70‘000 Tons of Metal, Episode 6 – aus Fehlern gelernt / Kampf gegen die Elemente
(Kaufi) Als Ende Januar 2015 die „Liberty of the Seas“ in Fort Lauderdale anlegte und die Metal Fans wieder in den Alltag entliess, waren nicht alle rundum zufrieden. Zuviel war vor allem im Vorfeld nicht optimal gelaufen (Stichwort: Bandbestätigungen) und auch der Wechsel von der liebgewonnen „Majesty of the Seas“ zur „Liberty“ mit 50% mehr Leuten und Bands stiess nicht überall auf Begeisterung. Auch ich selber hab mal den Gedanken gehabt, eine Pause zu machen. Aber den hab ich dann doch recht schnell wieder verworfen – es ist schlicht ein zu geiles Festival, als dass man das verpassen möchte, selbst wenn es mal nicht ganz perfekt ist.
Das Line up 2016 beinhaltet zudem einige richtige Schwergewichte der Szene, auch wenn es für meinen persönlichen Geschmack etwas zu hart ist. Aber schlussendlich sind mit HammerFall und Gamma Ray zwei meiner absoluten Top Bands an Bord, da ist der Rest schon fast nebensächlich… Für mich ebenfalls optimal ist die Verschiebung des Datums auf Anfang Februar. Zwar findet genau an diesem Sonntag die Super Bowl statt, aber dass die übertragen wird, ist selbstverständlich! Bleibt einfach die Hoffnung auf eine angenehme Running Order während dieser dreieinhalb Stunden… Also dann: Koffer packen und los geht’s!
(Röschu) Die Vorfreude auf 5 Tage Karibik, mit vielen bekannten Gesichtern, gehörig Pre- und After-Cruise Parties, grossartigen Bands und ein paar Bierchen war bei mir nie so gross wie dieses Jahr! Wieso? Schwierig zu sagen – die deutlich aktivere Kommunikation seitens der Organisatoren, die relativ frühen Ankündigungen des äusserst ausgewogenen Line-Ups und die Gewissheit, dass die selben Rahmenbedingungen wie letztes Jahr auf diverse Verbesserungen hoffen lassen, tragen sicher ihren Teil dazu bei. Ach ja, und dann ist da ja noch das Rahmenprogramm: Florida, warme Temperaturen, viel Sonnenschein, dazu passend ein paar Eishockeyspiele… auch daran könnte man sich gewöhnen!
Das Wochenende zuvor – Florida Metal Fest in Tampa
Florida mit Heavy Metal in Verbindung zu bringen liegt zumindest wegen 70’000 Tons of Metal nahe – dabei geht fast vergessen, dass der südlichste Bundesstaat in Bezug auf harte Gitarren-Klänge viel mehr zu bieten hat. Dass die Szene fast vollständig in den Untergrund verdrängt wurde, liegt nicht zuletzt daran, dass der Lifestyle im südlichen Florida in so ziemlich allen Belangen weit an der Metal-Kultur vorbeigeht, egal ob im Party-Mekka Miami, in den von Sonnenschein und Gemütlichkeit geprägten Keys oder im eher den Senioren und Familien verfallenen Fort Lauderdale. Ändern soll sich das künftig in Tampa – seinerseits Heimat des Florida Death Metals. Das Florida Metal Fest am 30. Januar ist dieses Jahr meine erste Destination: ein Ein-Tages-Festival im alt-ehrwürdigen Stadtteil Ybor-City lockt mit Namen wie Obituary, Atheist, Deicide oder Madball Metalfans aus aller Welt an. Und das alles Open Air! Ein starker Auftakt für meinen diesjährigen US-Trip, so darf es weitergehen!
Montag, 1. Februar 2016 – Röschus Anreise nach Fort Lauderdale
So geht es am Montag ab an Floridas Ostküste. Wie im Jahr zuvor konzentriert sich der Grossteil der Warm-Up Events auf den Raum Fort Lauderdale – aus organisatorischen Gründen finden diese aber nicht wie zuletzt in Hollywood Beach, sondern rund 30km weiter nördlich statt. Kurz einchecken und das äusserst geräumige Zimmer mit Meerblick beziehen – so lässt es sich doch aushalten! Am Strand trifft man dann bereits die ersten bekannten Gesichter, also ab an die Tiki-Bar des Nachbarhotels. Und ja, hier lauern gleich die nächsten Survivor der letztjährigen Cruise… Es bleibt mir also nicht viel anderes übrig als mich der ausgelassenen Vorfreude hinzugeben. Ein erster Event steht bereits am Abend in der Dive Bar gleich um die Ecke an: Karaoke-Party mit David Pavon, seinerseits dann auch für die Karaoke-Nächte an Bord der „Indepencende of the Seas“ verantwortlich! Gutes Bier, feuchtfröhliche Stimmung und viel schlechter Gesang (mit wenigen, aber durchaus hörenswerten Ausnahmen!).
Dienstag, 2. Februar 2016 – Kaufis Anreise nach Florida
(Kaufi) Auch dieses Jahr startet die Reise zwei Tage zuvor. Mit Flug LX 66 geht’s entspannt und gemütlich Richtung Miami. Einzig dass man während etwa drei Stunden keinen Alkohol ausgeschenkt bekommt, ist eine lästige Randnotiz. Die Einreise in die USA – eigentlich eine schleppende Angelegenheit. Wartezeiten von mindestens 60 Minuten an der Tagesordnung. Aber hoppla: da stehen mittlerweile massenhaft Automaten, welche die Einreise massiv beschleunigen! Nach einer Viertelstunde stehen wir bereits an der Gepäckausgabe… Nun ja – dass das wirklich grosse Warten noch folgen würde, ahnte da noch niemand… Die deutschen Kollegen sind ebenfalls da, also ab ins Taxi und ins Hotel, welches direkt am Hollywood Beach liegt. Nach dem Einchecken dauert es keine fünf Minuten, bis ich das erste Mal im angenehm warmen Atlantik bin…. Der Tag war lang und so geht’s nach Abendessen und Bier in die Heia.
Mittwoch, 3. Februar 2016 – Aufwärmen für die Party des Jahres
(Röschu) Nach dem gestrigen Tag mit obligatem Besuch im Restaurant von Maiden-Schlagzeuger Nico McBrain („Rock n’ Roll Ribs“) und anschliessendem Bier in einer nahen Brauerei in Fort Lauderdale, steht heute die legendäre Beach Party auf dem Programm. Aber erst mal ausschlafen, frühstücken und danach im hoteleigenen Whirlpool etwas entspannen…
(Kaufi) Unterdessen wurde auch die letzte Band noch bekannt gegeben (Diamond Head) und so ist die Running Order bereits einen Tag vor Abfahrt erhältlich. Das führt selbstredend zu genauem Studium, wer sich allenfalls mit wem überschneidet, man findet erste Pausen, wo man sich zum Bier oder zum Essen treffen kann – kurz: Für Gesprächsstoff ist gesorgt! Nach einem Besuch im Hard Rock Café ist es wieder Zeit für die alljährliche Warm Up Beach Party, die dieses Jahr einiges nördlich vom Port Everglades stattfindet. Das merkt man dann am Ende der Reise, wenn die Taxikosten höher waren als die des Bierkonsums…
Es ist immer wieder beeindruckend, wie da hunderte Metalfans aus aller Welt den Strand bevölkern, für die Fotografen und fürs TV posen (merke: alles Schreien nützt bei einem Foto nichts, man hört nichts auf dem Bild!) und ansonsten gemütlich ein paar Bierchen zischen. Auch die angerückte Polizei liess verlauten, dass man problemlos weiter Party machen darf, nur der Typ, der mit brennenden Stäben jongliert, muss damit aufhören. Allzu lange bleiben wir jedoch nicht, ein letztes Mal eine anständige Mütze Schlaf bevor es richtig losgeht, kann nicht schaden. Dummerweise hat einer den Biervorrat im Hotel aufgestockt – der Plan geht schlussendlich nicht ganz so auf…
(Röschu) Auf Taxi-Fahrten können wir zum Glück verzichten, unser Hotel liegt direkt neben demjenigen, welches die Strandparty auf die Beine gestellt hat. Entsprechend zieht sich der Nachmittag ganz schön in die Länge, wie gewohnt lernt man hier bei ausgelassener Stimmung Leute kennen und trifft vor allem viele bekannte Gesichter der letzten Jahre (hey Kaufi! 🙂 ) – und wenn man sich dann gut angeheitert ins Bett legt, erreicht die Vorfreude auf die „70’000 Tons of Metal“ ihren absoluten Höhepunkt! Wecker stellen und ein letztes Mal richtig schlafen. Dann kann’s losgehen…
Donnerstag, 4. Februar 2016 – Tag 1: erste Lektion im Schulfach „Heavy Metal“
(Kaufi) Vor einem Jahr herrschte am Port Everglades das nackte Chaos. Die Warteschlange um auf das Schiff zu kommen, schien unendlich zu sein. Was allerdings nicht das Problem der 70K Cruise, sondern des Ports war. Dieses Mal ist es deutlich angenehmer, aber vielleicht liegt das auch an unserer recht frühen Anreise. Jedenfalls sind wir bereits zur Mittagszeit auf dem Schiff, wo auf dem Pooldeck gleich ein erstes Mal die Kreditwürdigkeit überprüft wird. Budweiser da, scheint ok zu sein! Apropos Pooldeck: da muss ja noch eine Bühne hin. Aber davon ist noch nichts zu sehen, da wird vorerst mal kräftig Material per Kran geliefert… Die Anzahl der Arbeiter ist zudem massiv aufgestockt worden, das Desaster beim Aufbau aus dem Vorjahr soll sich nicht wiederholen. Alles also im grünen Bereich, denn die ersten Konzerte sind ja sowieso erst am nächsten Morgen angesagt.
