Di, 8. November 2016

AMPUTATE – Tortura Macabra

Death Metal

Jürgen Fieschi 14.12.2016

Abgehackte Glieder, Kadaverfleisch, Blut und zwar literweise: Das ist auch Death Metal

Spätestens seit Cannibal Corpse haben wir gelernt, dass es gerne so sein darf. Das glauben auch die vier Herren von Amputate. Das Quartett, jeweils zur Hälfte aus dem Süden Portugals und aus Zürich, ist in der Limmatstadt beheimatet. Seit der Gründung 2011 hat es sich die Sporen mit einer Demo, zwei EPs und einem Split verdient.

Viele Kracher aus diesen Aufnahmen finden nun Platz auf dem Erstling „Tortura Macabra“. Sie sind neu eingespielt und werden mit drei frischen Songs ergänzt. Der Einstieg ins Death Metal Orkan gelingt mit einem halsbrecherischen „Amputate“. Der geneigte Hörer wird sich am trockenen New Yorker Stil erfreuen und sogar einige Finessen à la Pestilence der ersten Stunde entdecken. Die guten technischen Fähigkeiten der Truppe ermöglichen spannende Tempowechsel, die für den gut platzierten Aha-Effekt sorgen. Schnelle mitreissende Parts und schleppende Einlagen wechseln sich ab, begeistern und packen den Zuhörer. Sehr erfreulich ist der begrenzte Einsatz von Samples. Sie werden in dem Genre heute allzu oft verwendet, um Werke in die Länge zu ziehen. Bei Amputate geht es stattdessen um eine „Voll-in-die-Fresse-Rein“ Einstellung: Die Platte ist brutal solide, brutal traditionell, brutal unterhaltsam. Die knappe halbe Stunde ist schnell und genüsslich vorbei, so wie ein kühles Bier an einem Hitzetag.

Scharfe Kritiker könnten auf das niedrige Wiedererkennungswert des Graphikdesigns hinweisen. Es stimmt, unzählige Bands arbeiten mit ähnlichen Motiven. Wie gesagt, sie gehören zum Death Metal Klischee wie das Blut in einer Blutwurst. Sei‘s drum: Wer Amputate bereits auf der Bühne erlebt hat, weiss, dass diese Frage nebensächlich ist. Die Band gibt vor dem Publikum alles und hebt sich mit vollem Einsatz und einem charismatischen Sänger von der Masse ab.

Ihr könnt im Moment zum digitalen „Tortura Macabra“ die Mähne kreisen lassen. Wenn ihr Freunde der physischen Tonträger seid, dann heisst das Stichwort „Geduld“.