Hammermässiges Weekend im Metaltempel Z7
HammerFall gehören zweifellos zu den Schwergewichten im Power Metal. Für ihre grosse Europatour haben sich die Schweden die aufstrebenden Gloryhammer ins Boot geholt – eine passendere Kombination ist kaum mehr möglich. Vervollständigt wird das Billing von den jungen Lancer, Landsmänner der Headliner.
Seit Jahren spielen HammerFall im Z7 immer zwei Shows. Denn einmal den Laden füllen reicht längst nicht mehr! Auch 2017 ist das wiederum so – und somit ist es kein Wunder, wenn das Z7 die Location ist, in der die Schweden am häufigsten gespielt haben. Die beiden Konzerte sind die Auftritte Nummer 16 und 17 in Pratteln! Meine Wenigkeit dürfte bei mindestens einem Dutzend davon auch dabei gewesen sein… Die Show am Samstag ist längstens ausverkauft und auch am Sonntag sind deutlich mehr als 1’000 Leute da. Die Vorzeichen stimmen!
Samstag, 21. Januar 2017
Lancer
Für junge, unbekannte Bands ist es immer eine schwierige Aufgabe, als Opener für zwei Schwergewichte zu agieren. Umgekehrt gibt es natürlich die Gelegenheit, sich einem grösseren resp. grossen Publikum zu zeigen. Dies gilt also auch für Lancer. Die jungen Schweden haben allerdings seit 2013 bereits drei Longplayer veröffentlicht. Der Fünfer entert die Bühne mit einem klassischen 80er Outfit (weisse Turnschuhe, enge Jeans, Lederjacke…) und legt los wie die Feuerwehr. High Speed Power Metal ist angesagt, Sänger Isak Stenvall erinnert mich immer mal wieder an Steelwing, auch die Musik ist da recht ähnlich. Allerdings ist die Stimme resp. der Gesang dann stellenweise doch sehr extrem, High Pitch in allen Ehren… Lancer sind jetzt zwar nicht DIE Offenbarung, aber insgesamt ein durchaus akzeptabler Opener, der die Betriesbtemperatur des Publikums doch etwas in die Höhe schrauben kann. Dennoch: das Volk wartet auf hammermässigen Sound…
Gloryhammer
Ein ausverkauftes Z7 ist eigentlich immer eine eher lästige Angelegenheit. Mir ist das einfach ZU voll dann, aber was kann man denn anderes erwarten? Als das Licht ausgeht für Gloryhammer klebe ich an vorderster Front – jetzt beginnt eine 45-minütige Party! Es ist sehr beeindruckend, was die Briten mit Schweizer Sänger erreicht haben in den letzten Jahren. Zwei bärenstarke Alben, ein glasklares Fantasy Konzept und eine immer grösser werdende Fanbase. Diese Tour mit den Label-Kollegen von HammerFall wird das nochmals steigern, keine Frage. Denn neben mir hat’s tatsächlich Leute, die noch nie etwas von Gloryhammer gehört haben…
„Rise Of The Chaos Wizards“ ist der Opener und Thomas Winkler resp. Angus McFife singt in „Rüstung“ und mit galaktischer Sonnenbrille – die Fans feiern bereits. Gloryhammer spielen ein prima Set mit allem, was der Fan so wünscht. „Angus McFife“ ist dabei, bei „Legend Of The Astral Hammer“ wird der galaktische Hammer ausgepackt, das Universum wird abgefackelt („Universe On Fire“ tönt live einfach um Welten besser als auf Konserve!) und dem König von Kalifornien wird mit „The Hollywood Hootsman“ gehuldigt. Das ist einfach perfekt durchgezogen und macht unheimlich Spass! Und nebenbei zeigt sich Winkler stimmlich in absoluter Topform, so stark hab ich ihn kaum je erlebt!