Unterdessen mischen sich die ersten Bands unter die Leute: Pontus Norgren und Frederik Larson von Hammerfall sind da, ihre beiden Kumpane Oscar Dronjak und Joachim Cans sind sogleich begehrte Fotosujets. Man trifft alte Bekannte, man smalltalkt überall – und alles ist deutlich entspannter als im Vorjahr! Scheint so, als ob auch die Stammgäste sich an das grössere Schiff gewöhnen…
Die Rettungsübung findet selbstredend auch wieder statt – ist immer wieder spassig, wie der Kapitän da am Ende mit tosendem Applaus bedacht wird.
Dieses Jahr ist mein erster musikalischer Programmpunkt nicht gleichzeitig mit der Hafenausfahrt, daher bleib ich draussen und geniesse die Momente, wie dieser Koloss – begleitet von Polizeibooten – den Weg ins offene Meer in Angriff nimmt.
(Röschu) Ob Miami oder Fort Lauderdale: Die Eindrücke beim Verlassen des Hafens sind gewaltig! Floridas Sonnenuntergänge sorgen an sich schon für eine atemberaubende Stimmung, unbezahlbar ist dann, einen solchen von Bord dieses gigantischen Kreuzers bestaunen zu dürfen. Auch sonst läuft soweit alles äusserst gemütlich: Das letztjährige Desaster beim Boarding hat sich – dank des neuen Terminals – nicht wiederholt, umso mehr Zeit bleibt fürs Einstimmen auf dem Sonnendeck. Die Sache mit dem Bühnenaufbau wird die Crew ja hoffentlich auch besser im Griff haben. Kleine Änderungen beim Design des Bereichs vor der Bühne springen mir schon mal ins Auge: So scheint die letztjährige Stolperfalle im Pit durch einen gleichmässig erhöhten Boden ausgemerzt zu werden. Schön zu sehen!
Mit der Orientierung auf dem Schiff sollte es nun auch wesentlich besser klappen: Die „Independence of the Seas“ ist als Schwesterschiff praktisch baugleich wie die letztjährige Liberty. Casino, Windjammer-Café und Pool-Bühne dienen als Orientierungshilfen, und sollte doch mal der Alkohol die Führung übernehmen, verhindert die ziemlich zentral gelegene Kabine dass ich (erneut) Mal für Mal die ganze Länge des Schiffes zurück laufen muss…
Delain
(Kaufi) So, aber jetzt wird es auch Zeit für Musik! Mir gefällt die Running Order recht gut, denn ich muss kaum in die Pyramid Lounge gehen – „meine“ Bands spielen fast ausschliesslich auf den grossen Bühnen. Doch irren ist bekanntlich menschlich, das werde ich dann auch noch merken… Während in der Lounge (Raven) und im Ice Rink (Carach Angren) die ersten Bands bereits auf der Bühne stehen, ist mein erster Programmpunkt um 18 Uhr im grossen Theater: Delain! Da scheint noch nicht alles ganz fertig zu sein. So stehen dann einige Hundert Fans vor den geschlossenen Türen. Nein, falsch – vor den geschlossen Türen stehen vielleicht 40, 50 Fans. Die restlichen stauen sich in den Vorräumen und auf den Treppen… Als um 18.15h die Türen endlich aufgehen, läuft drinnen bereits das Intro, während die Holländer die Bühne betreten strömen immer noch massig Leute hinein!
Fronterin Charlotte Wessels hat sich heute in eine etwas gewöhnungsbedürftige Garderobe geschmissen, das tut aber der Spielfreude keinen Abbruch. Allen voran der jungen Gitarristin Merel Bechtold scheint das Grinsen ins Gesicht gemeisselt. Ganz klar: hier haben eine Menge Leute auf und vor der Bühne mächtig Spass! Delain zocken dazu auch eine der besseren Setlists, vor allem „Get the Devil out of me“ ist gigantisch, aber auch sonst räumen die vier Herren und ihre zwei Ladies gnadenlos ab. Aufgrund der Verspätung müssen allerdings „Here come the Vultures“ und „Mother Machine“ über die Klippe springen, aber „We are the Others“ gibt dem Publikum den Rest. Ganz starker Beginn!
Setliste Delain
- Suckerpunch
- Get the Devil out of meArmy of Dolls
- Tell me, Mechanist
- Sleepwalkers Dream
- Don’t let goNot enough
- We are the Others
(Röschu) Ein Auftakt nach Mass, was Delain im Theater gezeigt haben! So dürfte es doch eigentlich weiter gehen. Dürfte. Denn bei Dragonforce dauert nun schon mal alles wesentlich länger. Obwohl alles bereitzustehen scheint, tut sich hier nichts. Diskussionen, wieder etwas Sound-Check, wieder Diskussionen – und auch nach einer halben Stunde noch keine News. Dann eben nicht – ich verzieh mich in Richtung Icerink, dort stehen in ein paar Minuten At the Gates auf der Bühne! Ob Dragonforce noch was bieten kann werde ich dann im Nachhinein erfahren.
Twilight Force
(Kaufi) Nach einer Essenspause (das Buffet im Windjammer Restaurant ist auch in diesem Jahr wieder fantastisch!) geht’s jetzt zum ersten Mal in die berüchtigte Lounge. Power Metal aus Schweden ist angesagt: Twilight Force. Und hier habe ich ein Dejà vu: Eigentlich kennt doch kaum einer diese Band. Aber die Lounge wird richtig voll – sowas hab ich das letzte Mal bei Gloryhammer erlebt! Und dem Publikum wird eine Highspeed Granate nach der anderen um die Ohren gehauen, dieses dankt es mit erstaunlicher Textsicherheit und singt inbrünstig mit. Sänger Christian Eriksson strahlt wie ein Atomkraftwerk; beim Rest der Band ist dies aufgrund der Maskierung zwar nicht zu sehen, aber anzunehmen, dass es ihnen gleich geht. 6 Songs und 35 Minuten sind schnell rum und die Vorfreude auf Sonntag steigt, denn da sollen sie morgens um 10 Uhr auf der Poolbühne ran. DAS gibt dann ein Fest… (oder auch nicht…)
Setliste Twilight Force
- Forest of Destiny
- Enchanted Dragon of Wisdom
- Twilight Horizon
- Made of Steel
- Gates of Glory
- The Power of the ancient Force
Unterdessen dringt die Kunde vom Dragonforce Gig im Theater durch. Der soll gerade mal einen einzigen Song lang gedauert haben…? Des Rätsels Lösung: Die Engländer wollten auf ihrem eigenen Equipment spielen, aber das Mischpult war nach Revision nicht wieder eingestellt worden… und als alles bereit war, blieb Zeit für eine Nummer! Ein klassisches Eigentor der Hochgeschwindigkeitsmaschine – es wird interessant zu sehen, wie die Organisatoren darauf reagieren werden… Röschu, weisst Du da noch mehr?
