…und eine Band, welche sowohl musikalisch wie auch showtechnisch einmal mehr überzeugte
Bereits im Vorbericht habe ich erwähnt, dass ich gespannt sei, wie Gojira in dieses Paket passt, musizieren doch die Herren aus Frankreich auf einem ziemlich anderen Gleis als die anderen beiden Bands. Zudem freute ich mich natürlich vor allem auf Alter Bridge, da diese Band es einfach versteht melodiöse Parts, getragen vom Gesang des Ausnahmetalents Myles Kennedy, sowie harte Riffs zusammenzubringen und zu einem groovenden Vehikel zu formen.
Die St. Jakobshalle war übrigens an diesem Abend “verkleinert” worden, was mich nicht erstaunte, da ich schon im Voraus kritisch bemerkte, ob diese dann doch sehr grosse Halle überhaupt gefüllt werden kann. Somit war die Bühne etwa in der Mitte der ganzen Halle.
Kaum angekommen und in der Halle gings dann auch schon los mit der ersten Support-Band “Like a Storm”.
Like a Storm
Die Band, welche Alter Bridge (oder auch früher Creed) schon diverse Mal um den Globus begleitet hat, startete diesen Abend. Die Jungs der Band, welche gestylt und aufgebretzelt auf die Bühne hüpften, bewältigten ihre Spielzeit eigentlich ganz ordentlich. Didgeridoo-Einlagen und viel Kontakt mit dem Publikum liessen die Jungs sehr sympathisch erscheinen. Trotzdem bin ich versucht zu kritisieren, dass die Songs alle zu ähnlich sind, die Show für meinen Geschmack zu überdreht und “gespielt” war und ich bei der Band gefühlsmässig eine “Wir möchten auch gerne grosse Rockstars sein“ Attitüde feststelle. Dies zusammengemixt ergibt für mich trotz ansprechender Musik, einen faden Beigeschmack.
Zudem merkte man schon früh, dass die Halle wohl mit der Konstellation der Verkleinerung (wie bereits geschrieben stand die Bühne in der Mitte der Halle) eine schwierige Akustik hervorbringen wird. Zu Beginn war das “Echo” in der Halle fast lauter als die Musiker auf der Bühne. Nach einer gewissen Spielzeit wurde der Eindruck (wahrscheinlich durch Veränderungen am Mischpult) einiges besser. Aber optimal war die Akustik trotzdem nicht.
Ein Auftritt, welcher nicht unbedingt in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Gojira
Gojira scheint ja der Überflieger schlechthin zu sein in der Szene. Jedenfalls ist diese Band im momentan extrem angesagt, an allen Orten und Enden gebucht. Die Herren aus Frankreich haben ein neues Album am Start, welches sich “Magma” nennt und aus meiner Sicht “anders” als die vorherigen Scheiben daherkommt, welche bereits veröffentlicht wurden. Ob die Art der Musik jedoch in dieses Setup als Vorband von Alter Bridge passt, da war ich bereits im Voraus sehr skeptisch. Denn Gojira produzieren keinen Rock oder alternativen Metal, sondern ihre Musik ist dann doch eher in den härteren Gefilden einzuordnen, stilistisch noch schwierig festzumachen, irgendwie ein Hybrid zwischen progressiv und Death angehauchtem Sound, welcher eine Prise Thrash und Groove enthält. Kurzgefasst: Anders als die anderen.
Ich muss ganz ehrlich gestehen: Ich wurde definitive Lügen gestraft. Denn:
- Waren viele der Fans wohl angereist um Gojira zu sehen und die Band kräftig abzufeiern. Die Stimmung wärend des 45minütigen Sets hätte besser nicht sein können und nahm während der Spielzeit ständig noch mehr Fahrt auf
- Passte zwar die Band theoretisch nicht ins Gefüge, auf der praktischen Ebene jedoch war der Platz vor Alter Bridge wirklich berechtigt und der “losgelöste” Sound war einfach was Anderes und passte somit doch
- War ich, nach dem die Band von der Bühne gestapft war, ebenfalls schwer beeindruckt, denn Live ist diese Band echt der Brecher
Dazu kam, dass nun auch die Abmischung des Sounds einiges besser war und das Gefühl, dass die Halle für diese Grösse an Konzerte nicht geeignet ist, ein wenig entschwand. Was das französische Gefüge heute hier zeigte, ist in die Meisterklasse des Metal einzuordnen. Die Riffs knallten durch die Halle wie ein Geiselwind, die schwarze, depressive, teilweise sehnsüchtige, fordernde Stimmung, welche Sänger Joseph Duplantier verbreitete legte sich wie ein Tuch über das Publikum und man schien förmlich zu spüren, was die Band einem sagen will. Zudem ein Feuerwerk an Songs, welche durch die ganze Bandgeschichte führten, jedoch mit vielen Songs auf der neuen Scheibe.
Nochmals: Wirklich eine positive Überraschung.
Alter Bridge
Ich war schon an einigen Alter Bridge Konzerten. Aber auf dieser Tour haben die Jungs aus Amerika definitiv den grössten Bühnenaufbau der Bandgeschichte mitgebracht. Mit in der Ausstattung auch eine Videoleinwand. Soweit ganz cool, wenn man sieht, dass die Geschichte der Band sich so positiv entwickelt hat, dass sie bereits eine ganze andere Produktion fahren kann (verdienterweise) als noch vor ein paar Jahren.