Der Humor kommt bei Gloryhammer natürlich nicht zu kurz. Einem Fan, genannt „Fritzli“ (weil in der Schweiz ALLE Fritzli heissen, sogar die Grossmutter von Angus McFife…!) wird aufgetragen, galaktische Getränke für die galaktischen Krieger resp. den Hootsman zu besorgen – oder irgendwas in der Art. Jedenfalls macht sich Fritzli auf zur Bar und kommt als Crowdsurfer mit vier Dosen Feldwasser zurück! Ein Security will ihn daraufhin grad aus dem Graben befördern, doch zum Glück wird das Missverständnis noch aufgeklärt und der Hootsman (auch bekannt als Bassist James Cartwright) kriegt noch etwas anderes als das billigste Bier zu trinken. Allerdings kämpft er dann doch damit, die ganze Dose in einem Zug zu leeren…
„The Unicorn Invasion Of Dundee“ beendet eine furiose Show, Gloryhammer werden vom Publikum gefeiert, was das Zeug hält. Ganz stark – und nach einer solchen Performance müsste sich eigentlich manch ein Headliner Sorgen machen! Auch HammerFall? Wäre ja hammermässig…
HammerFall
Alleine das Bühnenbild zeigt jedoch sofort, wer im Z7 der wahre Chef im Ring ist! HammerFall profitieren von der grossartigen Stimmung, die Gloryhammer aufgebaut haben. Und mit „Hector’s Hymn“ liefern die Schweden gleich auch den perfekten Opener, welcher nahtlos in den Klassiker „Riders Of The Storm“ übergeht. Keine Frage – die Fans fressen der Band sofort aus der Hand!
Mit einer unglaublichen Spielfreude gehen Oscar Dronjak, Joacim Cans, Pontus Norgren, Fredrik Larsson und der erst kurz vor der Tour dazu gestossene neue Mann am Schlagzeug, Johan Koleberg, zu Werke. Die Jungs sind hungrig, auch 20 Jahre nach dem Start, das spürt man zu jeder Sekunde.
Abgesehen vom imposanten Backdrop und dem coolen Bühnenaufbau verzichten HammerFall praktisch komplett auf irgendwelchen Schnickschnack. Die Musik zählt und mit dem Backkatalog, den die Band hat, lässt sich problemlos eine grossartige Setlist kreieren. Highlights gibt’s im Multipack: „Blood Bound“ ist einfach geil, „Any Means Necessary“ ist wieder einer der Songs, der live einfach mehr Spass macht als die Studioversion, mit „Bring It!“, „Dethrone And Defy“ und „Built To Last“ ist das neue Album vertreten. „Renegade“ räumt ab, genauso wie das fantastische „Last Man Standing“.
Mittlerweile stehe ich wieder fast zuvorderst, und mein Bierkonsum steigt parallel zu meiner Euphorie. In der Tat – it’s HAMMER TIME! Die Fans singen jede Textzeile lauthals mit, die Protagonisten auf der Bühne haben sichtlich den Plausch, Joacim beschränkt seine Ansagen auf ein Minimum – und kriegt dann bei einem instrumentalen Medley, genannt „Medley To The Brave“, eine Verschnaufpause. Dieses Medley besteht aus mehreren Songs vom Debut Album „Glory To The Brave“, welches ja dieses Jahr eben Jubiläum feiert. Dies als Alternative, da man ja nicht einfach das komplette Album spielen kann…
Der Titeltrack „Glory To The Brave“ ist das nächste Highlight, zweifellos einer der besten Songs seiner Art. Und die Fans singen und singen und singen…
Etwas peinlich für mich (das Bier ist schuld..!): HammerFall spielen das saugeile „Origins“, welches ich ebenfalls lauthals mitsinge – aber nicht kapiere, dass es „Origins“ ist. Ääähm…. „Punish And Enslave“ beendet derweil den regulären Teil des Konzerts. Und ich bin bereits fix und foxi… Als erste Zugabe gibt’s „Hammer High“, der vierte Song vom aktuellen Output „Built To Last“, das nächste Highlight. Eigentlich wäre jetzt die Zeit für „Heeding The Call“ gekommen, doch leider – und dies ist wirklich der einzige Kritikpunkt – spielen HammerFall „nur“ „Bushido“, bevor „Hearts On Fire“ standesgemäss die Show fulminant nach 100 Minuten beendet.