At The Gates
(Röschu) Das wird sich zeigen. Wie man so hört liegt der Fehler alleine bei der Band, ob man da ein Entgegenkommen des Organisators erwarten kann? Mal so viel: Wenn irgendwo ein Spot offen bleibt, dürfte es sie nichts kosten, diesen den Briten zur Verfügung zu stellen – alles andere wäre dann doch einfach schade für die Fans.
Gross Gedanken dazu mache ich mir aber momentan nicht. Denn mit At the Gates steht im Studio B eine Band auf der Bühne, welche das Genre des Melodic Death geprägt hat wie kaum eine andere. Die Jungs um Tomas Lindberg füllen die Eishalle – wo sich sonst Figuren aus Disney-Musicals oder ähnlichem austoben – wie keine zweite Band an diesem Abend. Und dies aus gutem Grund: Auch wenn zu Beginn etwas schwammig abgemischt, zeigen die Schweden einen starken, geradlinigen Auftritt. Dementsprechend gut ist die Stimmung: Circle Pits, Crowdsurfing und Headbangen zu energiegeladenen Songs wie „Slaughter of the Soul“ und „Blinded by Fear“ – auch wenn ich noch lange nicht ans Ende dieser Cruise denken will, so freue ich mich doch darauf, diese Truppe später in Fort Lauderdale nochmals live zu sehen!
Setliste At the Gates
- Death and the Labyrinth
- At War With Reality
- The Swarm
- The Circular Ruins
- Slaughter of the Soul
- Cold
- Nausea
- Heroes and Tombs
- World of Lies
- The Night Eternal
Lacuna Coil
(Kaufi) Nach Twilight Force geht’s zurück ins Theater. Lacuna Coil sind an der Reihe, und die hab ich vom letzten Mal recht gut in Erinnerung gehabt. Aber heute will mich das irgendwie nicht packen, keine Ahnung warum. Liegt vielleicht an den beiden starken Auftritten von Delain und Twilight Force… Naja, was trinken und dann kommt eh DAS Highlight des Tages.
Sodom
(Röschu) Und auf dieses freu ich mich auch bereits riesig! Aber nach Lacuna Coil (nebenbei: ja, die konnten sogar pünktlich loslegen!) geht‘s für mich nochmal kurz ins Studio B: Die alt-Thrasher von Sodom bringen dort grad die gut abgedeckte Eisfläche zum bersten. Vor allem die wohl schnellste Version überhaupt des Kultsongs „Surfin’ Birds“ von den Thrashmen sorgt für Stimmung – ein Security weist mich dann kurz aber entschieden zurecht, im Fotograben wird Headbangen offenbar nicht gerne gesehen. Egal, den Auftritt der Deutschen kann man kurz auf den Punkt bringen: Geil!
Iced Earth
(Kaufi) Ladies and Gentlemen: DIE HEADLINER! In den letzten paar Jahren hab ich Iced Earth doch einige Male live gesehen. Mit Ripper, mit Barlow und natürlich auch mit dem aktuellen Fronter Stu Block. Nicht immer vermochten mich die Herren, die hier einen Heimvorteil haben, restlos zu überzeugen. Doch heute sieht das ganz anders aus!
Was John Schaffer, Stu Block, Troy Seele, Luke Appleton und Rückkehrer Brent Smedley hier vom Stapel lassen, ist schlichtweg nicht von dieser Welt! Klar: sie haben den Vorteil, dass sie als eine der wenigen Bands 75 Minuten Spielzeit haben. Sowas muss man allerdings zuerst auch ausnutzen – und das machen die Fünf auf unglaubliche Weise! Das ist eine Lehrstunde in Sachen Heavy Metal! Hier stimmt alles: vom Opener „Plagues of Babylon“ bis zur Schlussnummer „Watching over me“ gibt es einfach nur Metal PUR. Unglaublich, wie hart, wie tight die Songs rüberkommen, es ist der schiere Wahnsinn. Selbst die neueren Songs, die ich zumindest teilweise auf Konserve nicht so prickelnd finde, ballern heute wie blöd. Das Theater ist bumsvoll, die Fans sind ebenso euphorisch und feiern die mit vielen Goodies gespickte Setlist („Daminen“! „The Hunter“!) nach all den bekannten Regeln der Kunst ab. Wenn man bedenkt, dass der letzte Auftritt der Band über eineinhalb Jahre her ist, kann man über diese Performance echt nur staunen. Iced Earth legen hier die Messlatte für alle anderen Bands verdammt hoch, und nur wenige werden gegen diese Performance wirklich noch anstinken können. Ganz GANZ grosses Kino!
Setliste Iced Earth
- Plagues of Babylon
- Democide
- Burning Times
- Pure Evil
- The Hunter
- Damien
- If I could see you
- Days of Rage
- Vengeance is mine
- Melancholy (Holy Martyr)
- My own Savior
- Dystopia
- V
- Watching over me
Diamond Head
Nach dieser Galavorstellung brauch ich erst mal eine Verschnauf- (= Bier)pause. Aber dann traue ich mich doch nochmal in die Pyramid Lounge, dort stehen mittlerweile Diamond Head auf der Bühne. Ein Überbleibsel der NWOBHM, ihr grösster Hit wurde wohl vor allem auch dadurch ein Hit, weil er von Metallica gecovert wurde. Wenn ich das richtig sehe, ist vom Original Line Up aus dem Jahr 1976 nur noch Gitarrist Brian Tatler übrig. Vielleicht 150 Nasen sind ebenfalls hierhin gepilgert, um sich eine Dosis altes Zeugs reinzupfeiffen. Zwei neue Songs finden den Weg in die Setlist, und erkennen tu ich von den Klassikern „It’s Electric“ und natürlich „Am I evil“, beide wie gesagt von Metallica gecovert. Aber es tönt auch im Original recht anständig und ich notier mir die Spielzeit der zweiten Show unter besseren Bedingungen…
Setliste Diamond Head
- Helpess
- Bones
- Lightning tot he Nations
- Shout at the Devil
- To Heaven from Hell
- Shoot out the Lights
- It’s Electric
- The Prince
- Am I evil?
Eigentlich wären Rhapsody of Fire noch etwas zum Anschauen. Aber die Müdigkeit nimmt überhand, und da ich traditionell zu den Frühaufstehern am zweiten Tag gehöre, melde ich mich ab zum Kissenhorchdienst.
Rhapsody Of Fire
(Röschu) Nach dem Auftritt von Iced Earth hab ich mich mal für etwas Stärkung zurückziehen müssen – ein so kraftvoller Auftritt wird ja kaum noch zu übertreffen sein! Nachdem sich die Nacht nun doch schon etwas in die Länge zieht, hat zumindest meine Kamera mal Feierabend. Bei Rhapsody of Fire schau ich aber doch noch kurz rein: Diese lohnen sich vor allem, weil sie nicht nur musikalisch für etwas Abwechslung sorgen, sondern auch sprachlich. Wie viele italienische Metalsongs kenne ich denn eigentlich? Während „Lamento Eroico“ stell ich mir diese Frage kurz, ohne wirklich darüber nachzudenken. Stattdessen hole mir schnell ein Peroni (jepp, kenne wohl mehr italienische Biersorten als Metalsongs) (Anm. Kaufi: will man sowas kennen…? *gg* ) (Anm. Röschu: Solange ich `ne Alternative zu Budweiser finde ist mir alles recht…) und geniesse das ausgewogene Set der Italiener zu Ende. Zum Abschluss gibt‘s dann morgens um 4 noch eine gehörige Portion an finnischem Melo-Death auf die Rübe. Insomnium sorgen auch zu später Stunde noch für richtig gute Stimmung – danach ist aber auch endlich mal Zeit für ein wenig Schlaf. Das Programm der nächsten Tage wird es schliesslich weiterhin in sich haben!
