Leder und Spikes
Vor einiger Zeit sprach ich mit einem Bekannten über Finnland und Musik. „Es scheint so, als ob jeder Zweite dort in einer Band spielte“, meinte er. Nun, bei etwa 5,5 Millionen Seelen und über 1‘800 aktiven Metalbands dürfte der Vergleich etwas hinterherhinken. Allerdings fallen die Finnen oft musikalisch auf. Noch vor kurzer Zeit begeisterten zum Beispiel psychedelisch angehauchten Black Metal Gruppen wie Oranssi Pazuzu die Fachpresse. Mit Ranger bewegen wir uns auf einer konkreteren Ebene, der von Leder und Spikes. Das Quartett aus Helsinki, damals noch als Turbin unterwegs, benannte sich 2009 nach einem Jahr Existenz um. Es produzierte eine Reihe Demos und EPs, bevor 2015 die erste Langrille „Where Evil Dwells“ bei Spinefarm Records erschien.
Ihr sitzt auf der Sofakante und studiert das Cover vom Zweitling „Speed & Violence“. Erinnert sie Euch ein wenig an Exciters „Heavy Metal Maniac“? Das verspricht Saures: Achtziger-Sound und Speed Metall sollen auf den Zuhörer niederhageln. Nach dem kurzen Intro werden die suggerierten Erwartungen bestätigt. Die Musiker legen los so, als ob die letzten drei Jahrzehnten es gar nicht gegeben hätte. Beim Lauschen denkt man reflexartig an kultigen Schallplatten von Iron Maiden, Exodus, Possessed oder Slayer. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt. Da verfolgen sich Bass, Schlagzeug und Gitarre wie zu „Bonded By Blood“ Zeiten. Gelegentlich schmücken melodiöseren Solis den Weg. Der Sound wirkt aggressiver dank Slayer und Possessed angehauchten Drums oder Gitarrenriffs. Dimis Umgang mit seiner kreischenden Stimme erinnert etwas an Paul Baloff (RIP) und fügt sich gut ins Gebilde ein. Heftiges Headbangen ist bei dem Mix Pflicht. Man fühlt sich wie vor der Bühne stehend. Eine Hand umklammert das Bier, die andere, zur Faust geballt, schlägt in der Luft, während die Mähne fliegt.
Ja, es gibt viel Positives zu berichten, aber eins sollte noch gesagt werden: Ranger bieten ein gewöhnliches Revival an, wie viele andere Bands es auch tun. Die Finnen sollten ihre Ellenbogen ausstrecken, um sich bei so viel Konkurrenz durchzusetzen. Das Unterhaltungswert ist jedoch hoch. Also, wenn Ihr Leder und Spikes liebt, dann gebt „Speed & Violence“ ruhig eine Chance.
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Trackliste RANGER – Speed & Violence
- Intro
- Speed & Violence
- Without Warning
- Demon Wind
- Lethal Force
- Satanic Panic
- Evil Barrier
- Night Slasher
- Shock Troops
- Last Breath