Nun ja – wir hatten das schon zuvor: über die Setlist kann man immer streiten. Aber das wäre nun wirklich nicht fair, denn HammerFall haben hier ein wirklich ausgewogenes Programm zusammengestellt, welches eigentlich jeden Fan zufriedenstellen kann resp. muss.
Fotos vom Samstag (pam)
Sonntag, 22. Januar 2017
Eine Doppelshow kann zwei Dinge bedeuten: entweder alles wiederholt sich oder es gibt Änderungen welcher Art auch immer. (Welch eine Weisheit…) In diesem Fall trifft ersteres zu. Allzu viele Unterschiede gibt es nicht, bei allen drei Bands.
Lancer sind musikalisch wirklich ok, aber die Stimme… heute irgendwie noch extremer. Schade eigentlich!
Gloryhammer spielen den gleichen Set, der Astral Hammer bricht, Thomas spricht einige wenige Worte auf Schweizerdeutsch und strahlt sonst NOCH mehr als am Vortag, der Hootsman mag kein Bier mehr (Hangover…?) und trinkt sogar Wasser – und die Band räumt erneut auf voller Länge gnadenlos ab. Auch ein neuer Fritzli wird gesucht, gefunden und zum crowdsurfen zur Bar und zurück überzeugt. Welche Beliebtheit die Jungs mittlerweile haben, zeigt sich nach dem Konzertende, als Thomas und Co für eine stattliche Anzahl Fans für Pics posen und CD’s unterschreiben…
Auch HammerFall verzichten (leider) auf irgendwelche Änderungen in der Setlist. Die Schweden haben dennoch enorm Spass, alle fünf kriegen ihr Lachen kaum aus dem Gesicht. Joacim macht heute etwas längere Ansagen und erklärt, dass sein Englisch so mies ist, dass er immer Wörter wie „Shit“, „Fuck“ oder „Hell“ braucht, damit es cool klingt…! Bei der Ansage zu „Let The Fuckin‘ Hammer FALL“ wird das Publikum dafür auch richtig laut, 112db zeigt die ominöse Anzeige an!
Heute erkenne ich auch „Origins“, dank dem (und dank der ersten Zugabe „Hammer High“) ist meine Stimme nun endgültig weg, futsch, für die Tonne. Einfach nur geil! Wie gesagt: bei einer solchen Doppelshow wäre es schon nett, wenn die Band zwei, drei Songs auswechseln würde, Material gäbe es genug („Templars Of Steel“! „Legacy Of Kings“! „New Breed!“ „Secrets!“ „Heeding The Call“…!). Doch schlussendlich machen die Schweden halt trotzdem alles irgendwie richtig! Hammer High until I die!
Fanzit
Mit Lancer eine junge, hungrige Band als Opener. Mit Gloryhammer ein grossartiger Supporting Act, welcher in absehbarer Zeit alleine das Z7 ausverkaufen wird. Und alles überstrahlend HammerFall, die sich in einer bestechenden Form präsentieren und auf äusserst eindrückliche Art zeigen, dass sie in diesem Genre kaum irgendjemand fürchten müssen. Jetzt fehlt nur noch die Ankündigung, dass sie am Bang Your Head!!! den Headliner machen…. Kurz gesagt: zwei hammermässiger Abende mit hammermässigen Bands. Glory Hammer High!
Setliste Gloryhammer
- Infernus Ad Astra (Intro)
- Rise Of The Chaos Wizards
- Legend Of The Astral Hammer
- Hail To Crail
- Questlord Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!
- The Hollywood Hootsman
- Angus McFife
- Universe On Fire
- The Unicorn Invasion Of Dundee
- The National Anthem Of Unst (Outro)
Setliste Hammerfall
- Hector’s Hymn
- Riders Of The Storm
- Bring It!
- Blood Bound
- Any Means Necessary
- Renegade
- Dethrone And Defy
- Crimson Thunder
- Last Man Standing
- Let The Hammer Fall
- Built To Last
- Medley To The Brave (Stone Cold / Steel Meets Steel / Unchained / Hammerfall / The Metal Age / The Dragon Lies Bleeding)
- Glory To The Brave
- Origins
- Punish And Enslave
- Hammer High*
- Bushido*
- Hearts On Fire*
*Zugaben