Freitag, 5. Februar 2016 – Tag 2: Shopping und nächste Schulstunden
Same procedure as last year? Same procedure as every year! Morgens um 8 Uhr öffnet der Merch Shop. Eigentlich sollte man denken, dass man ja über die nächsten drei Tage genügend Zeit für Shopping hat. Und Festival Shirts zu bekommen, ist auch am nächsten Tag kaum ein Problem. Aber es hat doch einige Bands, die spezielle Merch kreieren, die logischerweise relativ limitiert ist. Wer sich sowas abholen will, sollte früh aufstehen und Geduld mitbringen… Meine Wenigkeit kämpft sich also sehr zeitig aus den Federn und schlurft knapp zwei Stunden (!) vor Öffnung mal los. Vor dem Shop angekommen, trifft mich schier der Schlag: da haben einige offensichtlich campiert! Da liegen Leute mit Kissen und Decken am Boden, insgesamt warten sicher schon 100 Leute da im Gang… Als um 8.15h die Türen aufgehen ist die Schlange mindestens um das doppelte angewachsen! Gamma Ray Sänger Frank Beck schleicht ziemlich gerädert (resp. grippegeplagt) durch die Gegend und staunt wohl auch über diese Meute, die da frühmorgens sackfriedlich einfach rumsteht…
Auch beim Merch haben die Verantwortlichen einiges gelernt. Am Eingang stehen die Bands aufgelistet, die nichts dabei haben – da muss man also nicht unbedingt eine halbe Ewigkeit anstehen für nix. Dann wurden die Artikel, die speziell für die Cruise gemacht wurden, auch dementsprechend gekennzeichnet – macht alles auch etwas übersichtlicher. Das Personal wurde zudem deutlich aufgestockt. Das System ist immer noch das Gleiche (man wird abgeholt, sagt was man will, geht zu Kasse), aber es sind jetzt mehr Leute da und auch Kassen hat es mindestens eine mehr. Dennoch dauert es für mich nochmals mehr als eineinhalb Stunden, bis ich meinen Stoff habe… Aber man hat genügend Zeit, sich alle Artikel anzusehen und auszuwählen. Tragisch, dass dann immer noch zig Leute (und nicht nur Frauen…!) abgeholt werden und dann beginnen sie zu überlegen, was sie jetzt kaufen sollen. Ich war nach zwei Minuten an der Kasse – und hab dabei die zwei vor mir überholt…
Nun aber raus an die Sonne! Um 10h sollen Visions of Atlantis die Poolbühne einweihen. Aber hoppla – als ich da anmarschiere, sieht noch gar nichts nach Musik aus! Wiederholt sich etwa doch das Fiakso vom letzten Jahr? Man will es nicht hoffen… Na gut – dann wird das Programm geändert zu „Frühstück“ und „Pool“. Die Open Air Bühne wird derweil fertig gemacht, einfach ohne die grossen Banner auf den Seiten. Die Verzögerung – so erklärt das Skipper Andy Piller später an der Pressekonferenz – ist verursacht worden durch starke Winde während der Nacht. Da die Sicherheit der Arbeiter richtigerweise Vorrang hat, wird diese Verspätung halt in Kauf genommen. So schlimm wie letztes Jahr ist es jedoch glücklicherweise nicht. Der Auftritt von VoA wurde zwar mittlerweile mal gestrichen, aber mit einer halben Stunde Verspätung spielen dann Holy Moses als erste auf unter freiem Himmel. Damit der Zeitplan einigermassen eingehalten werden kann, werden jetzt erstmal die Spielzeiten etwas verkürzt. Darunter leidet dann auch eine „meiner“ Bands…
Gamma Ray
Mit gut 20 Minuten Verspätung stürmen die Hanseaten Gamma Ray die Bühne. Kurz vorher ist noch ein Typ mit einem schwarzen Filzer unterwegs und kritzelt auf den Setlists rum – auch hier wird also an der Playing Time geschraubt… So wird das uralte „Last before the Storm“ zum überraschenden Opener! Danach folgt ein Hit nach dem anderen, „I want out“ wird wie immer mächtig abgefeiert, „Rebellion in Dreamland“, „Heavy Metal Universe“ und „Ride the Sky“ gibt’s in Medley Form und „Somewhere out in Space“ beendet einen viel zu kurzen Auftritt. Denn der „richtige“ Rausschmeisser „Send me a Sign“ wurde ebenfalls geschwärzt… Was aber auch hier augenscheinlich ist: der unglaublichen Spass, denn alle Beteiligten haben. Dauergrinsen überall, Dirk Schlächter am Bass post rum, als ob es kein Morgen gäbe, Frank ist trotz Grippe erstaunlich gut bei Stimme und Kai ist so souverän wie eh und je. Insgesamt der nächste fantastische Auftritt auf dieser Cruise!
Setliste Gamma Ray
- Last before the Storm
- Fight
- I want out
- Dethrone Tyranny
- Master of Confusion
- Rebellion in Dreamland / Heavy Metal Universe / Ride the Sky
- Somewhere out in Space
Subway To Sally
Als nächstes sind Subway to Sally an der Reihe, ebenfalls Open Air. Wie gut oder wie schlecht die Truppe ist, vermag ich nicht zu beurteilen – ich kann mit diesem Mittelalterzeugs einfach nichts anfangen und mache nur ein paar Fotos. Dennoch fallen mir zwei Dinge auf: das Publikum ist massiv geschrumpft – da stehen noch maximal ein Drittel der Leute da im Vergleich zu Gamma Ray, da war es nämlich richtig voll! Und auch das Interesse der Medien scheint deutlich kleiner: während bei den Norddeutschen im Fotograben kaum ein Durchkommen war, sind jetzt vielleicht fünf oder sechs Knipser am Werk. Irgendwie hätte ich gedacht, dass die Potsdamer populärer wären…? Nun ja, vielleicht kann Röschu ja noch etwas zur Qualität des Auftrittes erzählen, der ebenfalls um zwei Songs gekürzt ist.
Setliste Subway to Sally
- Warte, Warte
- Mitgift
- Grausame Schwester
- Arme Ellen Schmitt
- Ohne Liebe
- Sag dem Teufel
- Ad Mortem Festinamus
- Kleid aus Rosen
- Sieben
- Tanz auf dem Vulkan
- Veitstanz
- Julia & die Räuber
Während ich von der ersten (kurzen) Pressekonferenz zurückkomme und immer noch Subway to Sally spielen, entdecke ich vier Schweizer am Tisch – Jassen in der Karibik! Sehr cool!
HammerFall
Nun wird es wieder bumsvoll vor der Bühne. Und es folgt – nach Iced Earth am Vorabend – die nächste Schulstunde des Metal. It’s HAMMER TIME! HammerFall kommen und knallen in einer Stunde alles an die Wand, was bisher auf diesem Schiff gespielt hat! Ich hab die Schweden in den letzten 15 Jahren weiss der Hector schon einige Male live erlebt. Meistens grossartig, selten durchzogen. Aber was Joachim Cans, Oscar Dronjak, Pontus Norgren, Frederik Larsson und David Wallin hier vom Stapel lassen, ist fast nicht mehr von dieser Welt! Die Pause hat der Band gut getan, der Spass ist zurück und der Spass hier unter diesen Bedingungen spielen zu können, ist auch diesen fünf zu jeder Sekunde in den Gesichtern abzulesen. Sie sind dazu die ersten, denen an diesem Tag die Spielzeit nicht gekürzt wird – Joachim erklärt martialisch „We don’t cut sets short!“ Und das Publikum dankt es ihnen mit purer Euphorie – wobei vor allem die Südamerikaner teilweise völlig am Rad drehen. Die Setliste ist Spitzenklasse und die Ankündigung, dass mindestens 75% der Songs ausgewechselt werden bei der zweiten Show wird ebenfalls mit riesigem Jubel goutiert. Nach einer Stunde bin nicht nur ich nudelfertig – ohne Wenn und Aber das bislang beste Konzert! Einzig die erwähnte Iced Earth Show ist da ganz nah dran… aber eben nur dran… Und jetzt möge man bitte noch einen genauen Blick auf diese Setliste werfen! „Ausgewogen“ ist nur der Vorname – ausser „Infected“ werden hier ALLE Alben berücksichtigt…
Setliste HammerFall
- Hector’s Hymn
- Any means necessary
- Renegade
- Blood Bound
- Let the Hammer fall
- 400 meter Medley
- Threshold
- Last Man standing
- Hammerfall
- Bushido
- Hearts on Fire
Nach diesem Spektakel muss ich mich erstmal mit einem Hopfentee stärken. Dann geht’s gleich weiter zum Meet & Greet mit Twilight Force. Da haut’s mich glatt zum nächsten Mal aus den Badelatschen: die sechs Jungs stehen alle in voller Bühnenmontur da! Die ziehen ihr Konzept auch hier kompromisslos durch… das sollte ich dann zwei Tage später beim Interview auch noch merken…! Hier posieren die Schweden jetzt jedenfalls weiterhin für und mit ihren Fans, mal kurz quatschen geht kaum, da tauchen schon die nächsten auf. Und am Tisch daneben sitzen Visions Of Atlantis und keiner geht zu denen. Schon recht bitter…
Stratovarius
Um halb acht ist es Zeit für meine erste Indoor Show des Tages – und das nächste Power Metal Highlight. Die wiedererstarkten Stratovarius locken eine erstaunlich grosse Menge Fans ins Theater, das hätte ich so jetzt nicht unbedingt erwartet. Nun gut, dann steht einer Grosstat ja nichts im Wege! Auch hier präsentiert sich das gleiche Bild wie am Nachmittag: unbändiger Spass auf und vor der Bühne! Die Finnen zaubern zudem eine mehrheitlich starke Setlist aus dem Hut, vor allem das göttliche „Unbreakable“ wird zum Abräumer. Das ist zu diesem Zeitpunkt zudem wirklich grad nötig, denn das überlange „Lost Saga“ ist der Stimmungskiller zuvor, da ist tatsächlich eine stattliche Anzahl Leute aus dem Theater marschiert! Schade, denn ansonsten gibt’s an diesem Auftritt nichts zu bemängeln, die dürften auch die Herren von HammerFall ähnlich sehen.
