The Boys are back!
INTRO
Vier Jahre sind seit dem Release von «Signed and Sealed in Blood» vergangen. Nun melden sich die Dropkick Murphys mit neuem Material zurück. Der neue Silberling hört auf den charmanten Namen «11 Short Stories Of Pain & Glory» und wird am 6. Januar erscheinen. Wer braucht denn da noch einen Dreikönigskuchen? Da gönne ich mir definitiv lieber die Murphys-Platte.
Für die Produktion des neuen Albums haben die irischen Amis ihr Studio in ihrem geliebten Boston das erste Mal in der Band-Geschichte und haben sich nach El Paso in Texas zurückgezogen. Warum dieser für die Murphys ungewohnte Umzug? Gründungsmitglied Ken Casey meinte dazu folgendes: «As everyone’s lives have become crazier and busier with kids and families, it’s gotten harder to buckle down at home. We decided to leave Boston, go down to literally the middle of nowhere and lock ourselves in a room.». Die Früchte dieser Arbeit werde ich mir nun gerne zu Gemüte führen und selbstverständlich auch meinen Senf dazugeben.
DAS ALBUM – «11 Short Stories Of Pain & Glory»
Dominantes Flötenspiel dominiert den ersten Track des Albums und untermalt «The Lonesome Boatsman» mit den für die Band typischen Folk-Klängen. Der Text – wenn man ihn dann so nennen darf – macht die Nummer dank seiner Einfachheit zum absoluten Mitsinghit. Wer mitgrölen kann, ist bei den Lyrics bereits sattelfest. Nach 02:43 Minuten ist der ganze Spass allerdings schon wieder vorbei. Die soll jedoch nicht weiter überraschen, denn der Album-Titel verspricht ja schliesslich nur kurze Geschichten. Trotzdem hoffe ich, dass die restlichen zehn Stories ein wenig mehr Fleisch am Knochen haben.
«Rebels With A Cause» ist dann bereits mit ein wenig mehr Text gesegnet. Aus mehrstimmigen Kehlen wird uns die Hymne um die Ohren gedonnert. Eine solide Nummer, die mich trotzdem nicht wirklich mitreissen kann. Inhaltlich handelt der Song von Kindern, die von einem System (Staat) als hoffnungslos eingestuft und dadurch zurückgelassen werden. Bei «Blood» sind sofort irische Klänge zu vernehmen und diese bannen sich – wie so oft – mit Leichtigkeit ihren Weg in die Gehörgänge der Zuhörerschaft. Ein waschechter Murphys-Song, zu dem man mit ein paar guten Freunden im nächstbesten Pub direkt ein paar Pints kippen und mit vollem Einsatz mitjohlen möchte. Gefällt mir sehr gut.
«Sandlot» ist dann die erste, etwas schnellere Nummer. Frontmann Al Barr und seine Kumpels «heulen» in bester Murphys-Manier in die Mikrofone. Auch hier ist man als Zuhörer durchaus geneigt mitzusingen und mitzuklatschen. «First Class Loser» entpuppt sich dann ebenfalls als typische Murphys-Nummer. Irische Klänge und ein Rhythmus, der zum mitschunkeln animiert. Hoch die Krüge. Eine Ode an die armen Verlierer dieser Welt. Überzeugende und nachvollziehbare Geschichte.
«Paying My Way» kommt dann eher wieder gemächlich daher und besticht eigentlich nur durch das Mundharmonika-Solo im letzten Song-Drittel. Bei «I Had A Hat» wird endlich das Tempo wieder einmal hochgefahren. So müssen die Murphys für mich klingen! Tempo und irisch-keltische Melodien. Dieser Song könnte hervorragend in künftige Live-Auftritte passen und würde die Meute vor der Bühne sicherlich ordentlich zum Tanzen und hüfen animieren. «Kicked To The Curb» ist ebenfalls ziemlich zackig unterwegs. Haben sich die Murphys etwas die besten Songs für den Schluss aufgehoben? Wir werden es herausfinden. Vorerst weiss aber auch dieser Track zu überzeugen.
«You’ll Never Walk Alone» ist die Fussball-Hymne schlechthin. Wer schon einmal ein Spiel des FC Liverpool in England an der heimischen Anfield Road erlebt hat, kann sich das hervorragend vorstellen. Aus tausenden Kehlen ertönt der Gesang beim Einmarsch der Heimmannschaft. Aber «aua!». Die Murphys ruinieren diese Nummer ja mal so richtig. Ein richtiger Schuss in den Ofen. Für einmal ist das hohe Tempo total unangebracht. Nein, dieser Cover-Versuch ist total missglückt.
Mit 04:48 Minuten folgt anschliessend der längste Track des Albums. «4-15-13» ist zugleich auch der emotionalste Song der Bandgeschichte. Es handelt sich hierbei um eine Hommage an die Opfer des Bostoner Marathons, der 2013 durch einen Sprengstoffanschlag überschattet wurde. Ein bärenstarker Song mit zahlreichen Hühnerhaut-Momenten, wow!
Al und Co. verabschieden sich am Ende des Albums mit dem Song «We’ll Meet Again». Solide und irgendwie auch passend gewählt als «Rausschmeisser». Trotzdem haut mich auch dieser Song nicht wirklich vom Hocker.
FAZIT
Nicht gerade das beste Album der Dropkick Murphys. Zu wenig temporeiche Songs und Lichtblicke treten nur spärlich auf. Fans der Bostoner Boys können natürlich trotzdem zugreifen. Es sind einige, typische Murphys-Elemente mit dabei. Leider jedoch nicht konstant und oftmals nur in gewissen Teilen der Songs. Deswegen liegt definitiv kein höheres Rating drin. Allenfalls kommen die elf Songs aber nur auf der Platte so schleppend daher. Die Band verfügt nämlich über sackstarke Live-Qualitäten, von denen ich mich schon diverse Male überzeugen konnte. Ein Murphys Konzert kann ich jederzeit empfehlen. Eine schweisstreibende Party ist eigentlich jedes Mal garantiert. Allenfalls kommen die neuen Tracks live ein wenig besser rüber.
Ab Release reinhören und portofrei bestellenTrackliste DROPKICK MURPHYS – 11 Short Stories Of Pain & Glory
- The Lonesome Boatman
- Rebels With A Cause
- Blood
- Sandlot
- First Class Loser
- Paying My Way
- I Had A Hat
- Kicked To The Curb
- You’ll Never Walk Alone
- 4-15-13
- We’ll Meet Again
Line-up Dropkick Murphys
- Al Barr (Gesang)
- Ken Casey (Gesang, Bass)
- James Lynch (Gitarre)
- Matt Kelly (Drums)
- Tim Brenan (Gitarre, Akkordeon)
- Jeff DaRosa (Mandoline, Tin Whistle, Banjo, Akustik-Gitarre)