Zwangsjacke bereitstellen
Ich rezensiere im Normalfall keine Dark Metal Scheiben, sie sind mir entweder zu langweilig oder zu „schwarz“. Na gut bei Eisregen könnte ich noch eine Ausnahme machen. Der Scheibe von Bethlehem musste ich jedoch das Gehör trotzdem schenken, denn sie ist einfach krank (positiv gemeint).
Nach dem letzten Longplayer, welcher den sehr einfach auszusprechenden Namen „Hexakosioihexekontahexaphobia“ trug, hat man sich bei der Jubiläumscheibe dazu entschieden, diese selbstbetitelt auf den Markt zu werfen. Erstens einfacher auszusprechen und zweitens verspricht der Name auch, was der Inhalt bietet.
Die Combo aus Deutschland kehrt mit diesem Album zu den Anfangsjahren zurück, was Fans dieser Zeitepoche sicher sehr freuen wird. Zudem hat es seit dem letztem Album auch im Bandgefüge ordentlich gerumpelt. Die aktuelle Besetzung formt sich aus dem Drummer Steve Wolz (bereits teilweise früher Teil der Band), Gitarrist Karzov und eine nicht unbekannte neue Stimme; Onielar von der deutschen Black-Metal Band „Darkened Nocturn Slaughtercult“ interpretiert die Texte mit ihrem Stimmorgan ganz eigen. Genau diese Stimme hat Jürgen Bartsch (Bass, Synthi) passend ausgesucht, denn genau dieser Umstand gibt den Songs den durchgeknallten, leichenhaften, anarchischen und psychotischen Touch, welcher sich quer durch das Album zieht. Das Gekreische und Gekläffe der Frontsau…ähh Frontfrau ist unnachahmbar. Textlich macht es Spass mitzuhören und mitzudenken und sich Bilder der Texte zu kreieren. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass man irgendwann nicht mehr zurechnungsfähig ist.
„Gängel Gängel Gang“ setzt aus meiner Sicht dem ganzen Album die Krone auf und ist für die Wahnwitzigkeit des Albums Vorbild. Psychotischer könnte ein Song nicht daherkommen. Schlichtweg genial.
„Wahn schmiedet Sarg“ oder „Die Dunkelheit darbt“ sind weitere Anspieltipps. Der Silberling weiss aber durch und durch zu überzeugen und ist eine reine Geisterbahnfahrt der Gefühle.
Fanzit
Die Band macht sich mit diesem Album zum 25. Geburtstag das Geschenk gleich selber. Die Titel der Songs sprechen Bände. Kranker Sound gepaart mit dem Gekeife und dem Gesang von Onielar; eine perfekte Mischung. Die Genre-Kollegen werden es schwierig haben, diese Veröffentlichung zu toppen. Wer es wagt in die Tiefe von genialen Kompositionen gepaart mit irren Texten einzutauchen, der ist herzlich eingeladen. Aber Achtung: Zwangsjacke bereitstellen!
Reinhören und portofrei bestellen
Trackliste Bethlehem – Bethlehem
- Fickselbomber Panzerplauze
- Kalt‘ Ritt in leicht faltiger Leere
- Kynokephale Freuden im Sumpfleben
- Die Dunkelheit darbt
- Gängel Gängel Gang
- Arg tot frohlockt kein Kind
- Verderbnisheilung in sterbend‘ Mahr
- Wahn schmiedet Sarg
- Verdammnis straft gezügeltes Aas
- Kein Mampf mit Kutzenzangen