Setliste Stratovarius
- My eternal Dream
- Phoenix
- SOS
- Against the Wind
- Black Diamond
- Lost Saga
- Unbreakable
- Shine in the Dark
- Hunting high and low
Quasi mit dem Ende von Stratovarius steht ein Interviewtermin für mich mit HammerFall auf dem Programm. Doch da taucht niemand auf – genauswenig wie von Gamma Ray, die eine Stunde später den Medientermin gehabt hätten. Nun ja – wird das halt auf Sonntag verschoben, passt schon. Nur dass ich das Ende der Strato-Show dadurch unnötigerweise verpasse, nervt mich etwas… Spätabends will ich noch ein paar Bilder von Cradle of Filth machen. Aber da ist der Fotograben so voll, dass ich da nicht warten will. Da ist eine gute Stunde im Whirlpool die bessere Variante, um den Tag zu beschliessen…
Samstag, 6. Februar 2016 – Tag 3: Kurztrip nach Jamaica / die Schule geht weiter
Als ich am Morgen erwache, sind wir bereits in Falmouth, Jamaica angekommen. Zig Headbanger sind wohl längstens aufgebrochen zu Ausflügen – wohin auch immer. Etwas ernüchtert stellen wir fest, dass man nur per Taxi an einen Sandstrand kommt. Und die Einheimischen wissen, dass sie die Touristen da auch mächtig abzocken können. Oder könnten – wir verzichten daher auf einen Schwumm im Meer und genehmigen uns dafür ein paar Red Stripe in einer Beiz. Nicht die schlechteste Alternative.
Stratovarius
Der Landausflug ist kurz, lieber zurück auf das Schiff, etwas mehr Musik hören. Meine letzte Band des Vortages ist heute meine Nummer 1: keine 24 Stunden Pause haben Stratovarius gehabt, ehe sie bei nicht mehr ganz so tollem Wetter ihre zweite Show, dieses mal auf der Poolbühne, spielen. Timo Kotipelto und seine Mannschaft schaffen es hier locker, ihre gestrige Performance nicht nur zu toppen, sondern grad in den Schatten zu stellen! Das liegt nicht nur an der frischen Brise (es windet nun doch recht stark auf dem offenen Meer), sondern auch an der Setliste, die massiv aufgemotzt wird. Der Langweiler „Lost Saga“ ist aus der Setlist geflogen, dafür sind Göttergaben wie „Speed of Light“ oder „Kiss of Judas“ reingerutscht, sogar „Legions“ wird aus der Mottenkiste geholt. Spätestens als die Finnen dann ihren besten Song „Paradise“ auspacken, flippe ich völlig aus, das ist nur noch geil! Da fällt es auch nicht mehr allzu sehr ins Gewicht, dass die drei letzten Songs („Unbreakable“, „Shine in the Dark“, „Hunting high and low“) gleich sind wie am Vortag. Stratovarius haben ihren Job nahezu perfekt erledigt – die dürfen jetzt feiern gehen!
Setliste Stratovarius
- My eternal Dark
- Speed of Light
- Kiss of Judas
- SOS
- Paradise
- Legions
- Black Diamond
- Unbreakable
- Shine in the Dark
- Hunting high and low
Visions of Atlantis
Im Theater dürfen nun auch die Österreicher Visions of Atlantis endlich ins Geschehen eingreifen. Ihre eigentlich zweite Show wird zur ersten, der abgesagte Gig auf dem Pooldeck wird am Sonntag dann noch Indoor nachgeholt. Auffallend auch hier: die Motivation, die Freude auf dieser Cruise zu spielen! Zwar trifft die Musik nicht immer meinen Nerv, vor allem Sängerin Clémentine Delauney singt mir manchmal doch ZU opernhaft. Mutig der Entscheid, eine Ballade („Winternight“) zu spielen. Sicher kein schlechter Song, aber hier eher unpassend. (Und bevor jetzt hier die VoA-Anhänger aufschreien: Ja, ich weiss, dass dieser Song der verstorbenen Sängerin gewidmet ist. Aber Balladen sind auf diesem Schiff generell deplatziert…). Ein Keyboarder würde der Band auch gut stehen, die Samples sind teilweise schon etwas gar heftig. Nichtsdestotrotz ist es ein durchaus sehenswerter Auftritt, das zahlreich anwesende Publikum wird prima unterhalten. Und ich notier mir den Zeitpunkt ihrer zweiten Show.
Setliste Visions of Atlantis
- At the Back of Beyond
- Through my eyes
- Seven Seas
- Lost
- Winternight
- New Dawn
- Last shut of your Eyes
- Lemuria
- Passing dead end
Gamma Ray
School of Heavy Metal, Lektion 3. Bitte begrüsst die Lehrer: Kai Hansen, Frank Beck, Henjo Richter, Dirk Schlächter, Michael Ehré. Auch bekannt als Gamma Ray.
War die erste Show auf der Poolbühne bekanntlich gekürzt, lässt der Fünfer jetzt im Theater aber rein gar nichts mehr anbrennen! „Heaven can wait“ als perfekter Opener und der Gassenhauer „I want out“ mit Reggae-Einlage – beides zwar von der Tour her altbekannt, aber das kurze Intermezzo passt nach der Abfahrt aus Jamaica natürlich hervorragend. Die Stimmung im bestens gefüllten Theater steigt… Zwar verändern Gamma Ray ihre Setlist nicht in einem gewünschten Umfang – dafür packen sie einen Song aus, den ich im Herbst im Z7 (und auch am Donnerstag) schmerzlichst vermisst habe: „To the Metal“! Für mich gibt’s in Reihe eins kein Halten mehr, jetzt wird nur noch gefeiert… Scheiss auf die Stimme, scheiss auf die Nackenmuskulatur – das ist nur noch pure Euphorie!
Frank merkt man die die Grippe (kombiniert mit Jackie Cola…?) heute schon eher an. Dennoch wird weder von ihm noch vom Rest der Band nachgelassen. „Master of Confusion“ wurde gar auf der Setliste vergessen – wird aber glücklicherweise gespielt. Gegen Ende kündigt der Neo-Sänger zwei grossartige Hymnen an: „Heading for tomorrow“ und „Avalon“ gibt’s im Doppelpack resp. in Medley Form. Wobei „Avalon“ – aus welchen Gründen auch immer – irgendwie schräg tönt. Kleiner Klecks im Reinheft – jedoch alles andere als tragisch. Dass Kai oder Frank oder beide zu viel gelabbert haben, kann nicht sein – dennoch rennt der Band plötzlich die Zeit davon! Nach „Avalon“ ist die Stunde bereits rum – und zum zweiten Mal hintereinander verlassen Gamma Ray die Bühne, OHNE „Send me a Sign“ gespielt zu haben! Dies dürfte auch nicht allzu oft passiert sein in der Vergangenheit… Egal: ein bärenstarker Auftritt, der schlussendlich fast auf Augenhöhe mit denen von Iced Earth und HammerFall ist.
