Ein mächtiger Hardrock-Abend im ehrwürdigen Z7
The Dead Daisies und The Answer machten auf ihrer «UK & EU Winter Tour» auch Halt in Pratteln. Der Doppelheadliner-Slot liess offenbar keine Vorgruppe zu. Aber wer konnte nun das Duell des Abends für sich entscheiden? Oder gab es am Ende gar ein Unentschieden? Die nachfolgenden Zeilen werden Licht ins Dunkel bringen.
Brrrrr! Da weht mir aber eine bitterkalte Bise entgegen. Frostige Kälte in Pratteln heute Abend. Da flüchte ich liebend gerne im Eiltempo hinein in die warme Halle. Aha, heute befinden wir uns also wieder im ¾-Z7 (mit Truck in der Halle, aber mit der normalen Bühne). Es tummelt sich bereits eine anständige Menschenmasse in Prattelns grandiosem Metal-Tempel.
Das heutige Konzertprogramm steht ganz im Zeichen des Hard Rock. The Answer aus Nordirland und die australisch-US-amerikanische Super-Group The Dead Daisies geben sich die Ehre. Letztgenannte durfte ich schon als Support-Act von KISS oder Steel Panther in Aktion erleben. Damals haben sie mich positiv überrascht. Gemäss Homepage soll die ganze Geschichte um halb acht beginnen. Aber irgendwie war im Vorfeld nie von einer Vorband die Rede. Es scheint auch effektiv keine eingeplant zu sein. Naja, seelenruhig abwarten und Bier schlürfen.
THE ANSWER
Um 20.15 Uhr wird es ein erstes Mal dunkel. Tatsächlich betreten bereits jetzt The Answer die Bühne. Damit hat sich die Frage nach einer allfälligen Vorband definitiv geklärt. Der Auftritt der Nordiren ist eine echte Achterbahnfahrt. Im ersten Teil ihrer Show können sie mich gar nicht aus den Socken hauen. Zu lahm und zu «balladenlastig» schleppt sich das Dargebotene um die Ecke. Im zweiten Teil ihres Sets drücken die Herrschaften dann aber plötzlich ordentlich auf die Tube. So gefällt mir das schon um Längen besser.
Sänger Cormac Neeson ist ständig in Bewegung und zappelt immer wieder in der Gegend herum. Auch seine Stimme kann sich durchaus hören lassen. Beinahe bei jedem zweiten Song richtet er folgende Frage an seinen Gitarristen Paul Mahon: «What you’ve got, Paul?». Artig beginnt dieser dann jeweils die Melodie des Songs zu spielen. Gut erzogener Junge.
Ganz besonders berührt mich die akustische Nummer «In This Land». Ein Track, welcher die Band offenbar Belfast gewidmet hat. (Für alle Geographie-Pfeifen unter euch; Belfast ist die Hauptstadt Nordirlands). Mit diesen Klängen bringen The Answer in gelungener Manier ein Stück ihrer Heimat nach Pratteln. Für einmal lässt Paul seine Gitarre stehen und wechselt zur Mandoline. Gelungene Sache.
Um halb zehn beenden die Herrschaften dann schliesslich ihre Show. Das mehrheitlich durch ältere Semester geprägte Publikum applaudiert zufrieden.
THE DEAD DAISIES
Ein Intro-Song-Gemisch aus «Whole Lotta Love» (Led Zeppelin) und «War Pigs» (Black Sabbath) deutet schliesslich die Ankunft des zweiten Headliners an. Die Band The Dead Daisies besteht definitiv nicht aus unbekannten Persönlichkeiten. Das aktuelle Line Up liest sich ganz gut: John Corabi (Gesang; Ex-Mötley Crüe), Doug Aldrich (Gitarrist; Ex-Whitesnake), Marco Mendoza (Bassist; Ex-Whitesnake und Ex-Thin Lizzy), Brian Tichy (Ex-Whitesnake, Ex-Foreigner, Ex-Billy Idol, Ex-Ozzy Osbourne etc.) und Gitarrist Nummer zwei – David Lowy (einziges, verbleibendes Gründungsmitglied von The Dead Daisies). An musikalischer Erfahrung mangelt es den Herren definitiv nicht.
Von wegen «tote Gänseblümchen». Quicklebendig gibt die Truppe von Beginn an richtig Vollgas. Schon nach wenigen Augenblicken geraten The Answer beinahe in Vergessenheit. Für mich spielt jetzt gerade der einzig wahre Headliner des Abends. Offenbar scheint die Power der Herren aber nicht allen Zuhörern im Publikum zu passen. Denn nur so kann ich mir die plötzlich entstehenden Lücken in der Masse erklären. Da waren wohl mehr The Answer-Anhänger anwesend.
Frontmann John besticht durch seine Rockstar-Stimme, Doug erweist sich als talentierter Plektrum-Jongleur und auch Brian lässt seine Sticks des Öfteren fliegen. Einmal gelingt ihm fast ein Wurf bis an die Hallendecke. Marc erwische ich ein paar Mal beim Husten. Er scheint nicht ganz fit zu sein. Kollege Justin Bieber hätte deshalb wohl das Konzert abgebrochen. Aber wir sind hier ja bei einer Rock-Show. Da ist kein Platz für Weicheier.
Plötzlich wird es Zeit für mich, die Halle zu verlassen. Doofer, letzter Zug… Auch heute hätte ich mir die Show gerne noch bis am Schluss angeschaut. Da keine Vorband am Start war, hätte man heute Abend ja durchaus auch ein wenig früher anfangen können. Naja, The Dead Daisies habe ich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.
FAZIT
Der Sieg geht eindeutig an The Dead Daisies. Eine eindrückliche und kraftvolle Vorstellung. Hard Rock vom Feinsten. Da konnten ihre nordirischen Kollegen von The Answer nicht wirklich mithalten. Ich kann die Gänseblümchen nach wie vor jedem empfehlen. Besucht bei der nächsten Gelegenheit doch einmal ein Konzert dieser Truppe. Es wird ohne Zweifel keine Enttäuschungen geben.
Gibt es auch Kritik? Jep, das Zeitmanagement war wieder einmal mein ärgster Widersacher. Wie gesagt hätte man heute Abend sicherlich ein wenig früher mit der Abendunterhaltung starten können. Dann hätte ich den Daisies-Auftritt noch ein wenig länger geniessen können.