Riesiger Applaus begleitete die 5 Mannen auf die Bühne, als sie direkt mit dem neuen Song “The Writing on the Wall” von der neuen Scheibe “The Last Hero” loslegten. Es bot sich meinen Augen ein gewohntes Bild. Bassist Brian Marshall wie gewohnt stark im Hintergrund (wo er sich mehr oder weniger das ganze Konzert aufhielt), Mark Tremonti zusammen mit Myles Kennedy an vorderster Front, Mark natürlich neu erstarkt und mit noch mehr Selbstbewusstsein (eigene Tour und zwei Longplayer). Ausnahmesänger Myles stimmlich perfekt in Form. Bleibt noch Scott Philllips an der Schiessbude zu erwähnen, welcher während des ganzen Konzerts kaum sichtbar war (Schlagzeugaufbau: Gross / Phillips: Klein).
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass diese Band musikalisch einfach nahezu perfekt spielt, was auch an diesem Abend wieder der Fall war. Kein Wunder, wenn ein Gitarrengott wie Mark Tremonti ein Bestandteil der Band ist und der Gesang von Mister Kennedy wieder mal alles überflügelt. Aber natürlich haben auch die anderen Musiker ein hohes Niveau.
Nach der Vorstellung von Gojira mussten sich – so empfand ich das – die Zuschauer zuerst wieder umgewöhnen. Die Musik von Alter Bridge besitzt natürlich auch härtere Passagen und teilweise dröhnende Riffs, aber nicht im Umfang wie bei der Supportband. Wer aber natürlich mit einem solchen “Best Of” Programm wie AB (Alter Bridge) auffahren kann, hat das Publikum sehr schnell wieder für sich gewonnen.
Der Sound nicht schlecht, aber ich bleibe dabei: Die St. Jakobshalle ist einfach – in dieser Form – nicht für Konzerte geeignet. Wäre die ganze Halle offen gewesen, wäre es wieder ein anderer Fall, denn so habe ich schon mehrere gute Konzerte erlebt. Ich erlebe diese Halle jedoch akustisch so oder so ein wenig als schwierig.
Störte jedoch die Band aus den Staaten absolut nicht; Mit Songs wie “Addicted to Pain” oder “Cry of Achilles“ vom 2013er Album, vergass man die beschriebenen Umstände sofort wieder und war mehr damit beschäftigt, mitzusingen und Luftgitarre zu spielen.
AB führten während des Sets eigentlich durch alle ihre Veröffentlichungen. Ein bunter Mix an Hits und Songs, welche die Band zu dem gemacht haben, was sie nun sind. Auch das Spiel mit der Schnelligkeit (rockige Songs vs. Balladen) war sehr ausgewogen und sorgte für Kurzweiligkeit. Klassiker wie „Blackbird“ oder „Metalingus“ durften natürlich auch nicht fehlen und rundeten das ordentliche Set perfekt ab.
Nach einer kurzen Verschnaufpause gings dann an die Zugaben. Mit dem krönenden Abschluss „Rise Today“ ging ein interessanter und abwechslungsreicher Abend in Basel zu Ende. Und einmal mehr bleibt einfach festzustellen: Alter Bridge bringt es einfach immer wieder fertig noch einen drauf zu setzen. Betrachtet man diesen Umstand und nebenbei die Besetzung der Band, wundert es kaum, dass die Fans gut gelaunt die Halle verliessen. Der einzige Wehmutstropfen ist das Wissen, dass nun wohl wieder drei Jahre vergehen werden, bis die Band wieder ein neues Album einspielt und auf Tour geht. Darüber hinweg tröstet sicher, dass sowohl Myles Kennedy wie auch Mark Tremonti mit ihren Nebenprojekten die Zeit bis zum nächsten musikalischen Erguss sicher gut zu überbrücken vermögen.
Fanzit
Eine Band, welche nicht zu überzeugen vermochte: Like a Storm, eine weitere Band, welche überaus überraschte und ein Farbtupfer an diesem Abend war: Gojira…und eine Band, welche sowohl musikalisch wie auch showtechnisch einmal mehr überzeugte: Alter Bridge. Ob jedoch der Veranstaltungsort der richtige war, lasse ich offen. Nach meinem Geschmack wie bereits kritisiert, dürfte ein nächstes Zusammentreffen gerne an einem anderen Ort stattfinden.
Setliste Like a Storm
- Chaos
- Never Surrender
- Become the Enemy
- Wish You Hell
- T.N.T.
- Love the Way You Hate Me
Setliste Gojira
- Toxic Garbage Island
- L’Enfant Sauvage
- Silvera
- Stranded
- The Cell
- Backbone
- The Shooting Star*
- Vacuity*
Setliste Alter Bridge
- The Writing on the Wall
- Come to Life
- The Other Side
- Addicted to Pain
- Ghost of Days Gone By
- Cry of Achilles
- Crows on a Wire
- Ties That Bind
- Waters Rising
- Watch Over You
- Island of Fools
- Isolation
- White Knuckles
- Blackbird
- Metalingus
- Open Your Eyes
- Show Me a Leader*
- Dueling Guitar Solos – Mark and Myles*
- Rise Today*
*Zugabe