Setliste Gamma Ray
- Heaven can wait
- Last before the Storm
- I want out
- Dethrone Tyranny
- To the Metal
- Master of Confusion
- Ride the Sky
- Man on a Mission
- Heading for Tomorrow / Avalon
Diamond Head
Eine Premiere auf der Cruise für mich: mein erster Besuch im Ice Rink! Uh, und hier ist es massiv kühler als in den anderen „Locations“ – die Erkältung zwei Tage später ist eigentlich grad vorprogrammiert. Hrmpf… Doch zuerst sind die alten Säcke von Diamond Head wieder an der Reihe. Deutlich mehr Zuschauer als noch am Donnerstag in der Lounge, das Eisstadion ist ziemlich anständig gefüllt. Die Briten starten etwas anders, zocken aber der Mitte des Sets das gleiche Programm wie zwei Tage zuvor. Bei der obligaten Schlussnummer „Am I evil“ entwickelt sich ein massiver Circle Pit, der locker einen Drittel der Zuschauerfläche einnimmt! Nun gut, soooo viele Fans sind zwar nicht hier, aber dennoch ein beeindruckendes Bild! Starker Abschluss für eine Band, die erst ganz kurz vor Abfahrt überhaupt auf’s Billing gerutscht ist.
Setliste Diamond Head
- Play it loud
- Borrowed time
- Bones
- To Heaven from Hell
- Shoot out the Lights
- It’s Electric
- The Prince
- Am I evil?
Firewind
Jetzt ist aber erstmal Nachtessenspause angesagt. Und stärken für die folgenden Aufgaben… Gegen Mitternacht gibt es zuerst nochmals einen Abstecher zum Ice Rink. Da ist Speed- / Powermetal angesagt: Gus G. bittet mit seinen Firewind zum Tanz. Eigentlich sollte ich ja auf diesen Sound anspringen, aber irgendwie packt mich das einfach nicht. Keine Ahnung warum. Sicher gut und sauber gespielt, Bob Katsionis hab ich ja auch von Serious Black in guter Erinnerung – dennoch: ich bin wenig angetan und mach mich relativ schnell vom Acker resp. vom Eis. Ist eh zu kalt da…
Setliste Firewind
- Into the Fire
- Head up high
- Destination forever
- World on fire
- The Fire and the Fury
- Few against many
- Mercenary Man
- Falling to Pieces
- Tyranny
HammerFall
Also ab ins Theater für ein nächstes Highlight. Die beste Band bis jetzt hat ihre zweite Show – morgens um 1 Uhr! Und HammerFall haben eine umgekrempelte Setlist versprochen… bitte Platz nehmen zur nunmehr vierten Schulstunde! Gamma Ray Sänger Frank macht sich im Vorfeld zwar noch Sorgen um Joachim’s Stimme – so soll dieser zusammen mit Kai Hansen morgens um fünf Uhr noch in der Karaoke Bar „Livin‘ on a Prayer“ gesungen haben… Man wird sehen!
Bevor es losgeht, wird zuerst noch mit den Kollegen diskutiert, welche Songs denn allenfalls gespielt werden könnten. Nun – als das Licht ausgeht und David Wallin die ersten Beats von „Templars of Steel“ in den Saal haut, da ticke ich zum wiederholten Male einfach aus. DER Übersong, lange nicht mehr live gehört und hier beginnen die Schweden ihre nächste Show damit! Euphorie – oder hab ich das schon mal gesagt? Und Franks Bedenken verpuffen rasch, Joachim singt tadellos! Mit „Heeding the Call“ gibt’s grad noch einen heftigen Schlag in den Nacken, keine Chance zum Verschnaufen. „Any means necessary“ ist die erste „doppelte“ Nummer, direkt im Anschluss ist mit „B.Y.H.“ schlussendlich auch noch ein Song vom 2011er Album „Infected“ zu hören. Mit dem Warlord Cover „Child of the Damned“ zocken HammerFall eine Nummer, die wahrlich äusserst selten live dargeboten wird! Wird wohl auch Stratovarius Keyboarder Jens Johannson so zur Kenntnis genommen haben, als er mit Hut fast zuvorderst an der Bühne steht…
Was jetzt folgt ist eine wahre Messe für den Heavy Metal! „Live Life loud“! „We won’t back down“! Und „the first Ballad on the Cruise“: das göttliche „Glory to the Brave“! Wobei: Joachim war offenbar nicht bei Visions of Atlantis, sonst hätte er gemerkt, dass dies halt doch nicht der erste Schleicher war… „Renegade“ und natürlich „Hearts on Fire“ bilden den Abschluss einer erneut sagenhaft geilen Show! Bei 55 Minuten Spielzeit wäre sogar noch eine Nummer mehr drin gelegen, aber ich will jetzt nicht kleinlich sein… Allerdings hätte man dann die Quote von 63% ausgewechselten Songs noch etwas erhöhen können! Nicht ganz die 75 versprochenen Prozent, Herr Cans… Aber ich muss natürlich zugeben, dass die vier doppelt gespielten Nummern („Any means necessary“, „Blood Bound“, „Renegade“ und „Hearts on Fire“) äusserst gerne immer wieder live gehört werden!
Fanzit: HammerFall zeigen auch bei Show Nummer zwei praktisch keine Schwächen und sind – da leg ich mich jetzt schon fest! – die beste Band der Cruise! Punkt. Ausrufezeichen!
Setliste Hammerfall
- Templars of Steel
- Heeding the Call
- Any means necessary
- B.Y.H.
- Blood Bound
- Child of the Damned
- Live Life loud
- We won’t back down
- Glory to the Brave
- Renegade
- Hearts on Fire
Dragonforce
Bevor ich mich in meine Koje zurückziehe, ist dringend noch etwas Flüssigkeitsnachschub nötig, etwas herunterfahren nach dieser intensiven Stunde inklusive. Um 3 Uhr morgens sind im Theater dann noch Dragonforce an der Reihe, die haben – trotz Eigenverschulden – nochmals einen Slot für ein volles Konzert erhalten! Chapeau an die Veranstalter, scheint mir nicht ganz selbstverständlich zu sein.
Ich verpasse diesen Anlass jedoch, aber mir wird am nächsten Tag davon erzählt, dass die Briten hier sämtliche Crowdsurfer Rekorde gebrochen hätten! Diverse Musiker von anderen Bands sollen bei dieser Show gewesen sein und mächtig Party gemacht haben. So soll alleine Merel Bechtold, die zierlicher Gitarristin von Delain, mindestens ein Dutzend (!!) Mal vom Publikum getragen im Fotograben oder auf der Bühne gelandet sein…
Sonntag, 7. Februar 2016 – Tag 4: der jährliche Kampf gegen Mother Nature
Als ich aufwache, scheint draussen die Sonne. Sonnencreme ist somit nicht die schlechteste Idee, denn nach dem Frühstück sollen die Schweden Twilight Force um 10 Uhr die Poolbühne am heutigen Tag eröffnen! Draussen ist es ziemlich windig, als mein australischer Kumpel und ich bereits sehr früh unsere Plätze in der ersten Reihe sichern. Wir sind zudem nicht die einzigen mit dieser Idee, und alle schauen etwas skeptisch auf die Bühne, da die von diversen Arbeitern bevölkert wird, die nicht wirklich was mit Bands, Instrumenten, Musik zu tun haben. Es windet wirklich recht stark und es scheint, als ob die als Dach dienende Plache runtergenommen werden soll. Dazu wird jetzt erst mal das ganze Gebiet geräumt, keiner darf sich mehr vor der Bühne aufhalten! Der Zeitplan wird auch heute ganz offensichtlich über den Haufen geworfen… wie sehr, konnten wir da allerdings noch gar nicht ahnen!
Fanzit der Geschichte: bis das Dach weg ist, dauert es so lange, dass der Gig von Twilight Force gekippt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird! Das ist insofern extrem schade, weil der neue Termin garantiert indoor sein wird.
Visions of Atlantis
Kurz darauf dürfen dann Visions of Atlantis im Ice Rink ihren ausgefallenen Gig vom Freitag nachholen. Viel Neues gibt es hier nicht zu erzählen, „Last shut of your Eyes“ wird ersetzt durch „Realm of Fantasy“, der Rest bleibt sich gleich. Selbst die Ansagen von Sänger Siegfried Samer sind ähnlich: „Seven Seas“ passt zu einem Schiff im Atlantik, „Winternight“ zum Ice Rink. Schlussendlich ist auch dieser Auftritt sicher sehenswert, wenn auch nicht weltbewegend. Aber die Musiker haben auch jetzt unheimlichen Spass, und irgendwie geht’s doch auch genau darum!
