs der neuen Scheibe „Seal the Deal & lets get Boogie“ zum Besten gegeben. The The Sad Man’s Tongue oder The Mirror And The Ripper fehlten genau so wenig wie die neue Hymne For Evigt, welche Englisch / Dänisch zum Besten gegeben wurde.
Volbeat scheinen das Touren nicht satt zu werden, nach Beendigung der Europa-Tournee wird es in Amerika weitergehen. Und die Fans? Nach dem Konzert sah ich eigentlich – wie fast immer – nur lächelnde Gesichter, welche die Arena Genf verliessen und in die kalte verregnete Nacht entschwanden.
Volbeat hat sich ganz einfach eine eigene Nische erschaffen. Auch Menschen, welche nicht unbedingt von Metal angetan sind finden Zugang zur Musik, wie sie Volbeat produziert, was ein weiteres Indiz für die heutige Grösse der Band ist. So rocken neben und hinter mir nicht nur Fans aus meiner Generation sondern ich sichte auch ältere Semester.
Die Stimme von Michael Poulsen ist natürlich das grosse Markenzeichen der Band, kompatibel mit schnellen Songs aber auch stimmlich schwierigeren Songs wie Gates of Babylon.
Was ich mich jedoch bei jedem der neueren Konzerte immer wieder von neuem Frage ist, wieso der Übersong „Gardens Tale“ nicht mehr gespielt wird. Falls mir da jemand eine Antwort liefern kann bin ich interessiert daran (Anm. von pam: Ja, die Antwort hätte ich gerne …).
Fanzit
Ein kurzweiliger, intensiver und überaus abwechslungsreicher Abend mit drei Bands, welche alle eine grosse Stärke besitzen: Die unverkennbare Spielfreude, sowie Sänger, welche mit ihrer Stimme und Art und Weise der Performance absolut überzeugen. Volbeat verstehen es die Brücke zum Publikum zu schlagen und haben an diesem Abend einmal mehr gezeigt, wieso sie zu einer solch mächtigen Institution herangewachsen sind. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs sich im nächsten Jahr auf dem einen oder anderen Festival zeigen und wir bald wieder eine Pilgerreise unternehmen dürfen. Airbourne und Crobot können sich von diesem intensiven Abend jedoch auch eine ganz grosse Scheibe abschneiden. Es war einfach perfekt! Let`s get ready to ruuumble…..
Setliste Crobot
- I dont know
- Not For Sale
- Skull of Geronimo
- Right Between the Eyes“
- Plague of the Mammoths
- Easy Money
- Nowhere to Hide
- Welcome to Fat City
Setliste Airbourne
- Ready to Rock
- Too Much, Too Young, Too Fast
- Rivalry
- Girls in Black
- It’s All For Rock N‘ Roll
- Breakin‘ Outta Hell
- Diamond in the Rough
- Live It Up
- Runnin‘ Wild
Setliste Volbeat
- The Devil’s Bleeding Crown
- Heaven Nor Hell
- A Warriors Call
- I Only Wanna Be With You
- Lola Montez
- Let It Burn
- The Sad Man’s Tongue
- Hallelujah Goat
- Gates Of Babylon
- Slaytan/Dead But Rising
- 16 Dollars
- For Evigt
- The Mirror And The Ripper
- Fallen
- BOA
- Goodbye Forever
- Black Rose*
- Doc Holiday*
- Seal The Deal*
- Still Counting*
*Zugabe