Setliste Visions of Atlantis
- At the Back of Beyond
- Through my eyes
- Seven Seas
- Lost
- Winternight
- New Dawn
- Realm of Fantasy
- Lemuria
- Passing dead end
Die Situation auf der Poolbühne hat sich insofern normalisiert, als dass nur die Show von Twilight Force geschoben wurde. Das restliche Programm läuft da weiter, allerdings ohne mich.
Auf meiner Agenda stehen jetzt Interviews mit eben diesen Twilight Force (dass da gleich die komplette Band antrabt, ist eine äusserst coole Überraschung!) und HammerFall. Bei denen hat’s am Freitag offenbar gehapert bei der Kommunikation, aber jetzt wuseln Oscar Dronjak und Joachim Cans rum und stellen sich den Medien. Ich darf sogar noch auswählen, ob ich mit dem Sänger oder dem Gitarristen auf’s Zimmer will… Nun, bei Joachim wäre die Wartezeit kürzer gewesen. Als er mal bei mir vorbeiläuft, meint er grinsend: „Still waiting for Oscar? This guy talks too much, he needs a „Mute“-Button!“ Das Warten sollte sich aber lohnen, das Gespräch mit Oscar wird wirklich cool. Beide Interviews werden dann auch an dieser Stelle zu lesen sein, stay tuned!
Rhapsody of Fire
Es ist mittlerweile mitten im Nachmittag. Den Bauchplatscher Wettbewerb habe ich einmal mehr leider verpasst, dafür spielen auf der Poolbühne jetzt Rhapsody of Fire. Auch wieder eine Band, die eigentlich vollumfänglich meinem Beuteschema entspricht – mich aber nicht zu packen vermag. Es ist zudem düster geworden, graue Wolken sind aufgezogen und es windet ziemlich stark – um nicht zu sagen „es stürmt“. Nicht sehr gute Vorzeichen, man kann bereits ahnen, in welche Richtung das noch gehen wird… Und während ich rasch ein paar Fotos mache, fallen die ersten Regentropfen. Anscheinend mussten die Italiener ihre Show dann kurz vor Ende sogar noch abbrechen…
Setliste Rhapsody of Fire
- Reign of Terror
- Unholy Warcry
- The March of the Swordmaster
- Into the Legend
- Dawn of Victory
- Lamento Eroico
- The Village of Dwarves
- Holy Thunderforce
- The Magic of the Wizard’s Dream
- Knightrider of Doom
All Star Jam mit Jeff Waters (Annihilator)
Aber ich geh jetzt mal ins Theater. Der All Star Jam „Jaming with Waters in international waters“, präsentiert von Annihilator Mastermind Jeff Waters, verspricht Grossartiges. Die Songauswahl ist erlesen, und die Kombinationen der Musiker sind ebenfalls äusserst cool!
Leider verpasse ich Delain Schätzchen Charlotte Wessels mit ihrer Darbietung von Ozzy’s „Over the Mountain“, ich schaff es erst in den Saal, als grad Jag Panzer Röhre Harry Conklin angesagt wird. Das heisst: ich schaff es eben kaum in den Saal – denn das Theater platzt aus allen Nähten! Während keiner Band vorher oder nachher tummelt sich dermassen viel Volk hier rum, es gibt kaum ein Durchkommen, geschweige denn einen Platz, wo man wenigstens halbwegs etwas sehen kann! Welchen Stellenwert dieser Jam zudem hat, sieht man auch an der Anzahl Musiker, die sich dies auch nicht entgehen lassen wollen… Ich sichte Leute von HammerFall, Frank von Gamma Ray sowie Clémentine und Siegfried von Visions of Atlantis – aber da sind noch einige mehr anwesend!
Nun denn – hören statt sehen, mit Budweiser geht auch das. Harry Conklin singt also „Blackout“ von den Scorpions und „Cemetary Gates“ von Pantera, unterstützt durch Musiker von Gamma Ray, Moonspell, Dragonforce, Vader, Krisiun und Jeff Waters himself, der übrigens den grössten Spass an dieser Geschichte hat. John Gallagher von Raven interpretiert dann die Gassenhauer „Children of the Grave“ und „Ace of Spades“ (keine weitere Erklärungen nötig – dies ist Allgemeinbildung in Sachen harter Musik), zusammen mit seinen Raven Kumpels und Gus G von Firewind, am Schlagzeug zudem noch Max Kolesne von Krisiun.
Richtig grossartig wird es aber erst zum Schluss. Kai Hansen singt erst das saugeile „Rapid Fire“ von Judas Priest (unterstützt durch Mark und Joe von Raven, Joey von Jag Panzer und Tomasz von Vader). Textsicher ist zwar anders, aber genau das macht ja auch den Charme dieser Veranstaltung aus! Und Kai nur als Sänger ohne Gitarre ist auch ein eher aussergewöhnlicher Anblick… An den Drums nimmt jetzt ex-Slayer Drummer Dave Lombardo Platz, den Bass übernimmt Frederik von HammerFall und Jeff Waters unterstützt Mark an der Gitarre – und mit Kai am Mikro gibt’s jetzt eine Ladung AC/DC auf die Ohren: „Touch too much“! Und das Beste zum Abschluss: Stu Block übernimmt das Mikro und kreischt „Painkiller“, dass es eine wahre Freude ist! Der Jam ist zweifellos nicht mehr wegzudenken von der Cruise, dass hier sicher weit über 1‘000 Leute zuschauen und zuhören wollen, ist ein deutliches Zeichen…
Zahlreiche Medienvertreter finden sich um 17.30h in der Viking Lounge ein, um den Ausführungen von Skipper Andy Piller zu lauschen. Und auch der Kapitän des Schiffes, der Norweger Thore Thorolvsen stellt sich kurz den Fragen. Verschmitzt meint er zur Musik: „das letzte Konzert, das ich gesehen habe, waren die drei Tenöre“… Weitere Details und Statistiken sind dann am Schluss noch aufgeführt. Was allerdings das Wetter betrifft, so verspricht der Kapitän eine Besserung ab etwa 20 Uhr, sodass die letzten Shows doch noch auf der Open Air Bühne stattfinden können. Doch leider sollte dies nicht mehr klappen…
Dieser Sonntag ist ja auch noch eine Art Feiertag für die USA: it’s SUPERBOWL SUNDAY! Das grosse Finale der NFL Saison ist aber längst nicht mehr nur da von grossem Interesse. Das Studio B, direkt vor dem Ice Rink, ist bereits am Morgen mit orangen / blauen (Denver Broncos) und hellblauen / schwarzen (Carolina Panthers) Ballons dekoriert. Und bei Kick Off um 18.30h steht da auch noch ein grosses Buffet mit typischem Fastfood, wie er irgendwie einfach zum Football gehört: Nachos, Hot Dogs, Chicken Wings, mini Pizzas…
Dies passiert jedoch alles (noch) ohne mich, denn um 18.45h soll das verschobene Interview mit Gamma Ray resp. Kai Hansen nachgeholt werden. Doch erneut werden die diversen Medienvertreter (u.a. aus Mexiko und Kolumbien) versetzt, auch nach einer dreiviertel Stunde zeigt sich niemand. Ich finde das echt schade, denn das passt irgendwie nicht zu dem Bild, welches Kai und die ganze Band auf der Bühne abgeben. Nun denn – für mich liegt der Fokus vorläufig somit auf der SuperBowl! Als grosser Fan geniesse ich es, mal mit anderen Gleichgesinnten ein Spiel schauen und fachsimpeln zu können…
Delain
Aber eines ist hier halt doch NOCH wichtiger, denn deswegen sind wir schliesslich hier – und in diesem Fall muss ich nicht weit gehen: Delain betreten (planmässig) die Bühne im Ice Rink. Zwei Dinge sind bemerkenswert: es hat doch einiges weniger Leute als im Theater, auch wenn der Ice Rink anständig gefüllt ist. Zudem scheinen die Holländer heute eine heftige Schippe draufgelegt zu haben: jedenfalls hab ich das Gefühl, dass die Songs einiges härter rüberkommen als gewöhnlich. Was aber überhaupt nicht schadet, im Gegenteil! Leider wird an der Setlist kaum was geändert („Sleepwalkers Dream“ fliegt raus, „Mother Machine“ und „Pristine“ sind neu dabei), ausser dass die Reihenfolge noch etwas angepasst wird. In diesem Fall wirklich schade, denn auch Delain hätten noch massenhaft guten Stoff in der Hinterhand! „The Gathering“, „Your body is a battleground“, „Generation me“…
Abgesehen davon überzeugt die Band jedoch auch hier auf ganzer Linie und wird entsprechend gefeiert. Die gute Laune ist auf und vor der Bühne nicht wegzureden. Und irgendwie passt das alles hier einfach besser als vor einem Jahr, als die Band auf ihrer Europatour zwischen zwei klassischen Power Metal Bands eingeklemmt war…
Mittlerweile sind alle Konzerte auf der Poolbühne doch abgesagt worden. Die Verantwortlichen mussten also auch dieses Jahr wieder improvisieren, aber auch jetzt haben sie es geschafft, dass ALLE Bands auch wirklich eine zweite Show spielen konnten resp. noch können. Die „Fuck the Storm Schedule“ wird jetzt im ganzen Schiff verteilt und aufgehängt. Die grossen Verlierer sind in diesem Fall Twilight Force! Ihre am Morgen abgesagte Open Air Show wurde erst auf etwa Mitternacht im Ice Rink neu angesetzt. Und jetzt folgt nochmals die Degradierung: halb eins nochmals in der kleinen Lounge. Sehr schade für die sympathischen Jungs!
Die SuperBowl geht derweil in die entscheidende Phase, und in einer ruhigen Ecke schaue ich mir gemütlich an, wie Superstar Peyton Manning seine grandiose Karriere mit einem zweiten Titel krönen kann. Well done, #18!
Iced Earth
Von der Pool Bühne zurück ins Theater und gekürzte Spielzeit: auch für Iced Earth läuft nicht alles wie geplant. Doch Jon Schaffer und Konsorten sind natürlich Profi genug, um auch solche Situationen zu meistern. An was es schlussendlich liegt, dass der vermeintliche Headliner Auftritt eher durchzogen ist, ist schwer zu sagen. Die Performance und die Spielfreude sind immer noch da, die Stimmung im nicht mehr ganz so vollen Theater ist auch ok, allerdings doch ein Stück weg von der Euphorie des Donnerstages. Die Setliste wird fast komplett ausgetauscht (einzig „Pure Evil“, „Burning Times“, „Dystopia“ und natürlich „Watching over me“ bleiben drin) – eigentlich machen Iced Earth wirklich alles richtig. Sogar „Decleration Day“ kommt zum Zug, der Fokus liegt zudem auf „The dark Saga“ – dennoch läuft jetzt dieser Auftritt eher unter das Kapitel „naja“. Aber vielleicht ist es bei mir auch nur die Müdigkeit, die langsam zuschlägt. Oder meine Erwartungen waren zu hoch. Trotzdem irgendwie schade – nach der Mörderleistung drei Tage zuvor bleibt hier eine leise Enttäuschung zum Abschluss.
Twilight Force
Halt: da fehlt noch was! Ab in die Lounge, Twilight Force nochmals abfeiern… Nachts um halb eins ist die Lounge einfach voll und mir tun die Schweden echt leid, dass sie ein zweites Mal auf dieser kleinen Bühne auftreten müssen. Deren Probleme kriegt Sänger Christian Eriksson zudem schmerzhaft zu spüren, als sich eine lange Haarpracht in einer der Gitarren verfängt… Von Bewegungsfreiheit kann man hier wirklich nicht reden.
Da die Jungs bekanntlich erst ein einziges Album auf dem Markt haben, gibt es logischerweise keinen grossen Spielraum für Änderungen in der Setliste. So zocken Twilight Force eins zu eins das gleiche Programm, nur ergänzt durch „Powerwind“, einem Song vom nächsten Album. Das Publikum feiert die Band trotz den widrigen Umständen ab, und die sechs Musiker sind sichtlich beeindruckt und erfreut ob den wilden Reaktionen!
Setliste Twilight Force
- Forest of Destiny
- Enchanted Dragon of Wisdom
- Twilight Horizon
- Made of Steel
- Powerwind
- Gates of Glory
- The Power of the ancient Force
Für mich ist das musikalische Programm der 70‘000 Tons of Metal 2016 somit endgültig beendet und nach einem Schlummertrunk geht es zum letzten Mal ins Bettchen… Mein Zimmernachbar, seines Zeichens grosser Insomnium Fan, wird hingegen gar keinen Schlaf kriegen: dank der „Fuck the Storm Schedule“ treten die Finnen erst um 4 Uhr morgens auf…
Montag, 8. Februar 2016 – Heimreise
Die letzte Nacht ist wie immer verhältnismässig kurz. Man soll um 8 Uhr das Zimmer geräumt haben, damit das Schiff für die nächste Fahrt bereit gemacht werden kann. Aber etwas später raus geht also auch… Dass dies allerdings die längste Wartezeit der ganzen Kreuzfahrt bedeuten sollte, haben wir dann doch nicht unbedingt erwartet. Die Wiedereinreise in die USA verkommt zur ultimativen Geduldprobe – schlussendlich realisieren wir, dass 5 (in Worten: fünf!) Beamte da sind, welche knapp 4‘000 Leute ins Land lassen sollen. Vielleicht sollte man auch hier ein paar Automaten aufstellen wie auf dem Flughafen Miami… Der einzige „Trost“: den Musikern geht’s nicht anders! Stu Block versucht mit allen Mitteln, schneller vorwärts zu kommen und verspricht einem Fan „life long free entries to our shows!“, damit er nach vorne kann. DAS hätte ich mir schriftlich geben lassen… Ob Gamma Ray, Firewind oder Twilight Force – alle stecken sie auch im Stau.
Nach weit über zwei Stunden ist auch das geschafft – Florida hat uns wieder! So heisst es jetzt Abschied nehmen von jenen, die noch weiterreisen. Unser Weg führt hingegen per Taxi zum Flughafen und direkt retour in die kalte Schweiz. Gerne würde ich noch etwas länger bleiben…
Fanzit
Die teilweise heftige Kritik des Vorjahres haben sich Andy Piller und die Verantwortlichen offenbar schon zu Herzen genommen. Auch wenn es sich in vielen Fällen um Details handelt: viele Dinge sind deutlich besser gewesen als 2015! Klar – die letzten Bands wurden auch dieses Jahr sehr spät bekannt gegeben. Doch immerhin hat man die Running Order jetzt bereits gehabt, als man auf’s Schiff ging… Dazu war das Line Up auch deutlich stärker, macht sicher ebenfalls etwas aus. Über ein Dutzend Namen mit Headliner Status: beeindruckend! Wirklich auffallend waren auch all die Bands, die ihre Shows in diesem ungewöhnlichen Rahmen auskosteten und abseits der Bühnen oftmals einfach Party machten wie die normalen Fans. Ich erinnere mich da zum Beispiel grad an den schwer angeschlagenen Oscar Dronjak am letzten Abend…
Dass es mit der Open Air Bühne erneut Probleme gegeben hat, ist zwar schade – aber in diesem Fall ist man halt wirklich Wind und Wetter vielleicht noch etwas mehr ausgesetzt, als bei einem normalen Festival. Dass hier die Sicherheit aller Beteiligten Vorrang hat, ist nichts als richtig. Insofern gebührt dem Production Team auch ein Lob, dass sie es auch dieses Jahr geschafft haben, jede Band zweimal auftreten zu lassen! Sicher keine einfache Arbeit, zumal sie dann wohl je nachdem auch noch zu einem gewissen Grad auf den Goodwill der Band angewiesen sind.
Nein – allzu viele Kritikpunkte gibt es bei der Ausgabe 2016 wirklich nicht! Als Andy an der Pressekonferenz dann noch das Datum und das Ziel von Runde 7 bekannt gibt (2. bis 6. Februar 2017, Ft. Lauderdale – Labadee, Haiti – Ft. Lauderdale), brauche ich geschätzte 1.37 Sekunden um zu entscheiden, ob ich auch da wieder dabei sein werde…
70‘000 Tons of Metal – I WILL BE BACK!